Die FritzBox 7390 – ein Name, der bei vielen Nutzern von AVM-Routern sofort Erinnerungen weckt. Lange Zeit war sie das Aushängeschild der Berliner Netzwerkspezialisten, ein Synonym für zuverlässige Internetverbindung, Telefonie und Heimnetzwerk. Doch die Technologie entwickelt sich rasant weiter. Fast 15 Jahre sind vergangen, seit die 7390 das Licht der Welt erblickte. Die Frage, die sich viele stellen, ist daher berechtigt: Kann der altehrwürdige Klassiker im Jahr 2024 noch mit den modernen Anforderungen Schritt halten, oder ist es an der Zeit für ein Upgrade?
In diesem umfassenden Artikel nehmen wir die FritzBox 7390 unter die Lupe. Wir beleuchten ihre ursprünglichen Stärken, analysieren, wo sie heute an ihre Grenzen stößt, und geben Ihnen eine fundierte Entscheidungshilfe an die Hand. Ob Sie nun ein treuer Nutzer sind, der mit der Frage des Wechsels ringt, oder einfach nur wissen möchten, wie sich vergangene Technik heute schlägt – hier finden Sie die Antworten.
**Ein Blick zurück: Was machte die FritzBox 7390 so besonders?**
Als AVM die FritzBox 7390 Ende 2009 auf den Markt brachte, war sie eine echte Innovation. Sie vereinte einen schnellen DSL-Modem, eine leistungsstarke WLAN-Zentrale, eine komplette DECT-Basisstation für Schnurlostelefone und eine umfangreiche Telefonanlage – alles in einem Gerät. Ihr ansprechendes Design, die intuitive Bedienung über das FRITZ!OS und die damals beeindruckende Funktionsvielfalt setzten Maßstäbe. Sie war die erste FritzBox, die gleichzeitig 2,4 GHz und 5 GHz WLAN (Wi-Fi 4 / 802.11n) bot, und ermöglichte dank Gigabit-Ethernet auch schnelle Verbindungen im lokalen Netzwerk. Für viele Haushalte war sie das Tor zur digitalen Welt und oft über Jahre hinweg der zuverlässige Mittelpunkt des Heimnetzwerks.
**Die Kernfunktionen der FritzBox 7390 im heutigen Kontext: Noch relevant?**
Um zu beurteilen, ob die 7390 noch zeitgemäß ist, müssen wir ihre einzelnen Komponenten und deren Leistungsfähigkeit im Vergleich zu modernen Standards betrachten.
**1. DSL-Modem: ADSL2+ reicht heute oft nicht mehr aus**
Die FritzBox 7390 ist primär für ADSL2+-Anschlüsse konzipiert. Das bedeutet, sie kann Internetgeschwindigkeiten von maximal etwa 24 MBit/s (Downstream) und 3,5 MBit/s (Upstream) verarbeiten. Wenn Sie einen solchen Anschluss haben und dieser Ihren Bedürfnissen entspricht, mag das Modem technisch noch funktionieren.
Das Problem: Die meisten neuen Internetverträge, selbst im ländlichen Raum, bieten heute VDSL, VDSL2, Supervectoring oder sogar Glasfaser an. Diese Technologien ermöglichen deutlich höhere Bandbreiten – von 50 MBit/s bis zu 1.000 MBit/s und mehr. Die FritzBox 7390 ist mit diesen modernen Anschlussarten **nicht kompatibel**. Sie besitzt kein VDSL-Modem und kann somit die hohen Geschwindigkeiten dieser Anschlüsse nicht nutzen oder gar eine Verbindung herstellen. Für viele Haushalte, die von einem Upgrade ihres Internetanschlusses profitieren möchten, ist die 7390 hier ein unüberwindbares Hindernis.
**2. WLAN: Wi-Fi 4 (802.11n) stößt an seine Grenzen**
Der WLAN-Standard der 7390 ist Wi-Fi 4 (802.11n). Sie unterstützte damals revolutionär Dual-Band, also sowohl das 2,4 GHz als auch das 5 GHz Frequenzband. Die theoretische maximale Bruttodatenrate lag bei 300 MBit/s pro Frequenzband.
* **2,4 GHz Band:** Dieses Band hat eine größere Reichweite und dringt besser durch Wände, ist aber oft überlastet (durch Nachbar-WLANs, Mikrowellen, Bluetooth-Geräte) und bietet niedrigere reale Geschwindigkeiten. Für Smart-Home-Geräte, die keine hohe Bandbreite benötigen, ist es oft noch ausreichend.
