Die Verwaltung einer eigenen Website bietet enorme Flexibilität und Kontrolle, besonders wenn sie auf einem Synology NAS gehostet wird. Viele beginnen mit einer WordPress-Installation, die zunächst über eine IP-Adresse erreichbar ist, z.B. `http://192.168.1.100/wordpress` oder `http://IHRE_EXTERNE_IP/wordpress`. Das ist praktisch für den Anfang, aber für eine professionelle Präsenz, bessere SEO und eine einprägsame Adresse ist die Umstellung auf eine eigene Domain unerlässlich. Dieser umfassende Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess, damit Ihre WordPress-Seite bald unter `https://www.ihredomain.de` erstrahlt.
### Warum von IP auf Domain wechseln? Die Vorteile auf einen Blick
Bevor wir ins Detail gehen, lassen Sie uns kurz die Vorteile einer Domain gegenüber einer IP-Adresse beleuchten:
* **Professionalität:** Eine eigene Domain wie `ihrewebseite.de` wirkt wesentlich seriöser und vertrauenswürdiger als eine kryptische IP-Adresse.
* **Markenbildung:** Eine Domain ist Ihr digitaler Name und ein zentraler Bestandteil Ihrer Online-Identität.
* **Suchmaschinenoptimierung (SEO):** Suchmaschinen bevorzugen Domains. Eine eindeutige Domain ist entscheidend für die Sichtbarkeit und das Ranking Ihrer Website.
* **Benutzerfreundlichkeit:** Domains sind leicht zu merken und zu kommunizieren. Niemand merkt sich gerne eine Zahlenkombination.
* **Sicherheit (SSL/TLS):** Eine Domain ermöglicht die einfache Einrichtung von SSL-Zertifikaten (z.B. Let’s Encrypt), was für eine sichere HTTPS-Verbindung unerlässlich ist und von Suchmaschinen belohnt wird.
### Voraussetzungen, bevor Sie beginnen
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Stellen Sie sicher, dass Sie die folgenden Punkte erfüllen und Informationen griffbereit haben:
1. **Registrierte Domain:** Sie benötigen eine eigene Domain (z.B. über einen Anbieter wie GoDaddy, Strato, IONOS, united-domains).
2. **Zugriff auf DNS-Einstellungen:** Sie müssen in der Lage sein, die DNS-Einträge Ihrer Domain bei Ihrem Domain-Provider anzupassen.
3. **Synology NAS mit WordPress:** Ihre WordPress-Installation läuft bereits auf Ihrem Synology NAS (entweder über das Paketzentrum, z.B. Web Station, oder in Docker).
4. **Admin-Zugänge:** Halten Sie die Administrator-Zugangsdaten für Ihr Synology DSM, Ihre WordPress-Installation und Ihren Domain-Provider bereit.
5. **Ihre externe IP-Adresse:** Notieren Sie sich die externe (öffentliche) IP-Adresse Ihres Heimnetzwerks. Diese finden Sie z.B. über Webseiten wie `wieistmeineip.de`.
6. **Ganz wichtig: Backup erstellen!** Bevor Sie größere Änderungen an Ihrer WordPress-Installation oder der Datenbank vornehmen, ist ein vollständiges Backup unerlässlich. Sichern Sie sowohl die WordPress-Dateien als auch die Datenbank. Synology bietet hierfür Tools wie „Hyper Backup” oder Sie können die WordPress-Dateien manuell per FTP/SFTP kopieren und die Datenbank über phpMyAdmin exportieren.
### Schritt 1: DNS-Konfiguration Ihrer Domain
Der erste Schritt ist, Ihrer Domain mitzuteilen, dass sie auf die externe IP-Adresse Ihres Synology NAS zeigen soll.
1. **Melden Sie sich beim Dashboard Ihres Domain-Providers an.** Suchen Sie den Bereich für die DNS-Einstellungen (oft „DNS-Verwaltung”, „Domain-Einstellungen” oder „DNS Records”).
2. **Erstellen oder bearbeiten Sie einen A-Record:**
* **Typ:** A (oder A-Record)
* **Host/Name:** `@` (dies steht für die Hauptdomain, z.B. `ihredomain.de`)
* **Wert/Zeigt auf:** Geben Sie hier die *externe, öffentliche IP-Adresse* Ihres Heimnetzwerks ein, unter der Ihr Synology NAS erreichbar ist.
* **TTL (Time To Live):** Lassen Sie diesen Wert standardmäßig oder stellen Sie ihn auf 300 Sekunden (5 Minuten) ein, um die Propagierungszeit zu verkürzen.
3. **Erstellen Sie einen CNAME-Record (optional, aber empfohlen):**
* **Typ:** CNAME (oder CNAME-Record)
* **Host/Name:** `www`
* **Wert/Zeigt auf:** `@` oder direkt `ihredomain.de` (dies leitet `www.ihredomain.de` auf Ihre Hauptdomain um).
