Das Herzstück jedes Computers ist seine Speicherung – dort, wo Ihr Betriebssystem, Ihre Programme und all Ihre wichtigen Daten zu Hause sind. Umso frustrierender ist es, wenn Sie ein neues System einrichten oder Windows neu installieren möchten und plötzlich vor einer Fehlermeldung stehen, die besagt: „Windows konnte keine geeigneten Speichertreiber finden“ oder „Es wurden keine Laufwerke gefunden“. Ein wahrer Albtraum, der die Installation stoppt, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.
Wenn Sie mit diesem Problem konfrontiert sind, sind Sie nicht allein. Es ist ein häufiges Szenario, insbesondere bei neuerer Hardware, bestimmten Konfigurationen oder älteren Installationsmedien. Aber keine Sorge! Dieser umfassende Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch die Ursachen und die effektivsten Lösungen, damit Sie Ihr System erfolgreich zum Laufen bringen. Machen Sie sich bereit, die Kontrolle zurückzugewinnen!
### Ursachenforschung: Warum werden keine Speichertreiber gefunden?
Bevor wir zur Lösung kommen, ist es wichtig zu verstehen, warum dieser Fehler überhaupt auftritt. Die Installation von Windows benötigt spezifische Treiber, um mit der Speicherhardware (z. B. einer Festplatte oder SSD) Ihres Computers kommunizieren zu können. Wenn diese Treiber fehlen oder inkompatibel sind, kann Windows Ihre Speichergeräte schlichtweg nicht erkennen.
Die häufigsten Gründe sind:
1. **Fehlende oder veraltete Treiber im Installationsmedium:** Dies ist der Klassiker. Ihr Windows-Installationsmedium (USB-Stick oder DVD) enthält nicht die notwendigen Treiber für Ihren spezifischen Speichercontroller. Dies betrifft oft neuere Technologien wie NVMe-SSDs, insbesondere wenn Sie versuchen, Windows 7 oder 8 auf moderner Hardware zu installieren, aber auch bei Windows 10/11 mit sehr neuen Mainboards kann es vorkommen.
2. **BIOS/UEFI-Einstellungen:** Die Firmware Ihres Mainboards (BIOS oder UEFI) spielt eine entscheidende Rolle bei der Erkennung von Hardware. Falsche Einstellungen können dazu führen, dass Ihre Speichergeräte nicht korrekt erkannt werden:
* **SATA-Modus (AHCI vs. RAID):** Wenn Ihr SATA-Controller im BIOS/UEFI auf RAID eingestellt ist, aber Sie keine RAID-Konfiguration verwenden oder die entsprechenden Treiber nicht geladen sind, kann es zu Problemen kommen. Für die meisten Einzel-SSDs oder HDDs ist der AHCI-Modus die korrekte Einstellung.
* **Intel Volume Management Device (VMD) / Intel Rapid Storage Technology (IRST):** Bei neueren Intel-Plattformen (z. B. Prozessoren der 11. Generation und neuer) ist die VMD-Technologie standardmäßig aktiviert. Diese erfordert spezielle IRST-Treiber, damit Windows Ihre NVMe-SSDs erkennt. Viele Windows-Installationsmedien enthalten diese Treiber nicht standardmäßig.
* **Legacy-Modus / CSM (Compatibility Support Module):** Manchmal kann die Aktivierung des CSM-Modus oder die Deaktivierung von Secure Boot in seltenen Fällen hilfreich sein, um Kompatibilitätsprobleme zu umgehen, obwohl dies seltener direkt mit Speichertreibern zusammenhängt.
3. **Beschädigtes Installationsmedium:** Obwohl seltener, kann ein fehlerhaft erstellter oder beschädigter USB-Stick/DVD ebenfalls zu unvorhersehbaren Problemen führen, einschließlich der Nichterkennung von Hardware.