* **5 GHz Band:** Hier sind höhere Geschwindigkeiten möglich, allerdings mit geringerer Reichweite und schlechterer Durchdringung.
Im Vergleich zu modernen Routern, die Wi-Fi 5 (802.11ac) oder gar Wi-Fi 6 (802.11ax) unterstützen, fallen die Unterschiede gravierend aus. Wi-Fi 5 bietet bis zu 1.300 MBit/s und Wi-Fi 6 sogar bis zu 9.600 MBit/s (theoretisch, je nach Konfiguration).
Was bedeutet das in der Praxis?
* **Streaming:** 4K-Streaming auf mehreren Geräten, vor allem über WLAN, kann mit der 7390 schnell zur Ruckelpartie werden.
* **Online-Gaming:** Hohe Latenzen und Verbindungsabbrüche sind bei datenintensiven Spielen zu erwarten.
* **Große Downloads/Uploads:** Das Übertragen großer Dateien dauert unverhältnismäßig lange.
* **Smart Home:** Wenn viele Smart-Home-Geräte gleichzeitig über WLAN kommunizieren, kann es zu Engpässen kommen, insbesondere bei Geräten, die eine schnelle Reaktion erfordern.
* **Viele Geräte:** In modernen Haushalten sind dutzende Geräte mit dem WLAN verbunden (Smartphones, Tablets, Laptops, Smart-TVs, Streaming-Sticks, Saugroboter, smarte Lampen etc.). Die 7390 ist schlichtweg nicht dafür ausgelegt, diese Menge an gleichzeitigen Verbindungen effizient zu verwalten und allen ausreichend Bandbreite zur Verfügung zu stellen.
**3. DECT-Basisstation und Telefonanlage: Immer noch ein Pluspunkt?**
AVM war schon immer führend im Bereich der Telefonie. Die 7390 bietet eine integrierte DECT-Basisstation für bis zu sechs schnurlose Telefone (FRITZ!Fon oder GAP-kompatibel) und eine umfassende Telefonanlage mit Anrufbeantwortern, Faxfunktion und der Möglichkeit, analoge Telefone anzuschließen.
Für Nutzer, die noch analoge Telefone besitzen oder ein umfassendes DECT-Telefoniesystem im Haus betreiben möchten, ist dies nach wie vor ein starkes Argument. Die Grundfunktionen sind hier noch voll funktionsfähig. Moderne FRITZ!Boxen bieten hier jedoch oft erweiterte Funktionen wie CAT-iq für bessere Sprachqualität und die Integration von Smart-Home-Aktoren über DECT ULE. Die 7390 ist auf dem DECT-Standard nicht auf dem neuesten Stand, aber für die reine Telefonie oft noch ausreichend.
**4. USB-Anschlüsse: USB 2.0 ist langsam**
Die FritzBox 7390 verfügt über zwei USB 2.0-Anschlüsse. Diese können für den Anschluss von Speichermedien (USB-Stick, externe Festplatte) oder eines Druckers genutzt werden. Dadurch wird die FritzBox zu einem kleinen NAS (Network Attached Storage) oder Printserver.
Die Limitierung: **USB 2.0** ist mit einer theoretischen Maximalgeschwindigkeit von 480 MBit/s (rund 60 MByte/s) deutlich langsamer als die heutigen USB 3.0 (5 GBit/s) oder USB 3.1 (10 GBit/s) Standards. Das bedeutet, das Kopieren größerer Dateien auf oder von einem angeschlossenen Speicher dauert erheblich länger. Für gelegentliche Backups oder das Bereitstellen kleinerer Dateien mag es reichen, aber für den täglichen, schnellen Zugriff auf große Datenmengen ist es ungeeignet. Neuere FritzBoxen bieten meist USB 3.0 und somit deutlich höhere Übertragungsraten.
**5. Gigabit-Ethernet-Ports: Ausreichend, wenn 4 reichen**
Mit vier Gigabit-Ethernet-Anschlüssen bietet die 7390 kabelgebundenen Geräten eine schnelle Verbindung im Heimnetzwerk (bis zu 1.000 MBit/s). Für Geräte wie Smart-TVs, Spielekonsolen, PCs oder NAS-Systeme, die eine stabile und schnelle Verbindung benötigen, sind diese Ports nach wie vor Gold wert. Die Anzahl von vier Ports ist Standard und für viele Haushalte ausreichend, solange nicht mehr kabelgebundene Geräte gleichzeitig angeschlossen werden sollen. Hier hat sich im Grunde wenig geändert, außer dass modernere Router oft effizientere Chipsätze verwenden, die auch bei Vollauslastung der Ports eine höhere Leistung aufrechterhalten können.