4. **DNS-Propagierung abwarten:** Nach dem Speichern der Änderungen kann es einige Minuten bis zu 48 Stunden dauern, bis diese weltweit wirksam werden. Sie können den Status z.B. auf `whatsmydns.net` überprüfen.
### Schritt 2: Synology NAS vorbereiten und konfigurieren
Nun müssen wir Ihr Synology NAS darauf vorbereiten, Anfragen für die neue Domain zu empfangen und korrekt an WordPress weiterzuleiten.
#### 2.1 Port-Weiterleitung überprüfen
Stellen Sie sicher, dass die Ports 80 (HTTP) und 443 (HTTPS) in Ihrem Router an die interne IP-Adresse Ihres Synology NAS weitergeleitet werden. Ohne diese Port-Weiterleitung kann Ihre Website von außen nicht erreicht werden. Die genaue Vorgehensweise hängt von Ihrem Router-Modell ab.
#### 2.2 SSL-Zertifikat mit Let’s Encrypt einrichten
Eine sichere HTTPS-Verbindung ist heute Standard. Synology macht es einfach, ein kostenloses Let’s Encrypt SSL-Zertifikat für Ihre Domain zu erhalten.
1. Melden Sie sich im Synology DSM an.
2. Gehen Sie zu **Systemsteuerung > Sicherheit > Zertifikat**.
3. Klicken Sie auf **Hinzufügen** oder **Erstellen**.
4. Wählen Sie „Ein Zertifikat von Let’s Encrypt abrufen” und klicken Sie auf **Weiter**.
5. Geben Sie Ihre Domain (z.B. `ihredomain.de`), eine E-Mail-Adresse und ggf. einen alternativen Namen (z.B. `www.ihredomain.de`) an.
6. Folgen Sie den Anweisungen. Das NAS wird das Zertifikat automatisch beantragen und installieren.
#### 2.3 Konfiguration für WordPress auf Synology NAS
Je nachdem, wie Sie WordPress installiert haben, gibt es zwei Hauptkonfigurationswege:
##### Option A: WordPress über Synology Paketzentrum (Web Station)
Wenn Sie WordPress über das Paketzentrum (Web Station) installiert haben, müssen Sie einen **Virtuellen Host** erstellen.
1. Gehen Sie im DSM zu **Web Station**.
2. Klicken Sie im linken Menü auf **Virtueller Host**.
3. Klicken Sie auf **Erstellen**.
4. **Hostname:** Geben Sie Ihre Domain ein (z.B. `ihredomain.de`).
5. **HTTP-Back-End:** Wählen Sie Apache HTTP Server 2.4 oder Nginx (je nachdem, was Ihre WordPress-Installation verwendet, Apache ist meist die Standardwahl).
6. **Port:** 80 (HTTP) und 443 (HTTPS).
7. **Dokument-Root:** Navigieren Sie zu dem Ordner, in dem Ihre WordPress-Dateien liegen (z.B. `/web/wordpress` oder `/web/blog`).
8. **HSTS aktivieren:** Aktivieren Sie diese Option für verbesserte Sicherheit.
9. **HTTP/2 aktivieren:** Aktivieren Sie diese Option für bessere Performance.
10. **Standard-SSL-Zertifikat:** Wählen Sie das zuvor erstellte Let’s Encrypt-Zertifikat für Ihre Domain aus.
11. Klicken Sie auf **Speichern**.
##### Option B: WordPress in Docker (Reverse Proxy)
Wenn Sie WordPress in Docker betreiben, nutzen Sie den **Reverse Proxy** des Synology NAS, um Anfragen von Ihrer Domain an den internen Docker-Container weiterzuleiten.
1. Gehen Sie im DSM zu **Systemsteuerung > Anmeldeportal > Erweitert**.
2. Klicken Sie auf **Reverse-Proxy**.
3. Klicken Sie auf **Erstellen**.
4. **Allgemein:**
* **Beschreibung:** Geben Sie einen Namen ein (z.B. `WordPress-Proxy`).
5. **Quelle (Eingehende Anfragen):**
* **Protokoll:** HTTPS
* **Hostname:** Geben Sie Ihre Domain ein (z.B. `ihredomain.de`).
* **Port:** 443
* **HSTS aktivieren:** Ja
* **HTTP/2 aktivieren:** Ja
6. **Ziel (Wohin die Anfragen weitergeleitet werden):**
* **Protokoll:** HTTP (oder HTTPS, wenn Ihr Docker-Container SSL intern handhabt, was selten der Fall ist).