4. **Hardwareprobleme:** In seltenen Fällen können auch defekte Kabel, ein fehlerhafter SATA-Port oder sogar eine defekte Festplatte/SSD selbst die Ursache sein. Dies sollte jedoch die letzte Option bei der Fehlersuche sein.
### Schritt-für-Schritt-Anleitung: So beheben Sie das Problem
Jetzt, da wir die potenziellen Übeltäter kennen, gehen wir die Lösungen systematisch durch.
#### 1. Vorbereitung ist alles: Informationen sammeln und Treiber beschaffen
Bevor Sie Änderungen vornehmen, ist eine gute Vorbereitung die halbe Miete.
* **Identifizieren Sie Ihre Hardware:**
* **Mainboard-Modell:** Notieren Sie sich das genaue Modell Ihres Mainboards (z. B. ASUS ROG Strix Z690-F Gaming WiFi). Diese Information finden Sie in der Regel auf der Verpackung, der Rechnung oder auf dem Mainboard selbst.
* **Speichergerät:** Kennen Sie den Typ und das Modell Ihrer Festplatte oder SSD (z. B. Samsung 980 Pro NVMe SSD).
* **Beschaffen Sie die Treiber:**
* Gehen Sie auf die offizielle Support-Website Ihres Mainboard-Herstellers.
* Suchen Sie nach dem genauen Modell Ihres Mainboards.
* Im Bereich „Treiber & Dienstprogramme” oder „Support” finden Sie in der Regel einen Abschnitt für „SATA”, „RAID”, „Chipsatz” oder „Storage”.
* Suchen Sie nach den neuesten Speichertreibern. Für Intel-Plattformen sind dies oft die „Intel Rapid Storage Technology (IRST) Driver” oder „Intel VMD Driver”. Für AMD-Plattformen kann es sich um „AMD RAID Drivers” handeln.
* **Wichtiger Hinweis:** Laden Sie *nicht* die ausführbare .exe-Datei herunter, wenn Sie die Treiber während der Windows-Installation laden möchten. Sie benötigen die entpackten Treiberdateien, typischerweise mit Endungen wie `.inf`, `.sys` und `.cat`. Manchmal müssen Sie eine heruntergeladene .zip- oder .exe-Datei entpacken, um an diese Dateien zu gelangen.
* **Zweites USB-Laufwerk:** Kopieren Sie diese entpackten Treiberdateien auf einen *zweiten* leeren USB-Stick. Stellen Sie sicher, dass sich die Treiberdateien in einem leicht zugänglichen Ordner auf diesem USB-Stick befinden (z. B. direkt im Stammverzeichnis oder in einem klar benannten Unterordner wie „IRST_Treiber”).
#### 2. BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen und anpassen
Dies ist oft der kritischste Schritt, besonders bei neuerer Hardware.
* **Ins BIOS/UEFI gelangen:** Starten Sie Ihren Computer neu und drücken Sie wiederholt die Taste für das BIOS/UEFI-Setup (oft `Entf`, `F2`, `F10` oder `F12`, abhängig vom Hersteller), unmittelbar nachdem Sie den Einschaltknopf gedrückt haben.
* **SATA-Modus anpassen:**
* Suchen Sie nach Einstellungen wie „SATA Mode Selection”, „SATA Configuration” oder „Storage Configuration”.
* Stellen Sie sicher, dass der Modus auf **AHCI** eingestellt ist, es sei denn, Sie planen eine RAID-Konfiguration und haben die entsprechenden Treiber bereit. Speichern Sie die Änderungen und versuchen Sie die Installation erneut.
* **Intel VMD (Volume Management Device) / IRST deaktivieren oder vorbereiten:**
* Dies ist *der* entscheidende Punkt für viele moderne Intel-Systeme.
* Suchen Sie im BIOS/UEFI nach Einstellungen wie „Intel Rapid Storage Technology”, „VMD controller”, „Storage VMD”, „IRST Premium” oder „Intel RST VMD Controller”. Diese finden sich oft unter „Advanced”, „Storage Configuration” oder „SATA Configuration”.
