HP T620 Upgrade-Guide: mSata oder M.2Sata – welche SSD passt wirklich?

Der HP T620 Thin Client – ein unscheinbares kleines Kästchen, das in den letzten Jahren eine erstaunliche Renaissance erlebt hat. Ursprünglich für Büroanwendungen konzipiert, hat sich dieses kompakte Gerät dank seiner geringen Leistungsaufnahme, passiven Kühlung (in vielen Modellen) und soliden AMD GX-Prozessoren zu einem echten Geheimtipp für eine Vielzahl von Heimprojekten entwickelt. Ob als energiesparender Heimserver für Nextcloud oder Plex, als zuverlässige Firewall mit pfSense oder OPNsense, oder als stiller HTPC im Wohnzimmer – der T620 ist erstaunlich vielseitig.

Doch bei all seinen Vorzügen gibt es oft einen Flaschenhals, der die Performance des T620 merklich drosselt: der langsame Speicher. Viele Geräte wurden ursprünglich mit kleinen eMMC-Speichern oder langsamen M.2-SSDs ausgeliefert. Hier kommt das SSD-Upgrade ins Spiel, das Ihrem HP T620 ein völlig neues Leben einhauchen kann. Die Kernfrage, die sich dabei stellt, ist oft: mSATA oder M.2 SATA – welche SSD passt wirklich? In diesem umfassenden Guide tauchen wir tief in die Materie ein, klären Kompatibilitäten, führen Sie Schritt für Schritt durch den Installationsprozess und helfen Ihnen, die perfekte SSD für Ihren HP T620 zu finden.

Der HP T620 im Detail: Was steckt unter der Haube?

Bevor wir uns den Speicheroptionen widmen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Hardware des HP T620. Das Gerät wird von einem AMD GX-217GA oder GX-217GF Dual-Core-Prozessor angetrieben, der eine Taktfrequenz von 1.65 GHz bis 1.7 GHz bietet. Es verfügt über einen oder zwei DDR3L SODIMM-Slots, die bis zu 16 GB RAM (oft offiziell 8 GB, aber 16 GB funktionieren meist) unterstützen. Die integrierte AMD Radeon HD-Grafik ermöglicht grundlegende Videoausgabe. Für unsere Zwecke am wichtigsten ist jedoch der interne Speichersteckplatz.

Der HP T620 bietet einen dedizierten Steckplatz für eine Solid State Drive (SSD), um das Betriebssystem und die Anwendungen zu hosten. Es ist entscheidend zu verstehen, dass dieser Steckplatz auf dem SATA-Protokoll basiert. Das ist ein Schlüsselfaktor, der die Auswahl der richtigen SSD maßgeblich beeinflusst. Die meisten T620-Modelle wurden mit einer kleinen M.2 SATA SSD ausgeliefert, aber die Verwirrung um mSATA und M.2 ist weit verbreitet.

Die Kandidaten im Rampenlicht: mSATA vs. M.2 SATA

Um die Verwirrung zu beseitigen, müssen wir die beiden gängigen SSD-Formfaktoren, die hier in Frage kommen könnten, genau beleuchten:

mSATA (Mini-SATA)

mSATA ist ein älterer, kompakter Formfaktor für SSDs, der in der Vergangenheit oft in Laptops, Ultrabooks und einigen Thin Clients verwendet wurde. Eine mSATA-SSD sieht aus wie eine Mini-PCIe-Karte (die oft für WLAN-Karten genutzt wird) und verwendet den SATA-Standard für die Datenübertragung. Sie bietet die volle SATA III-Geschwindigkeit (bis zu 6 Gbit/s oder ca. 550 MB/s sequenziell). Der Formfaktor ist ziemlich standardisiert, meist in den Größen Full-size (50.95 mm x 30 mm) oder Half-size (26.8 mm x 30 mm).

• Vorteile: Kompakter als 2.5-Zoll-SSDs, gute Performance für ältere Systeme.
• Nachteile: Wird zunehmend seltener, da es vom M.2-Formfaktor abgelöst wurde. Die Verfügbarkeit neuer Laufwerke ist eingeschränkt, und sie sind oft teurer pro GB als vergleichbare M.2 SATA-Laufwerke.

M.2 SATA (SATA-basierte M.2)

M.2 ist ein modernerer und vielseitigerer Formfaktor, der sowohl SATA- als auch PCIe-basierte SSDs aufnehmen kann. Hier liegt die größte Quelle der Verwirrung! Eine M.2 SATA-SSD verwendet ebenfalls das SATA-Protokoll und bietet die gleiche SATA III-Geschwindigkeit wie eine mSATA- oder 2.5-Zoll-SATA-SSD. M.2-SSDs gibt es in verschiedenen Längen, die durch vier Ziffern angegeben werden, z.B. 2242, 2260, 2280 (22 mm Breite, 42/60/80 mm Länge).

