Viele von uns schätzen die Leistungsfähigkeit und die umfangreichen Funktionen ihrer Asus-Router – sei es für schnelles Gaming, zuverlässiges WLAN oder erweiterte Netzwerkoptionen. Doch wenn es um Telefonie geht, insbesondere mit Festnetz- oder VoIP-Anschlüssen, stößt man schnell an Grenzen. Hier kommt die bewährte Fritzbox von AVM ins Spiel, die mit ihrer überragenden Telefonie-Integration punktet: DECT-Basis, Anrufbeantworter, Fax-Funktion und die Möglichkeit, analoge oder ISDN-Geräte anzuschließen. Die gute Nachricht: Sie müssen sich nicht zwischen den Welten entscheiden! Es ist absolut möglich, die Telefonie-Stärken Ihrer Fritzbox zu nutzen, selbst wenn ein Asus-Router das Kommando über Ihr Heimnetzwerk führt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Fritzbox erfolgreich als IP-Client hinter einem Asus-Router betreiben, um weiterhin bequem und zuverlässig zu telefonieren.
Warum dieser Ansatz? Die Vorteile der Kombination
Die Idee, eine Fritzbox als reinen Telefonie-Server hinter einem Asus-Router zu betreiben, mag auf den ersten Blick komplex erscheinen. Doch die Vorteile sind vielfältig und überzeugend:
- Optimale Nutzung der Hardware: Ihr Asus-Router kann sich voll auf seine Stärken konzentrieren: Netzwerk-Routing, WLAN-Performance und erweiterte Sicherheitsfunktionen. Die Fritzbox übernimmt die spezialisierten Aufgaben der Sprachkommunikation.
- Umfassende Telefonie-Funktionen: Kaum ein anderer Router bietet eine derart ausgereifte und benutzerfreundliche Telefonie-Integration wie die Fritzbox. Mit DECT-Basis für schnurlose Telefone, integriertem Anrufbeantworter, Fax-Funktion, Unterstützung für analoge Endgeräte (FON1/FON2) und teils sogar ISDN (S0-Bus) bleiben keine Wünsche offen.
- Spezialfunktionen: Viele AVM-Router bieten auch Smart Home-Funktionen, Medien-Server oder VPN-Möglichkeiten, die Sie im IP-Client-Modus weiterhin nutzen können, ohne dass der Asus-Router diese doppelt anbieten müsste.
- Flexibilität bei Providern: Egal, ob Sie einen reinen VoIP-Anschluss haben oder noch einen klassischen Festnetzanschluss nutzen – die Fritzbox ist für alle Szenarien gerüstet und lässt sich mit den Zugangsdaten Ihres Telefonie-Anbieters konfigurieren.
Grundlagen verstehen: Router-Kaskadierung und IP-Client-Modus
Bevor wir in die Details gehen, ist es wichtig, das zugrunde liegende Konzept zu verstehen. Bei der Kaskadierung (Hintereinanderschaltung) von Routern gibt es grundsätzlich zwei Hauptmodi:
- Router-Modus: Beide Geräte agieren als Router, bilden separate Netzwerke und können zu Problemen wie doppeltem NAT (Network Address Translation) führen. Diesen Modus wollen wir *nicht*.
- IP-Client-Modus (oder Bridge-Modus/Access Point-Modus): Hierbei schaltet sich das zweite Gerät (unsere Fritzbox) in das Netzwerk des ersten Geräts (unseres Asus-Routers) ein und empfängt eine IP-Adresse von dessen DHCP-Server. Die Fritzbox agiert dann nicht mehr als eigener Router, sondern als ein einfaches Netzwerkgerät (ein „Client“) im Netzwerk des Asus-Routers. Sie stellt weiterhin ihre internen Dienste (wie DECT-Basis, Telefonie-Registrar) zur Verfügung, leitet aber den gesamten Internetverkehr an den Asus-Router weiter. Dies ist der Modus, den wir für unser Vorhaben benötigen.
Im IP-Client-Modus erhält die Fritzbox eine lokale IP-Adresse vom Asus-Router. Alle Anfragen an das Internet, auch die für die SIP-Telefonie, werden vom Asus-Router verwaltet. Dies ist entscheidend für eine reibungslose Funktion.
