Im Dschungel der Telekommunikationsanbieter fühlen sich viele langjährige Kunden oft benachteiligt. Neukunden lockt man mit verlockenden Rabatten, Gratis-Monaten und attraktiver Hardware, während treue Seelen scheinbar Monat für Monat den vollen Preis zahlen. Gerade bei Highspeed-Internet wie SVDSL kann das zu einem Gefühl der Ungerechtigkeit führen. Doch halt! Muss das wirklich so sein? Wir sagen: Nein! Auch als Telekom Bestandskunde haben Sie eine starke Verhandlungsposition. Dieser umfassende Guide zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie für Ihren SVDSL-Anschluss bei der Telekom ein exzellentes Bestandskundenangebot aushandeln und Ihre Treue endlich belohnt wird.
Warum die Telekom ihre Bestandskunden halten möchte: Ein Blick hinter die Kulissen
Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig zu verstehen, warum die Telekom überhaupt bereit sein sollte, Ihnen einen besseren Preis anzubieten. Die Antwort ist simpel: Kundenrückgewinnung ist deutlich kostengünstiger als Neukundengewinnung. Jeder Kunde, der zur Konkurrenz wechselt, bedeutet für das Unternehmen nicht nur einen direkten Einnahmeverlust, sondern auch Marketingkosten, die für die Akquise eines Ersatzkunden anfallen würden. Hinzu kommt der Reputationsverlust, wenn Kunden unzufrieden abwandern. Langjährige Kunden sind zudem oft weniger anspruchsvoll, zahlen pünktlich und nutzen selten den Support intensiv – ein wertvolles Gut für jedes Unternehmen. Gerade im Bereich SVDSL, wo die Telekom oft über eine überlegene Infrastruktur verfügt, ist es ihr ein Anliegen, diese Kunden zu binden.
Die Telekom weiß, dass der Markt hart umkämpft ist. Anbieter wie Vodafone, O2 oder 1&1 lauern nur darauf, unzufriedene Kunden abzuwerben. Deshalb gibt es interne Abteilungen und Budgets, die explizit für die Kundenbindung und Retention vorgesehen sind. Sie müssen nur wissen, wie Sie diese Mechanismen zu Ihrem Vorteil nutzen können.
Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend: Wann Sie aktiv werden sollten
Einer der häufigsten Fehler ist es, zu früh oder zu spät zu handeln. Der ideale Zeitpunkt, um mit der Telekom in Verhandlung zu treten, ist zwei bis sechs Monate vor dem offiziellen Ende Ihrer Mindestvertragslaufzeit. Warum dieser Zeitraum?
- Sechs Monate vorher: Das ist früh genug, um Optionen zu prüfen und der Telekom zu signalisieren, dass Sie sich umschauen. Es gibt Ihnen und dem Unternehmen ausreichend Zeit, ohne Zeitdruck zu verhandeln.
- Zwei bis drei Monate vorher: Dies ist oft der kritischste Zeitpunkt. Zu diesem Zeitpunkt läuft in der Regel die Kündigungsfrist ab (meist drei Monate zum Vertragsende). Wenn Sie jetzt eine Kündigung vormerken oder sogar aussprechen, löst das interne Prozesse aus, die Sie auf die Liste der potenziellen Abwanderer setzen. Die Kundenrückgewinnungsabteilung wird dann aktiv, um Sie zu kontaktieren.
- Nicht zu spät: Warten Sie nicht bis eine Woche vor Vertragsende. Dann ist der Druck auf beiden Seiten zu hoch, und die besten Angebote sind möglicherweise schon vergeben oder die Bearbeitungszeit für einen neuen Tarif reicht nicht mehr aus.
Prüfen Sie unbedingt in Ihrem „MeinMagenta”-Kundenportal oder auf Ihrer letzten Rechnung, wann Ihre Mindestvertragslaufzeit endet und welche Kündigungsfrist Sie haben. Diese Informationen sind Gold wert für Ihre Verhandlung.
Die Hausaufgaben machen: Was Sie vor dem Gespräch wissen müssen
Unvorbereitet in eine Preisverhandlung zu gehen, ist wie ohne Kompass in See zu stechen. Mit der richtigen Vorbereitung sind Sie jedoch bestens gerüstet:
- Kennen Sie Ihren aktuellen Vertrag in- und auswendig:
- Welchen Tarif haben Sie genau (z.B. MagentaZuhause XL)?
- Welche SVDSL-Geschwindigkeit ist vertraglich zugesichert (z.B. 250 MBit/s)?
- Was zahlen Sie monatlich (Grundgebühr, Optionen)?
- Welche Zusatzleistungen sind enthalten (z.B. MagentaTV, Festnetzflatrate, Routermiete)?
- Wann genau endet Ihre Mindestvertragslaufzeit?
