DirectX12: Wie Sie die extrem schlechte Performance beim Aktivieren von Overlays beheben

Stellen Sie sich vor: Sie starten Ihr Lieblingsspiel, das in der atemberaubenden DirectX12-API entwickelt wurde, freuen sich auf flüssiges Gameplay und beeindruckende Grafiken. Doch statt eines immersiven Erlebnisses erleben Sie Ruckler, Frame-Einbrüche und eine frustrierende Inkonstanz. Oft ist die Ursache dafür nicht die Grafikkarte, der Prozessor oder der Arbeitsspeicher, sondern ein kleines, oft unbemerktes Helferlein: das Overlay. Diese praktischen Tools, die uns Informationen oder Chat-Funktionen direkt im Spiel anzeigen, können in Kombination mit modernen APIs wie DirectX12 zu einem echten Performance-Killer werden. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und noch wichtiger: Es gibt Lösungen!

In diesem umfassenden Leitfaden tauchen wir tief in die Materie ein. Wir erklären, warum Overlays in DirectX12-Spielen so problematisch sein können, und präsentieren Ihnen detaillierte, schrittweise Anleitungen, wie Sie die Performance-Einbrüche beheben und Ihr Spielerlebnis wieder flüssig gestalten können. Von allgemeinen Tipps bis hin zu spezifischen Einstellungen für die gängigsten Overlays – hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen.

Was sind Overlays und warum lieben wir sie?

Overlays sind Software-Layer, die sich über eine laufende Anwendung, in unserem Fall ein Spiel, legen und zusätzliche Informationen oder Funktionen einblenden. Ob es der Framerate-Zähler von MSI Afterburner, die Chat-Funktion von Discord, der Freundesliste von Steam oder die Aufnahmefunktionen von NVIDIA GeForce Experience ist – Overlays sind aus dem modernen Gaming nicht mehr wegzudenken. Sie bieten Komfort, ermöglichen soziale Interaktionen und helfen uns, die Leistung unseres Systems im Auge zu behalten. Doch genau diese praktische Injektion in den Rendering-Prozess des Spiels kann unter bestimmten Umständen zu erheblichen Problemen führen, insbesondere wenn DirectX12 ins Spiel kommt.

Das Dilemma: DirectX12 und die tiefgreifende Architektur

Um zu verstehen, warum Overlays in DirectX12 so problematisch sind, müssen wir einen kurzen Blick auf die Architektur von DirectX12 werfen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger DirectX11, der noch eine relativ hohe Abstraktionsschicht zwischen dem Spiel und der Hardware bot, wurde DirectX12 mit dem Ziel entwickelt, Entwicklern einen viel direkteren und „näheren“ Zugang zur GPU-Hardware zu ermöglichen. Dies führt zu:

• Niedrigerem API-Overhead: Weniger Zwischenschritte bedeuten weniger CPU-Belastung und effizientere Nutzung der Hardware.
• Expliziterer Kontrolle: Entwickler haben mehr Kontrolle über die Hardware-Ressourcen, was zu optimierterer Performance führen kann.
• Asynchroner Berechnung (Async Compute): Die GPU kann verschiedene Aufgaben gleichzeitig ausführen, was die Auslastung verbessert.

Diese Effizienz kommt jedoch mit einem Preis: Die Toleranz für externe Eingriffe, wie sie Overlays durchführen, ist deutlich geringer. DirectX12-Spiele sind oft bis ins kleinste Detail optimiert, um jede Millisekunde aus der Hardware herauszuholen. Jeder unerwartete Eingriff kann das fein abgestimmte System stören.

Der Konflikt: Wie Overlays DirectX12 herausfordern

Wenn ein Overlay in ein DirectX12-Spiel injiziert wird, muss es sich in den Rendering-Pipeline des Spiels einklinken. Es versucht, seine eigenen Grafiken auf dem Bildschirm zu zeichnen, indem es häufig die Grafik-APIs abfängt und modifiziert. Bei DirectX11 war dies relativ einfach, da die API eine gewisse Abstraktion bot, die solche Injektionen „verzeihen“ konnte. Bei DirectX12 ist die Situation anders:

• Direkte Hardware-Kommunikation: DX12 minimiert Zwischenschritte und kommuniziert sehr direkt mit der Hardware. Ein Overlay muss nun auf einer viel niedrigeren Ebene agieren und kann dabei leicht die optimierten Abläufe stören.
• Resource States: DX12 erfordert, dass Ressourcen (Texturen, Buffer etc.) in einem bestimmten Zustand sind, bevor sie verwendet werden können. Ein Overlay, das versucht, eine Ressource zu nutzen, die sich nicht im korrekten Zustand befindet, kann zu Fehlern, Abstürzen oder Performance-Einbrüchen führen.
• Fullscreen Optimizations: Moderne Windows-Versionen nutzen „Fullscreen Optimizations”, die traditionelle exklusive Vollbildmodi oft in einen optimierten rahmenlosen Fenstermodus umwandeln. Dies ist gut für die Systemintegration, kann aber im Zusammenspiel mit Overlays und DX12-spezifischen Render-Techniken zu Problemen bei der Bildsynchronisation und Latenz führen.
• Treiber-Ebene: Grafikkartentreiber spielen eine noch größere Rolle bei DX12, da sie viel weniger Abstraktion übernehmen müssen. Overlays, die sich in diese Treiber-Ebene einklinken, können unbeabsichtigte Wechselwirkungen erzeugen.

Das Ergebnis dieser Konflikte sind typischerweise massive Frame-Einbrüche, Ruckler, erhöhte Eingabeverzögerung (Input Lag) und im schlimmsten Fall sogar Spielabstürze. Oft ist die Performance bei aktiviertem Overlay nur halb so gut wie ohne.

Der ultimative Leitfaden zur Problemlösung: Schritt für Schritt zu flüssigem Gameplay

Bevor wir ins Detail gehen: Der erste und wichtigste Schritt ist oft, die Ursache zu isolieren. Am besten deaktivieren Sie zunächst alle Overlays und aktivieren sie dann schrittweise wieder, um den Übeltäter zu identifizieren.

Schritt 1: Alle Overlays deaktivieren – Der erste Rettungsanker

Beginnen Sie mit einer sauberen Weste. Deaktivieren Sie wirklich jedes Overlay, das Sie kennen. Dazu gehören:

• Steam-Overlay: In den Steam-Einstellungen unter „Im Spiel” deaktivieren.
• Discord-Overlay: In den Discord-Einstellungen unter „Overlay” deaktivieren.
• NVIDIA GeForce Experience In-Game-Overlay (ShadowPlay): In den GeForce Experience-Einstellungen unter „ALLGEMEIN” das „IN-GAME-OVERLAY” deaktivieren.
• AMD Adrenalin In-Game-Overlay: Im Adrenalin-Treiber unter „Einstellungen” (Zahnradsymbol) > „Allgemein” die Option „In-Game-Overlay” deaktivieren.
• MSI Afterburner/RivaTuner Statistics Server (RTSS): Im RTSS-Fenster das „Show On-Screen Display” deaktivieren oder die Anwendung beenden.
• Xbox Game Bar: In den Windows-Einstellungen unter „Spielen” > „Xbox Game Bar” deaktivieren.
• Overlays anderer Launcher (Epic Games, GOG Galaxy, etc.): Prüfen Sie die Einstellungen jedes Launchers.

Starten Sie Ihr Spiel neu. Ist die Performance nun deutlich besser? Großartig! Jetzt wissen Sie, dass ein Overlay die Ursache war. Aktivieren Sie die Overlays nacheinander wieder und testen Sie nach jeder Aktivierung die Performance, um den Übeltäter zu finden. Oft ist es eine Kombination aus mehreren Overlays oder ein spezifisches Overlay, das in bestimmten Spielen Probleme macht.

Schritt 2: Treiber und Software auf dem neuesten Stand halten

Dies mag offensichtlich klingen, ist aber entscheidend. Sowohl Grafikkartentreiber (NVIDIA, AMD) als auch die Overlays selbst (Steam, Discord, Afterburner) werden ständig aktualisiert. Entwickler sind sich der Probleme mit DirectX12 bewusst und arbeiten daran, die Kompatibilität zu verbessern. Ein veralteter Treiber oder ein altes Overlay kann die Ursache für Performance-Probleme sein.

• Grafikkartentreiber: Besuchen Sie regelmäßig die Websites von NVIDIA oder AMD, um die neuesten Treiber herunterzuladen.
• Spiele-Updates: Spiele-Patches beheben oft auch Performance-Probleme und optimieren die DX12-Implementierung.
• Overlay-Software: Stellen Sie sicher, dass Steam, Discord, Afterburner/RTSS etc. immer auf dem neuesten Stand sind.