Vorbereitung: Was Sie brauchen
Bevor wir mit der Konfiguration beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie alles Notwendige zur Hand haben:
- Ihre Fritzbox: Beliebiges Modell mit Telefoniefunktion (z.B. FRITZ!Box 7590, 7490, 6591 Cable etc.). Achten Sie darauf, dass die Firmware auf dem neuesten Stand ist.
- Ihr Asus-Router: Ebenfalls mit aktueller Firmware. Halten Sie die Zugangsdaten für die Weboberfläche bereit.
- Ethernet-Kabel: Mindestens ein Kabel zur Verbindung der beiden Router.
- Zugangsdaten für Ihren Telefonie-Anbieter: SIP-Registrar, Proxy-Server, Benutzername, Passwort, Rufnummer(n). Diese erhalten Sie von Ihrem Internet- bzw. Telefonie-Provider.
- Einen PC/Laptop: Für die Konfiguration der beiden Geräte.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Die Herausforderung meistern
Jetzt geht es ans Eingemachte! Folgen Sie diesen Schritten sorgfältig, um Ihre Fritzbox erfolgreich als IP-Client für die Telefonie einzurichten.
1. Fritzbox vorbereiten: Werkseinstellungen und Firmware-Update
Ein sauberer Start ist die halbe Miete. Verbinden Sie Ihre Fritzbox *zunächst nicht* mit dem Asus-Router.
- Werkseinstellungen laden: Dies stellen Sie sicher, dass keine alten Konfigurationen Konflikte verursachen. Gehen Sie auf die Benutzeroberfläche Ihrer Fritzbox (meist
http://fritz.box), navigieren Sie zu „System” > „Sicherung” > „Werkseinstellungen” und klicken Sie auf „Werkseinstellungen laden”. - Firmware-Update: Stellen Sie nach dem Neustart und der Ersteingabe des Fritzbox-Kennworts sicher, dass die Firmware Ihrer Fritzbox auf dem neuesten Stand ist. „System” > „Update” > „Neues FRITZ!OS suchen”.
2. Asus-Router konfigurieren: DHCP-Reservierung und SIP-ALG
Dieser Schritt ist entscheidend, um der Fritzbox eine stabile Basis in Ihrem Netzwerk zu geben und potenzielle Probleme mit der SIP-Telefonie zu vermeiden.
- Zugriff auf die Asus-Weboberfläche: Verbinden Sie Ihren PC/Laptop direkt mit dem Asus-Router und öffnen Sie die Weboberfläche (meist
http://router.asus.comoderhttp://192.168.1.1). - DHCP-Reservierung für die Fritzbox: Es ist ratsam, der Fritzbox eine feste IP-Adresse zuzuweisen, damit sie immer unter derselben Adresse erreichbar ist.
- Gehen Sie zu „LAN” > „DHCP-Server”.
- Scrollen Sie zu „Manuelle Zuweisung von IP-Adresse”.
- Suchen Sie die MAC-Adresse Ihrer Fritzbox (finden Sie auf dem Aufkleber der Fritzbox oder in den Systemeinstellungen der Fritzbox unter „Netzwerk”).
- Weisen Sie der Fritzbox eine freie IP-Adresse aus Ihrem Netzwerkbereich zu (z.B.
192.168.1.10). Speichern Sie die Einstellung.
- SIP ALG deaktivieren (SEHR WICHTIG!): SIP Application Layer Gateway (SIP ALG) soll eigentlich bei der SIP-Telefonie hinter NAT helfen, verursacht aber oft mehr Probleme, als es löst. Deaktivieren Sie es unbedingt!
- Navigieren Sie zu „WAN” > „NAT Passthrough”.
- Suchen Sie die Option „SIP Passthrough” oder „SIP ALG” und stellen Sie diese auf „Deaktivieren” oder „Disable”. Speichern Sie die Einstellung.
