Doppelte Geschwindigkeit: Wie Sie die WDSN850X/WDSN770M im Raid0 nutzen und was dabei zu beachten ist

In der Welt der digitalen Medien und des Gaming ist Geschwindigkeit alles. Ob es darum geht, riesige Spieldaten zu laden, 4K-Videos zu rendern oder komplexe Datensätze zu verarbeiten – die Wartezeit ist oft der größte Feind der Produktivität und des Spielspaßes. Während herkömmliche Festplatten längst von den blitzschnellen Solid State Drives (SSDs) in den Schatten gestellt wurden, hat die Einführung von NVMe-SSDs, insbesondere mit der PCIe Gen4-Schnittstelle, die Messlatte noch einmal höher gelegt. Modelle wie die **WD_BLACK SN850X** und die **WD_BLACK SN770M** gehören zu den absoluten Top-Performern in dieser Kategorie.

Doch was, wenn selbst die atemberaubende Leistung einer einzelnen dieser SSDs nicht mehr ausreicht? Hier kommt RAID0 ins Spiel. Dieses Setup verspricht eine noch nie dagewesene Beschleunigung, indem es die Leistung mehrerer Laufwerke kombiniert. Aber ist es wirklich so einfach, und welche Fallstricke gibt es zu beachten? Tauchen wir ein in die Welt der doppelten Geschwindigkeit und erfahren Sie, wie Sie das Maximum aus Ihren WD_BLACK NVMe-SSDs herausholen können.

Warum RAID0 mit NVMe-SSDs? Der Traum von unbegrenzter Leistung

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Daten gleichzeitig von zwei statt nur einem Supersportwagen herunterladen. Genau das ist die Grundidee hinter RAID0, auch bekannt als „Striping”. Anstatt Daten sequenziell auf einem Laufwerk zu speichern, werden sie in Blöcke aufgeteilt und abwechselnd auf *zwei oder mehr* Laufwerken abgelegt. Wenn Sie nun eine Datei lesen oder schreiben, arbeiten beide Laufwerke gleichzeitig daran, was theoretisch zu einer Verdopplung der sequenziellen Lese- und Schreibleistung führt.

Mit den hochmodernen NVMe-SSDs wie der WD_BLACK SN850X (PCIe Gen4, bis zu 7.300 MB/s Lesen) oder der **WD_BLACK SN770M** (ebenfalls PCIe Gen4, bis zu 5.150 MB/s Lesen) wird dieses Prinzip zu einem wahren Kraftakt. Diese Laufwerke nutzen die enorme Bandbreite der PCIe Gen4-Schnittstelle voll aus. Im RAID0-Verbund können Sie theoretisch Spitzenwerte erreichen, die weit über das hinausgehen, was ein einzelnes Laufwerk leisten kann – potenziell über 10.000 MB/s! Für wen ist das relevant?

• Hardcore-Gamer: Kürzere Ladezeiten für riesige Spielwelten, schnellere Textur-Streaming und ein insgesamt flüssigeres Spielerlebnis.
• Content Creator: Videobearbeiter, die mit 4K- oder 8K-Material arbeiten, Grafiker mit riesigen Bilddateien oder Musiker, die große Sample-Bibliotheken nutzen, profitieren enorm von der blitzschnellen Datenverfügbarkeit. Schnelleres Rendern, Exportieren und Transkodieren bedeuten mehr Zeit für Kreativität.
• Datenanalysten & Entwickler: Beim Arbeiten mit umfangreichen Datenbanken oder Kompilieren großer Softwareprojekte können die reduzierten Zugriffszeiten Wunder wirken.
• Power-User & Enthusiasten: Wer einfach das Maximum aus seinem System herausholen und die Grenzen der Technologie ausloten möchte, findet in NVMe RAID0 die ultimative Speicherlösung.

Die Kombination zweier WD_BLACK SN850X oder SN770M im RAID0 ist nicht nur ein technisches Statement, sondern eine Investition in kompromisslose Leistung und Effizienz.

Voraussetzungen für ein erfolgreiches RAID0-Setup

Bevor Sie sich in das Abenteuer RAID0 stürzen, sollten Sie sicherstellen, dass Ihr System die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Ein gut geplantes Setup ist entscheidend für Stabilität und Leistung.

