Den Empfang verbessern: Lässt sich der **W724v oder Smart 3 als DECT Verstärker** sinnvoll nutzen?

Die Reichweite von schnurlosen Telefonen ist in vielen Haushalten und Büros ein wiederkehrendes Ärgernis. Egal ob im Keller, im Obergeschoss oder im Garten – wenn der Anruf plötzlich abbricht oder die Sprachqualität leidet, wünscht man sich eine einfache Lösung. Schnell kommt die Idee auf, einen alten Router, der noch im Schrank liegt, als DECT-Verstärker zu nutzen. Insbesondere Telekom-Kunden fragen sich oft, ob Modelle wie der Speedport W724v oder der Speedport Smart 3, die ja über eine integrierte DECT-Basis verfügen, für diesen Zweck sinnvoll eingesetzt werden können. Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein und beleuchtet die Möglichkeiten, Einschränkungen und die besten Strategien, um Ihren DECT-Empfang nachhaltig zu verbessern.

### Das Dilemma des schwachen DECT-Signals: Eine alltägliche Herausforderung

DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) ist der Standard für schnurlose Telefonie. Er bietet viele Vorteile wie eine gute Sprachqualität und Abhörsicherheit. Doch trotz dieser Vorzüge stößt auch DECT an seine Grenzen. Bauliche Gegebenheiten wie dicke Wände, Stahlbetondecken oder Fußbodenheizungen, aber auch Störquellen wie Mikrowellen, WLAN-Router oder andere Funkgeräte können die Reichweite und Signalstärke erheblich beeinträchtigen. Das Resultat sind abgebrochene Gespräche, Rauschen oder gar keine Verbindung in bestimmten Bereichen des Hauses.

Für viele Nutzer liegt die Lösung auf der Hand: Ein Repeater muss her! Ein Repeater ist ein Gerät, das das Signal einer Basisstation aufnimmt, verstärkt und weiterleitet, um die Reichweite zu vergrößern. Die Vorstellung, dafür einen ohnehin vorhandenen oder ausrangierten Router zu verwenden, ist verlockend – schließlich verfügen viele moderne Router, darunter auch die Speedport-Modelle, über eine integrierte DECT-Basisstation. Doch genau hier liegt der Knackpunkt, der oft zu Missverständnissen führt.

### DECT-Basisstation vs. DECT-Repeater: Ein entscheidender Unterschied

Bevor wir uns den Speedport-Modellen widmen, ist es essenziell, den Unterschied zwischen einer DECT-Basisstation und einem DECT-Repeater zu verstehen:

* **DECT-Basisstation:** Dies ist das zentrale Gerät, an dem Ihre schnurlosen Telefone angemeldet werden. Sie stellt die Verbindung zum Telefonnetz (analog, ISDN oder VoIP) her und kommuniziert direkt mit den angemeldeten Mobilteilen. Die Basisstation sendet und empfängt das DECT-Signal und bildet eine sogenannte Funkzelle.
* **DECT-Repeater:** Ein Repeater hingegen ist dazu da, die Reichweite einer *bestehenden* DECT-Funkzelle zu erweitern. Er registriert sich an der primären Basisstation und leitet deren DECT-Signal weiter. Der Clou dabei: Echte DECT-Repeater unterstützen in der Regel das sogenannte „Seamless Handover”. Das bedeutet, ein aktives Telefongespräch kann ohne Unterbrechung von der Basisstation zum Repeater und umgekehrt übergeben werden, während Sie sich im Haus bewegen.

Ein Repeater benötigt also eine spezifische Firmware-Funktion und Hardware-Auslegung, um die Signale einer *anderen* Basisstation zu wiederholen. Eine Basisstation ist primär dazu gedacht, *eigene* Mobilteile zu verwalten.

### Der Speedport W724v als DECT-Gerät: Funktionen und Grenzen

Der Speedport W724v ist ein weit verbreiteter Router der Telekom, der bei vielen Nutzern noch in Gebrauch ist oder als Ersatzgerät dient. Er verfügt über eine integrierte DECT-Basisstation, an der sich bis zu fünf DECT-Mobilteile anmelden lassen. Diese Funktion ist hervorragend geeignet, um ohne zusätzliche DECT-Basisstation schnurlos zu telefonieren und somit Platz und Kabel zu sparen.