Ein weiteres wichtiges Merkmal von M.2-SSDs ist die Kerbung (Keying) am Stecker. M.2 SATA-SSDs haben typischerweise eine „B+M”-Kerbung, während M.2 NVMe (PCIe)-SSDs eine „M”-Kerbung haben. M.2-SATA-Slots in Host-Geräten sind oft „B”-gekerbt, um beide Typen (B-Key und B+M Key) aufzunehmen. Die Verwechslung von M.2 SATA mit M.2 NVMe (PCIe) ist sehr häufig und potenziell kostspielig, da NVMe-Laufwerke in einem SATA-Slot nicht funktionieren und umgekehrt.

• Vorteile: Sehr kompakt, breite Verfügbarkeit in allen Kapazitäten, moderne Bauweise, in vielen Längen erhältlich.
• Nachteile: Leicht mit NVMe-SSDs zu verwechseln, was zu Kompatibilitätsproblemen führen kann.

Der Wahrheit auf der Spur: Welche SSD passt WIRKLICH in den HP T620?

Nun kommen wir zum Kernstück dieses Guides. Basierend auf detaillierter Recherche, technischen Spezifikationen und unzähligen Nutzerberichten aus der Community können wir mit Gewissheit sagen:

Der HP T620 verfügt über einen M.2-Steckplatz, der ausschließlich SATA-basierte SSDs unterstützt. Das bedeutet:

1. Sie benötigen eine M.2 SATA SSD.
2. Sie können KEINE M.2 NVMe (PCIe) SSD verwenden, auch wenn sie mechanisch in den Slot passen sollte. Der T620 hat keine NVMe-Unterstützung im BIOS und keine PCIe-Lanes für den M.2-Speicher.
3. Der Steckplatz unterstützt M.2 SATA-SSDs verschiedener Längen. Obwohl viele T620s ab Werk mit einer M.2 2242 SATA SSD ausgeliefert wurden, bietet das Mainboard in der Regel auch Befestigungspunkte für die gängigeren Längen 2260 und 2280. Dies ist eine hervorragende Nachricht, da M.2 2280 SATA-SSDs die größte Auswahl und oft das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Was ist mit mSATA?

In den meisten HP T620 Modellen gibt es keinen dedizierten mSATA-Steckplatz für Speicher. Die Verwirrung entsteht oft, weil der T620 einen Mini-PCIe-Steckplatz für eine WLAN-Karte besitzt. Dieser Steckplatz hat zwar physisch Ähnlichkeit mit einem mSATA-Steckplatz, ist aber nicht dafür gedacht, eine SSD aufzunehmen und wird diese auch nicht als Speichergerät erkennen. Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass Sie eine mSATA-SSD in Ihrem T620 als primäres Boot-Laufwerk oder sekundäres Speichergerät nutzen können, es sei denn, Sie verfügen über ein sehr spezifisches und seltenes T620-Modell, was aber die Ausnahme ist. Konzentrieren Sie sich also auf M.2 SATA.

Empfohlene M.2 SATA SSDs für den HP T620

Da der T620 M.2 SATA 2280 unterstützt, haben Sie eine große Auswahl an zuverlässigen und leistungsstarken SSDs:

• Crucial MX500 M.2: Eine der beliebtesten und zuverlässigsten M.2 SATA-SSDs auf dem Markt. Bietet hervorragende Leistung und Haltbarkeit.
• Samsung 860/870 EVO M.2: Ebenfalls eine Top-Wahl, bekannt für Leistung und eine lange Lebensdauer.
• Western Digital Blue M.2: Eine weitere solide Option mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.
• Kingston A400 M.2: Eine kostengünstigere Variante, die für die meisten Anwendungen im T620 (Firewall, Server) völlig ausreichend ist.

Achten Sie immer darauf, dass auf der Produktbeschreibung explizit „M.2 SATA” oder „SATA III” steht und nicht „NVMe” oder „PCIe”. Die Kapazität hängt von Ihrem Anwendungsfall ab: 32 GB oder 64 GB reichen für pfSense/OPNsense, 128 GB bis 256 GB für einen leichten Desktop oder HTPC, und 500 GB oder mehr, wenn Sie mehr Daten speichern möchten.