* **Option A (empfohlen für die meisten Nutzer ohne RAID):** Deaktivieren Sie den „Intel VMD Controller” oder „Intel RST VMD”. Das System sollte dann die NVMe-SSDs direkt im AHCI-Modus erkennen können, ohne dass zusätzliche Treiber geladen werden müssen. **Wichtig:** Nach der Deaktivierung des VMD-Controllers kann es sein, dass Sie Windows auf einer bereits vorhandenen Installation nicht mehr starten können, wenn diese *mit* VMD installiert wurde. Für eine Neuinstallation ist dies jedoch meist die einfachste Lösung.
* **Option B (wenn VMD aktiviert bleiben soll oder muss, z.B. für RAID):** Stellen Sie sicher, dass der VMD-Controller aktiviert ist. Dann müssen Sie die IRST-Treiber, die Sie zuvor auf den USB-Stick kopiert haben, während der Windows-Installation manuell laden (siehe nächster Schritt).
* **Secure Boot / CSM:** In seltenen Fällen können diese Einstellungen Kompatibilitätsprobleme verursachen. Versuchen Sie, Secure Boot vorübergehend zu deaktivieren und CSM (Compatibility Support Module) zu aktivieren, falls der Fehler weiterhin besteht, und prüfen Sie, ob dies hilft. Denken Sie daran, diese Einstellungen nach erfolgreicher Installation wieder auf die gewünschten Werte zurückzusetzen.
* **Einstellungen speichern und neu starten:** Speichern Sie alle vorgenommenen Änderungen im BIOS/UEFI („Save & Exit”) und starten Sie den Computer mit Ihrem Windows-Installationsmedium neu.
#### 3. Treiber während der Windows-Installation manuell laden
Wenn die Anpassung der BIOS/UEFI-Einstellungen nicht ausreicht oder Sie den VMD-Controller aktiviert lassen müssen, müssen Sie die Treiber während des Installationsprozesses manuell hinzufügen.
* **Starten Sie die Windows-Installation:** Booten Sie von Ihrem Windows-Installationsmedium.
* **Navigieren Sie zum Laufwerk-Auswahlbildschirm:** Folgen Sie den Anweisungen bis zu dem Punkt, an dem Windows Sie fragt, wohin Sie Windows installieren möchten, und Ihnen eine Liste der erkannten Laufwerke anzeigt (oder eben nicht anzeigt).
* **Klicken Sie auf „Treiber laden” (Load Driver):** Unten links oder rechts auf diesem Bildschirm finden Sie eine Schaltfläche mit der Aufschrift „Treiber laden” oder „Load Driver”. Klicken Sie darauf.
* **Wählen Sie „Durchsuchen” (Browse):** Nun werden Sie aufgefordert, den Speicherort der Treiber anzugeben. Stecken Sie Ihren zweiten USB-Stick mit den Treibern ein (falls noch nicht geschehen).
* **Navigieren Sie zu den Treibern:** Wählen Sie auf dem USB-Stick den Ordner aus, in dem sich die entpackten `.inf`-Dateien des Speichertreibers (z. B. IRST-Treiber) befinden. Klicken Sie auf „OK”.
* **Treiber auswählen und installieren:** Das Installationsprogramm sollte nun die verfügbaren Treiber anzeigen. Wählen Sie den richtigen Treiber für Ihren Speichercontroller aus (oft gibt es mehrere Optionen; wählen Sie den, der zu Ihrem System passt, z. B. „Intel RST VMD Controller” oder „Intel SATA AHCI Controller”). Klicken Sie auf „Weiter” oder „Installieren”.
* **Laufwerke sollten erscheinen:** Sobald der Treiber erfolgreich geladen wurde, sollte die Liste der Laufwerke aktualisiert werden und Ihre Festplatten/SSDs sollten nun sichtbar sein. Sie können nun mit der Installation von Windows fortfahren.
