Die AVM Fritzbox als Smarthome-Zentrale: Unsere Zigbee Erfahrung im ausführlichen Praxistest

Die **AVM FRITZ!Box** ist in unzähligen deutschen Haushalten das Herzstück des Internets. Sie ist Router, Telefonanlage, Mediaserver – ein echtes Schweizer Taschenmesser der Netzwerktechnik. Doch seit einiger Zeit schickt sich AVM an, der FRITZ!Box eine weitere, spannende Funktion zu verleihen: die Rolle einer **Smarthome-Zentrale**. Insbesondere die Integration des **Zigbee**-Standards hat in der Smart-Home-Community für Aufsehen gesorgt. Wir haben uns das genauer angesehen und die FRITZ!Box in einem ausführlichen Praxistest auf ihre Fähigkeiten als **Zigbee-Gateway** und **Smarthome-Hub** geprüft.

### Warum die FRITZ!Box als Smarthome-Zentrale? Ein vielversprechender Ansatz

Die Idee, eine bereits vorhandene und ständig laufende Geräteklasse wie die FRITZ!Box als Smarthome-Zentrale zu nutzen, ist bestechend. Anstatt ein weiteres Gerät, einen dedizierten Hub, kaufen, installieren und betreiben zu müssen, könnten Nutzer ihre Smart-Home-Geräte direkt mit dem Router verbinden. Das spart nicht nur Platz und Steckdosen, sondern verspricht auch eine vereinfachte Einrichtung und Wartung. Für viele Anwender, die bereits mit dem FRITZ!OS vertraut sind, wäre dies ein logischer und komfortabler Schritt in die Welt des **Smart Homes**.

Ein entscheidender Vorteil ist die lokale Verarbeitung. Die FRITZ!Box ist für ihre **Datenschutzstandards** bekannt. Wenn sie als Smarthome-Zentrale fungiert, bleiben die Daten der vernetzten Geräte in den eigenen vier Wänden. Automatisierungen laufen auch dann weiter, wenn die Internetverbindung einmal ausfällt. Dies steht im Gegensatz zu vielen Cloud-basierten Lösungen und spricht Nutzer an, die Wert auf Privatsphäre und Ausfallsicherheit legen.

AVM hat sich mit dem **Zigbee**-Standard für eine bewährte und weit verbreitete Technologie entschieden. Zigbee ist bekannt für seine Energieeffizienz, sein robustes Mesh-Netzwerk und die Unterstützung durch eine Vielzahl von Herstellern. Die Integration dieser Technologie öffnet die FRITZ!Box für ein riesiges Ökosystem an **Smart-Home-Geräten**, von Lampen über Steckdosen bis hin zu Sensoren.

### Zigbee und die FRITZ!Box: Die technische Basis

Der **Zigbee**-Standard ist speziell für drahtlose Sensornetzwerke im Nahbereich konzipiert. Er bildet ein sogenanntes Mesh-Netzwerk, bei dem jedes fest installierte und dauerhaft mit Strom versorgte Gerät (z.B. eine smarte Lampe) als Repeater fungieren kann. Das erhöht die Reichweite und die Stabilität des Netzwerks erheblich. Zigbee ist energieeffizient, was besonders für batteriebetriebene Sensoren von Vorteil ist, und ermöglicht eine reaktionsschnelle Kommunikation.

Aktuell ist die **FRITZ!Box 6670 Cable** das erste Modell, das über einen integrierten Zigbee-Funkchip verfügt. Dies ist eine wichtige Information, denn Nutzer anderer FRITZ!Box-Modelle können diese Funktion noch nicht nutzen. AVM hat jedoch angedeutet, dass zukünftige Modelle und Software-Updates die Zigbee-Integration möglicherweise auf weitere Geräte ausweiten könnten. Die 6670 Cable ist damit der Pionier in AVMs **Zigbee-Strategie**.

Die FRITZ!Box nutzt den Zigbee-Standard 3.0, was eine hohe Kompatibilität mit vielen aktuellen Geräten verspricht. Der Fokus liegt zunächst auf Beleuchtung und einfachen Schaltfunktionen, aber die Plattform ist grundsätzlich für die Integration weiterer Gerätetypen offen.