Notieren Sie sich diese Punkte. Sie sind die Basis für jede Diskussion.
- Recherchieren Sie die Konkurrenz:
- Schauen Sie sich auf Vergleichsportalen wie Check24, Verivox oder auch direkt auf den Webseiten von Vodafone, O2 und 1&1 um.
- Suchen Sie nach vergleichbaren SVDSL- oder Glasfaser-Angeboten (falls bei Ihnen verfügbar) mit ähnlichen Geschwindigkeiten und Leistungen.
- Achten Sie dabei besonders auf die Preise für Neukunden, inklusive aller Rabatte, Boni, Router-Angebote und möglicher Cashback-Aktionen.
- Notieren Sie sich die besten Vergleichsangebote inklusive des effektiven Monatspreises über 24 Monate. Diese Informationen sind Ihr stärkstes Argument.
Beispiel: „Die Telekom bietet Neukunden aktuell MagentaZuhause XL für die ersten 6 Monate für 19,95 € an, danach für 54,95 €, und 1&1 hat ein vergleichbares 250-MBit/s-Angebot für effektiv 39,99 €/Monat über 24 Monate.”
- Kennen Sie die aktuellen Neukundenangebote der Telekom:
- Auch die Telekom selbst bietet Neukunden oft bessere Konditionen als Bestandskunden. Schauen Sie auf der Telekom-Website nach den aktuellen „MagentaZuhause”-Tarifen.
- Was bekommen Neukunden für Ihren SVDSL-Anschluss aktuell geboten? Gibt es z.B. einen Online-Vorteil oder einen Router-Bonus?
Dies hilft Ihnen, ein realistisches Ziel für Ihr eigenes Bestandskundenangebot zu definieren.
- Definieren Sie Ihr Wunschziel:
Was möchten Sie erreichen?- Einen niedrigeren monatlichen Preis für die gleiche Leistung?
- Eine höhere SVDSL-Geschwindigkeit zum gleichen Preis?
- Zusätzliche Leistungen (z.B. MagentaTV zu einem Sonderpreis, eine günstigere Handy-Flatrate, ein neuer Router)?
- Eine Kombination daraus?
Seien Sie hier präzise.
Die Verhandlung: Der Weg zum idealen Bestandskundenangebot
Jetzt sind Sie bestens vorbereitet. Nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch und wählen Sie den richtigen Kommunikationskanal:
1. Der richtige Kanal: Telefon ist Gold
Verzichten Sie auf E-Mails, Chats oder das Kontaktformular. Für ernsthafte Preisverhandlungen ist der direkte Kontakt per Telefon unerlässlich. Wählen Sie die allgemeine Servicehotline der Telekom (z.B. 0800 330 1000) oder, falls Sie Ihre Kündigung vormerken, die spezielle Kündigungs- und Kundenrückgewinnungshotline. Diese Mitarbeiter haben oft die größten Spielräume.
2. Die richtige Haltung: Freundlich, aber bestimmt und informiert
Gehen Sie mit einer positiven und sachlichen Einstellung ins Gespräch. Seien Sie freundlich, aber lassen Sie keinen Zweifel daran, dass Sie Ihre Optionen genau geprüft haben und bereit sind, zu wechseln, wenn kein attraktives Angebot kommt. Aggressivität führt selten zum Ziel.
3. Das Gespräch beginnen: Der „Unzufrieden, aber loyal”-Ansatz
Beginnen Sie das Gespräch mit der Aussage, dass Sie eigentlich sehr zufrieden mit dem Service und der Zuverlässigkeit der Telekom sind. Betonen Sie Ihre langjährige Treue. Leiten Sie dann über zu Ihrer „Sorge”:
„Guten Tag, ich bin seit X Jahren treuer Kunde bei der Telekom und grundsätzlich sehr zufrieden mit meinem SVDSL-Anschluss und Ihrem Service. Allerdings läuft mein Vertrag bald aus, und ich habe bei meiner Recherche festgestellt, dass Neukunden und auch andere Anbieter deutlich attraktivere Konditionen für vergleichbare Leistungen anbieten. Ich zahle aktuell [aktueller Preis] für [Geschwindigkeit] Mbit/s und möchte ungern wechseln, fühle mich aber als Bestandskunde benachteiligt.”
4. Das entscheidende Signal: Die Kündigung als Hebel
Dies ist der stärkste Hebel in der Preisverhandlung. Wenn der erste Mitarbeiter Ihnen kein zufriedenstellendes Angebot unterbreiten kann, äußern Sie den Wunsch, Ihre Kündigung vorzumerken oder den Vertrag fristgerecht zu kündigen. Sagen Sie klar und deutlich:
„Ich verstehe, dass Sie mir aktuell nichts Besseres anbieten können. Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als meinen Vertrag fristgerecht zum [Datum Vertragsende] zu kündigen. Können Sie das bitte für mich veranlassen?”
