Die Samsung 990 Pro – allein der Name verspricht blitzschnelle Performance und eine neue Ära der Speichergeschwindigkeit. Wenn Sie in diese High-End-NVMe-SSD investiert haben, erwarten Sie zu Recht, dass Ihre Daten mit atemberaubender Geschwindigkeit übertragen werden. Doch viele Nutzer, die sich auf ein Upgrade gefreut haben, stehen vor einer ernüchternden Realität: Ihre brandneue Samsung 990 Pro erreicht nur eine sehr niedrige Übertragungsrate, oft weit unter den beworbenen Spezifikationen und manchmal sogar im Bereich von nur wenigen Hundert Mbit/s. Dieses Problem kann frustrierend sein, besonders wenn man für eine der schnellsten SSDs auf dem Markt bezahlt hat.
Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Dieses Phänomen ist zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen lösbar. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Ursachen dieser unerwarteten Leistungsdrosselung ein und zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie die Bremse lösen und Ihre Samsung 990 Pro wieder auf Hochtouren bringen können.
### Die Samsung 990 Pro: Ein Leistungsträger unter der Haube
Bevor wir die Ursachen für die langsamen Raten ergründen, lassen Sie uns kurz festhalten, was die Samsung 990 Pro eigentlich leisten soll. Mit beeindruckenden sequenziellen Lesegeschwindigkeiten von bis zu 7.450 MB/s und Schreibgeschwindigkeiten von bis zu 6.900 MB/s setzt diese PCIe 4.0 NVMe SSD neue Maßstäbe. Sie wurde speziell für anspruchsvolle Anwendungen wie Gaming, Video-Editing und komplexe Datenanalysen entwickelt, wo jede Millisekunde zählt.
Wenn wir von Mbit/s sprechen, ist es wichtig, den Unterschied zu MB/s (Megabyte pro Sekunde) zu verstehen. 1 Byte besteht aus 8 Bit. Das bedeutet, wenn Ihre SSD beispielsweise 7.450 MB/s erreicht, entspricht das 59.600 Mbit/s. Obwohl Speichermedien ihre Geschwindigkeiten traditionell in MB/s angeben und Mbit/s eher für Netzwerkgeschwindigkeiten verwendet wird, ist die zugrundeliegende Problematik dieselbe: Eine niedrige MB/s-Rate führt unweigerlich zu einer niedrigen Mbit/s-Rate. Wenn Ihre SSD also nur eine „sehr niedrige Rate in Mbit/s” liefert, bedeutet das, dass ihre tatsächliche Datenübertragungsleistung weit unter dem liegt, was sie eigentlich leisten sollte. Lassen Sie uns nun die potenziellen Ursachen dieser „Leistungsbremse” untersuchen.
### Ursachen der Leistungsdrosselung: Wo die Bremse sitzt
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die dazu führen können, dass Ihre Samsung 990 Pro nicht ihre volle Geschwindigkeit entfaltet. Die gute Nachricht ist, dass die meisten dieser Probleme software- oder konfigurationsbedingt sind und relativ einfach behoben werden können.
#### 1. Firmware-Probleme: Der unsichtbare Übeltäter
Historisch gesehen waren Samsung SSDs manchmal von Firmware-Problemen betroffen, die die Leistung oder die Lebensdauer beeinträchtigten. Auch wenn die 990 Pro bei der Markteinführung von einem kritischen Problem mit der Degradation der „Total Bytes Written” (TBW)-Werte betroffen war, das glücklicherweise durch ein Firmware-Update (4B2QJXD7) behoben wurde, können veraltete oder fehlerhafte Firmware-Versionen weiterhin zu Leistungsengpässen führen. Eine veraltete Firmware kann inkompatibel mit neuen Treibern oder Betriebssystem-Updates sein, was die Performance negativ beeinflusst.
