Kennen Sie das Gefühl? Sie haben einen brandneuen Film in 4K heruntergeladen, ein großes Backup Ihrer Fotosammlung gestartet oder arbeiten mit umfangreichen Dateien, die auf Ihrem Network Attached Storage (NAS) liegen. Doch anstatt flüssiger Datenströme fühlen sich die Übertragungen eher an wie eine Fahrt im Stau. Der Übeltäter? Oft ist es das gute alte 1-GBit-Ethernet, das in den meisten Heimnetzwerken Standard ist und von vielen Telekom-Routern als maximale LAN-Geschwindigkeit vorgegeben wird.
Doch keine Sorge! Sie müssen sich nicht damit abfinden. Obwohl Ihr Internetanschluss und damit Ihr Router auf 1 GBit/s begrenzt sein mag, gibt es eine clevere und zunehmend erschwingliche Lösung, um die interne Kommunikation Ihres Heimnetzwerks – insbesondere die Anbindung Ihres NAS – auf das nächste Level zu heben: 2,5-GBit-LAN. In diesem umfassenden Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie diesen „Turbo” für Ihr Netzwerk aktivieren, ohne Ihren vorhandenen Telekom-Router austauschen zu müssen.
Warum 2,5 GBit/s? Das Problem mit 1 GBit/s
Gigabit-Ethernet (1000 MBit/s oder 1 GBit/s) war lange Zeit der Goldstandard für Heimnetzwerke. Doch mit der rasanten Entwicklung der Dateigrößen – man denke an 4K-Videos, hochauflösende Fotos, große Spieleinstallationen oder virtualisierte Umgebungen – stößt 1 GBit/s schnell an seine Grenzen. Theoretisch bietet 1 GBit/s eine Übertragungsrate von etwa 125 MB/s. In der Praxis werden oft nur 90-110 MB/s erreicht. Wenn Sie große Dateien von Ihrem PC auf Ihr NAS kopieren oder umgekehrt, ist diese Geschwindigkeit oft der Flaschenhals, der ein reibungsloses Arbeiten verhindert.
2,5-GBit-Ethernet (2,5GBASE-T) bietet mit einer theoretischen Rate von 312,5 MB/s (praktisch oft über 250 MB/s) eine deutliche Steigerung. Es ist der perfekte Sweet Spot zwischen dem mittlerweile etwas langsamen 1 GBit/s und dem noch recht teuren und oft überdimensionierten 10-GBit/s-Ethernet für den Heimbereich. Die gute Nachricht: Die Hardware für 2,5 GBit/s ist in den letzten Jahren erheblich günstiger geworden und hat den Weg in immer mehr Endgeräte gefunden.
Die Kernidee: Das lokale High-Speed-Netzwerk
Der Schlüssel zu unserem Vorhaben liegt darin, zu verstehen, dass die Geschwindigkeit Ihres Internetanschlusses (und damit die des Ports an Ihrem Telekom-Router, der ins Internet führt) nur für Daten relevant ist, die zwischen Ihrem Heimnetzwerk und dem World Wide Web ausgetauscht werden. Für die Kommunikation innerhalb Ihres lokalen Netzwerks – also beispielsweise zwischen Ihrem PC und Ihrem NAS – spielt die Internetgeschwindigkeit keine Rolle. Hier können Sie eine eigene, schnellere „Datenautobahn” einrichten.
Die Strategie ist denkbar einfach: Wir integrieren einen speziellen 2,5-GBit/s-Switch in Ihr bestehendes Heimnetzwerk. Dieser Switch wird die zentrale Verteilungsstelle für alle Geräte, die von der höheren Geschwindigkeit profitieren sollen (z.B. Ihr NAS und Ihr Haupt-PC). Gleichzeitig bleibt Ihr Telekom-Router weiterhin für die Verteilung des Internets und die Verwaltung der restlichen 1-GBit/s-Geräte zuständig. Der 2,5-GBit/s-Switch wird einfach an einen freien 1-GBit/s-Port Ihres Telekom-Routers angeschlossen, um auch den Geräten am schnellen Switch Internetzugang zu ermöglichen – diese Verbindung dient jedoch nur dem Internetzugang, nicht den internen Hochgeschwindigkeitsübertragungen.