1. Das richtige Mainboard

Ihr Mainboard ist das Herzstück und muss die Unterstützung für NVMe RAID0 bieten. Achten Sie auf folgende Punkte:

• M.2-Slots: Sie benötigen mindestens zwei freie M.2-Slots. Idealerweise sollten diese direkt an die CPU angebunden sein, um die volle PCIe Gen4-Bandbreite zu gewährleisten.
• PCIe-Lanes: Jede NVMe-SSD benötigt in der Regel vier PCIe-Lanes (x4). Stellen Sie sicher, dass Ihr Mainboard genügend freie Lanes zur Verfügung stellen kann, ohne andere wichtige Komponenten (wie die Grafikkarte) zu drosseln. Dies ist besonders bei Intel-Plattformen der Fall, während AMD-Prozessoren (Ryzen) oft mehr direkt an die CPU angebundene Lanes für M.2-SSDs bieten.
• RAID-Controller: Moderne Chipsätze (z.B. Intel Z-Serie, AMD X-Serie, B-Serie) unterstützen NVMe-RAID. Sie müssen die RAID-Funktion im BIOS/UEFI Ihres Mainboards aktivieren. Intel-Systeme nutzen oft die Intel Rapid Storage Technology (RST), während AMD-Systeme AMD RAIDXpert2 verwenden.

2. Zwei identische (oder sehr ähnliche) NVMe-SSDs

Für eine optimale Leistung in RAID0 ist es empfehlenswert, zwei identische SSDs zu verwenden. Das bedeutet zwei WD_BLACK SN850X oder zwei WD_BLACK SN770M mit der gleichen Kapazität. Unterschiedliche Modelle oder Kapazitäten können dazu führen, dass das Array auf die Leistung des schwächsten oder kleinsten Laufwerks beschränkt wird.

3. Ausreichende Kühlung

NVMe SSDs, insbesondere die leistungsstarken Gen4-Modelle, können unter Last sehr heiß werden. Hohe Temperaturen führen zu „Thermal Throttling”, bei dem die SSD ihre Leistung reduziert, um Schäden zu vermeiden. Eine gute Kühllösung ist daher unerlässlich. Viele Mainboards bieten bereits integrierte M.2-Kühlkörper. Falls nicht, sollten Sie über den Kauf hochwertiger Aftermarket-Kühlkörper nachdenken. Die **WD_BLACK SN850X** gibt es auch in einer Version mit werkseitig integriertem Kühlkörper, was eine ausgezeichnete Wahl für RAID0 darstellt.

4. Aktuelles BIOS/UEFI und Treiber

Stellen Sie sicher, dass Ihr BIOS/UEFI auf dem neuesten Stand ist. Aktualisierte Firmware kann die Stabilität verbessern und neue Funktionen oder Fehlerbehebungen für RAID-Setups enthalten. Die neuesten RAID-Treiber (z.B. Intel RST oder AMD RAIDXpert2) sind ebenfalls entscheidend für die reibungslose Funktion und optimale Leistung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Ihr Weg zur doppelten Geschwindigkeit

Die Einrichtung eines NVMe RAID0 kann auf den ersten Blick komplex erscheinen, ist aber mit der richtigen Anleitung gut machbar. Beachten Sie, dass die genauen Schritte je nach Mainboard-Hersteller und Chipsatz variieren können.

Schritt 1: Hardware-Installation

Schalten Sie Ihren PC aus und trennen Sie ihn vom Stromnetz. Bauen Sie die beiden WD_BLACK SN850X oder SN770M-SSDs in die dafür vorgesehenen M.2-Slots auf Ihrem Mainboard ein. Achten Sie darauf, die SSDs vorsichtig zu befestigen (oft mit einer kleinen Schraube oder einem werkzeuglosen Mechanismus). Installieren Sie die Kühlkörper auf den SSDs, falls diese nicht bereits integriert sind.

Schritt 2: BIOS/UEFI-Konfiguration

Schalten Sie den PC ein und rufen Sie sofort das BIOS/UEFI auf (meist durch Drücken von Entf, F2 oder F10 während des Startvorgangs).

1. Navigieren Sie zum Bereich für Speicher oder SATA-Konfiguration (auch wenn es sich um NVMe handelt, kann die Option dort zu finden sein).
2. Ändern Sie den SATA/NVMe-Modus von AHCI auf RAID. Speichern Sie diese Einstellung und starten Sie den PC neu ins BIOS.
3. Nach dem Neustart sollte im BIOS/UEFI ein neues Menü für die RAID-Konfiguration erscheinen (z.B. Intel Rapid Storage Technology oder AMD RAIDXpert2). Wählen Sie dieses aus.
4. Erstellen Sie ein neues RAID0-Array. Wählen Sie dabei beide Ihrer NVMe-SSDs aus und bestätigen Sie die Erstellung. Geben Sie dem Array einen Namen und stellen Sie sicher, dass der Striping-Blockgröße-Wert für Ihre Anforderungen geeignet ist (oft 64KB oder 128KB ist ein guter Startpunkt, kann aber je nach Anwendungsfall optimiert werden).
5. Speichern Sie die RAID-Konfiguration und verlassen Sie das BIOS/UEFI.

