Kennen Sie das Gefühl? Ihr treuer PC, über die Jahre hinweg zu einem verlässlichen Begleiter geworden, leistet immer noch gute Dienste. Doch beim Starten des Betriebssystems, Laden von Programmen oder Übertragen großer Dateien spüren Sie die Jahre ins Land ziehen. Das geliebte AsRock B85 Pro4 Mainboard, einst das Herzstück eines potenten Systems, scheint von der modernen Geschwindigkeit abgehängt zu sein. Aber was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass Sie Ihrem System mit einer überschaubaren Investition und etwas Bastelarbeit ein zweites, turboschnelles Leben einhauchen können? Die Lösung liegt in der Nachrüstung einer M.2 NVMe SSD!
Dieser Artikel zeigt Ihnen detailliert, wie Sie Ihr AsRock B85 Pro4 – ein Mainboard, das ursprünglich keinen nativen M.2-Slot besitzt – mit der Performance einer modernen M.2 SSD ausstatten können. Es ist ein Projekt für alle, die ihren bewährten Rechner nicht gleich abschreiben wollen, sondern sein volles Potenzial ausschöpfen möchten. Packen wir’s an!
Warum eine M.2 NVMe SSD für Ihr AsRock B85 Pro4? Ein Blick auf die Vorteile
Die Idee, ein älteres System wie das mit dem B85 Chipsatz ausgestattete AsRock B85 Pro4 Mainboard aufzurüsten, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Doch die Vorteile einer M.2 NVMe SSD sind so überwältigend, dass sich der Aufwand allemal lohnt:
- Phänomenale Geschwindigkeit: Herkömmliche HDDs erreichen Lesegeschwindigkeiten von etwa 100-150 MB/s. SATA-SSDs sind da schon deutlich schneller mit bis zu 550 MB/s. Eine NVMe SSD hingegen, die das PCI Express (PCIe) Protokoll nutzt, kann Geschwindigkeiten von mehreren Tausend Megabyte pro Sekunde erreichen (typischerweise 3.000-7.000 MB/s für PCIe Gen3/Gen4). Für Ihr B85 Pro4 bedeutet dies, dass Sie die maximale Bandbreite des PCIe Gen3 x4 Slots ausnutzen können, was immer noch über 3.000 MB/s theoretisch ermöglicht – eine gigantische Steigerung!
- Systemstart in Sekunden: Das Hochfahren Ihres Betriebssystems wird von Minuten auf wenige Sekunden reduziert. Programme starten quasi augenblicklich.
- Klein und platzsparend: Der M.2-Formfaktor ist extrem kompakt und benötigt keine zusätzlichen Kabel für Strom oder Daten. Das sorgt für ein aufgeräumteres Inneres und bessere Belüftung.
- Leistungsaufnahme und Geräuschentwicklung: SSDs sind energieeffizienter und komplett geräuschlos, da sie keine beweglichen Teile besitzen.
- Ein neues Lebensgefühl für Ihren PC: Sie werden Ihren PC kaum wiedererkennen. Die gesamte Systemreaktion wird sich drastisch verbessern, was die Nutzung angenehmer und produktiver macht.
Die Herausforderung: Kompatibilität und notwendige Hardware
Ihr AsRock B85 Pro4 Mainboard wurde in einer Zeit entwickelt, in der M.2-Slots noch keine Standardausstattung waren. Das bedeutet, dass Sie einen kleinen Umweg nehmen müssen, um die M.2 SSD anzuschließen. Aber keine Sorge, das ist einfacher, als es klingt.
1. Das Mainboard: AsRock B85 Pro4
Ihr AsRock B85 Pro4 verfügt über PCI Express (PCIe) 3.0-Slots. Genauer gesagt, einen PCIe 3.0 x16 Slot (meistens für die Grafikkarte) und einen weiteren PCIe 3.0 x16 Slot, der jedoch elektrisch nur mit x4 Lanes angebunden ist. Genau diesen zweiten PCIe 3.0 x16 Slot (x4 Mode) werden wir nutzen, um die maximale Leistung aus unserer NVMe SSD herauszuholen.