Schritt 3: Grafikeinstellungen im Spiel anpassen – Fenstermodus vs. Vollbild

Wie bereits erwähnt, ist der „echte” exklusive Vollbildmodus in modernen Windows-Systemen seltener geworden. Stattdessen werden oft „Fullscreen Optimizations” verwendet, die im Wesentlichen einen rahmenlosen Fenstermodus mit Vollbildeigenschaften simulieren. Dies kann die Interaktion mit Overlays beeinflussen:

• Borderless Windowed (Rahmenloses Fenster): Probieren Sie, Ihr Spiel im rahmenlosen Fenstermodus auszuführen, falls es dort stabil läuft und die Performance akzeptabel ist. Manchmal interagieren Overlays mit diesem Modus besser.
• Exklusives Vollbild (falls verfügbar): Wenn ein Spiel noch einen echten exklusiven Vollbildmodus anbietet (was bei älteren DX12-Spielen der Fall sein kann), testen Sie diesen. Hier kann die Performance im besten Fall am höchsten sein, aber auch die Probleme mit Overlays am stärksten ausgeprägt.

In den meisten modernen DX12-Spielen ist die Unterscheidung zwischen Vollbild und rahmenlosem Fenster oft kaum spürbar, da Windows die „Vollbildoptimierungen” fast immer anwendet. Deaktivieren Sie die „Vollbildoptimierungen” in den Kompatibilitätseinstellungen der EXE-Datei des Spiels, wenn Sie vermuten, dass dies die Ursache ist (Rechtsklick auf .exe > Eigenschaften > Kompatibilität).

Schritt 4: Spezifische Overlay-Einstellungen optimieren

Selbst wenn Sie ein Overlay aktivieren müssen, gibt es oft Möglichkeiten, seinen Einfluss zu minimieren.

Steam-Overlay

Das Steam-Overlay ist meist gut optimiert, kann aber in einigen DX12-Titeln Probleme machen. Wenn Sie es benötigen, versuchen Sie Folgendes:

• Spielspezifisch deaktivieren: Wenn es nur in einem bestimmten Spiel Probleme gibt, können Sie das Overlay nur für dieses Spiel deaktivieren (Rechtsklick auf Spiel in Steam-Bibliothek > Eigenschaften > „Steam-Overlay im Spiel aktivieren” deaktivieren).
• Minimale Funktionen: Vermeiden Sie es, das Overlay unnötig oft aufzurufen.

Discord-Overlay

Das Discord-Overlay ist berüchtigt für Performance-Probleme in DX12-Spielen.

• Komplett deaktivieren: Unter „Benutzereinstellungen” > „Overlay” > „In-Game-Overlay aktivieren” deaktivieren.
• Hardware-Beschleunigung deaktivieren: Gehen Sie in Discord zu „Benutzereinstellungen” > „Erscheinungsbild” und deaktivieren Sie „Hardware-Beschleunigung”. Dies kann auch Probleme außerhalb von Overlays beheben.
• Spielspezifisch deaktivieren: Unter „Benutzereinstellungen” > „Registrierte Spiele” können Sie das Overlay für einzelne Spiele deaktivieren.

NVIDIA GeForce Experience & AMD Adrenalin

Diese Overlays sind tief in die GPU-Treiber integriert. Ihre Funktionen wie ShadowPlay (NVIDIA) oder ReLive (AMD) zum Aufnehmen von Gameplay können ebenfalls Performance kosten.

• NVIDIA: Deaktivieren Sie das „IN-GAME-OVERLAY” in den GeForce Experience-Einstellungen. Wenn Sie nur den FPS-Zähler benötigen, können Sie diesen manchmal separat über die NVIDIA Systemsteuerung aktivieren, ohne das komplette Overlay zu starten (obwohl dies auch über das Overlay geht).
• AMD: Deaktivieren Sie das „In-Game-Overlay” in den Adrenalin-Einstellungen unter „Allgemein”. Wenn Sie dennoch Metriken sehen möchten, können Sie „Leistungsmetriken” verwenden, aber achten Sie darauf, dass es nicht zu viele Datenpunkte gleichzeitig anzeigt.

Manchmal sind die Treiber-eigenen Performance-Monitore weniger invasiv als Drittanbieter-Overlays, aber sie können immer noch eine Belastung darstellen.

MSI Afterburner & RivaTuner Statistics Server (RTSS)

Dies ist oft der Hauptverdächtige, aber auch ein extrem mächtiges Tool. RTSS ist das Herzstück, das sich in die Spiele einklinkt, um FPS anzuzeigen oder Limits zu setzen.

