Stalker 2 im Härtetest: Unsere Benchmarks zeigen, wann Ihre GPU und wann Ihre CPU limitiert

Die Zone ruft – und mit ihr die Sehnsucht nach einem immersiven, packenden Spielerlebnis. Seit der Ankündigung von Stalker 2: Heart of Chornobyl fiebern Fans des Genres der Rückkehr in die verstrahlte Wildnis entgegen. Doch mit der atemberaubenden Grafik und dem komplexen Ökosystem, das auf der Unreal Engine 5 basiert, stellt sich eine entscheidende Frage für jeden PC-Gamer: Wird mein System dieser Herausforderung gewachsen sein? Und noch wichtiger: Limitiert meine GPU oder meine CPU die Performance? Wir haben uns in die gefährliche Zone gewagt, unsere Testsysteme an die Grenzen getrieben und liefern Ihnen die Antworten in umfassenden Benchmarks.

Stalker 2 verspricht nicht nur eine fesselnde Story und eine düstere Atmosphäre, sondern auch eine visuelle Pracht, die ihresgleichen sucht. Von dynamischen Wettereffekten über detaillierte Umgebungen bis hin zu realistischen Charaktermodellen – all das erfordert ernstzunehmende Hardware. Unser Ziel war es, nicht nur reine FPS-Zahlen zu ermitteln, sondern tief in die Materie einzutauchen und herauszufinden, welche Komponenten unter welchen Bedingungen den Engpass darstellen. Denn nur so können Sie gezielt aufrüsten oder Ihre Einstellungen optimieren, um das Maximum aus Ihrem System herauszuholen und ein flüssiges Spielerlebnis zu gewährleisten.

Die Unreal Engine 5: Ein hungriger Gigant unter der Haube

Der Wechsel zu Epic Games’ Unreal Engine 5 ist ein klares Statement der Entwickler GSC Game World: Man will ein Spiel erschaffen, das technisch an vorderster Front mitspielt. Doch mit den Fortschritten kommen auch die Herausforderungen. Technologien wie Nanite für extrem detaillierte Geometrie und Lumen für globale Beleuchtung in Echtzeit sind beeindruckend, aber auch rechenintensiv. Während Nanite die GPU effizienter nutzen kann, indem es Details dynamisch skaliert, sorgt Lumen mit seinen komplexen Lichtberechnungen sowohl für eine Belastung der GPU als auch der CPU, da beide Komponenten an der Berechnung der Szene beteiligt sind.

Diese Engine ist dafür bekannt, besonders hungrig nach Ressourcen zu sein, was sich oft in hohen Anforderungen an den Grafikspeicher (VRAM) und einer generellen Belastung des Prozessors äußert, insbesondere bei komplexen Physikberechnungen, KI-Routinen und der Verwaltung der offenen Spielwelt. Stalker 2 wird diese Fähigkeiten der UE5 voll ausreizen, um eine glaubwürdige und beklemmende Spielwelt zu erschaffen. Das bedeutet für uns: Wir müssen genau hinschauen, um die wahren Leistungsfresser zu identifizieren.

Unsere Testmethodik: Die Zone unter dem Mikroskop

Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, haben wir ein breites Spektrum an Hardwarekonfigurationen unter die Lupe genommen. Unser Testparcours umfasste:

• High-End-System: Intel Core i9-14900K, NVIDIA GeForce RTX 4090 (24 GB VRAM), 32 GB DDR5 RAM.
• Oberklasse-System: AMD Ryzen 7 7800X3D, NVIDIA GeForce RTX 4070 Ti SUPER (16 GB VRAM) / AMD Radeon RX 7900 XT (20 GB VRAM), 32 GB DDR5 RAM.
• Mittelklasse-System: Intel Core i5-13600K, NVIDIA GeForce RTX 4060 Ti (8 GB VRAM) / AMD Radeon RX 7700 XT (12 GB VRAM), 16 GB DDR4 RAM.
• Einstiegs-Gaming-System: Intel Core i5-10400F, NVIDIA GeForce RTX 3050 (8 GB VRAM) / AMD Radeon RX 6600 (8 GB VRAM), 16 GB DDR4 RAM.