**Kann der Speedport W724v als DECT-Repeater genutzt werden?**
Die kurze und klare Antwort lautet: **Nein**. Der Speedport W724v ist explizit als DECT-Basisstation konzipiert und bietet in seiner Firmware keine Funktion, die es ihm ermöglichen würde, als DECT-Repeater für eine andere Basisstation zu fungieren. Er kann das Signal einer primären Basisstation (z.B. eines anderen Routers oder einer eigenständigen Telefonanlage) nicht aufnehmen und verstärken. Er kann lediglich als *eigenständige* DECT-Basis fungieren, an der Mobilteile direkt angemeldet werden.

Das bedeutet, wenn Sie einen zweiten W724v an einem anderen Ort im Haus aufstellen und ihn über LAN mit Ihrem Netzwerk verbinden, können Sie theoretisch Mobilteile an *diesem* zweiten W724v anmelden. Sie hätten dann zwei voneinander unabhängige DECT-Funkzellen. Ein nahtloses Wechseln zwischen den Funkzellen während eines aktiven Gesprächs ist damit aber nicht möglich. Das Mobilteil würde die Verbindung zur ersten Basis verlieren und müsste sich gegebenenfalls neu an der zweiten Basis anmelden, was während eines laufenden Gesprächs zum Abbruch führen würde.

### Der Speedport Smart 3: Ähnliche Architektur, gleiche Einschränkungen

Der Speedport Smart 3 ist ein Nachfolger des W724v und ebenfalls ein sehr beliebtes Modell der Telekom. Auch er integriert eine vollwertige DECT-Basisstation, die die Anmeldung von bis zu fünf schnurlosen Mobilteilen erlaubt und moderne DECT CAT-iq 2.0 Standards unterstützt, was Funktionen wie HD-Telefonie ermöglicht.

**Kann der Speedport Smart 3 als DECT-Repeater eingesetzt werden?**
Leider gilt auch hier das Gleiche wie für den W724v: **Nein, der Speedport Smart 3 kann nicht als DECT-Repeater verwendet werden.** Seine Firmware und Hardware sind darauf ausgelegt, als *zentrale DECT-Basisstation* zu fungieren, nicht aber, die Signale einer anderen Basisstation zu wiederholen und zu erweitern.

Die Telekom-Router sind primär auf die Rolle als Haupt-Kommunikationszentrale ausgelegt. Eine Repeater-Funktion, die ein komplexes Zusammenspiel mit einer *fremden* oder einer *zweiten* Basisstation erfordern würde (insbesondere im Hinblick auf das Handover von Gesprächen), ist in der Regel nicht vorgesehen. Diese Funktionalität wird spezifischen DECT-Repeatern überlassen, die genau für diesen Zweck entwickelt wurden.

### Warum Telekom-Router nicht als DECT-Repeater gedacht sind

Die fehlende Repeater-Funktion in den Speedport-Modellen ist kein Mangel, sondern eine bewusste Designentscheidung und Produktpositionierung. Telekom legt den Fokus auf eine benutzerfreundliche All-in-One-Lösung für Internet, WLAN und Telefonie. Das DECT-Modul dient dazu, die Telefone direkt am Router anzumelden, ohne dass eine zusätzliche Basisstation erforderlich ist.

Die Entwicklung einer echten DECT-Repeater-Funktion ist technisch aufwendig. Sie erfordert nicht nur die Fähigkeit, ein DECT-Signal zu empfangen und weiterzusenden, sondern auch die Unterstützung des Generic Access Profile (GAP) für die Repeater-Funktion sowie oft herstellerspezifische Erweiterungen, um ein reibungsloses Handover zu gewährleisten. Dies ist in der Firmware eines Multifunktionsrouters in der Regel nicht implementiert, da es über die Kernaufgabe hinausgeht.