• RTSS vollständig beenden: Der einfachste Test ist, RTSS vor dem Start des Spiels komplett zu schließen. Wenn die Performance nun gut ist, wissen Sie, dass es an RTSS liegt.
• Aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass sowohl MSI Afterburner als auch RTSS auf der neuesten Version sind. Entwickler arbeiten ständig an der Kompatibilität.
• Stealth Mode: In den RTSS-Einstellungen können Sie „Stealth Mode” aktivieren. Dies kann manchmal helfen, Erkennungsprobleme oder Inkompatibilitäten zu umgehen.
• Custom Direct3D-Support: Gehen Sie in RTSS zu den „Setup”-Einstellungen (Zahnrad) > „Plugins” und deaktivieren Sie experimentelle Direct3D-Support-Optionen, wenn Sie Probleme haben.
• Weniger Informationen anzeigen: Reduzieren Sie die Anzahl der angezeigten Metriken im On-Screen Display. Jede Metrik, die aktualisiert und gerendert werden muss, kostet Ressourcen.
• FPS-Limit: Ironischerweise kann das Setzen eines FPS-Limits über RTSS manchmal helfen, Frame-Pacing-Probleme zu glätten, selbst wenn das Overlay selbst die Performance beeinträchtigt. Probieren Sie es aus, wenn Sie es unbedingt brauchen.

Für viele ist RTSS unerlässlich für FPS-Monitoring und Frame-Limiting. Wenn es die Performance beeinträchtigt, ist es oft eine Abwägung.

Xbox Game Bar

Die Xbox Game Bar ist in Windows 10/11 integriert und bietet Aufnahme-, Chat- und Leistungsmonitoring-Funktionen. Auch sie kann in DX12-Titeln stören.

• Deaktivieren: In den Windows-Einstellungen unter „Spielen” > „Xbox Game Bar” > „Xbox Game Bar aktivieren” ausschalten.
• Hintergrundaufnahme: Wenn Sie die Game Bar nutzen möchten, aber Performance-Probleme haben, deaktivieren Sie mindestens die Hintergrundaufnahme unter „Aufzeichnungen”.

Schritt 5: Alternative Performance-Monitoring-Tools nutzen

Wenn Overlays zu viele Probleme verursachen, aber Sie Ihre Systemmetriken im Auge behalten möchten, gibt es Alternativen, die sich nicht in den Rendering-Prozess des Spiels einklinken:

• HardwareInfo (HWiNFO64): Dieses Tool ist exzellent für detailliertes Monitoring. Sie können es so konfigurieren, dass es Daten in eine Protokolldatei schreibt, die Sie nach dem Spielen analysieren können. Oder Sie lassen es auf einem zweiten Monitor laufen, falls vorhanden.
• Spieleigene FPS-Anzeigen: Viele moderne Spiele haben eine eingebaute Option, die FPS anzuzeigen (oft in den Grafik- oder Anzeige-Einstellungen). Dies ist fast immer die ressourcenschonendste Methode.
• Zweiter Monitor/Smartphone: Für die wirklich Hardware-nahen Informationen (Temperaturen, Auslastung) können Sie Tools wie HWiNFO auf einem zweiten Monitor laufen lassen oder Apps nutzen, die Daten von Ihrem PC auf ein Smartphone streamen.

Schritt 6: Hardware-Beschleunigung in Apps prüfen

Nicht nur Overlays, sondern auch andere Hintergrundanwendungen, die die Hardware-Beschleunigung nutzen (z.B. Chrome, Edge, Spotify, Discord selbst), können bei DX12-Spielen im Vollbildmodus zu unerwünschten Wechselwirkungen führen. Deaktivieren Sie die Hardware-Beschleunigung in diesen Anwendungen, wenn Sie Performance-Probleme haben.

Fazit: Ein optimiertes Spielerlebnis ist greifbar nah

Die Kombination aus DirectX12 und Overlays ist eine technische Gratwanderung. Während Overlays Komfort bieten, können sie die hochoptimierte Rendering-Pipeline von DX12-Spielen massiv stören und zu extrem schlechter Performance führen. Der Schlüssel zur Lösung liegt im Verständnis des Problems und in einem systematischen Ansatz zur Fehlerbehebung.

Beginnen Sie immer damit, alle Overlays zu deaktivieren, aktualisieren Sie Ihre Software und arbeiten Sie sich dann durch die spezifischen Einstellungen der Overlays, die Sie unbedingt benötigen. Oftmals ist das Opfer, auf ein Feature zu verzichten, klein im Vergleich zum Gewinn an flüssigem Gameplay und einem frustfreien Spielerlebnis. Mit Geduld und der richtigen Herangehensweise können Sie die Performance-Einbrüche beheben und die atemberaubende Welt Ihrer Lieblings-DX12-Spiele in vollen Zügen genießen!