Schritt-für-Schritt: Der SSD-Upgrade-Prozess

Das Aufrüsten des HP T620 ist erstaunlich einfach und erfordert nur wenige Werkzeuge. Hier ist eine detaillierte Anleitung:

1. Vorbereitung

• Datensicherung: Wenn Sie Daten auf der alten SSD haben, sichern Sie diese unbedingt!
• Werkzeuge: Sie benötigen lediglich einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher.
• Anti-Statik-Maßnahmen: Erden Sie sich, bevor Sie Komponenten anfassen, um Schäden durch statische Elektrizität zu vermeiden. Berühren Sie z.B. einen geerdeten Heizkörper.
• Betriebssystem-Installationsmedium: Halten Sie einen USB-Stick mit Ihrem bevorzugten Betriebssystem (Windows, Linux, pfSense, OPNsense) bereit, wenn Sie eine Neuinstallation planen.

2. Gehäuse öffnen

1. Stellen Sie sicher, dass der T620 vollständig ausgeschaltet und vom Stromnetz getrennt ist.
2. Legen Sie den T620 auf eine saubere, stabile Oberfläche.
3. An der Rückseite des Geräts befindet sich in der Regel ein kleiner Riegel oder eine Verriegelung. Schieben oder drücken Sie diesen, um die obere Abdeckung zu lösen.
4. Schieben Sie die obere Abdeckung vorsichtig nach hinten und heben Sie sie ab.

3. Alte SSD entfernen (falls vorhanden)

1. Lokalisieren Sie den M.2-Steckplatz auf dem Mainboard. Er befindet sich oft in der Nähe der CPU oder der RAM-Slots. Die alte SSD (meist eine 2242) ist dort eingesetzt.
2. In der Regel ist die SSD mit einer kleinen Schraube am Ende befestigt. Lösen Sie diese Schraube vorsichtig mit dem Kreuzschlitzschraubendreher.
3. Die SSD sollte sich nun leicht anheben. Ziehen Sie sie vorsichtig aus dem Steckplatz heraus. Berühren Sie dabei möglichst nur die Ränder der Platine.

4. Neue M.2 SATA SSD installieren

1. Nehmen Sie Ihre neue M.2 SATA SSD vorsichtig aus der Verpackung.
2. Halten Sie die SSD am Rand und richten Sie die Kerbung der SSD mit der Kerbung im Steckplatz auf dem Mainboard aus.
3. Stecken Sie die SSD in einem leichten Winkel (ca. 30 Grad) in den Steckplatz. Sie sollte sich ohne großen Widerstand einführen lassen. Wenn Sie Widerstand spüren, überprüfen Sie die Ausrichtung und Kerbung.
4. Sobald die SSD vollständig im Steckplatz sitzt, drücken Sie das hintere Ende der SSD vorsichtig nach unten, bis sie flach auf dem Mainboard aufliegt.
5. Sichern Sie die SSD mit der kleinen Schraube, die Sie zuvor gelöst haben (oder einer neuen, die oft bei der SSD mitgeliefert wird). Ziehen Sie die Schraube fest, aber nicht zu fest, um die Platine nicht zu beschädigen.

5. Gehäuse schließen & Betriebssystem installieren

1. Setzen Sie die obere Abdeckung wieder auf, schieben Sie sie nach vorne, bis sie einrastet.
2. Schließen Sie den T620 wieder an Strom, Monitor, Tastatur und Maus an.
3. Betriebssystem-Installation:
   • Neuinstallation: Booten Sie von Ihrem USB-Stick mit dem Betriebssystem Ihrer Wahl und folgen Sie den Anweisungen zur Installation auf der neuen SSD.
   • Klonen (optional): Wenn Sie Ihr altes System auf die neue SSD klonen möchten, können Sie dies vor dem Einbau der neuen SSD (mit einem externen USB-M.2-Gehäuse) oder mit spezieller Software (z.B. Macrium Reflect, Clonezilla) tun, indem Sie die alte SSD temporär in den T620 einbauen und dann auf die neue SSD klonen.
4. Nach der Installation oder dem Klonen stellen Sie im BIOS sicher, dass die neue SSD als primäres Boot-Gerät ausgewählt ist.

Performance-Gewinn und Anwendungsbereiche

Der Wechsel von einer langsamen eMMC oder einer kleinen, älteren SSD zu einer modernen M.2 SATA SSD wird den HP T620 in fast jeder Hinsicht transformieren:

• Dramatische Geschwindigkeitssteigerung: Startzeiten des Betriebssystems werden auf wenige Sekunden reduziert. Anwendungen starten augenblicklich. Der gesamte Thin Client fühlt sich wesentlich reaktionsfreudiger an.
• Leistungsaufnahme & Wärme: SSDs haben keine beweglichen Teile, verbrauchen weniger Strom und erzeugen weniger Wärme als herkömmliche Festplatten. Dies ist besonders vorteilhaft für den T620, der oft passiv gekühlt ist.
• Lautstärke: Völlig geräuschloser Betrieb, da keine mechanischen Komponenten vorhanden sind.

