Die Situation kennen viele: Voller Vorfreude packen Sie Ihren neuen MikroTik LTE-Router aus, legen die frische SIM-Karte ein, erwarten das sofortige Aufleuchten der Internetverbindung – und dann… nichts. Keine Verbindung, kein Surfen, nur Frustration. Dieses Problem ist weit verbreitet und kann viele Ursachen haben, von einfachen Fehlern bis hin zu komplexeren Konfigurationsproblemen im RouterOS. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein! Dieser umfassende Guide führt Sie Schritt für Schritt durch die häufigsten Fehlerquellen und zeigt Ihnen, wie Sie Ihr MikroTik-Gerät wieder ins Mobilfunknetz bringen.
Es ist wichtig, systematisch vorzugehen. Springen Sie nicht wahllos zwischen Einstellungen hin und her, sondern folgen Sie einer logischen Prüfroutine. Oftmals liegt die Lösung in einer Kleinigkeit, die leicht übersehen wird. Packen wir es an und stellen Sie Ihre Internetverbindung wieder her!
Der erste Schritt: Die Klassiker, die oft übersehen werden
Beginnen wir mit den grundlegendsten Prüfungen. Auch wenn sie banal erscheinen mögen, sind dies die häufigsten Fehlerquellen, die selbst erfahrenen Nutzern unterlaufen können.
Ist die SIM-Karte richtig eingelegt?
Es mag offensichtlich klingen, aber eine falsch eingelegte SIM-Karte ist ein häufiger Grund für Verbindungsprobleme. Überprüfen Sie Folgendes:
- Richtung und Position: Stellen Sie sicher, dass die SIM-Karte korrekt in den dafür vorgesehenen Slot gesteckt wurde. Die meisten Router haben eine kleine Grafik, die die richtige Ausrichtung anzeigt (abgeschrägte Ecke, Kontakte nach unten/oben).
- Einrasten: Hat die SIM-Karte spürbar eingerastet? Bei vielen Slots muss die Karte leicht hineingedrückt werden, bis ein Klickgeräusch zu hören ist und sie fest sitzt. Eine locker sitzende Karte kann keinen Kontakt herstellen.
- Korrekter Slot: Manche MikroTik-Geräte haben mehrere Slots (z.B. für microSD oder Dual-SIM). Stellen Sie sicher, dass Sie den richtigen SIM-Karten-Slot verwenden.
Der berüchtigte PIN-Code
Dies ist einer der Top-Gründe für nicht funktionierende SIM-Karten in Routern! Neue SIM-Karten sind oft mit einem werkseitigen PIN-Code gesperrt. Ein Mobiltelefon entsperrt die Karte meist automatisch oder fragt nach dem PIN. Ein Router kann das nicht immer ohne explizite Anweisung.
Die Lösung:
- PIN in einem Handy deaktivieren: Der einfachste Weg ist, die SIM-Karte kurz in ein Mobiltelefon einzulegen. Entsperren Sie sie dort und gehen Sie in die Einstellungen, um die PIN-Abfrage dauerhaft zu deaktivieren. Danach legen Sie die Karte zurück in den MikroTik-Router.
- PIN im RouterOS eingeben: Wenn Sie die PIN nicht deaktivieren möchten oder können, müssen Sie sie im RouterOS eingeben. Verbinden Sie sich über WinBox oder SSH mit Ihrem MikroTik-Gerät. Gehen Sie zu
/interface lteund suchen Sie Ihre LTE-Schnittstelle (oftlte1). Führen Sie dann einen Befehl wie diesen aus:/interface lte set lte1 pin="IHRE_PIN"Ersetzen Sie „IHRE_PIN” durch den tatsächlichen vierstelligen PIN-Code Ihrer SIM-Karte.
Nach der Eingabe des PINs sollte der Router versuchen, sich mit dem Mobilfunknetz zu verbinden.
Die Magie des APN (Access Point Name)
Der APN (Access Point Name) ist wie die Adresse, die Ihr Router benötigt, um den richtigen Zugangspunkt im Mobilfunknetz zu finden und eine Internetverbindung herzustellen. Ohne den korrekten APN ist es unmöglich, online zu gehen. Viele Mobilfunkanbieter nutzen Standard-APNs, aber es gibt Ausnahmen.