Was Sie dafür brauchen: Die Einkaufsliste
Um Ihr Heimnetzwerk auf 2,5 GBit/s zu beschleunigen, benötigen Sie einige neue Komponenten. Die gute Nachricht ist, dass die Kosten überschaubar sind und die Installation meist problemlos von der Hand geht.
1. Der 2,5-GBit/s-Switch: Das Herzstück
Dies ist die wichtigste Komponente. Ein unmanaged 2,5-GBit/s-Switch ist für die meisten Heimanwender völlig ausreichend. „Unmanaged” bedeutet, dass er keine komplexe Konfiguration erfordert; Sie stecken ihn einfach ein und er funktioniert („Plug & Play”). Achten Sie darauf, einen Switch mit der passenden Anzahl an 2,5-GBit/s-Ports zu wählen. Für ein NAS und einen PC reichen in der Regel 2-3 Ports, aber ein 5-Port-Switch bietet mehr Flexibilität für zukünftige Erweiterungen. Beliebte Marken sind TP-Link, Netgear, Zyxel oder Trendnet. Die Preise für 5-Port-Switches liegen meist zwischen 50 und 100 Euro.
- Wichtiger Hinweis: Einige Switche bieten auch einen 10-GBit/s-Uplink oder SFP+-Ports an. Das ist für unser Szenario nicht unbedingt notwendig, kann aber bei zukünftigen Upgrades nützlich sein. Konzentrieren Sie sich primär auf die 2,5-GBit/s-Ports.
2. Netzwerkkarten (NICs) für Ihre Geräte
Damit Ihre Geräte die Vorteile des 2,5-GBit/s-Switches nutzen können, benötigen sie entsprechende Netzwerkadapter.
- Für Desktop-PCs: Die beste Lösung ist eine PCIe-Netzwerkkarte mit einem 2,5-GBit/s-Anschluss. Diese Karten sind relativ günstig (oft unter 30 Euro) und bieten eine stabile Leistung. Viele neuere High-End-Mainboards haben bereits einen 2,5-GBit/s-Port integriert, prüfen Sie also zuerst die Spezifikationen Ihres Mainboards.
- Für Laptops und andere Geräte: Hierfür eignen sich USB-A- oder USB-C-auf-2,5-GBit/s-Adapter. Achten Sie darauf, dass der Adapter den USB 3.0 (oder neuer) Standard verwendet, da ältere USB-Versionen nicht schnell genug sind. Diese Adapter sind praktisch für Laptops, die keine PCIe-Erweiterungsmöglichkeiten haben.
- Für Ihr NAS: Dies ist der kritischste Punkt. Ihr NAS selbst muss entweder über einen integrierten 2,5-GBit/s-Port verfügen (immer mehr neuere Modelle bieten dies) oder die Möglichkeit bieten, eine 2,5-GBit/s-Netzwerkkarte nachzurüsten. Viele Synology- und QNAP-NAS-Modelle verfügen über PCIe-Steckplätze, in die Sie eine entsprechende Karte einbauen können. Prüfen Sie die Kompatibilität vor dem Kauf!
3. Die richtige Verkabelung: CAT6(a)/CAT7
Die Netzwerkkabel sind entscheidend für eine stabile und schnelle Verbindung. Während 1 GBit/s noch problemlos über ältere CAT5e-Kabel läuft, empfiehlt sich für 2,5 GBit/s mindestens CAT6, besser noch CAT6a oder CAT7. Diese Kabel sind besser geschirmt und für höhere Frequenzen ausgelegt, was die Signalqualität und damit die Geschwindigkeit über längere Strecken sicherstellt. Für kurze Distanzen (bis ca. 50 Meter) kann CAT5e noch funktionieren, aber um auf Nummer sicher zu gehen und maximale Leistung zu erzielen, sollten Sie auf CAT6 oder höher aufrüsten.