Dieser Performance-Schub eröffnet dem T620 neue oder verbesserte Anwendungsbereiche:

• Firewall (pfSense/OPNsense): Extrem schnelle Boot-Zeiten, reibungslosere Updates und eine flüssigere Bedienung der Weboberfläche.
• Heimserver: Schnellerer Zugriff auf Dateien, reaktionsfähigere Dienste (z.B. Nextcloud, Plex-Metadaten).
• Leichter Desktop-PC: Ideal für Surfen, E-Mails, Office-Anwendungen und leichte Multimedia-Aufgaben. Windows 10 oder Linux-Distributionen laufen viel angenehmer.
• HTPC: Schnelles Starten von Kodi oder anderen Media-Playern, reaktionsschnelle Navigation.

Beachten Sie, dass die Geschwindigkeitsgewinne durch die SATA III-Grenze (ca. 550 MB/s) begrenzt sind. Ein Upgrade auf NVMe würde zwar theoretisch noch höhere Geschwindigkeiten bieten, ist aber im T620 technisch nicht möglich und würde die Limitierungen des Prozessors und des Arbeitsspeichers ohnehin schnell erreichen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

F: Kann ich eine NVMe-SSD in meinem HP T620 verwenden?

A: Nein, absolut nicht. Der M.2-Steckplatz im HP T620 unterstützt ausschließlich SATA-Protokoll. NVMe-SSDs verwenden das PCIe-Protokoll und sind nicht kompatibel.

F: Welche SSD-Größe sollte ich wählen?

A: Das hängt stark vom Einsatzzweck ab:

• 32 GB – 64 GB: Ausreichend für Firewall-Distributionen wie pfSense oder OPNsense, oder sehr schlanke Linux-Installationen.
• 128 GB – 256 GB: Gut für einen leichten Desktop-PC (Windows oder Linux), HTPC oder kleinere Heimserver-Installationen.
• 500 GB – 1 TB: Wenn Sie mehr Speicherplatz für Daten, mehrere Betriebssysteme oder größere Anwendungen benötigen.

F: Muss ich das BIOS des HP T620 aktualisieren, damit die neue SSD erkannt wird?

A: In den meisten Fällen ist ein BIOS-Update nicht notwendig, da die Kompatibilität mit M.2 SATA SSDs standardmäßig gegeben ist. Es ist jedoch immer eine gute Praxis, die neueste BIOS-Version zu verwenden, um die beste Stabilität und potenzielle Fehlerbehebungen zu gewährleisten.

F: Was mache ich mit meiner alten SSD?

A: Wenn sie noch funktioniert, können Sie sie als Notfall-Boot-Medium aufbewahren, sie in einem externen USB-Gehäuse als portablen Speicher nutzen oder, falls sie sehr klein ist, recyceln.

F: Gibt es eine Alternative, wenn ich keinen internen M.2-SATA-Slot finde oder diesen bereits belegt habe?

A: Der HP T620 hat in der Regel nur einen internen M.2 SATA-Slot. Eine Notlösung wäre eine externe USB 3.0 SSD. Diese wäre zwar nicht so schnell wie eine interne SSD, aber immer noch schneller als eine ältere HDD. Dies ist jedoch keine empfohlene Lösung für das primäre Betriebssystem.

Fazit: Ein kleines Upgrade mit großer Wirkung

Das SSD-Upgrade des HP T620 ist zweifellos eine der lohnenswertesten Investitionen, die Sie in Ihren Thin Client tätigen können. Es ist eine einfache, kostengünstige und effektive Methode, um die Gesamtleistung drastisch zu verbessern und das volle Potenzial dieses vielseitigen Geräts auszuschöpfen. Denken Sie daran: Die goldene Regel lautet M.2 SATA – und dank der Unterstützung für gängige Längen wie 2280 haben Sie eine breite Auswahl an modernen, leistungsstarken Laufwerken.

Nehmen Sie sich die Zeit für dieses Upgrade, und Ihr HP T620 wird es Ihnen mit blitzschnellen Startzeiten, reaktionsfreudigen Anwendungen und einem insgesamt flüssigeren Benutzererlebnis danken. Ob als Firewall, Heimserver oder Desktop – Ihr revitalisierter Thin Client wird Sie begeistern!