### Die Frustration eines PC-Bauers: Wenn der Rechner schweigt
Es gibt kaum etwas Frustrierenderes für einen PC-Enthusiasten oder jemanden, der auf seinen Computer angewiesen ist, als wenn das sorgfältig zusammengestellte System plötzlich den Dienst verweigert. Man drückt den Einschaltknopf, die Lüfter drehen sich, die LEDs leuchten, aber der Bildschirm bleibt schwarz oder, noch perfider, er zeigt nur das Markenlogo des Mainboard-Herstellers und weigert sich standhaft, weiterzumachen. Genau in dieser misslichen Lage befand sich ein Nutzer mit seinem System, bestehend aus einem **Asrock B365I** Mini-ITX-Mainboard und einem **Intel i5-8400** Prozessor. Die Odyssee, die folgte, war lehrreich und endete mit einer überraschend einfachen, aber schwer zu findenden Lösung: dem Wechsel der **m.2-SSD**.
Dieser Artikel beleuchtet detailliert die Fehlersuche, die Gedankengänge und die letztendliche Auflösung eines Problems, das viele in Verzweiflung stürzen könnte. Er soll als Wegweiser dienen, wenn Ihr eigener PC am **Splashscreen** feststeckt und Ihnen Rätsel aufgibt. Bereiten Sie sich auf eine Reise durch die Tiefen der PC-Fehlersuche vor, die zeigt, dass manchmal die einfachste Lösung diejenige ist, die man am wenigsten erwartet.
### Das Problem: Der frustrierende Stillstand am Asrock-Splashscreen
Unser Protagonist war ein kompakter und effizienter Rechner, ideal für Office-Anwendungen, Medienkonsum und leichte Gaming-Szenarien. Die Hardware war solide:
* **Mainboard**: Asrock B365I (Mini-ITX)
* **Prozessor**: Intel Core i5-8400 (Coffee Lake, mit integrierter UHD Graphics 630)
* **Arbeitsspeicher**: 2 x 8 GB DDR4-RAM (Marke und Geschwindigkeit variierten im Test, aber immer als funktionsfähig bekannt)
* **Speicherlaufwerk**: Eine **m.2 NVMe SSD** (das ursprüngliche Sorgenkind)
* **Netzteil**: Ein zuverlässiges Markennetzteil mit ausreichender Leistung für die Komponenten
Das Problem äußerte sich wie folgt: Nach dem Drücken des Einschalters drehten sich die Lüfter des CPU-Kühlers und des Netzteils wie gewohnt. Die Power-LED leuchtete. Auf dem angeschlossenen Monitor erschien das typische Asrock-Logo – der sogenannte **Splashscreen** – mit der Option, „DEL” oder „F2” zu drücken, um ins BIOS/UEFI-Setup zu gelangen. Doch egal wie oft oder wie schnell diese Tasten gedrückt wurden, nichts geschah. Der Bildschirm fror ein. Es gab keine BIOS-Beep-Codes (sofern ein Speaker angeschlossen war), keine Fehlermeldungen, und der Bootvorgang ging einfach nicht weiter. Das System schien in einem Zustand der ewigen Initialisierung gefangen zu sein.
Dies war besonders irritierend, da das System zuvor einwandfrei funktioniert hatte. Es gab keine neuen Hardware-Installationen oder Software-Updates, die als direkte Ursache in Frage kamen. Es war ein plötzlicher, unerwarteter Stillstand.
### Erste Schritte der Fehlersuche: Die Standard-Checks
Angesichts eines nicht bootenden PCs ist eine systematische Herangehensweise entscheidend. Panik ist hier der schlechteste Berater. Die ersten Schritte konzentrierten sich auf die offensichtlichsten Fehlerquellen:
1. **Kabel überprüfen**: Alle Stromkabel (24-Pin ATX, 8-Pin CPU) sowie Datenkabel (SATA, sofern vorhanden) wurden auf festen Sitz überprüft. Lose Verbindungen sind eine häufige, leicht zu behebende Ursache. Auch das HDMI-/DisplayPort-Kabel zum Monitor wurde kontrolliert.