### Die ersten Schritte: Einrichtung und Geräteeinbindung

Die Einrichtung der FRITZ!Box als Smarthome-Zentrale ist AVM-typisch intuitiv gestaltet. Im **FRITZ!OS**-Menü findet sich der Bereich „Smart Home“, der seit der Einführung des Zigbee-Supports erweitert wurde. Hier können nun nicht nur DECT-ULE-Geräte von AVM selbst, sondern auch Zigbee-Geräte anderer Hersteller hinzugefügt werden.

Der Pairing-Prozess ist vergleichbar mit dem von dedizierten Zigbee-Hubs: Man wählt in der FRITZ!Box-Oberfläche „Gerät hinzufügen“ und versetzt das Zigbee-Gerät in den Kopplungsmodus (meist durch mehrfaches Ein- und Ausschalten oder Halten eines Reset-Knopfes). Innerhalb kurzer Zeit sollte das Gerät von der FRITZ!Box gefunden und eingebunden werden.

AVM hat für die **Zigbee-Integration** Partnerschaften mit namhaften Herstellern wie **Philips Hue** und **Gira** geschlossen. Das bedeutet, dass die Kompatibilität mit deren Produkten besonders gut sein sollte. Aber auch Geräte anderer Hersteller, die den Zigbee 3.0 Standard unterstützen, können potenziell eingebunden werden. Dies war ein zentraler Punkt unseres **Praxistests**.

### Unser ausführlicher Praxistest: Die FRITZ!Box in Aktion

Für unseren Test haben wir eine **FRITZ!Box 6670 Cable** in einem durchschnittlichen Haushalt (ca. 100 m² Wohnfläche über zwei Etagen) eingesetzt. Wir haben folgende Zigbee-Geräte versucht einzubinden und zu steuern:

1. **Philips Hue Leuchtmittel (E27, GU10, Lightstrip)**: Mehrere davon in verschiedenen Räumen.
2. **IKEA TRÅDFRI Leuchtmittel (E27)**: Ein paar als Vergleich zu Hue.
3. **IKEA TRÅDFRI Bewegungsmelder**.
4. **IKEA TRÅDFRI Schalter/Dimmer**.
5. **Gira System 3000 Jalousiesteuerung mit Zigbee-Modul**.
6. **Einige generische Zigbee-Steckdosenadapter (Tuya-basiert)**.

#### 1. Geräteeinbindung und Kompatibilität

* **Philips Hue**: Die Integration verlief reibungslos. Alle getesteten Hue-Leuchtmittel wurden schnell erkannt und konnten problemlos gekoppelt werden. Grundlegende Funktionen wie Ein-/Ausschalten, Dimmen und Farbwechsel funktionierten auf Anhieb.
* **IKEA TRÅDFRI**: Auch hier war die Erkennung der Leuchtmittel und des Bewegungsmelders überraschend gut. Die Leuchtmittel ließen sich einwandfrei steuern. Der Bewegungsmelder wurde erkannt und meldete Bewegungen zuverlässig. Die **IKEA TRÅDFRI** Schalter waren jedoch eine Herausforderung. Sie ließen sich zwar pairen, aber die Tastenfunktionen wurden von der FRITZ!Box nicht sauber interpretiert oder konnten nicht flexibel belegt werden. Hier zeigte sich eine erste Limitierung in der Geräteintegration über die reinen Lichtfunktionen hinaus.
* **Gira System 3000**: Die Jalousiesteuerung wurde als „Rollladen” erkannt und ließ sich über das FRITZ!OS steuern (hoch/runter/Stopp). Die Integration war hier vorbildlich und zeigte das Potenzial für spezifische Geräteklassen.
* **Generische Zigbee-Steckdosen**: Die Tuya-basierten Steckdosen wurden als generische Schalter erkannt und konnten ein- und ausgeschaltet werden. Auch hier gab es keine Probleme.