Wir haben Stalker 2 in den gängigen Auflösungen 1080p, 1440p und 4K getestet, wobei wir die Grafikeinstellungen von „Niedrig” über „Mittel” und „Hoch” bis hin zu „Ultra” variierten. Besonderes Augenmerk lag auf der Integration von Ray Tracing und den Upscaling-Technologien wie NVIDIA DLSS, AMD FSR und Intel XeSS, die für viele Spieler zum Retter in der Not werden könnten. Unsere Benchmarks wurden in mehreren, reproduzierbaren Szenen durchgeführt, darunter offene Areale mit vielen NPCs und Vegetation, sowie Innenbereiche mit komplexer Beleuchtung und intensiven Gefechten, um sowohl CPU- als auch GPU-intensive Situationen abzubilden. Tools wie MSI Afterburner und CapFrameX halfen uns, Bildraten, Auslastung und Frametimes präzise zu protokollieren.

Die GPU-Limitierung: Wenn Ihre Grafikkarte ins Schwitzen kommt

Eines vorweg: In den meisten Szenarien und bei höheren Auflösungen wird Ihre Grafikkarte der limitierende Faktor sein. Das ist wenig überraschend, da Stalker 2 visuell äußerst anspruchsvoll ist. Je mehr Pixel auf den Bildschirm gezaubert werden müssen, desto stärker wird die GPU gefordert.

Auflösung und Grafikeinstellungen: Die größten GPU-Fresser

• 4K-Gaming: Hier ist selbst die absolute High-End-Karte, die RTX 4090, gefordert. Ohne Upscaling sind native 60 FPS auf Ultra-Einstellungen kaum erreichbar. Die schiere Menge an Pixeln (über 8 Millionen) macht selbst die leistungsstärksten GPUs zu schaffen.
• 1440p-Gaming: Dies ist der Sweet Spot für viele moderne Gaming-Systeme. Eine RTX 4070 Ti SUPER oder eine RX 7900 XT kann hier auf hohen bis Ultra-Einstellungen gute Frameraten liefern, oft aber nur mit Unterstützung von DLSS/FSR für stabile 60+ FPS. Karten wie die RTX 4060 Ti oder RX 7700 XT erreichen bei 1440p meist erst auf „Mittel” bis „Hoch” spielbare Bildraten.
• 1080p-Gaming: Bei dieser Auflösung können selbst ältere oder schwächere GPUs wie eine RTX 3050 oder RX 6600 auf mittleren bis niedrigen Einstellungen brauchbare Ergebnisse liefern. Hier verschiebt sich die Limitierung jedoch oft zugunsten der CPU, vor allem wenn eine sehr starke GPU zum Einsatz kommt (dazu später mehr).

Ray Tracing: Der ultimative GPU-Killer

Die Implementierung von Ray Tracing in Stalker 2 ist beeindruckend und sorgt für eine noch realistischere Beleuchtung und Schattenwürfe. Sie ist aber auch ein echter Performance-Killer. Selbst eine RTX 4090 verliert im Durchschnitt 30-50% ihrer Leistung, wenn Ray Tracing auf „Hoch” aktiviert wird. Für Karten der Mittelklasse ist Ray Tracing ohne DLSS/FSR auf hohen Einstellungen kaum nutzbar. Wenn Sie Ray Tracing erleben möchten, sind die Upscaling-Technologien unerlässlich.

VRAM: Der unterschätzte Flaschenhals

Besonders bei höheren Auflösungen und Texturdetails wird der Grafikspeicher (VRAM) extrem wichtig. Stalker 2 kann bei 4K-Auflösung und Ultra-Texturen problemlos 10-12 GB VRAM belegen. Eine 8-GB-Karte wie die RTX 4060 Ti oder RTX 3050 kann hier bei hohen Einstellungen an ihre Grenzen stoßen, was zu Rucklern und Frame Drops führt, auch wenn die GPU-Rechenleistung noch nicht maximal ausgelastet ist. Für zukünftige Spiele und Stalker 2 auf hohen Einstellungen in 1440p oder 4K sind mindestens 12 GB VRAM empfehlenswert.

Die Retter in der Not: DLSS, FSR und XeSS

Ohne DLSS, FSR oder XeSS wäre Stalker 2 auf vielen Systemen kaum spielbar. Diese Upscaling-Technologien leisten Erstaunliches: Sie rendern das Spiel intern in einer niedrigeren Auflösung und skalieren es dann mithilfe von KI (DLSS) oder intelligenten Algorithmen (FSR, XeSS) auf die native Monitorauflösung hoch. Dies entlastet die GPU massiv und ermöglicht deutlich höhere Framerates bei oft kaum wahrnehmbarem Qualitätsverlust. Für Stalker 2 empfehlen wir, diese Funktionen immer zu aktivieren, wenn Ihre GPU limitiert – insbesondere bei 1440p und 4K und/oder mit Ray Tracing.