2. **Peripherie abziehen**: Tastatur, Maus, USB-Sticks, externe Festplatten – alles, was nicht unbedingt zum Starten des PCs benötigt wird, wurde entfernt. Manchmal können fehlerhafte USB-Geräte den Bootvorgang blockieren.
3. **RAM testen**: Dies ist oft eine der ersten Verdächtigen bei Boot-Problemen.
* Ein **Arbeitsspeicher-Riegel** wurde entfernt, um das System mit nur einem Riegel zu testen.
* Dieser einzelne Riegel wurde in verschiedenen Speicher-Slots ausprobiert.
* Falls vorhanden, wurden andere, als funktionstüchtig bekannte RAM-Riegel eingesetzt.
Trotz dieser Tests blieb das Problem bestehen. Der Asrock-Splashscreen war nach wie vor das Ende der Fahnenstange.
4. **CMOS Reset**: Das Zurücksetzen des BIOS auf die Werkseinstellungen kann viele Probleme beheben. Dies wurde auf zwei Arten versucht:
* Kurzschließen der **CLR_CMOS-Pins** auf dem Mainboard gemäß Handbuch.
* Entfernen der kleinen **Knopfzelle** (CR2032) für etwa 15 Minuten, nachdem das Netzteil vom Strom getrennt und der Power-Knopf mehrmals gedrückt wurde, um Restspannungen zu entladen.
Auch diese Maßnahme brachte keine Veränderung.
5. **Grafik-Ausgabe**: Da der i5-8400 über eine integrierte Grafikeinheit verfügt, wurde sichergestellt, dass kein Versuch unternommen wurde, eine dedizierte Grafikkarte zu verwenden, falls diese vorhanden war und möglicherweise Probleme verursachte. Das System sollte auch ohne dedizierte Grafikkarte in der Lage sein, den BIOS/UEFI-Bildschirm anzuzeigen.
### Tiefer graben: Komponenten isolieren und das Minimal-Setup
Nachdem die Standard-Checks keine Lösung brachten, wurde die Fehlersuche intensiviert. Das Ziel war, das Problem auf eine einzelne Komponente zu isolieren.
1. **Minimal-Setup**: Der PC wurde auf das absolute Minimum reduziert:
* **Mainboard**
* **CPU** (mit Kühler)
* **Ein einzelner RAM-Riegel**
* **Netzteil**
* Monitor angeschlossen an die integrierte Grafik.
Alle anderen Komponenten, einschließlich der **m.2-SSD**, wurden entfernt. In dieser Konfiguration startete das System. Es zeigte den Asrock-Splashscreen, aber diesmal konnte man ins BIOS/UEFI gelangen! Das System beschwerte sich nun, dass kein Boot-Medium gefunden wurde, was zu erwarten war. Das war der erste entscheidende Hinweis: Irgendeine der entfernten Komponenten war der Übeltäter.
2. **Netzteil testen**: Obwohl das Netzteil Lüfter drehte und LEDs versorgte, ist ein fehlerhaftes Netzteil, das inkonsistente Spannungen liefert, immer eine Möglichkeit. Wenn ein Ersatznetzteil zur Verfügung steht, sollte man es testen. In diesem Fall war das verwendete Netzteil als zuverlässig bekannt und der Minimal-Setup-Test entlastete es weiter.
3. **CPU testen**: Eine defekte CPU ist extrem selten, aber nicht unmöglich. Visuelle Inspektion auf verbogene Pins am Sockel war negativ. Da der PC im Minimal-Setup bis ins BIOS kam, wurde die CPU als Problemursache vorerst ausgeschlossen.
4. **Mainboard tauschen?**: Das Mainboard ist das Herzstück des Systems. Ein Defekt hier kann alle möglichen Symptome hervorrufen. Ein Mainboard-Tausch ist jedoch aufwendig und kostspielig. Die Tatsache, dass das System im Minimal-Setup bis ins BIOS kam, sprach *gegen* einen vollständigen Mainboard-Defekt, deutete aber auf ein Kompatibilitäts- oder Initialisierungsproblem mit einer *anderen* Komponente hin.
### Der Wendepunkt: Die m.2-SSD als potenzieller Übeltäter
Nachdem das Minimal-Setup erfolgreich war, wurde begonnen, die entfernten Komponenten einzeln wieder hinzuzufügen, um den Übeltäter zu identifizieren.