Was tun?
- APN ermitteln: Suchen Sie den korrekten APN für Ihren Mobilfunkanbieter. Diesen finden Sie normalerweise auf der Website Ihres Anbieters, in den Vertragsunterlagen oder indem Sie den Kundendienst kontaktieren. Beispiele sind „internet.telekom”, „web.vodafone.de”, „internet.eplus” oder „data.o2.de”.
- APN im RouterOS einstellen: Verbinden Sie sich erneut mit Ihrem MikroTik-Router. Navigieren Sie zu
/interface lte. Wählen Sie Ihre LTE-Schnittstelle aus und stellen Sie den APN ein:/interface lte set lte1 apn="IHR_APN"Ersetzen Sie „IHR_APN” durch den tatsächlichen Wert. Manche Anbieter benötigen auch einen Benutzernamen und ein Passwort für den APN. Wenn dies der Fall ist, fügen Sie diese ebenfalls hinzu:
/interface lte set lte1 apn="IHR_APN" user="BENUTZERNAME" password="PASSWORT"Speichern Sie die Änderungen und prüfen Sie, ob eine Verbindung aufgebaut wird.
Guthaben und Tarif – Ein Klassiker
Haben Sie überprüft, ob auf Ihrer SIM-Karte ausreichend Guthaben vorhanden ist oder ob Ihr Datentarif aktiv ist? Eine neue SIM-Karte muss möglicherweise erst freigeschaltet oder ein Startguthaben aufgeladen werden, bevor sie Datenverbindungen herstellen kann. Auch abgelaufene Tarife oder überschrittene Datenvolumen können die Ursache sein.
Prüfen Sie: Melden Sie sich im Kundenportal Ihres Mobilfunkanbieters an oder rufen Sie den Kundendienst an, um den Status Ihrer Karte und Ihres Tarifs zu überprüfen.
Netzabdeckung und Signalstärke
Selbst der beste Router nützt nichts, wenn kein Mobilfunksignal verfügbar ist. Ist Ihr Standort überhaupt durch Ihren Anbieter abgedeckt? Befindet sich der Router in einem Bereich mit schlechtem Empfang (z.B. Keller, dicke Wände)?
Was tun?
- Handy-Test: Legen Sie die SIM-Karte kurz in ein Smartphone ein und prüfen Sie, ob Sie an diesem Standort eine Internetverbindung aufbauen können und wie gut der Empfang ist.
- Router-Positionierung: Versuchen Sie, den Router an einem anderen Ort zu platzieren, idealerweise in der Nähe eines Fensters oder höher gelegen, um den Empfang zu optimieren.
- MikroTik Signalwerte: Im RouterOS können Sie die Signalstärke direkt abfragen. Verbinden Sie sich und führen Sie aus:
/interface lte monitor lte1Achten Sie auf Werte wie
rsrp,rsrqundsinr. Ein höherersinr-Wert (Signal-to-Interference-plus-Noise Ratio) und ein RSRP-Wert näher an 0 (z.B. -80 dBm ist besser als -110 dBm) deuten auf einen besseren Empfang hin.
Tiefenbohrung im MikroTik: RouterOS-Spezifika
Wenn die einfachen Checks nicht geholfen haben, müssen wir tiefer in die Konfiguration Ihres MikroTik-Geräts eintauchen. Hier liegen oft die Ursachen für hartnäckigere Probleme.
Erkennt der Router das Modem überhaupt?
Bevor das Modem eine Verbindung aufbauen kann, muss es vom MikroTik-Router erkannt werden. Das ist der erste Schritt der Hardware-Integration.
So überprüfen Sie es:
- LTE-Interface-Liste: Öffnen Sie ein Terminal im RouterOS und geben Sie ein:
/interface lte printWenn hier keine Schnittstelle (z.B.
lte1) erscheint, wurde das integrierte Modem möglicherweise nicht initialisiert oder ist defekt. Bei externen USB-Modems prüfen Sie/port print. - Reset oder Reboot: Manchmal hilft ein Neustart des Routers (
/system reboot), um das Modem neu zu initialisieren. - Firmware-Update: Stellen Sie sicher, dass Sie die neueste RouterOS-Version und die neueste Firmware für Ihr Gerät verwenden. Veraltete Software kann zu Erkennungsproblemen führen.