#### 2. PCIe-Generationen-Mismatch: Der falsche Anschluss
Die Samsung 990 Pro ist eine PCIe 4.0-SSD. Um ihre volle Leistung zu entfalten, muss sie in einem M.2-Slot installiert werden, der ebenfalls PCIe 4.0 unterstützt und an eine CPU angeschlossen ist, die diese Schnittstelle bereitstellt (z.B. Intel Core der 11. Generation oder neuer, AMD Ryzen 3000er Serie oder neuer).
* **Problem:** Wenn die SSD in einem PCIe 3.0-Slot steckt, wird ihre Geschwindigkeit auf das Niveau von PCIe 3.0 reduziert. Dies kann die Übertragungsraten drastisch halbieren (theoretisch von ~7000 MB/s auf ~3500 MB/s), was sich wiederum in einer stark reduzierten Mbit/s-Rate niederschlägt.
* **Weitere Komplikation:** Manchmal unterstützen nicht alle M.2-Slots auf einem Mainboard PCIe 4.0. Einige sind möglicherweise nur PCIe 3.0-fähig oder teilen sich Lanes mit anderen Komponenten, was ebenfalls zu Leistungseinbußen führen kann.
#### 3. Thermisches Throttling: Die Hitze als Bremse
Hochleistungs-NVMe-SSDs wie die Samsung 990 Pro erzeugen unter Last erhebliche Wärme. Wenn die Temperatur der SSD einen kritischen Wert überschreitet, drosselt die Firmware automatisch die Leistung, um eine Überhitzung und potenzielle Beschädigung der Komponenten zu verhindern.
* **Ursachen:**
* Fehlender oder unzureichender Kühlkörper (Heatsink) auf der SSD.
* Schlechte Luftzirkulation im Computergehäuse.
* Andere wärmeerzeugende Komponenten in unmittelbarer Nähe.
* **Auswirkungen:** Die Geschwindigkeiten können dramatisch einbrechen und oft nur noch einen Bruchteil der erwarteten Werte erreichen.
#### 4. Treiber-Probleme: Die Software-Schnittstelle
Treiber sind die Kommunikationsschnittstelle zwischen Hardware und Betriebssystem. Veraltete, inkompatible oder generische Treiber können die Leistung Ihrer SSD erheblich beeinträchtigen.
* **Generische Windows-Treiber:** Windows installiert oft generische NVMe-Treiber, die zwar funktionieren, aber nicht immer die optimierte Leistung bieten, die Herstellertreiber (wie Samsungs eigener NVMe-Treiber) leisten können.
* **Veraltete Chipset-Treiber:** Die Chipsatz-Treiber Ihres Mainboards sind entscheidend für die korrekte Funktion der PCIe-Lanes und der M.2-Slots. Veraltete Chipsatz-Treiber können zu Ineffizienzen führen.
#### 5. Systemkonfiguration und Software-Einstellungen: Die unsichtbaren Faktoren
Manchmal liegt das Problem nicht direkt an der SSD, sondern an der Umgebung, in der sie betrieben wird.
* **Energieeinstellungen:** Im Energieplan von Windows (oder anderen Betriebssystemen) können Einstellungen wie „Ausbalanciert” oder „Energiesparmodus” die Leistung von Komponenten, einschließlich SSDs, drosseln, um Strom zu sparen.
* **Vollständigkeit der SSD:** Auch wenn SSDs keine beweglichen Teile haben, kann ihre Leistung abnehmen, wenn sie zu voll sind. Die interne Verwaltung (Wear-Leveling, Garbage Collection) benötigt freien Speicherplatz, um optimal zu funktionieren. Wenn der SLC-Cache (ein Teil der SSD, der für schnelle Schreibvorgänge als Puffer dient) voll ist und die SSD direkt in den langsameren TLC-NAND schreiben muss, kann die Leistung sinken.
* **Hintergrundprozesse:** Laufende Prozesse wie Virenscans, automatische Backups, Dateiindizierung oder andere Programme, die ständig auf die Platte zugreifen, können die gemessenen Benchmarking-Ergebnisse verfälschen und die tatsächliche Leistung mindern.