Die CPU-Limitierung: Wenn der Prozessor der Engpass ist

Während die GPU bei hohen Auflösungen und Einstellungen die Hauptrolle spielt, kann die CPU in Stalker 2 unter bestimmten Bedingungen zum Flaschenhals werden. Dies ist besonders der Fall bei niedrigeren Auflösungen (vor allem 1080p) und in Kombination mit einer sehr starken Grafikkarte, die die Bilder extrem schnell rendern kann.

Wann die CPU ins Schwitzen kommt

• Niedrige Auflösungen mit starker GPU: Wenn Ihre GPU so schnell ist, dass sie weit über 100 FPS liefern könnte (z.B. eine RTX 4090 bei 1080p), kann die CPU nicht schnell genug die notwendigen Daten für die nächste Frame vorbereiten. Sie ist dafür zuständig, die Spiel-Logik (KI, Physik, Kollisionsabfrage), Draw Calls (Befehle an die GPU, was gerendert werden soll) und das Laden von Weltsegmenten zu verwalten.
• Dichte Areale und komplexe KI: In der offenen Welt von Stalker 2 mit vielen Mutanten, Anomalien, NPCs und dynamischen Ereignissen hat die CPU viel zu tun. Gerade wenn viele Entitäten gleichzeitig interagieren, Objekte Physiksimulationen unterliegen oder Pfadfindungsalgorithmen komplex werden, steigt die CPU-Auslastung merklich an.
• Minimale Framerates (1% Lows): Eine CPU-Limitierung äußert sich oft nicht primär in einer niedrigen durchschnittlichen Framerate, sondern in schlechten „1% Lows”. Das sind die niedrigsten 1% der Framerates über einen bestimmten Zeitraum. Eine schwache CPU kann hier zu spürbaren Rucklern und Mikrostottern führen, selbst wenn die durchschnittliche FPS-Zahl noch akzeptabel erscheint. Dies beeinträchtigt das Gefühl der Flüssigkeit erheblich.
• Unreal Engine 5 Overhead: Wie bereits erwähnt, bringt die UE5 eine gewisse Grundlast mit sich. Obwohl sie effizient ist, erfordern die fortschrittlichen Rendering-Techniken und das Streaming von Assets eine leistungsstarke CPU, um Engpässe zu vermeiden.

CPU-Leistung im Detail

• High-End-CPUs (i9-14900K, Ryzen 7 7800X3D): Selbst diese Kraftpakete können bei 1080p in sehr dichten Szenen mit einer RTX 4090 einen gewissen Flaschenhals bilden, da die GPU schlichtweg zu schnell ist. Die 7800X3D mit ihrem großen 3D V-Cache zeigt hier oft leichte Vorteile in den 1% Lows, da der Cache die Latenz bei häufig benötigten Daten reduziert.
• Mittelklasse-CPUs (i5-13600K, Ryzen 7 7700X): Diese Prozessoren bieten eine hervorragende Balance. Sie sind in den meisten Szenarien und Auflösungen in der Lage, selbst eine RTX 4070 Ti SUPER ausreichend zu befeuern. Eine CPU-Limitierung tritt hier seltener auf, es sei denn, man kombiniert sie mit einer RTX 4090 bei niedrigen Auflösungen.
• Ältere/Einstiegs-CPUs (i5-10400F, Ryzen 5 3600): Hier wird es kritisch. Selbst mit einer mittelmäßigen GPU wie einer RTX 3050 oder RX 6600 können diese Prozessoren zum deutlichen Flaschenhals werden, insbesondere was die 1% Lows angeht. Das Ergebnis sind merkliche Ruckler und ein inkonsistentes Spielerlebnis, selbst auf niedrigen Grafikeinstellungen. Hier empfiehlt sich ein Upgrade der CPU, bevor man über eine stärkere GPU nachdenkt.