Der Modem-Status im Blick
Selbst wenn das Modem erkannt wird, muss es sich erfolgreich im Mobilfunknetz registrieren und eine Verbindung aufbauen. Der Modem-Status gibt Aufschluss darüber.
So prüfen Sie es:
Führen Sie erneut den Befehl aus:
/interface lte monitor lte1Achten Sie auf folgende Zeilen:
status:Sollte idealerweise „connected” oder „registered” (im Kontext von Datenverbindung) anzeigen. „searching” bedeutet, es wird nach einem Netz gesucht. „no-service” bedeutet, es wird kein Netz gefunden.registered:Zeigt an, ob das Modem im Netz registriert ist. Sollte „yes” sein.operator:Sollte den Namen Ihres Mobilfunkanbieters anzeigen.current-operator:Der tatsächlich genutzte Netzbetreiber.network-mode:Zeigt an, ob Sie mit LTE, UMTS, GSM etc. verbunden sind.
Wenn der Status „searching” oder „no-service” ist, liegt das Problem oft am Signal, dem PIN oder dem APN (siehe oben). Wenn er „registered” ist, aber nicht „connected”, könnten Firewall- oder Routing-Probleme vorliegen.
RouterOS-Version und Firmware
Ein veraltetes RouterOS oder eine veraltete Firmware des Routers selbst (nicht des Modems) kann zu Inkompatibilitäten oder Bugs führen, die eine stabile LTE-Verbindung verhindern. Insbesondere bei neuen SIM-Karten-Technologien oder Modem-Treibern können Updates essenziell sein.
Empfehlung: Aktualisieren Sie Ihr RouterOS und die Firmware auf die neueste stabile Version. Dies tun Sie über WinBox unter „System -> Packages -> Check For Updates” und „System -> Routerboard -> Upgrade”.
Firewall-Regeln: Der unsichtbare Blocker
Der MikroTik-Router hat eine leistungsstarke Firewall. Manchmal können restriktive Firewall-Regeln den ausgehenden Internetverkehr blockieren, selbst wenn das LTE-Modem eine Verbindung hergestellt hat.
Was tun?
- Prüfung der Standard-Firewall: Wenn Sie die Firewall-Konfiguration nicht absichtlich geändert haben, sollten die Standardregeln normalerweise den ausgehenden Verkehr zulassen. Überprüfen Sie
/ip firewall filter print. - Temporäres Deaktivieren (nur zu Testzwecken!): Für Testzwecke können Sie die Firewall vorübergehend deaktivieren (
/ip firewall disable 0-Xfür alle Regeln) oder eine Regel hinzufügen, die *allen* ausgehenden Verkehr erlaubt (/ip firewall filter add chain=forward action=accept connection-state=new,established,related– aber Vorsicht, dies ist unsicher!). - NAT (Network Address Translation): Der wichtigste Aspekt für die Internetfreigabe. Stellen Sie sicher, dass eine
src-nat(Masquerade)-Regel für Ihre LTE-Schnittstelle existiert.
NAT (Network Address Translation) – Der Übersetzer
Damit die Geräte in Ihrem lokalen Netzwerk das Internet über die LTE-Verbindung nutzen können, muss der Router die privaten IP-Adressen Ihrer Geräte in die öffentliche IP-Adresse umwandeln, die er vom Mobilfunkanbieter erhält. Dies geschieht durch NAT (Network Address Translation), genauer gesagt durch Masquerading.
Die Konfiguration:
Sie benötigen eine NAT-Regel, die den ausgehenden Verkehr über Ihre LTE-Schnittstelle maskiert:
/ip firewall nat add chain=srcnat action=masquerade out-interface=lte1Stellen Sie sicher, dass lte1 der korrekte Name Ihrer LTE-Schnittstelle ist. Ohne diese Regel können Ihre internen Geräte keine Verbindung zum Internet herstellen, auch wenn der Router selbst eine LTE-Verbindung hat.