- (Optional) Port-Weiterleitung für SIP: In den meisten Fällen ist dies dank deaktiviertem SIP ALG nicht nötig. Sollten Sie später jedoch Probleme mit der Registrierung der Rufnummern oder Einweg-Audio haben, kann eine Port-Weiterleitung hilfreich sein. Die Fritzbox verwendet standardmäßig UDP-Port 5060 für SIP und UDP-Ports im Bereich 7078-7109 für RTP (Audio-/Video-Streams).
- Gehen Sie zu „WAN” > „Virtueller Server / Port-Weiterleitung”.
- Fügen Sie Regeln für die IP-Adresse Ihrer Fritzbox hinzu:
- Dienstname: SIP (beliebig) | Portbereich: 5060 | Lokale IP-Adresse: Ihre Fritzbox-IP | Lokaler Port: 5060 | Protokoll: UDP
- Dienstname: RTP (beliebig) | Portbereich: 7078-7109 | Lokale IP-Adresse: Ihre Fritzbox-IP | Lokaler Port: 7078-7109 | Protokoll: UDP
3. Fritzbox als IP-Client einrichten
Nun verbinden wir die Fritzbox mit dem Asus-Router und stellen sie in den IP-Client-Modus.
- Fritzbox verbinden: Verbinden Sie den LAN1-Port Ihrer Fritzbox (nicht den WAN/DSL-Port!) mit einem beliebigen LAN-Port Ihres Asus-Routers.
- Zugriff auf die Fritzbox-Weboberfläche: Da die Fritzbox nun eine neue IP-Adresse vom Asus-Router erhalten hat (die Sie in Schritt 2 zugewiesen/reserviert haben), greifen Sie über diese Adresse zu (z.B.
http://192.168.1.10). - Betriebsart ändern:
- Navigieren Sie zu „Internet” > „Zugangsdaten” > „Internetanbieter”.
- Wählen Sie unten „Internetzugang über LAN” und darunter „Vorhandener Internetzugang mitbenutzen (IP-Client)”.
- Bei den „Verbindungseinstellungen”:
- „IP-Adresse automatisch über DHCP beziehen” ist meist die beste Wahl, wenn Sie in Schritt 2 eine DHCP-Reservierung auf dem Asus-Router vorgenommen haben.
- Alternativ können Sie „IP-Adresse manuell festlegen” wählen und die feste IP-Adresse, die Sie reserviert haben, zusammen mit der Subnetzmaske und dem Gateway (IP des Asus-Routers) eingeben.
- Stellen Sie sicher, dass „DNS-Server vom Internetanbieter zugewiesen” aktiviert ist.
- Klicken Sie auf „Übernehmen”. Die Fritzbox startet neu und befindet sich nun im IP-Client-Modus.
4. Telefonie in der Fritzbox einrichten
Jetzt, da die Fritzbox korrekt im Netzwerk eingebunden ist, können wir die Telefoniefunktion konfigurieren.
- Zugriff auf die Fritzbox-Weboberfläche: Melden Sie sich erneut an Ihrer Fritzbox unter ihrer neuen IP-Adresse an.
- Telefonie-Anbieter hinzufügen:
- Navigieren Sie zu „Telefonie” > „Eigene Rufnummern”.
- Klicken Sie auf „Neue Rufnummer”.
- Wählen Sie Ihren Telefonie-Anbieter aus der Liste aus oder wählen Sie „anderer Anbieter”, wenn Ihr Provider nicht gelistet ist.
- Geben Sie alle erforderlichen Daten ein, die Sie von Ihrem Provider erhalten haben: Rufnummer(n), Benutzername (meist Ihre Rufnummer), Passwort, Registrar, Proxy-Server und ggf. STUN-Server.
- Speichern Sie die Einstellungen. Die Fritzbox versucht nun, sich bei Ihrem Provider zu registrieren. Bei erfolgreicher Registrierung erscheint ein grüner Punkt neben der Rufnummer.
- (Optional) Weitere Rufnummern hinzufügen: Wiederholen Sie den Vorgang für alle weiteren Rufnummern, die Sie nutzen möchten.
5. Telefone und DECT-Geräte verbinden
Nachdem die Rufnummern erfolgreich registriert wurden, können Sie Ihre Endgeräte mit der Fritzbox verbinden.