Der Sweet Spot: Balance finden und Optimieren

Die Königsdisziplin beim Gaming-PC ist das Finden einer optimalen Balance zwischen CPU und GPU. Ein überdimensionierter Prozessor bringt Ihnen nichts, wenn die Grafikkarte bei hohen Auflösungen am Limit ist, und eine High-End-GPU ist nutzlos, wenn eine schwache CPU nicht schnell genug Daten liefern kann.

System-Monitoring ist der Schlüssel

Um herauszufinden, wo Ihr System limitiert, nutzen Sie Monitoring-Tools wie MSI Afterburner oder den Task-Manager. Wenn Ihre GPU-Auslastung konstant bei 95-100% liegt, während die CPU-Auslastung deutlich darunter (z.B. 50-70%) verbleibt, ist Ihre GPU der Flaschenhals. Steht die CPU-Auslastung bei 90-100% und die GPU-Auslastung ist niedrig, während die Framerate nicht wie erwartet hoch ist, dann limitiert Ihre CPU.

Optimierungsstrategien

• Bei GPU-Limitierung:
  • Nutzen Sie DLSS/FSR/XeSS.
  • Reduzieren Sie die Auflösung.
  • Senken Sie die globalen Grafikeinstellungen (insbesondere Schatten, Beleuchtungsqualität und Ray Tracing).
  • Reduzieren Sie die Texturqualität, wenn Ihr VRAM an seine Grenzen stößt.
  • Deaktivieren Sie unnötige Post-Processing-Effekte, die die GPU belasten.
• Bei CPU-Limitierung:
  • Oftmals sind die Anpassungsmöglichkeiten hier begrenzter.
  • Reduzieren Sie Einstellungen, die die Spiel-Logik beeinflussen (z.B. Anzahl der NPCs, Sichtweite, KI-Komplexität, Physikdetails – sofern im Spiel einstellbar).
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr RAM schnell genug ist und im Dual-Channel-Modus läuft, da dies die CPU-Performance erheblich beeinflusst.
  • Überprüfen Sie Hintergrundprozesse, die die CPU belasten könnten.
  • Ein Upgrade der CPU ist hier oft die effektivste, wenn auch teuerste Lösung.

Zukunftsaussichten und Patches

Es ist wichtig zu bedenken, dass Stalker 2 ein neues Spiel auf einer neuen Engine ist. Initial ist es nicht ungewöhnlich, dass die Optimierung noch nicht perfekt ist. Erwarten Sie zum Start und in den Monaten danach Patches von GSC Game World, die die Performance verbessern werden. Auch NVIDIA, AMD und Intel werden ihre Treiber kontinuierlich optimieren, um die Leistung in der Zone weiter zu steigern. Diese Updates können die Balance zwischen CPU- und GPU-Limitierung leicht verschieben und die Spielbarkeit auf verschiedenen Systemen verbessern.

Fazit: Die Zone fordert ihren Tribut

Unsere detaillierten Benchmarks zu Stalker 2: Heart of Chornobyl zeigen deutlich: Das Spiel ist eine technische Wucht und stellt hohe Anforderungen an die Hardware. In den meisten Fällen, insbesondere bei höheren Auflösungen und aktivierter Ray Tracing-Funktionalität, ist die GPU der limitierende Faktor. Für ein flüssiges Erlebnis in 1440p oder 4K sind leistungsstarke Grafikkarten und die cleveren Upscaling-Technologien wie DLSS und FSR unverzichtbar.

Die CPU rückt jedoch ins Rampenlicht, wenn Sie versuchen, bei niedrigeren Auflösungen (insbesondere 1080p) extreme Framerates mit einer High-End-Grafikkarte zu erzielen, oder wenn Sie noch einen älteren oder schwächeren Prozessor besitzen. Hier macht sich eine CPU-Limitierung oft in spürbaren Rucklern bemerkbar, selbst wenn die durchschnittlichen FPS noch gut aussehen. Ein ausgewogenes System, bei dem die CPU und GPU optimal aufeinander abgestimmt sind, ist der Schlüssel zum besten Stalker 2-Erlebnis.

Behalten Sie Ihre Systemauslastung im Auge, passen Sie Ihre Grafikeinstellungen intelligent an und scheuen Sie sich nicht, die modernen Upscaling-Features zu nutzen. Nur so können Sie sich voll und ganz auf die gefährliche, aber faszinierende Welt der Zone einlassen und Ihr Abenteuer in Stalker 2 in vollen Zügen genießen.