* **BIOS/UEFI-Einstellungen:** Falsche Einstellungen im BIOS/UEFI, z.B. bezüglich des NVMe-Modus, CSM-Unterstützung oder PCIe-Lane-Verteilung, können ebenfalls zu Leistungseinbußen führen.
### Diagnose: Den Schuldigen finden
Bevor wir das Problem lösen, müssen wir es lokalisieren. Hier sind die Werkzeuge, die Sie zur Diagnose benötigen:
1. **Samsung Magician Software:** Dieses Tool von Samsung ist unerlässlich. Es zeigt Ihnen wichtige Informationen wie:
* Firmware-Version der SSD.
* Gesundheitszustand der SSD.
* Aktuelle Temperatur.
* Unterstützung für TRIM und NVMe-Treiber.
* Ermöglicht Firmware-Updates und Benchmarks.
2. **Benchmark-Tools:**
* **CrystalDiskMark:** Ein Industriestandard zum Messen von sequenziellen und zufälligen Lese-/Schreibgeschwindigkeiten. Führen Sie hier mehrere Durchläufe durch.
* **AS SSD Benchmark:** Eine weitere beliebte Option, die oft realitätsnahe Werte liefert.
3. **HWiNFO / HWMonitor:** Diese Tools überwachen Systemtemperaturen, einschließlich der SSD-Temperatur, und können Ihnen helfen, thermisches Throttling zu erkennen.
4. **Geräte-Manager (Windows):** Überprüfen Sie hier den installierten NVMe-Treiber unter „Speichercontroller”.
5. **Task-Manager / Ressourcenmonitor (Windows):** Identifizieren Sie laufende Hintergrundprozesse, die möglicherweise auf die SSD zugreifen.
### Die Lösung: Die Bremsen lösen und Gas geben
Sobald Sie die potenziellen Ursachen eingegrenzt haben, können Sie mit der Behebung beginnen.
#### 1. Firmware-Update durchführen
* **Lösung:** Laden Sie die **Samsung Magician** Software von der offiziellen Samsung-Website herunter und installieren Sie sie. Starten Sie das Programm und überprüfen Sie die installierte Firmware-Version Ihrer 990 Pro. Wenn ein Update verfügbar ist, führen Sie es unbedingt durch. Dies ist oft der erste und wichtigste Schritt zur Behebung von Leistungsproblemen.
#### 2. Richtigen PCIe-Slot verwenden und überprüfen
* **Lösung:**
* **Handbuch konsultieren:** Schlagen Sie im Handbuch Ihres Mainboards nach. Dort finden Sie eine detaillierte Aufschlüsselung, welche M.2-Slots welche PCIe-Generation (Gen 3.0, Gen 4.0, Gen 5.0) unterstützen und welche Lanes sie verwenden.
* **Umstecken:** Versetzen Sie Ihre Samsung 990 Pro in einen M.2-Slot, der garantiert PCIe 4.0 oder höher unterstützt und idealerweise direkt an die CPU angebunden ist.
* **Bestätigung:** Nach dem Umstecken können Sie mit Samsung Magician oder HWiNFO überprüfen, ob die SSD nun korrekt im PCIe 4.0-Modus läuft.
#### 3. Thermisches Throttling bekämpfen
* **Lösung:**
* **Heatsink installieren:** Wenn Ihre Samsung 990 Pro ohne Kühlkörper betrieben wird, ist das ein häufiger Grund für Throttling. Viele Mainboards bringen eigene M.2-Kühlkörper mit. Nutzen Sie diesen oder kaufen Sie einen hochwertigen Aftermarket-Kühlkörper. Achten Sie auf korrekte Installation und guten Kontakt.
* **Gehäuse-Belüftung verbessern:** Sorgen Sie für eine gute Luftzirkulation in Ihrem PC-Gehäuse. Stellen Sie sicher, dass genügend Lüfter vorhanden sind, die frische Luft ansaugen und warme Luft abführen. Eine bessere Kühlung des gesamten Systems kommt auch der SSD zugute.