* **Hostname:** Geben Sie die interne IP-Adresse Ihres Synology NAS ein, auf der der Docker-Container läuft (z.B. `192.168.1.100`) oder, falls Sie ein Docker-Netzwerk verwenden, den Containernamen/Alias.
* **Port:** Geben Sie den internen Port an, auf dem Ihr WordPress-Container läuft (z.B. `8080` oder `80`). Dies ist der Port, den Sie bei der Docker-Einrichtung zugewiesen haben.
7. **Benutzerdefinierter Header (optional, aber empfohlen):**
* Fügen Sie einen Header hinzu: `X-Forwarded-Proto` mit dem Wert `https`. Dies hilft WordPress zu erkennen, dass es über HTTPS aufgerufen wird.
8. Klicken Sie auf **Speichern**.
9. **Zertifikat zuweisen:** Gehen Sie zu **Systemsteuerung > Sicherheit > Zertifikat**. Wählen Sie Ihr Domain-Zertifikat aus und klicken Sie auf **Konfigurieren**. Weisen Sie es dem Reverse Proxy für Ihre Domain zu.
### Schritt 3: WordPress-Datenbank anpassen
Dies ist der wichtigste Schritt, da WordPress selbst über die Adressen informiert werden muss, unter denen es erreichbar ist.
#### 3.1 Vorbereitung: phpMyAdmin installieren (falls noch nicht geschehen)
Falls nicht bereits vorhanden, installieren Sie **phpMyAdmin** über das **Paketzentrum** des Synology DSM. Es bietet eine grafische Oberfläche für die Verwaltung Ihrer Datenbank.
#### 3.2 Datenbankwerte ändern: `siteurl` und `home`
1. Öffnen Sie **phpMyAdmin** auf Ihrem Synology NAS. Sie finden es im Hauptmenü des DSM.
2. Melden Sie sich mit den Zugangsdaten für Ihre WordPress-Datenbank an.
3. Wählen Sie links Ihre WordPress-Datenbank aus (z.B. `wordpress_db`).
4. Klicken Sie auf die Tabelle `wp_options` (der Präfix `wp_` kann bei Ihrer Installation anders sein, z.B. `meinblog_options`).
5. Suchen Sie in dieser Tabelle die Einträge mit den `option_name`s **`siteurl`** und **`home`**.
6. Doppelklicken Sie auf den Wert in der Spalte `option_value` für `siteurl` und ändern Sie ihn von `http://IHRE_IP/wordpress` auf `https://ihredomain.de`. Achten Sie darauf, `https://` zu verwenden!
7. Wiederholen Sie dies für den Eintrag `home`.
8. Klicken Sie auf das „Go”-Symbol (oder Ähnliches), um die Änderungen zu speichern.
**Alternative: `wp-config.php` anpassen (mit Warnung)**
Sie können die Werte auch direkt in der `wp-config.php`-Datei Ihrer WordPress-Installation definieren. Diese Methode überschreibt die Datenbankwerte. Navigieren Sie mit dem Dateimanager des DSM oder per SFTP/FTP zum WordPress-Stammverzeichnis und bearbeiten Sie die Datei `wp-config.php`. Fügen Sie oberhalb von `/* That’s all, stop editing! Happy publishing. */` die folgenden Zeilen ein:
„`php
define(‘WP_HOME’,’https://ihredomain.de’);
define(‘WP_SITEURL’,’https://ihredomain.de’);
„`
**Wichtiger Hinweis:** Wenn Sie diese Methode verwenden, können Sie die URLs in den WordPress-Einstellungen nicht mehr ändern. Wenn Sie diese Zeilen später entfernen, werden wieder die Datenbankwerte wirksam. Die direkte Datenbankänderung ist oft die sauberere Lösung für eine dauerhafte Umstellung.
### Schritt 4: Interne Links und Medienpfade aktualisieren
Nachdem Sie `siteurl` und `home` geändert haben, ist Ihre Website unter der neuen Domain erreichbar. Allerdings könnten viele interne Links, Medienpfade und andere serialisierte Daten in der Datenbank immer noch auf die alte IP-Adresse verweisen. Dies muss korrigiert werden.
1. **Melden Sie sich im WordPress-Adminbereich an.** (Versuchen Sie es bereits über `https://ihredomain.de/wp-admin`).
2. **Installieren Sie das Plugin „Better Search Replace”:**
* Gehen Sie zu **Plugins > Neues Plugin hinzufügen**.
* Suchen Sie nach „Better Search Replace” und installieren Sie es.
* Aktivieren Sie das Plugin.
3. **Führen Sie den Such- und Ersetzungsdurchlauf aus:**
* Gehen Sie zu **Werkzeuge > Better Search Replace**.