**Fazit zur Kompatibilität:** Die FRITZ!Box ist primär für die Unterstützung der Partner (Philips Hue, Gira) optimiert. Generische Geräte oder solche von Drittanbietern, die den Standard zwar erfüllen, aber möglicherweise spezielle Profile nutzen, könnten Schwierigkeiten bereiten. Insbesondere bei komplexeren Geräten wie Tastern oder Sensoren jenseits der Bewegungserkennung gibt es noch Luft nach oben.

#### 2. Funktionalität und Zuverlässigkeit im Alltag

Nach der erfolgreichen Einbindung haben wir die FRITZ!Box im Alltag getestet.

* **Lichtsteuerung**: Das Schalten und Dimmen der Philips Hue und IKEA TRÅDFRI Leuchtmittel funktionierte sehr zuverlässig und reaktionsschnell. Die Verzögerung war kaum spürbar, selbst wenn mehrere Leuchten gleichzeitig gesteuert wurden.
* **Bewegungsmelder**: Der IKEA TRÅDFRI Bewegungsmelder löste zuverlässig aus und konnte in Smart-Home-Routinen (z.B. Licht einschalten bei Bewegung) verwendet werden. Die Reaktionszeit war gut, vergleichbar mit einer dedizierten Hue Bridge.
* **Jalousiesteuerung**: Die Gira Jalousiesteuerung reagierte präzise auf Befehle. Das FRITZ!OS bot grundlegende Szenarien wie zeitgesteuertes Hoch- und Runterfahren.
* **Mesh-Netzwerk**: Die Stabilität des Zigbee-Netzwerks, das von der FRITZ!Box aufgebaut wurde, war beeindruckend. Selbst weiter entfernte Geräte, die eigentlich außerhalb der direkten Reichweite der FRITZ!Box lagen, wurden dank der Mesh-Funktion der Lampen (z.B. Philips Hue) zuverlässig erreicht. Das Netzwerk baute sich stabil auf und funktionierte ohne Ausfälle. Die FRITZ!Box selbst zeigte sich als starker **Zigbee-Koordinator**.

#### 3. Das FRITZ!OS als Smarthome-Interface

Die Bedienung erfolgt komplett über die bewährte FRITZ!OS-Oberfläche. Der Bereich **”Smart Home”** ist übersichtlich gestaltet. Hier können alle Zigbee-Geräte eingesehen, umbenannt und grundlegend konfiguriert werden.

* **Routinen und Szenen**: Das FRITZ!OS bietet die Möglichkeit, einfache **Automatisierungen** zu erstellen. Man kann zum Beispiel Lichter zu bestimmten Zeiten schalten, auf Bewegungen reagieren lassen oder Zustände von Schaltern abfragen. Für grundlegende Smarthome-Anwendungen ist dies ausreichend. Beispielsweise „Schalte Licht A um 19:00 Uhr ein” oder „Wenn Bewegungsmelder B Bewegung erkennt, schalte Licht C für 5 Minuten ein”.
* **Benutzerfreundlichkeit**: Für FRITZ!Box-Nutzer ist die Oberfläche sofort vertraut. Die Logik der Routinen ist einfach zu verstehen. Es fehlt jedoch an fortgeschrittenen Logikfunktionen, die komplexere Szenarien ermöglichen würden (z.B. „Wenn X UND Y wahr ist ODER Z wahr ist, dann tu dies”).
* **Übersicht**: Alle Geräte werden klar dargestellt. Die Zustände sind gut ablesbar.

#### 4. Herausforderungen und Grenzen

Trotz der positiven Erfahrungen gibt es auch Bereiche, in denen die FRITZ!Box an ihre Grenzen stößt:

* **Gerätevielfalt und Tiefe der Integration**: Während grundlegende Funktionen wie Schalten, Dimmen und Farbwechsel gut funktionieren, mangelt es an der Unterstützung spezifischer Funktionen einiger Geräte. Komplexe Schalter mit Mehrfachklicks, spezielle Sensoren (z.B. Tür-/Fensterkontakte mit Batterieanzeige oder komplexen Statusmeldungen) oder fortgeschrittene Szenenfunktionen, die über einfache Ein-/Ausschaltbefehle hinausgehen, sind oft nicht verfügbar oder nur eingeschränkt nutzbar.
* **Fortgeschrittene Automatisierungen**: Das FRITZ!OS bietet solide Grundlagen für Routinen, aber es ist kein vollwertiges System für komplexe Home-Automation-Skripte. Wer sehr spezifische, bedingte Aktionen oder Integrationen mit anderen Diensten (außer Alexa/Google Home) benötigt, wird hier schnell an Grenzen stoßen. Es fehlt an visuellen Skripteditoren oder umfangreichen „Wenn-Dann-Sonst”-Logiken.
* **Integration mit Sprachassistenten**: Die FRITZ!Box kann ihre Smart Home Geräte über MyFRITZ! und Smart Home Skill/Actions in **Amazon Alexa** und **Google Home** einbinden. Dies funktionierte in unserem Test gut für die erkannten Zigbee-Geräte. Das ist ein großer Pluspunkt für die einfache Sprachsteuerung.
* **Kein offenes API/Ökosystem**: Im Gegensatz zu manchen dedizierten Smarthome-Zentralen, die oft über eine offene API verfügen und eine Anbindung an Drittanbieter-Apps oder fortschrittliche Software wie Home Assistant ermöglichen, ist die FRITZ!Box ein geschlossenes System. Dies bietet zwar eine hohe Sicherheit und Stabilität, schränkt aber die Flexibilität für Power-User ein.

### Sicherheit und Datenschutz

Ein wichtiger Punkt, der für die FRITZ!Box spricht, ist AVMs traditionell hoher Anspruch an **Sicherheit und Datenschutz**. Die Verarbeitung der Smart-Home-Daten findet primär lokal auf der Box statt. Dies minimiert die Abhängigkeit von Cloud-Diensten und reduziert das Risiko von externen Datenlecks. Die Kommunikation innerhalb des Zigbee-Netzwerks ist verschlüsselt. AVM bietet regelmäßige **FRITZ!OS-Updates**, die nicht nur neue Funktionen, sondern auch Sicherheitsverbesserungen mit sich bringen. Für viele Nutzer ist dieser Aspekt ein entscheidendes Kaufkriterium.

### Zukünftige Perspektiven und Fazit

Die **AVM FRITZ!Box 6670 Cable** ist ein vielversprechender Startpunkt als **Smarthome-Zentrale** mit **Zigbee-Integration**. Für Anwender, die eine einfache, zuverlässige und datenschutzfreundliche Lösung für die grundlegende Steuerung von Lichtern und Steckdosen suchen, ist sie eine hervorragende Wahl. Besonders für Einsteiger ins Smart Home, die bereits eine kompatible FRITZ!Box besitzen, entfällt die Notwendigkeit eines zusätzlichen Hubs, was den Einstieg erheblich erleichtert und kostengünstiger macht.

Die Stärken liegen klar in der einfachen Handhabung, der soliden Performance des Zigbee-Mesh-Netzwerks und der nahtlosen Integration in das bewährte FRITZ!OS. Die Kompatibilität mit wichtigen Partnern wie Philips Hue und Gira ist ein großer Vorteil.

Für Power-User, die ein breites Spektrum an Geräten (insbesondere spezielle Sensoren oder Schalter) einbinden möchten und komplexe Automatisierungen oder die Anbindung an ein offenes Ökosystem benötigen, könnte die FRITZ!Box derzeit noch an ihre Grenzen stoßen. Hier sind dedizierte Smarthome-Hubs mit einem größeren Geräteportfolio und flexibleren Automatisierungsmöglichkeiten weiterhin überlegen.

AVM hat jedoch gezeigt, dass sie die Smarthome-Funktionalität ihrer FRITZ!Box kontinuierlich weiterentwickeln. Es ist zu erwarten, dass zukünftige **FRITZ!OS-Updates** und neue FRITZ!Box-Modelle die Gerätekompatibilität erweitern und fortgeschrittenere Funktionen hinzufügen werden. Die **FRITZ!Box als Smarthome-Zentrale** mit **Zigbee** ist nicht nur eine spannende Evolution des Routers, sondern auch eine ernstzunehmende Option für das moderne, vernetzte Zuhause. Für viele wird sie die erste Wahl sein – ein echter Game Changer in der Welt des **Smarthomes**.