* Zuerst wurde der zweite RAM-Riegel eingesetzt – das System startete weiterhin ins BIOS. RAM war also in Ordnung.
* An dieser Stelle gab es keine anderen Komponenten außer der **m.2 NVMe SSD**. Es war die einzige Komponente, die im Minimal-Setup nicht dabei war.
Die m.2-SSD wurde wieder in ihren Slot auf dem Mainboard gesteckt. Und siehe da: Das Problem kehrte zurück. Der PC blieb erneut am **Asrock-Splashscreen** hängen, ohne Möglichkeit, ins BIOS zu gelangen.
Dies war ein verblüffendes Ergebnis. Eine **m.2-SSD** ist ein Speichermedium. Wie konnte ein *Speichermedium* den Bootvorgang auf einer so fundamentalen Ebene blockieren, dass nicht einmal das BIOS erreichbar war? Normalerweise würde ein defektes Laufwerk lediglich verhindern, dass das Betriebssystem geladen wird, oder eine Fehlermeldung wie „No Boot Device Found” ausgeben, aber nicht den Zugriff auf das BIOS komplett unterbinden. Diese Erkenntnis war der entscheidende Wendepunkt.
### Die unerwartete Lösung: Wechsel der m.2-SSD
Die Erkenntnis, dass die **m.2-SSD** der Verursacher war, führte zur nächsten logischen Konsequenz: die m.2-SSD zu tauschen. Da keine andere identische m.2-SSD zum Testen verfügbar war, wurde kurzerhand eine neue, andere m.2 NVMe SSD bestellt – in diesem Fall eine **Samsung 970 EVO Plus**, die als sehr kompatibel und zuverlässig gilt.
Nachdem die neue m.2-SSD geliefert und eingebaut wurde, hielt der Moment der Wahrheit an:
* Die neue **m.2-SSD** wurde in den Slot des **Asrock B365I** Mainboards eingesetzt.
* Der PC wurde eingeschaltet.
Und siehe da: Das System startete reibungslos! Es passierte den **Asrock-Splashscreen**, erlaubte den Zugriff auf das BIOS/UEFI, erkannte die neue SSD korrekt und war bereit für die Installation eines Betriebssystems. Das Problem war gelöst.
Es war eine unglaublich einfache Lösung, die jedoch durch die ungewöhnlichen Symptome extrem schwer zu diagnostizieren war. Wer würde vermuten, dass ein Speichermedium den Startvorgang so tiefgreifend beeinflussen kann?
### Warum eine m.2-SSD so ein Problem verursachen kann
Die Frage, die sich nun stellt, ist: *Warum* konnte eine m.2-SSD diesen Fehler verursachen? Hier sind einige mögliche technische Erklärungen:
1. **UEFI/BIOS-Initialisierungsprozess**: Moderne Mainboards mit UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) führen beim Start einen komplexen Initialisierungsprozess durch. Dazu gehört das Erkennen und Initialisieren aller angeschlossenen Geräte, einschließlich der PCIe-Geräte, zu denen auch **NVMe-m.2-SSDs** gehören. Wenn eine SSD einen internen Fehler (z.B. in der Firmware, im Controller oder im NAND-Flash) hat, kann sie während dieser Initialisierungsphase hängen bleiben oder inkonsistente Signale senden. Dies kann dazu führen, dass das UEFI/BIOS den Prozess nicht abschließen kann und somit den weiteren Bootvorgang, einschließlich des Zugriffs auf das Setup, blockiert.
2. **PCIe-Bus-Probleme**: **NVMe-SSDs** nutzen den schnellen PCIe-Bus. Ein fehlerhaftes Laufwerk könnte ein Problem auf den PCIe-Lanes verursachen, das das gesamte System blockiert. Es könnte sich wie ein fehlerhaftes PCIe-Gerät verhalten, das die Initialisierung des Busses stört.