Schritt 3: Betriebssystem-Installation

Wenn Sie Ihr Betriebssystem (z.B. Windows 10/11) auf dem RAID0-Array installieren möchten:

1. Booten Sie von Ihrem Windows-Installationsmedium (USB-Stick).
2. Wenn Windows Sie fragt, wohin es installiert werden soll, wird das RAID0-Array wahrscheinlich nicht sofort angezeigt. Sie müssen die RAID-Treiber manuell laden. Wählen Sie „Treiber laden” und navigieren Sie zum Speicherort des Intel RST- oder AMD RAIDXpert2-Treibers auf Ihrem USB-Stick oder einem anderen Medium.
3. Nachdem die Treiber geladen wurden, sollte das RAID0-Array als eine einzige, große Festplatte erscheinen. Wählen Sie diese aus und fahren Sie mit der Installation fort.

Schritt 4: Überprüfung und Optimierung

Nachdem das Betriebssystem installiert ist, sollten Sie die Leistung des RAID0-Arrays überprüfen. Tools wie CrystalDiskMark oder AS SSD Benchmark können Ihnen genaue Werte für Lese- und Schreibleistung liefern. Vergewissern Sie sich, dass die Werte Ihren Erwartungen an ein **NVMe RAID0** entsprechen. Stellen Sie außerdem sicher, dass die neuesten Chipsatz- und RAID-Treiber installiert sind.

Was ist zu beachten? Die Schattenseiten der doppelten Geschwindigkeit

So verlockend die immense Geschwindigkeit eines NVMe RAID0 auch ist, es gibt auch entscheidende Nachteile und Risiken, die Sie unbedingt kennen sollten.

1. Das immense Datenverlust-Risiko

Dies ist der größte und wichtigste Punkt: RAID0 bietet keine Redundanz. Fällt eine einzige der beiden SSDs aus, sind alle Daten auf dem gesamten RAID0-Array unwiederbringlich verloren. Es gibt keine Möglichkeit zur Wiederherstellung, da die Daten in Streifen auf beide Laufwerke verteilt sind und somit unvollständig sind. Dieses Datenverlust-Risiko ist enorm und darf niemals unterschätzt werden.

Die Konsequenz: Eine rigorose und regelmäßige Datensicherung ist bei einem RAID0-Setup absolut obligatorisch. Sichern Sie alle wichtigen Daten auf einem separaten, externen Laufwerk oder in einem Cloud-Dienst. Betrachten Sie das RAID0-Array als reines Performance-Laufwerk, nicht als sicheren Datenspeicher.

2. Erhöhte Komplexität

Die Einrichtung und Wartung eines RAID0-Arrays ist komplexer als die Nutzung einer einzelnen SSD. BIOS/UEFI-Einstellungen, Treiberinstallation und mögliche Fehlerbehebungen erfordern technisches Verständnis. Bei Problemen kann die Diagnose schwieriger sein.

3. Potenzielle Boot-Kompatibilitätsprobleme

Obwohl moderne Systeme immer besser darin werden, kann das Booten von einem NVMe RAID0-Array manchmal zu Herausforderungen führen. Nicht jedes Mainboard oder jede BIOS/UEFI-Version ist gleichermaßen robust in dieser Hinsicht. Stellen Sie sicher, dass Ihr Mainboard die Boot-Funktion von NVMe RAID0 explizit unterstützt.

4. Höherer Stromverbrauch und Wärmeentwicklung

Zwei aktive NVMe-SSDs verbrauchen mehr Strom und erzeugen deutlich mehr Wärme als ein einzelnes Laufwerk. Dies unterstreicht erneut die Bedeutung einer effektiven Kühllösung, um Leistungsdrosselung zu vermeiden und die Lebensdauer der SSDs zu gewährleisten. Achten Sie auf eine gute Gehäuselüftung.