2. Die M.2 NVMe SSD
Wählen Sie eine NVMe SSD mit dem Formfaktor 2280 (22mm breit, 80mm lang), da dies der gängigste Standard ist und gut auf die Adapterkarten passt. Empfehlenswerte Modelle sind z.B. die Samsung 970 EVO Plus, Crucial P3 Plus oder Western Digital Black SN770. Achten Sie darauf, dass es eine *NVMe*-SSD ist und nicht eine SATA-M.2-SSD, da nur NVMe die hohen PCIe-Geschwindigkeiten nutzt. Eine PCIe Gen3 SSD ist hier ideal, da Ihr Mainboard nur PCIe Gen3 unterstützt.
3. Die PCIe Adapterkarte
Dies ist das Herzstück Ihrer Nachrüstung. Sie benötigen eine PCIe Adapterkarte, die eine M.2 NVMe SSD aufnimmt und in einen freien PCIe-Slot Ihres Mainboards steckt. Achten Sie beim Kauf darauf, dass die Karte für NVMe-SSDs ausgelegt ist und einen PCIe x4-Anschluss hat. Solche Karten sind günstig erhältlich und wandeln den M.2-Anschluss in einen Standard-PCIe-Anschluss um. Suchen Sie nach Begriffen wie „PCIe NVMe Adapter”, „M.2 to PCIe x4 Adapter” oder „M.2 NVMe PCIe Adapter Card”. Manche Karten bieten sogar Kühlkörper für die SSD, was besonders bei intensiver Nutzung von Vorteil sein kann.
4. Zusätzliche Materialien
- Kreuzschlitzschraubendreher
- Antistatisches Armband (empfohlen)
- USB-Stick (mind. 8 GB) für die Windows-Installation und den Bootloader
Der Knackpunkt: Booten von NVMe auf einem B85 Mainboard
Hier kommen wir zum technisch anspruchsvollsten, aber keineswegs unüberwindbaren Teil. Das AsRock B85 Pro4 BIOS/UEFI ist von Haus aus nicht dafür ausgelegt, direkt von einer NVMe SSD zu booten. Es fehlt der notwendige NVMe-Treiber im Firmware-Code. Aber keine Sorge, es gibt eine bewährte Methode, die wir nutzen können:
Die empfohlene Lösung: Ein Bootloader als Brücke (Clover oder rEFInd)
Anstatt das BIOS auf riskante Weise zu modifizieren, nutzen wir einen kleinen Trick: Wir installieren einen spezialisierten Bootloader wie Clover oder rEFInd auf einem separaten, kleinen Laufwerk (z.B. einem USB-Stick oder einer kleinen SATA-SSD/HDD-Partition). Dieser Bootloader wird dann als erstes gestartet und ist in der Lage, das Betriebssystem auf Ihrer NVMe SSD zu finden und zu laden. Für Windows-Nutzer ist Clover oft die einfachere Wahl, während rEFInd unter Linux beliebt ist, aber auch Windows unterstützt. Im Folgenden konzentrieren wir uns exemplarisch auf das Prinzip.
- Vorbereitung des Bootloaders: Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit Clover (oder rEFInd). Es gibt zahlreiche Anleitungen online, wie man Clover für NVMe-Boot vorbereitet. Im Grunde wird eine kleine Boot-Partition erstellt, auf die Clover installiert wird, inklusive der notwendigen NVMe-Treiber für den Bootloader.
- Bootreihenfolge ändern: Im UEFI Ihres AsRock B85 Pro4 stellen Sie ein, dass Ihr System zuerst von diesem USB-Stick (oder der SATA-SSD/HDD-Partition) bootet.
- NVMe-Erkennung: Sobald Clover geladen ist, kann es die NVMe SSD erkennen und das Betriebssystem darauf starten.
Diese Methode ist sicher, reversibel und erfordert keine riskanten BIOS-Flash-Vorgänge.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Nachrüstung
1. Vorbereitung ist alles
- Datensicherung: Sichern Sie unbedingt alle wichtigen Daten von Ihrer aktuellen Festplatte/SSD!
- Neuestes UEFI-Update: Besuchen Sie die ASRock-Website und laden Sie das neueste UEFI (BIOS) für Ihr B85 Pro4 herunter. Flashen Sie dieses Update. Es behebt möglicherweise Fehler und verbessert die allgemeine Kompatibilität, auch wenn es den NVMe-Boot nicht direkt ermöglicht.