**Software und Firmware: Das FRITZ!OS und das Ende der Updates**
Das FRITZ!OS ist seit jeher ein Markenzeichen von AVM: benutzerfreundlich, funktionsreich und intuitiv. Die 7390 profitierte lange von regelmäßigen Updates, die neue Funktionen und Sicherheitsverbesserungen brachten.
Das größte Manko hierbei: AVM hat den Support für die FritzBox 7390 offiziell eingestellt. Das bedeutet, es gibt **keine neuen Firmware-Updates** mehr.
* **Sicherheitslücken:** Dies ist der kritischste Punkt. Ohne aktuelle Sicherheitsupdates ist Ihr Router potenziellen Cyberangriffen ausgesetzt. Bekannte Schwachstellen werden nicht mehr geschlossen, was Angreifern Tür und Tor öffnen kann, um auf Ihr Heimnetzwerk zuzugreifen, Daten abzufangen oder Ihre Internetverbindung zu missbrauchen.
* **Neue Funktionen:** Neue FRITZ!OS-Funktionen, wie verbesserte Kindersicherung, Smart-Home-Integration oder VPN-Optimierungen, werden auf der 7390 nicht mehr implementiert.
* **Kompatibilität:** Auch die Kompatibilität mit neuen Internetstandards oder Smart-Home-Geräten kann leiden.
Die Nutzeroberfläche selbst ist zwar immer noch funktional und übersichtlich, aber die fehlenden Updates sind ein schwerwiegendes Argument gegen die weitere Nutzung, insbesondere aus Sicherheitsgründen.
**Performance und Limitationen im Jahr 2024 zusammengefasst**
Die FritzBox 7390 war ein Pionier, aber die Zeit ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen:
* **Geschwindigkeit:** Für moderne Internetanschlüsse über 24 MBit/s (DSL/VDSL/Glasfaser) ist sie ungeeignet. Die WLAN-Leistung reicht für datenintensive Anwendungen wie 4K-Streaming oder Online-Gaming auf mehreren Geräten nicht mehr aus.
* **Reichweite & Stabilität (WLAN):** Im Vergleich zu aktuellen Modellen bietet sie eine geringere Reichweite und Stabilität, besonders in Umgebungen mit vielen konkurrierenden WLAN-Netzen. Die Antennentechnik ist veraltet.
* **Sicherheit:** Dies ist der größte und bedenklichste Punkt. Ohne aktuelle Firmware-Updates ist die **Sicherheit** Ihres gesamten Heimnetzwerks potenziell gefährdet.
* **Smart Home:** Eine tiefgreifende Integration von Smart-Home-Geräten über WLAN oder DECT ULE, wie sie moderne FritzBoxen bieten, ist mit der 7390 nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.
* **Energieverbrauch:** Ältere Hardware ist oft weniger energieeffizient als neue Modelle, die auf optimierte Chipsätze setzen.
**Wer sollte die FritzBox 7390 *noch* weiter nutzen?**
Es gibt nur noch sehr wenige Szenarien, in denen die FritzBox 7390 eine akzeptable Wahl sein könnte:
* **Sehr langsamer Internetanschluss:** Sie haben tatsächlich noch einen reinen ADSL-Anschluss mit maximal 16-24 MBit/s und keine Möglichkeit oder Absicht, diesen zu wechseln.
* **Sehr geringe Anforderungen:** Sie nutzen das Internet nur sehr sporadisch, zum Surfen auf wenigen Geräten, E-Mails lesen und Gelegenheits-Streaming in SD-Qualität.
* **Keine hohen Sicherheitsansprüche (aber Vorsicht!):** Sie sind sich der potenziellen Sicherheitsrisiken bewusst und akzeptieren diese – was allerdings dringend abzuraten ist.
* **Reine Telefonanlage:** Sie nutzen sie nur noch als DECT-Basis und Telefonanlage, wobei die Internetfunktionen (und damit auch die Sicherheitsrisiken) deaktiviert sind und ein anderer Router die Internetverbindung bereitstellt.
In allen anderen Fällen, selbst bei begrenztem Budget, ist die fortgesetzte Nutzung der 7390 mit erheblichen Nachteilen und Risiken verbunden.