5. Höhere Kosten

Zwei High-End-SSDs wie die **WD_BLACK SN850X** oder **SN770M** sind eine erhebliche Investition. Wägen Sie ab, ob der Performance-Gewinn die zusätzlichen Kosten und Risiken rechtfertigt, insbesondere im Hinblick auf das Datenverlust-Risiko.

Performance-Erwartungen und Benchmarking

Bevor Sie mit euphorischen Erwartungen in die Benchmarks stürzen, sollten Sie realistische Vorstellungen von den Performance-Gewinnen haben. Während RAID0 die sequenziellen Lese- und Schreibraten dramatisch erhöhen kann, sind die Verbesserungen bei den zufälligen Lese- und Schreibraten (Random I/O), die für viele Alltagsanwendungen und Spiele relevanter sind, oft weniger ausgeprägt oder gar nicht vorhanden.

Programme wie CrystalDiskMark sind hervorragend geeignet, um die Leistung Ihres RAID0-Arrays zu testen. Sie werden wahrscheinlich beeindruckende Werte für „Seq Q8T1” (Sequenzielles Lesen/Schreiben mit hoher Warteschlangentiefe) sehen. Für die meisten Nutzer sind jedoch die „Random 4K Q1T1” Werte wichtiger, da diese die Reaktionsfähigkeit des Systems bei kleinen, zufälligen Datenzugriffen widerspiegeln. Hier bietet ein RAID0 möglicherweise nur marginale Vorteile gegenüber einer einzelnen, schnellen NVMe-SSD.

Alternativen zu RAID0

Ist RAID0 wirklich die einzige oder beste Lösung für Ihre Bedürfnisse? Hier sind einige Alternativen, die je nach Anwendungsfall sinnvoller sein könnten:

• Einzellaufwerk mit größerer Kapazität: Eine einzelne 4TB oder 8TB **WD_BLACK SN850X** bietet enorme Geschwindigkeit und Kapazität in einem unkomplizierten Paket, ohne das Datenverlust-Risiko von RAID0. Für die meisten Nutzer ist dies die pragmatischere Wahl.
• Windows Storage Spaces: Windows bietet mit „Speicherplätze” eine Software-RAID-Lösung, die flexibler ist. Sie können auch ein Striping-Volume erstellen, allerdings mit dem Nachteil einer potenziell geringeren Leistung als Hardware-RAID und einem erhöhten Verwaltungsaufwand.
• NVMe SSD für OS und Anwendungen + SATA SSD/HDD für Daten: Eine kostengünstige und bewährte Strategie ist es, eine schnelle NVMe-SSD für das Betriebssystem und die wichtigsten Programme zu nutzen und eine größere, günstigere SATA-SSD oder sogar eine traditionelle Festplatte für Massenspeicher zu verwenden.
• ZFS (Linux/FreeBSD): Wenn Sie in der Linux-Welt zu Hause sind, bietet ZFS robuste Dateisysteme mit integrierten RAID-Funktionen, die sowohl Leistung als auch Datensicherheit gewährleisten.

Fazit: Die Faszination der Geschwindigkeit mit Bedacht genießen

Die Nutzung von WD_BLACK SN850X oder SN770M im RAID0 ist zweifellos ein beeindruckender Weg, um die Grenzen der Speicherleistung zu verschieben. Für Enthusiasten, professionelle Content Creator und alle, die absolut kompromisslose sequentielle Geschwindigkeit benötigen, kann ein solches Setup einen spürbaren Unterschied machen. Die theoretische Verdopplung der Leistung ist eine faszinierende Vorstellung und in Benchmarks auch sichtbar.

Doch diese Leistung kommt nicht ohne Kompromisse. Das enorme Datenverlust-Risiko, die höhere Komplexität und die zusätzlichen Kosten müssen sorgfältig abgewogen werden. Wenn Sie sich für RAID0 entscheiden, sollte Datensicherung zu Ihrer zweiten Natur werden. Betrachten Sie dieses Setup als eine High-Performance-Lösung, bei der der Performance-Gewinn an erster Stelle steht und die Sicherheit Ihrer Daten durch externe Maßnahmen gewährleistet werden muss.

Am Ende des Tages ist die Entscheidung für ein NVMe RAID0 eine sehr persönliche. Wenn Sie die Herausforderungen nicht scheuen und die maximale Leistung für Ihre spezifischen Anwendungen unbedingt benötigen, dann kann die doppelte Geschwindigkeit mit den **WD_BLACK SN850X** oder **SN770M** ein wahrhaft begeisterndes Erlebnis sein. Aber gehen Sie klug vor und seien Sie sich der Risiken bewusst.