4. Das NAS: Die andere Seite der Medaille
Wie bereits erwähnt, ist Ihr NAS der Hauptprofiteur dieser Beschleunigung. Stellen Sie sicher, dass Ihr NAS die höheren Geschwindigkeiten auch intern verarbeiten kann. Dies betrifft nicht nur den Netzwerkport, sondern auch die Festplattenkonfiguration. Ein RAID-Verbund (z.B. RAID 5 oder RAID 6 mit mehreren Festplatten) oder moderne SSDs im NAS sind notwendig, um die 2,5 GBit/s auch tatsächlich ausreizen zu können. Eine einzelne, mechanische Festplatte kann oft nicht mehr als 150-200 MB/s lesen oder schreiben, was die 2,5 GBit/s auf die Geschwindigkeit der Festplatte drosseln würde.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Umsetzung
Die Einrichtung ist einfacher, als Sie vielleicht denken. Befolgen Sie diese Schritte:
Schritt 1: Den 2,5-GBit/s-Switch integrieren
- Platzierung: Suchen Sie einen geeigneten Platz für Ihren neuen 2,5-GBit/s-Switch in der Nähe Ihres Telekom-Routers und der Geräte, die Sie anschließen möchten.
- Stromversorgung: Schließen Sie den Switch an das Stromnetz an.
- Verbindung zum Router: Verbinden Sie einen der 2,5-GBit/s-Ports des neuen Switches mit einem freien 1-GBit/s-LAN-Port Ihres Telekom-Routers. Verwenden Sie hierfür ein CAT6- oder besseres Kabel. Diese Verbindung stellt sicher, dass alle Geräte, die an den 2,5-GBit/s-Switch angeschlossen werden, weiterhin Internetzugang erhalten.
Schritt 2: Geräte anbinden (NAS, PC)
- NAS anbinden: Verbinden Sie den 2,5-GBit/s-Port Ihres NAS (entweder integriert oder nachgerüstete NIC) mit einem der 2,5-GBit/s-Ports Ihres neuen Switches. Verwenden Sie auch hier ein CAT6- oder besseres Kabel.
- PC/Laptop anbinden:
- Desktop-PC mit PCIe-NIC: Bauen Sie die 2,5-GBit/s-PCIe-Netzwerkkarte in einen freien PCIe-Slot Ihres PCs ein (falls noch nicht geschehen). Installieren Sie ggf. die benötigten Treiber (meist automatisch unter Windows). Verbinden Sie diesen 2,5-GBit/s-Port mit einem weiteren 2,5-GBit/s-Port des Switches.
- Laptop mit USB-Adapter: Stecken Sie den USB-auf-2,5-GBit/s-Adapter in einen freien USB 3.0 (oder schnelleren) Port Ihres Laptops. Installieren Sie ggf. die Treiber. Verbinden Sie den Adapter mit dem Switch.
- Weitere Geräte: Haben Sie weitere Geräte, die von 2,5 GBit/s profitieren sollen (z.B. ein weiterer PC), verbinden Sie diese ebenfalls mit dem Switch.
Schritt 3: Verkabelung prüfen
Vergewissern Sie sich, dass alle Kabel fest sitzen und die korrekten Spezifikationen (mindestens CAT6) für die 2,5-GBit/s-Verbindungen aufweisen. Die meisten Switche haben LEDs an den Ports, die die aktuelle Verbindungsgeschwindigkeit anzeigen (z.B. grün für 1 GBit/s, blau für 2,5 GBit/s). Prüfen Sie diese Anzeigen, um sicherzustellen, dass die 2,5-GBit/s-Verbindungen korrekt erkannt werden.
Schritt 4: Konfiguration (meist Plug & Play)
Bei einem unmanaged Switch ist in der Regel keine weitere Konfiguration nötig. Die Geräte sollten automatisch die höchstmögliche Geschwindigkeit aushandeln. Überprüfen Sie dennoch die Netzwerkeinstellungen auf Ihrem PC und NAS:
- Windows/macOS: Gehen Sie in die Netzwerkeinstellungen und überprüfen Sie die Geschwindigkeit Ihrer 2,5-GBit/s-Netzwerkkarte. Dort sollte „2,5 GBit/s” oder „2500 MBit/s” angezeigt werden.
- NAS: Loggen Sie sich in das Web-Interface Ihres NAS ein und prüfen Sie unter den Netzwerkeinstellungen, ob der entsprechende Port ebenfalls mit 2,5 GBit/s verbunden ist.
Optional: Geschwindigkeiten testen
Um sicherzustellen, dass alles wie gewünscht funktioniert, testen Sie die Übertragungsgeschwindigkeiten. Kopieren Sie eine große Datei (mehrere GB) von Ihrem PC auf das NAS und umgekehrt. Überwachen Sie dabei die Übertragungsrate im Task-Manager (Windows) oder über entsprechende Tools. Programme wie iPerf3 eignen sich hervorragend für präzise Netzwerk-Geschwindigkeitstests zwischen zwei Geräten.