3. **BIOS-Kompatibilitätsprobleme**: Obwohl seltener bei etablierten Marken, können spezifische m.2-Modelle oder Chargen manchmal Kompatibilitätsprobleme mit bestimmten Mainboard-BIOS-Versionen aufweisen. Ein Problem in der Firmware der SSD in Kombination mit dem Mainboard-BIOS könnte zu einem Hang führen. Das Zurücksetzen des BIOS (CMOS Reset) sollte solche Probleme mildern, aber wenn der Fehler in der SSD selbst liegt, hilft es nicht.
4. **Elektrische Probleme**: Ein Kurzschluss oder ein defekter elektrischer Schaltkreis auf der SSD könnte das Mainboard in einen Schutzmodus versetzen oder eine Spannung instabil machen, was den Startvorgang unterbricht. Dies ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.
5. **Defekter Controller**: Der Controller auf der SSD ist das Gehirn des Laufwerks. Ein fehlerhafter Controller könnte versuchen, Daten zu initialisieren oder auf fehlerhafte Speicherzellen zuzugreifen und dabei in einer Schleife hängen bleiben, die das System nicht verlassen kann.
In unserem Fall war es wahrscheinlich eine Kombination aus einem internen Defekt (möglicherweise in der Firmware oder dem Controller) der ursprünglichen **m.2 NVMe SSD**, die dazu führte, dass das **Asrock B365I** Mainboard während der Geräte-Initialisierung nicht über den **Splashscreen** hinauskam.
### Lessons Learned und Empfehlungen
Diese Erfahrung liefert wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Fehlersuche:
1. **Systematische Fehlersuche ist Gold wert**: Auch wenn es mühsam erscheint, die schrittweise Isolation der Komponenten ist der Schlüssel zur Diagnose. Das Minimal-Setup war hier der entscheidende Schritt.
2. **Die m.2-SSD nicht vergessen**: Eine **m.2-SSD** ist nicht nur ein Datenspeicher. Sie ist eine fest integrierte Komponente, die tief in den Initialisierungsprozess des Mainboards eingebunden ist und bei Problemen den gesamten Systemstart blockieren kann. Sie sollte bei Boot-Problemen, die über den **Splashscreen** hinausgehen, immer als potenzielle Fehlerquelle in Betracht gezogen werden.
3. **Fehlerquellen isolieren**: Durch das Hinzufügen von Komponenten eine nach der anderen nach einem erfolgreichen Minimal-Boot kann die Problemkomponente präzise identifiziert werden.
4. **Qualität der Komponenten**: Während alle Komponenten ausfallen können, kann die Investition in zuverlässige Marken für wichtige Komponenten wie SSDs die Wahrscheinlichkeit solcher schwerwiegenden Probleme verringern.
5. **BIOS-Updates prüfen**: Obwohl in diesem Fall nicht die Lösung, sind regelmäßige BIOS-Updates für Mainboards oft wichtig, um die Kompatibilität mit neuerer Hardware zu verbessern und bekannte Fehler zu beheben. Es ist immer ratsam, die neueste BIOS-Version zu verwenden, wenn es sicher möglich ist.
6. **Datenrettung**: Wenn die Original-SSD die Fehlerquelle war, sollten schnellstmöglich Schritte zur Datenrettung unternommen werden, sofern die Daten noch zugänglich sind (z.B. über ein externes Gehäuse oder ein anderes System).
### Fazit: Eine kuriose Lösung für ein hartnäckiges Problem
Der Fall des **Asrock B365I/i5-8400**, das am **Splashscreen** feststeckte und durch den Wechsel der **m.2-SSD** gerettet wurde, ist ein Paradebeispiel dafür, wie trügerisch die Symptome bei PC-Problemen sein können. Was zunächst wie ein Mainboard- oder BIOS-Fehler aussah, entpuppte sich als Problem mit einem scheinbar unschuldigen Speichermedium.
Diese Geschichte unterstreicht die Bedeutung von Geduld und Methodik bei der Fehlersuche. Sie ermutigt dazu, auch die unwahrscheinlichsten Kandidaten in Betracht zu ziehen, wenn die offensichtlichen Lösungen fehlschlagen. Für alle, die jemals vor einem mysteriösen Boot-Problem stehen, möge diese Erfahrung eine Erinnerung daran sein: Manchmal ist die Lösung so nah, wie eine winzige M.2-SSD, die heimlich den gesamten Bootvorgang sabotiert.