#### 4. Installationsmedium aktualisieren
Manchmal ist das Problem, dass Ihr Windows-Installationsmedium einfach zu alt ist und keine der neuesten Treiber enthält.
* **Microsoft Media Creation Tool:** Die einfachste und effektivste Methode ist die Verwendung des offiziellen Microsoft Media Creation Tools. Laden Sie es von der Microsoft-Website herunter und erstellen Sie damit einen neuen Windows-Installations-USB-Stick. Dieses Tool lädt immer die neueste Version von Windows 10 oder 11 herunter und enthält in der Regel die aktuellsten generischen Treiber, was das Problem oft schon löst.
* **Treiber in ISO integrieren (fortgeschritten):** Für sehr spezifische Fälle oder wenn Sie ein angepasstes Installationsmedium benötigen, können Sie Tools wie NTLite verwenden, um Treiber direkt in die Windows-Installations-ISO-Datei zu integrieren. Dies ist jedoch ein komplexerer Prozess und für die meisten Benutzer nicht notwendig.
#### 5. Weitere Lösungsansätze und Fehlersuche
Wenn alles andere fehlschlägt, gibt es noch ein paar Dinge, die Sie ausprobieren können:
* **USB-Port-Probleme:** Versuchen Sie einen anderen USB-Port für Ihr Installationsmedium oder den Treiber-USB-Stick. Manchmal funktionieren USB 2.0-Ports besser als USB 3.0-Ports, wenn die entsprechenden USB 3.0-Treiber am Anfang der Installation noch nicht geladen sind.
* **Hardware-Check:**
* Überprüfen Sie alle Kabelverbindungen Ihrer Festplatte/SSD. Ziehen Sie sie ab und stecken Sie sie wieder fest ein.
* Versuchen Sie einen anderen SATA-Port auf dem Mainboard, falls zutreffend.
* Wenn Sie mehrere Speichergeräte haben, versuchen Sie, nur das Gerät anzuschließen, auf dem Sie Windows installieren möchten.
* Testen Sie das Speichergerät in einem anderen Computer, um auszuschließen, dass es defekt ist.
* **BIOS/UEFI-Update:** Als letzte Instanz und mit Vorsicht: Ein Update des BIOS/UEFI auf die neueste Version kann Kompatibilitätsprobleme beheben, da Hersteller oft neue Treiber und Hardware-Unterstützung integrieren. **Achtung:** Ein BIOS-Update ist ein risikoreicher Prozess; stellen Sie sicher, dass Sie die Anweisungen des Herstellers genau befolgen.
### Vorbeugen für die Zukunft
Um solche Frustrationen in Zukunft zu vermeiden:
* **Immer das neueste Installationsmedium verwenden:** Erstellen Sie Ihr Windows-Installationsmedium immer mit dem neuesten Microsoft Media Creation Tool.
* **Treiber parat haben:** Halten Sie die aktuellen Speichertreiber Ihres Mainboard-Herstellers stets griffbereit auf einem separaten USB-Stick.
* **Dokumentation lesen:** Werfen Sie einen Blick in das Handbuch Ihres Mainboards, insbesondere wenn Sie eine neue Konfiguration verwenden.
### Fazit
Die Fehlermeldung „Installation fehlgeschlagen, weil keine Speichertreiber gefunden wurden“ mag auf den ersten Blick entmutigend wirken. Doch wie dieser Leitfaden zeigt, ist die Ursache meist ein fehlender Treiber oder eine fehlerhafte BIOS/UEFI-Einstellung, die sich mit den richtigen Schritten beheben lässt. Geduld und eine systematische Herangehensweise sind hier Ihre besten Verbündeten.
Mit den bereitgestellten Anleitungen sollten Sie in der Lage sein, Ihre Speichergeräte erfolgreich zu erkennen und Ihre Windows-Installation ohne weitere Hürden abzuschließen. Viel Erfolg dabei, Ihr System zum Laufen zu bringen!