- DECT-Telefone: Melden Sie Ihre schnurlosen Telefone wie gewohnt an der DECT-Basis Ihrer Fritzbox an (meist über die DECT-Taste an der Fritzbox und das Menü des Telefons).
- Analoge Telefone/Fax: Schließen Sie analoge Telefone oder Faxgeräte an die Ports „FON1” oder „FON2” an.
- ISDN-Geräte: Falls Ihre Fritzbox einen S0-Bus hat, können Sie ISDN-Telefone oder eine ISDN-Telefonanlage daran anschließen.
- Rufnummern zuweisen: Gehen Sie in der Fritzbox zu „Telefonie” > „Telefoniegeräte” und weisen Sie jedem Gerät die gewünschte(n) Rufnummer(n) für ankommende und abgehende Anrufe zu.
6. Testen und Fehlerbehebung
Führen Sie erste Tests durch, um die Funktion zu prüfen:
- Rufen Sie intern von einem angeschlossenen Telefon ein anderes an.
- Rufen Sie von einem externen Telefon Ihre neue Festnetznummer an.
- Rufen Sie von einem an der Fritzbox angeschlossenen Telefon eine externe Nummer an.
Fehlerbehebung und Best Practices
Sollten Probleme auftreten, gehen Sie diese Punkte systematisch durch:
- Rufnummern nicht registriert (roter Punkt):
- SIP ALG: Haben Sie SIP ALG auf dem Asus-Router deaktiviert? Dies ist die häufigste Ursache.
- Zugangsdaten: Überprüfen Sie Benutzername, Passwort, Registrar und Proxy-Server Ihres Telefonie-Anbieters auf Tippfehler.
- Port-Weiterleitung: Testen Sie, ob die manuelle Port-Weiterleitung (UDP 5060, 7078-7109) auf dem Asus-Router Abhilfe schafft.
- Fritzbox-Protokoll: Schauen Sie in den „System” > „Ereignisse” der Fritzbox nach Meldungen zur Telefonie.
- Einweg-Audio (Sie hören den Anrufer nicht oder umgekehrt):
- Dies deutet auf ein NAT-Problem hin. Überprüfen Sie erneut SIP ALG und die RTP-Port-Weiterleitungen.
- Manche Provider benötigen einen STUN-Server. Prüfen Sie, ob Sie diesen in den Telefonie-Einstellungen der Fritzbox korrekt hinterlegt haben.
- Sprachqualität schlecht/Abbrüche:
- Bandbreite: Stellen Sie sicher, dass Ihre Internetverbindung stabil ist und genügend Bandbreite für VoIP bietet.
- QoS (Quality of Service): Prüfen Sie, ob Ihr Asus-Router QoS-Einstellungen hat und ob VoIP-Verkehr dort priorisiert wird.
- Netzwerkkabel: Verwenden Sie ein intaktes Ethernet-Kabel.
- Fritzbox nicht erreichbar unter ihrer IP:
- Überprüfen Sie die DHCP-Reservierung und die zugewiesene IP-Adresse auf dem Asus-Router.
- Stellen Sie sicher, dass das Netzwerkkabel korrekt im LAN1-Port der Fritzbox steckt.
- Schalten Sie beide Geräte kurz aus und wieder ein.
- Regelmäßige Updates: Halten Sie die Firmware beider Router stets aktuell, um Sicherheitslücken zu schließen und die Kompatibilität zu verbessern.
Fazit
Die Integration einer Fritzbox als IP-Client hinter einem Asus-Router für die Telefonie ist eine elegante und effiziente Lösung, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Während Ihr Asus-Router Ihr Netzwerk mit hoher Performance und erweiterten Funktionen versorgt, übernimmt die Fritzbox zuverlässig alle Aufgaben rund um die Sprachkommunikation. Mit einer sorgfältigen Konfiguration und Beachtung der kritischen Punkte wie SIP ALG-Deaktivierung und DHCP-Reservierung können Sie eine stabile und leistungsfähige Telefonie-Umgebung schaffen. Die anfängliche Herausforderung ist somit gemeistert, und Sie können alle Vorzüge der Fritzbox-Telefonie in Ihrem Asus-dominierten Heimnetzwerk genießen. Viel Erfolg beim Telefonieren!