- Windows-Installationsmedium: Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit dem Windows Media Creation Tool (oder einer Linux-Distribution Ihrer Wahl).
- Clover/rEFInd-Bootstick: Bereiten Sie Ihren Bootloader-USB-Stick vor (siehe oben).
2. Hardware-Einbau der M.2 SSD und Adapterkarte
- PC ausschalten und trennen: Schalten Sie Ihren PC komplett aus und ziehen Sie das Netzkabel. Drücken Sie den Einschaltknopf nochmals, um Reststrom zu entladen.
- Gehäuse öffnen: Entfernen Sie die Seitenwand Ihres PC-Gehäuses.
- Antistatische Maßnahmen: Berühren Sie ein geerdetes Metallteil (z.B. den blanken Teil des Gehäuses), um statische Entladung zu vermeiden, oder tragen Sie ein Antistatik-Armband.
- M.2 SSD auf die Adapterkarte montieren: Nehmen Sie Ihre M.2 NVMe SSD und stecken Sie diese vorsichtig in den dafür vorgesehenen Slot auf der PCIe Adapterkarte. Sichern Sie die SSD mit der kleinen Schraube, die meistens bei der Adapterkarte dabei ist.
- Adapterkarte einstecken: Identifizieren Sie den freien PCIe 3.0 x16 Slot (der als x4 läuft) auf Ihrem AsRock B85 Pro4. Dies ist in der Regel der zweite große PCIe-Slot unterhalb des Grafikkarten-Slots (achten Sie auf das Handbuch Ihres Mainboards). Entfernen Sie die entsprechende Slot-Blende am Gehäuse und stecken Sie die Adapterkarte vorsichtig, aber fest, in den Slot. Achten Sie darauf, dass sie richtig sitzt.
- Gehäuse schließen: Sobald die Hardware verbaut ist, schließen Sie das PC-Gehäuse wieder.
3. UEFI/BIOS-Einstellungen anpassen
- PC starten: Schließen Sie das Netzkabel an und starten Sie den PC. Drücken Sie sofort die Taste (meistens DEL oder F2), um ins UEFI/BIOS zu gelangen.
- Boot-Modus: Stellen Sie sicher, dass der Boot-Modus auf „UEFI” eingestellt ist. Deaktivieren Sie „CSM” (Compatibility Support Module) und „Secure Boot” im Boot-Menü Ihres UEFI, falls diese aktiviert sind. Dies ist wichtig für den NVMe-Bootloader.
- Bootreihenfolge anpassen: Stellen Sie im Boot-Menü ein, dass Ihr PC primär von dem USB-Stick mit dem Clover/rEFInd Bootloader startet. Speichern Sie die Einstellungen und verlassen Sie das UEFI.
4. Betriebssystem-Installation (mit Bootloader)
- PC mit Installations- und Bootloader-Sticks starten: Stecken Sie den USB-Stick mit dem Windows-Installationsmedium und den USB-Stick mit dem Clover/rEFInd Bootloader ein.
- Bootloader laden: Ihr System sollte nun vom Clover/rEFInd-USB-Stick booten. Im Bootloader-Menü sollte nun ein Eintrag für Ihr Windows-Installationsmedium erscheinen (z.B. „Boot Microsoft Basic Installation” oder ähnlich). Wählen Sie diesen aus.
- Windows auf NVMe installieren: Folgen Sie dem Installationsassistenten von Windows. Wenn Sie zur Auswahl des Installationsortes kommen, sollte Ihre M.2 NVMe SSD als Laufwerk sichtbar sein. Wählen Sie diese aus und installieren Sie Windows darauf. Es kann sein, dass Windows mehrere kleine Partitionen auf der NVMe-SSD anlegt – das ist normal.
- Erster Boot über Bootloader: Nach der Installation wird Ihr PC neu starten. Er wird wieder in den Clover/rEFInd Bootloader booten. Diesmal sollte ein neuer Eintrag erscheinen, der Ihr frisch installiertes Windows auf der NVMe SSD repräsentiert (z.B. „Boot Windows from NVMe”). Wählen Sie diesen aus.