In den meisten Fällen werden Sie dann entweder direkt an die Kundenrückgewinnungsabteilung weitergeleitet oder von dieser innerhalb weniger Tage kontaktiert. Diese Abteilung hat in der Regel die besten Angebote parat, da ihre Aufgabe explizit darin besteht, Abwanderungen zu verhindern. Hier werden Sie oft mit speziellen Retention-Angeboten konfrontiert.
5. Das Angebot prüfen und verhandeln: Nicht sofort Ja sagen!
Lassen Sie sich verschiedene Angebote unterbreiten. Typische Bestandskundenangebote der Telekom können sein:
- Ein monatlicher Rabatt auf die Grundgebühr für 12 oder 24 Monate.
- Ein kostenloses Upgrade auf eine höhere SVDSL-Geschwindigkeit (z.B. von 100 auf 250 Mbit/s) zum gleichen Preis.
- Günstigere Konditionen für MagentaTV oder andere Zusatzprodukte.
- Ein Router-Rabatt oder ein kostenloses Endgerät.
- Eine Kombination aus mehreren Vorteilen.
Vergleichen Sie diese Angebote mit Ihren recherchierten Vergleichsangeboten und den Neukundenpreisen der Telekom. Wenn das Angebot nicht Ihren Vorstellungen entspricht, bleiben Sie hartnäckig. Fragen Sie: „Gibt es da nicht noch etwas Spielraum? Ich habe ein Angebot von [Konkurrent] über [effektiver Monatspreis] gesehen.” Oder „Neukunden bekommen bei Ihnen X. Können Sie mir als langjährigem Kunden nicht wenigstens Y anbieten?”
Seien Sie auch bereit, einen Kompromiss einzugehen. Wenn Sie zum Beispiel einen Rabatt über 24 Monate erhalten, aber dafür einen neuen Vertrag abschließen müssen, ist das oft ein guter Deal.
6. Alles schriftlich festhalten: Die Absicherung
Wenn Sie sich auf ein Bestandskundenangebot geeinigt haben, lassen Sie sich alle Details genau bestätigen. Bitten Sie den Mitarbeiter, Ihnen die Konditionen per E-Mail oder über Ihr „MeinMagenta”-Kundenportal zukommen zu lassen. Notieren Sie sich unbedingt den Namen des Mitarbeiters, das Datum und die Uhrzeit des Gesprächs. Prüfen Sie nach Erhalt die schriftliche Bestätigung sorgfältig. Nur so vermeiden Sie Missverständnisse und haben im Zweifelsfall einen Nachweis.
Spezielle Überlegungen für SVDSL-Kunden
Als SVDSL-Kunde haben Sie oft einen besonders stabilen und schnellen Anschluss, der noch über das Kupferkabel realisiert wird, aber VDSL deutlich übertrifft. Die Telekom hat viel in den Ausbau dieses Netzes investiert und weiß, dass diese Anschlüsse für viele Kunden die ideale Brücke zum zukünftigen Glasfasernetz darstellen. Dies kann ein zusätzliches Argument in Ihrer Verhandlung sein: Betonen Sie die Wichtigkeit einer zuverlässigen und schnellen Verbindung für Sie und wie sehr Sie die bestehende Telekom-Infrastruktur schätzen. Sie sind ein „Premium-Kunde” im Kupfernetz, den die Telekom sicherlich nicht verlieren möchte.
Was tun, wenn es nicht klappt?
Manchmal sind die Spielräume der Telekom tatsächlich begrenzt, oder Ihr individuelles Kundenprofil lässt keine weiteren Rabatte zu. Seien Sie in diesem Fall bereit, Ihre Drohung wahrzumachen und zu wechseln. Oft merken Sie erst dann, wie attraktiv die Neukundenangebote der Konkurrenz wirklich sind. Und wer weiß, vielleicht sind Sie in zwei Jahren dann wieder ein potenzieller „Neukunde” für die Telekom und können erneut von den besten Konditionen profitieren.
Fazit: Treue zahlt sich aus – wenn Sie den Weg kennen
Das Sprichwort „Treue wird belohnt” mag sich im Telekommunikationsmarkt oft nicht von selbst bewahrheiten. Doch mit der richtigen Strategie, fundierter Vorbereitung und einem selbstbewussten Auftreten können Sie als Telekom Bestandskunde sehr wohl ein hervorragendes SVDSL-Angebot erhalten. Lassen Sie sich nicht abspeisen, sondern fordern Sie aktiv ein, was Ihnen zusteht. Die Telekom hat ein großes Interesse daran, Sie als zufriedenen Kunden zu behalten – Sie müssen es ihr nur klarmachen. Viel Erfolg bei Ihrer Verhandlung!