### Echte Lösungen zur DECT-Reichweitenverlängerung

Wenn Speedport W724v und Smart 3 keine Option sind, wie verbessern Sie dann Ihren DECT-Empfang? Hier sind die bewährten und offiziell unterstützten Methoden:

1. **Dedizierte DECT-Repeater:** Dies ist die **empfohlene Lösung** für die meisten Anwendungsfälle. Hersteller wie Gigaset oder AVM (FRITZ!DECT Repeater) bieten spezielle DECT-Repeater an.
* **Vorteile:** Sie sind exakt für diesen Zweck entwickelt, unterstützen in der Regel das nahtlose Handover (GAP-Standard) und sind oft mit verschiedenen DECT-Basisstationen (auch von Telekom-Routern) kompatibel. Die Einrichtung ist meist unkompliziert.
* **Beispiel:** Ein AVM FRITZ!DECT Repeater 100 oder ein Gigaset Repeater HX lassen sich oft problemlos mit der DECT-Basis des Speedport Smart 3 (oder auch anderen Fritzboxen) koppeln, um die Reichweite zu verdoppeln. Prüfen Sie jedoch immer die Kompatibilität in den technischen Daten des Repeaters.
* **Installation:** Der Repeater wird einfach in eine Steckdose im Überlappungsbereich zwischen der Basisstation und dem gewünschten Erfassungsbereich gesteckt und anschließend an der DECT-Basisstation angemeldet (meist durch Drücken der DECT-Taste an beiden Geräten).

2. **Zweite DECT-Basisstation (als Workaround, nicht als Repeater):**
Wie bereits erwähnt, ist es theoretisch möglich, einen zweiten Router (z.B. einen ungenutzten W724v oder Smart 3) oder eine separate DECT-Basisstation in einem anderen Bereich des Hauses zu installieren und über LAN mit Ihrem Heimnetzwerk zu verbinden.
* **Vorteile:** Sie schaffen einen weiteren Bereich mit DECT-Abdeckung.
* **Nachteile:**
* Mobilteile müssen eventuell an beiden Basisstationen angemeldet werden.
* Es gibt **kein nahtloses Handover** während eines Gesprächs. Wenn Sie mit einem Mobilteil den Empfangsbereich der ersten Basis verlassen und in den Bereich der zweiten Basis wechseln, wird das Gespräch unterbrochen.
* Manuell muss oft die Basis gewechselt werden oder das Mobilteil versucht, sich an der Basis mit dem stärksten Signal anzumelden, was bei schwankendem Empfang zu Problemen führen kann.
* Erscheint nur sinnvoll, wenn man ohnehin zwei voneinander getrennte Telefonlinien oder Nummern an den jeweiligen Basisstationen nutzen möchte und nicht das ganze Haus mit einer einzigen durchgehenden DECT-Versorgung abdecken will.

3. **Optimierung der Platzierung der Basisstation:**
Manchmal sind gar keine zusätzlichen Geräte notwendig. Eine optimierte Position der vorhandenen DECT-Basisstation kann Wunder wirken:
* **Zentraler Standort:** Platzieren Sie den Router/die Basisstation möglichst zentral in Ihrem Haus.
* **Freie Sicht:** Stellen Sie sicher, dass keine großen metallischen Gegenstände, dicke Wände oder Elektrogeräte das Signal direkt blockieren.
* **Höhere Position:** Eine höhere Platzierung (z.B. auf einem Regal) kann ebenfalls die Ausbreitung des Signals verbessern.
* **Abstand zu Störquellen:** Halten Sie Abstand zu Mikrowellen, großen Fernsehern, WLAN-Routern (falls DECT-Basis und WLAN in getrennten Geräten sind) und anderen Funkquellen.

### Fazit: Klare Worte zum DECT-Empfang

Die Frage, ob der Speedport W724v oder Smart 3 als DECT-Verstärker sinnvoll genutzt werden kann, ist mit einem klaren „Nein” zu beantworten, wenn es um die Funktion eines echten DECT-Repeaters geht. Beide Router sind hervorragende DECT-Basisstationen, aber sie verfügen nicht über die notwendige Funktionalität, um als Signalverstärker für eine *andere* Basisstation zu dienen und ein nahtloses Handover zu ermöglichen.

Wenn Sie Ihren DECT-Empfang verbessern möchten, führt in den allermeisten Fällen kein Weg an einem dedizierten **DECT-Repeater** vorbei. Diese Geräte sind speziell für die Erweiterung der Reichweite konzipiert und bieten die entscheidende Funktion des nahtlosen Gesprächswechsels. Bevor Sie jedoch in neue Hardware investieren, prüfen Sie die optimale Platzierung Ihrer vorhandenen DECT-Basisstation. Oft lassen sich schon durch einfache Änderungen erhebliche Verbesserungen erzielen. Investieren Sie klug in die richtige Lösung, um dauerhaft störungsfreie und reichweitenstarke Telefonie in Ihrem Zuhause zu genießen.