**Wer sollte unbedingt ein Upgrade in Betracht ziehen?**
Für die überwiegende Mehrheit der Nutzer ist ein Upgrade auf ein neueres Modell dringend angeraten, insbesondere wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte auf Sie zutreffen:
* **Schnellerer Internetanschluss:** Sie haben VDSL, Supervectoring, Kabelinternet oder Glasfaser – die 7390 kann diese Geschwindigkeiten nicht nutzen.
* **Hohe WLAN-Anforderungen:** Sie streamen in 4K, spielen online, haben viele WLAN-Geräte, benötigen eine gute WLAN-Abdeckung im gesamten Haus oder möchten die Vorteile von Wi-Fi 5/6 nutzen.
* **Sicherheitsbedenken:** Sie legen Wert auf ein sicheres Heimnetzwerk und möchten keine ungepatchten Sicherheitslücken riskieren.
* **Smart Home Enthusiast:** Sie möchten Ihr Zuhause intelligent vernetzen und dafür einen Router mit aktueller Smart-Home-Integration nutzen.
* **Arbeiten im Homeoffice:** Eine stabile, schnelle und sichere Verbindung ist für die berufliche Tätigkeit unerlässlich.
* **Zukunftssicherheit:** Sie möchten in den nächsten Jahren nicht erneut über einen Router-Kauf nachdenken müssen.
**Welche Alternativen gibt es? Der Blick auf aktuelle FritzBox-Modelle**
AVM bietet heute eine breite Palette an modernen FritzBox-Modellen an, die für verschiedene Anschlussarten und Budgets geeignet sind:
* **Für DSL/VDSL/Supervectoring:**
* **FRITZ!Box 7590 AX:** Das aktuelle Flaggschiff mit Wi-Fi 6, sehr hoher Leistung und vielen Funktionen. Ideal für anspruchsvolle Nutzer.
* **FRITZ!Box 7530 AX:** Eine hervorragende Mittelklasse-Option mit Wi-Fi 6 und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
* **FRITZ!Box 7510:** Eine kostengünstige Einsteigerlösung für VDSL mit Wi-Fi 6, wenn die Anforderungen nicht extrem hoch sind.
* **Für Kabelinternet:**
* **FRITZ!Box 6690 Cable:** Top-Modell für Kabelanschlüsse mit Wi-Fi 6.
* **FRITZ!Box 6591 Cable:** Ein bewährtes Modell, oft von Kabelnetzbetreibern als Leihgerät gestellt.
* **Für Glasfaser:**
* **FRITZ!Box 5590 Fiber:** Das Flaggschiff für direkte Glasfaseranschlüsse (ohne externes ONT).
* **FRITZ!Box 5530 Fiber:** Eine kompaktere und günstigere Glasfaser-FritzBox mit Wi-Fi 6.
Diese Modelle bieten nicht nur deutlich höhere Geschwindigkeiten und bessere WLAN-Leistung, sondern auch aktuelle Sicherheitsupdates, erweiterte Funktionen im FRITZ!OS und eine verbesserte Energieeffizienz.
**Fazit: Abschied nehmen von einem treuen Begleiter**
Die FritzBox 7390 war zweifellos ein Meilenstein in der Geschichte der Heimnetzwerktechnik. Sie hat über viele Jahre hinweg treue Dienste geleistet und das Konzept des „All-in-One”-Routers maßgeblich geprägt. Sie war ein echter **Klassiker**.
Doch im Jahr 2024 muss man ehrlich feststellen: Ihre Zeit ist abgelaufen. Die gravierendsten Gründe sind die mangelnde Kompatibilität mit modernen Internetanschlüssen (VDSL, Glasfaser), die unzureichende WLAN-Leistung für aktuelle Bedürfnisse und vor allem das **Ende des Supports durch AVM**, was erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich bringt.
Auch wenn es schwerfällt, sich von einem so zuverlässigen Gerät zu trennen: Für die meisten Haushalte ist ein **Upgrade** auf ein aktuelles AVM-Modell oder einen Router eines anderen Herstellers nicht nur empfehlenswert, sondern aus Gründen der Sicherheit, Geschwindigkeit und Funktionalität **unerlässlich**. Gönnen Sie sich und Ihrem Heimnetzwerk die Leistung und den Schutz, den moderne Technologie heute bieten kann. Der Abschied von der 7390 ist kein Abschied von AVM-Qualität, sondern der Sprung in eine schnellere und sicherere digitale Zukunft.