* **Suchen nach:** Geben Sie hier Ihre alte URL ein, z.B. `http://IHRE_IP/wordpress` oder `https://IHRE_IP/wordpress`. *Denken Sie daran, sowohl HTTP als auch HTTPS der alten IP zu ersetzen, falls Sie beides verwendet haben.*
* **Ersetzen durch:** Geben Sie Ihre neue Domain mit HTTPS ein, z.B. `https://ihredomain.de`.
* **Wählen Sie die Tabellen aus:** Markieren Sie **alle** Tabellen in Ihrer WordPress-Datenbank.
* **Als Probelauf ausführen?:** Lassen Sie diese Option zunächst aktiviert, um zu sehen, welche Änderungen vorgenommen würden, ohne sie tatsächlich durchzuführen. Klicken Sie auf „Suchen/Ersetzen starten”.
* Überprüfen Sie die Ergebnisse. Wenn alles gut aussieht, deaktivieren Sie „Als Probelauf ausführen?” und führen Sie den Durchlauf erneut aus. Dies aktualisiert alle internen Links, Medienpfade und serialisierten Daten in Ihrer WordPress-Datenbank.
### Schritt 5: Cache leeren und Permalinks aktualisieren
Fast geschafft! Zwei kleine, aber wichtige Schritte zur Finalisierung:
1. **WordPress-Caching leeren:** Wenn Sie ein Caching-Plugin (z.B. WP Super Cache, W3 Total Cache, LiteSpeed Cache) verwenden, leeren Sie dessen Cache.
2. **Browser-Cache leeren:** Leeren Sie den Cache in Ihrem Webbrowser, um sicherzustellen, dass Sie die aktuellste Version Ihrer Website sehen und keine alten IP-Referenzen zwischengespeichert sind.
3. **Permalinks neu speichern:** Gehen Sie in Ihrem WordPress-Adminbereich zu **Einstellungen > Permalinks**. Wählen Sie Ihre bevorzugte Permalink-Struktur aus (oder lassen Sie die aktuelle einfach bestehen) und klicken Sie auf **Änderungen speichern**, um die Rewrite-Regeln zu aktualisieren.
### Schritt 6: Umstellung testen und mögliche Fehler beheben
Nach all diesen Schritten ist es Zeit für einen umfassenden Test:
1. Öffnen Sie Ihre Domain (`https://ihredomain.de`) in verschiedenen Browsern und, falls möglich, von verschiedenen Geräten und Netzwerken (z.B. Handy über Mobilfunk).
2. Klicken Sie sich durch Ihre Website: Funktionieren alle internen Links? Werden Bilder korrekt angezeigt? Funktionieren Kontaktformulare oder andere interaktive Elemente?
3. Überprüfen Sie den Quellcode Ihrer Seite (Rechtsklick > Seitenquelltext anzeigen oder Prüfen > Elemente). Suchen Sie nach alten IP-Adressen. Es sollten keine mehr auftauchen.
4. **Häufige Probleme und Lösungsansätze:**
* **Website nicht erreichbar:** Überprüfen Sie Ihre DNS-Einstellungen (Propagierungszeit), Port-Weiterleitung, Reverse Proxy/Virtual Host Konfiguration.
* **”Diese Verbindung ist nicht privat” (SSL-Fehler):** Prüfen Sie, ob Ihr SSL-Zertifikat korrekt installiert und dem Virtuellen Host/Reverse Proxy zugewiesen ist. Stellen Sie sicher, dass Sie `https://` verwenden.
* **Bilder fehlen oder Links fehlerhaft:** Führen Sie den „Better Search Replace”-Durchlauf erneut aus und stellen Sie sicher, dass Sie alle relevanten Tabellen ausgewählt haben und sowohl `http` als auch `https` Varianten Ihrer alten IP ersetzt haben.
* **Endlosschleife bei Weiterleitung:** Dies kann passieren, wenn WordPress denkt, es wird über HTTP aufgerufen, der Reverse Proxy aber HTTPS erwartet. Überprüfen Sie den `X-Forwarded-Proto` Header im Reverse Proxy oder fügen Sie in der `wp-config.php` die Zeile `define(‘FORCE_SSL_ADMIN’, true);` und `define(‘FORCE_SSL_LOGIN’, true);` ein (unter der `siteurl`/`home` Definition).
### Fazit: Ihre WordPress-Seite ist nun professionell unter Ihrer Domain erreichbar!
Herzlichen Glückwunsch! Sie haben erfolgreich Ihre WordPress-Installation auf Ihrem Synology NAS von der IP-Adresse auf eine eigene Domain umgestellt. Ihre Website ist nun professioneller, sicherer durch HTTPS und besser für Suchmaschinen optimiert. Dieser Schritt ist ein Meilenstein für Ihre Online-Präsenz und ermöglicht Ihnen, das volle Potenzial Ihrer selbst gehosteten Website auszuschöpfen.