* **Regelmäßig überwachen:** Nutzen Sie HWiNFO, um die SSD-Temperatur zu überwachen, besonders während und nach Benchmarks oder bei Last. Die Temperatur sollte idealerweise unter 60-70°C bleiben.
#### 4. Treiber aktualisieren
* **Lösung:**
* **Samsung NVMe-Treiber:** Laden Sie den neuesten Samsung NVMe-Treiber von der offiziellen Samsung-Website herunter und installieren Sie ihn. Dieser Treiber ist oft besser optimiert als der generische Windows-Treiber.
* **Chipsatz-Treiber:** Besuchen Sie die Website Ihres Mainboard-Herstellers und laden Sie die neuesten Chipsatz-Treiber für Ihr spezifisches Mainboard und Betriebssystem herunter.
* **Windows-Updates:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows vollständig aktualisiert ist. Manchmal beheben Windows-Updates auch Probleme mit Speichercontrollern.
#### 5. Systemkonfiguration optimieren
* **Lösung:**
* **Energieplan einstellen:** Gehen Sie in die Windows-Energieeinstellungen (Systemsteuerung > Energieoptionen) und wählen Sie den Energieplan „Höchstleistung” aus. Überprüfen Sie auch die erweiterten Energieeinstellungen für PCIe und NVMe.
* **SSD-Füllstand managen:** Versuchen Sie, Ihre SSD nicht zu 100% zu füllen. Ein Füllstand von maximal 85-90% ist ideal, um die optimale Leistung der internen Verwaltungsprozesse zu gewährleisten.
* **Hintergrundprozesse minimieren:** Deaktivieren oder beenden Sie unnötige Hintergrundprogramme, besonders während Sie Benchmarks durchführen oder leistungskritische Aufgaben erledigen. Überprüfen Sie den Task-Manager regelmäßig auf ressourcenintensive Prozesse.
* **BIOS/UEFI-Einstellungen prüfen:**
* Stellen Sie sicher, dass der M.2-Slot im BIOS/UEFI auf den richtigen PCIe-Modus (Auto oder Gen 4) eingestellt ist.
* Deaktivieren Sie „CSM” (Compatibility Support Module), wenn Sie im UEFI-Modus booten, da dies manchmal die Leistung von NVMe-Laufwerken beeinträchtigen kann.
* Prüfen Sie, ob es Einstellungen zur PCIe-Lane-Zuweisung gibt und stellen Sie sicher, dass die volle Bandbreite für den M.2-Slot verfügbar ist.
### Zusätzliche Tipps und Best Practices
* **Regelmäßige Checks:** Machen Sie es sich zur Gewohnheit, die Firmware Ihrer SSD und Ihre Treiber regelmäßig zu überprüfen.
* **Trim-Funktion:** Stellen Sie sicher, dass TRIM in Windows aktiviert ist (was standardmäßig der Fall sein sollte). TRIM hilft der SSD, ungenutzte Datenblöcke zu bereinigen, was die langfristige Leistung und Lebensdauer verbessert.
* **SSD nicht defragmentieren:** SSDs sollten niemals defragmentiert werden, da dies nutzlos ist und die Lebensdauer der SSD unnötig verkürzt.
### Fazit: Volle Power für Ihre 990 Pro
Die Samsung 990 Pro ist eine herausragende SSD, die für Top-Leistung konzipiert wurde. Eine sehr niedrige Rate in Mbit/s ist fast immer ein Zeichen dafür, dass etwas mit der Konfiguration, den Treibern oder der Umgebung nicht stimmt, und selten ein Defekt der SSD selbst. Indem Sie die Schritte in diesem Artikel befolgen – von der Aktualisierung der Firmware über die Überprüfung des richtigen PCIe-Slots und der Kühlung bis hin zur Optimierung Ihrer Systemtreiber und -einstellungen – können Sie die Bremse lösen und das volle Potenzial Ihrer High-End-SSD freisetzen. Genießen Sie die blitzschnellen Geschwindigkeiten, für die Sie bezahlt haben, und erleben Sie eine neue Dimension der Computerleistung!