Häufige Fragen und mögliche Fallstricke
Kann mein Telekom-Router die 2,5 GBit/s „blockieren”?
Nein. Wie oben erklärt, ist die Geschwindigkeit Ihres Telekom-Routers nur für den Internetzugang relevant. Für die Kommunikation zwischen Ihrem PC und NAS über den 2,5-GBit/s-Switch fungiert der Router nur als „Tor zum Internet” mit seiner 1-GBit/s-Verbindung zum Switch. Die internen Übertragungen auf der 2,5-GBit/s-Ebene laufen direkt über den neuen Switch und haben mit dem Router nichts zu tun.
Welche Kosten kommen auf mich zu?
Die Kosten sind stark abhängig von den gewählten Komponenten. Eine grobe Schätzung könnte sein:
- 2,5-GBit/s-Switch (5 Ports): ca. 50-100 Euro
- PCIe-2,5-GBit/s-NIC für PC: ca. 20-40 Euro
- USB-C-auf-2,5-GBit/s-Adapter für Laptop: ca. 25-50 Euro
- 2,5-GBit/s-NIC für NAS (falls nötig): ca. 50-100 Euro
- CAT6(a)/CAT7-Kabel: ca. 5-15 Euro pro Stück (je nach Länge)
Insgesamt können Sie mit einer Investition von etwa 100 bis 300 Euro rechnen, je nachdem, welche Hardware Sie bereits haben oder nachrüsten müssen.
Gibt es auch WLAN-Lösungen für 2,5 GBit/s?
Moderne WLAN-Standards wie Wi-Fi 6 (802.11ax) und Wi-Fi 6E können theoretisch sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, oft weit über 1 GBit/s. In der Praxis hängen die tatsächlich erzielbaren Raten jedoch stark von der Signalqualität, der Entfernung, Interferenzen und der Anzahl der verbundenen Geräte ab. Für die konsistentesten und höchsten Datenübertragungen – speziell für ein NAS – ist eine kabelgebundene Lösung mit 2,5 GBit/s (oder höher) immer die stabilere und zuverlässigere Wahl.
Brauche ich spezielle Treiber?
Für die meisten modernen 2,5-GBit/s-Netzwerkkarten und USB-Adapter werden die Treiber unter Windows, macOS oder Linux automatisch installiert. Sollte dies nicht der Fall sein, finden Sie die passenden Treiber auf der Website des Herstellers der Netzwerkkarte oder des Adapters.
Was ist, wenn mein NAS nur 1 GBit/s kann?
Wenn Ihr NAS selbst keine 2,5-GBit/s-Schnittstelle besitzt und auch keine Nachrüstung per PCIe-Karte zulässt, dann können Sie das volle Potenzial dieser Lösung für die NAS-Kommunikation nicht nutzen. Die Geschwindigkeiten werden dann weiterhin durch den 1-GBit/s-Port des NAS begrenzt. Es lohnt sich in diesem Fall zu prüfen, ob ein Upgrade Ihres NAS auf ein Modell mit 2,5-GBit/s-Unterstützung (oder der Möglichkeit zur Nachrüstung) sinnvoll wäre.
Fazit: Ihr Heimnetzwerk im Überholmodus
Die Aufrüstung Ihres Heimnetzwerks auf 2,5-GBit-LAN ist eine Investition, die sich schnell auszahlt – insbesondere, wenn Sie regelmäßig mit großen Dateien arbeiten, Backups auf Ihr NAS erstellen oder Medien-Streaming in höchster Qualität genießen möchten. Die Zeiten, in denen Sie auf Ihren Telekom-Router als Flaschenhals schimpfen mussten, sind vorbei. Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand und Kosten schaffen Sie eine interne Datenautobahn, die Ihre Produktivität und Ihr Medienerlebnis spürbar verbessert.
Es ist ein Schritt in die Zukunft des Heimnetzwerks, der Ihnen zeigt: Mit ein wenig Know-how können Sie selbst als Heimanwender beeindruckende Geschwindigkeiten realisieren. Geben Sie Ihrem Netzwerk den Turbo, den es verdient!