- Finale Bootloader-Konfiguration: Sobald Windows erfolgreich von der NVMe-SSD über den Bootloader gestartet wurde, können Sie den Bootloader noch feiner einstellen (z.B. die Wartezeit verkürzen oder Standard-Boot-Einträge festlegen). Wenn Sie den Bootloader nicht auf einem externen USB-Stick lassen möchten, können Sie ihn auch auf einer kleinen, separaten Partition einer SATA-SSD/HDD installieren, die dann als primäres Boot-Laufwerk im UEFI eingestellt wird.
Optimierung und erste Schritte
- Treiber: Windows 10 und 11 bringen native NVMe-Treiber mit. Es ist selten nötig, separate Treiber zu installieren. Überprüfen Sie aber immer den Gerätemanager auf fehlende Treiber.
- Windows-Optimierung: Für SSDs sind bestimmte Windows-Dienste wie die Festplatten-Defragmentierung oder die Indexierung von Dateien nicht notwendig und können deaktiviert werden (Windows 10/11 optimiert dies aber meist automatisch). Stellen Sie sicher, dass TRIM aktiv ist (Prüfung über CMD:
fsutil behavior query disabledeletenotify– sollte 0 anzeigen). - Benchmarks: Nutzen Sie Tools wie CrystalDiskMark, um die beeindruckende neue Geschwindigkeit Ihrer M.2 NVMe SSD zu bestaunen. Sie sollten Werte im Bereich von 2000-3500 MB/s sequenzielles Lesen/Schreiben erreichen, was die Leistung des PCIe 3.0 x4-Slots Ihres AsRock B85 Pro4 voll ausnutzt.
Häufige Probleme und Fehlerbehebung
- M.2 SSD wird nicht im UEFI/BIOS erkannt: Überprüfen Sie, ob die PCIe Adapterkarte richtig im Slot sitzt. Ist die M.2 SSD fest auf der Adapterkarte montiert? Versuchen Sie einen anderen PCIe-Slot, falls vorhanden. Stellen Sie sicher, dass Sie eine NVMe-SSD und keinen SATA-M.2-Laufwerk auf einer NVMe-Adapterkarte verwenden (SATA-M.2-Laufwerke benötigen eine andere Art von Adapter, die SATA-Kabel verwendet).
- M.2 SSD wird vom Bootloader nicht erkannt: Stellen Sie sicher, dass der Bootloader (Clover/rEFInd) die notwendigen NVMe-Treiber oder Module integriert hat. Aktualisieren Sie den Bootloader auf die neueste Version.
- Kann nicht von NVMe booten: Überprüfen Sie die Bootreihenfolge im UEFI. Ist der Bootloader-Stick/Partition als primäres Boot-Laufwerk eingestellt? Haben Sie „Secure Boot” und „CSM” im UEFI deaktiviert? Ist der Bootloader korrekt konfiguriert, um das Betriebssystem auf der NVMe-SSD zu finden?
- Geschwindigkeit nicht wie erwartet: Stellen Sie sicher, dass die PCIe Adapterkarte in einem PCIe 3.0 x4 Slot (oder einem x16 Slot, der als x4 läuft) steckt. Bei einem x1-Slot wäre die Geschwindigkeit stark begrenzt. Überprüfen Sie dies im Handbuch Ihres AsRock B85 Pro4.
Fazit: Ein altes Mainboard, ein neues Leben
Die Aufrüstung Ihres AsRock B85 Pro4 Mainboards mit einer M.2 NVMe SSD mag auf den ersten Blick ein kleines Abenteuer sein, besonders wegen der Notwendigkeit einer PCIe Adapterkarte und eines Bootloaders. Doch der Lohn – eine dramatische Steigerung der Systemgeschwindigkeit und ein völlig neues Nutzungserlebnis – ist diesen Aufwand definitiv wert.
Ihr „Oldie but Goldie” muss noch lange nicht in Rente gehen. Mit dieser Nachrüstung holen Sie die bestmögliche Performance aus Ihrem bewährten System heraus und verlängern dessen Lebensdauer erheblich. Genießen Sie schnelle Systemstarts, reibungsloses Multitasking und flinke Programmstarts – alles dank der Power einer modernen M.2 NVMe SSD. Wagen Sie den Sprung und entdecken Sie, wie viel Leben noch in Ihrem alten PC steckt!