Standard-Gateway und Routen
Der Router muss wissen, wohin er den Datenverkehr senden soll, der für das Internet bestimmt ist. Dies geschieht über eine Standard-Route (Default Gateway). Bei einer aktiven LTE-Verbindung sollte das MikroTik-Gerät automatisch eine Standard-Route über die LTE-Schnittstelle hinzufügen.
So überprüfen Sie es:
/ip route printSuchen Sie nach einer Zeile, die mit 0.0.0.0/0 beginnt und deren gateway auf Ihre LTE-Schnittstelle (z.B. lte1) oder eine IP-Adresse des Mobilfunkanbieters zeigt. Wenn diese fehlt, kann der Router keinen Weg ins Internet finden.
Wenn die Route fehlt, kann das auf ein tieferliegendes Problem mit der LTE-Verbindung selbst (APN, PIN, Modem-Status) hindeuten, da die Route normalerweise automatisch gesetzt wird, sobald das Modem eine IP-Adresse vom Netz erhält.
Wenn nichts mehr geht: Fortgeschrittene Schritte und Best Practices
Sollten alle bisherigen Schritte erfolglos geblieben sein, ist es Zeit für ein paar fortgeschrittenere Methoden.
Die Log-Dateien – Dein Detektivwerkzeug
Die Log-Dateien des Routers sind eine Goldgrube für die Fehlersuche. Sie zeichnen auf, was der Router tut und welche Fehler auftreten.
So prüfen Sie es:
Geben Sie im Terminal ein:
/log printFiltern Sie nach Stichworten wie „lte”, „modem”, „error” oder „ppp” (falls PPP als Protokoll verwendet wird). Achten Sie auf Fehlermeldungen, die auf die Ursache des Problems hindeuten könnten (z.B. „PIN required”, „APN not found”, „authentication failed”).
Modem-Neustart und Reset
Manchmal hilft es, das Modem direkt zurückzusetzen. Ein einfacher Neustart des gesamten MikroTik-Routers (/system reboot) ist oft der erste Schritt. Wenn das nicht hilft, können Sie versuchen, das Modem separat zurückzusetzen:
/interface lte at-chat lte1 command="AT+CFUN=1,1"Dieser Befehl sendet einen AT-Befehl an das Modem, der einen vollen Reset initiiert. (Beachten Sie, dass nicht alle Modems alle AT-Befehle unterstützen).
Der Griff zum Telefon: Dein Mobilfunkanbieter
Wenn Sie alle Schritte durchgegangen sind und immer noch kein Internet haben, ist es Zeit, Ihren Mobilfunkanbieter zu kontaktieren. Fragen Sie explizit nach:
- Ob die SIM-Karte korrekt provisioniert und für Datendienste freigeschaltet ist.
- Ob es Störungen im Mobilfunknetz an Ihrem Standort gibt.
- Welcher APN (ggf. mit Benutzername und Passwort) genau für Ihren Tarif zu verwenden ist.
- Ob es spezielle Einschränkungen für die Nutzung in Routern gibt (selten, aber möglich).
Seien Sie präzise bei der Beschreibung Ihres Problems und der bereits unternommenen Schritte.
Die Community und MikroTik-Wiki
Das MikroTik-Wiki (wiki.mikrotik.com) ist eine hervorragende Quelle für spezifische Anleitungen und Problembehebungen. Auch die offizielle MikroTik-Community und Foren sind oft hilfreich, da andere Nutzer ähnliche Probleme bereits gelöst haben könnten. Suchen Sie nach Ihrem spezifischen Router-Modell und „LTE no internet”.
Fazit: Nicht aufgeben!
Ein „Kein Internet”-Problem mit einer neuen SIM-Karte in einem MikroTik LTE-Router kann frustrierend sein, ist aber in den allermeisten Fällen lösbar. Der Schlüssel liegt in der systematischen Fehlersuche, beginnend bei den einfachsten Checks bis hin zu den spezifischen RouterOS-Einstellungen. Überprüfen Sie die physikalische Platzierung der SIM-Karte, den PIN-Code, die APN-Einstellungen, den Modem-Status, Ihre Firewall- und NAT-Regeln und schließlich die Signalstärke. Mit Geduld und diesem Guide sollte es Ihnen gelingen, Ihren MikroTik-Router erfolgreich mit dem mobilen Internet zu verbinden. Viel Erfolg beim Troubleshooting!