Microsoft ist ein unbestreitbarer Titan der Technologiebranche. Von Betriebssystemen, die Milliarden von PCs antreiben, bis hin zu Büro-Suiten, die die Arbeitswelt revolutioniert haben, ist der Einfluss des Redmonder Riesen allgegenwärtig. Doch selbst der größte und innovativste Software-Entwickler landet nicht immer einen Volltreffer. In einem Ökosystem, das so riesig ist wie das von Microsoft, finden sich zwangsläufig auch Programme und Dienste, die entweder ihren Zweck verfehlen, hoffnungslos veraltet sind oder schlichtweg von besseren Alternativen übertroffen werden.
In diesem Artikel wagen wir einen kritischen, aber ehrlichen Blick auf jene **Microsoft-Programme**, die wir aus unserer persönlichen und professionellen Erfahrung **niemals weiterempfehlen** würden. Es geht uns nicht darum, Microsoft als Ganzes zu verteidigen oder anzugreifen, sondern darum, Nutzern Orientierung zu geben und sie dabei zu unterstützen, ihr digitales Leben effizienter und frustfreier zu gestalten. Wir beleuchten die Gründe für unsere Skepsis und zeigen auf, warum manche Softwareprodukte trotz des großen Namens eher eine Belastung als eine Bereicherung darstellen.
Unsere Kriterien für die „schwarze Liste“
Bevor wir ins Detail gehen, möchten wir unsere Bewertungskriterien transparent machen. Unsere Empfehlungen basieren auf:
- Nutzen vs. Aufwand: Bietet das Programm einen echten Mehrwert, der den Ressourcenverbrauch, die Einarbeitungszeit oder die potenziellen Frustrationen rechtfertigt?
- Benutzererfahrung (UX): Ist die Software intuitiv, stabil, fehlerfrei und angenehm zu bedienen? Oder fühlt sie sich klobig, überladen oder veraltet an?
- Relevanz und Aktualität: Ist das Programm noch zeitgemäß und erfüllt es die Anforderungen moderner Nutzer und Technologien?
- Vergleich mit Alternativen: Gibt es auf dem Markt wesentlich bessere, effizientere oder preiswertere Lösungen für dieselbe Aufgabe?
- Integration und Systembelastung: Fügt sich das Programm nahtlos ins Ökosystem ein oder wirkt es wie ein Fremdkörper, der unnötig Systemressourcen beansprucht?
Mit diesen Kriterien im Hinterkopf präsentieren wir Ihnen unsere Auswahl der **Microsoft-Programme**, die wir guten Gewissens nicht empfehlen können.
Die Kandidaten für die digitale Abstellkammer: Unsere Top-Nichteempfehlungen
1. Internet Explorer (Die alte Garde)
Der Internet Explorer war einst der unangefochtene König der Webbrowser. Doch seine Ära ist längst vorbei. Was einst ein Standard war, entwickelte sich über die Jahre zu einem Synonym für Langsamkeit, Sicherheitslücken und Inkompatibilität mit modernen Webstandards. Für Webentwickler war er ein Albtraum, da Websites oft mühsam für den IE angepasst werden mussten, während Nutzer mit veralteten Oberflächen und einer schlechten Performance zu kämpfen hatten.
Microsoft hat dies selbst erkannt und den IE als eigenständiges Produkt eingestellt. Zwar ist er in älteren Windows-Versionen und aus Kompatibilitätsgründen in manchen Unternehmensumgebungen noch präsent, doch seine bewusste Nutzung im Alltag ist aus Sicherheits- und Performance-Gründen strikt abzuraten. Der Übergang zum neuen, auf Chromium basierenden Microsoft Edge war ein notwendiger und erfolgreicher Schritt, der die Altlast des IE endgültig ad acta gelegt hat. Wer heute noch auf den alten IE setzt, begibt sich unnötig in Gefahr und verpasst die moderne Webrfahrung.
2. Cortana: Die vergessene Assistentin
Die Idee eines persönlichen digitalen Assistenten war gut, die Umsetzung von Cortana in Windows jedoch meist enttäuschend. Während Apple mit Siri und Google mit dem Assistant überzeugende Lösungen etablierten, blieb Cortana oft eine Randerscheinung. Sie war häufig langsam, verstand Sprachbefehle nicht immer präzise und bot selten einen echten Mehrwert gegenüber der manuellen Suche oder etablierten Alternativen.
Anstatt einer schlanken, intelligenten Hilfe, wirkte Cortana oft wie ein Ressourcenfresser, der im Hintergrund lief und wenig leistete. Ihre Funktionen wurden über die Jahre stark reduziert, der Fokus verschob sich hin zur Produktivität im Enterprise-Umfeld, integriert in Tools wie Teams. Für den durchschnittlichen Windows-Nutzer ist Cortana heute größtenteils redundant und überflüssig. Wenn Sie eine intelligente Assistenz wünschen, gibt es wesentlich bessere und effizientere Optionen von Drittanbietern oder sogar direkt im Webbrowser.
3. Skype (für ernsthafte Business-Kommunikation)
Einst ein Pionier der VoIP-Telefonie, hat Skype im Bereich der professionellen Kommunikation massiv an Boden verloren. Obwohl es nach wie vor für private Videoanrufe genutzt wird, ist es für ernsthafte geschäftliche Zwecke kaum noch zu empfehlen. Skype ist anfällig für Verbindungsabbrüche, hat eine inkonsistente Benutzeroberfläche und bietet oft nicht die Zuverlässigkeit oder die erweiterten Funktionen, die für wichtige Meetings oder Teamarbeit benötigt werden.
Die Konkurrenz, allen voran Microsoft Teams (ironischerweise von Microsoft selbst), Zoom, Google Meet oder Cisco Webex, bietet eine wesentlich stabilere Leistung, bessere Integration in Geschäftsprozesse und professionellere Funktionen für Videokonferenzen, Chat und Dateiaustausch. Skype fühlt sich an wie ein Relikt aus einer anderen Ära, das im privaten Umfeld vielleicht noch eine Nische hat, aber im Business-Kontext kaum noch überzeugen kann und oft nur Frustrationen hervorruft.
4. Groove Musik (Das gescheiterte Experiment)
Obwohl es mittlerweile eingestellt wurde, dient Groove Musik als Paradebeispiel für ein Microsoft-Programm, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Microsofts Versuch, mit Musik-Streaming-Diensten wie Spotify oder Apple Music zu konkurrieren, bot eine schlechtere Musikauswahl, weniger Funktionen und eine oft verwirrende Benutzeroberfläche.
Die Lektion aus Groove Musik ist klar: Wenn der Markt bereits von überlegenen und etablierten Alternativen dominiert wird, braucht es mehr als nur einen bekannten Namen, um sich durchzusetzen. Groove Musik war ein verzweifelter Versuch, der schnell im Nichts verschwand und Nutzern, die darauf setzten, nur Frustration bescherte, als ihre Bibliotheken und Abonnements eingestellt wurden. Es verdeutlicht, dass Microsoft nicht immer das beste Händchen für Entertainment-Dienste hatte.
5. Microsoft Publisher (Der unklare Zweck)
Microsoft Publisher ist ein Desktop-Publishing-Programm, das für die Erstellung von Broschüren, Flyern, Newslettern oder Visitenkarten gedacht ist. Das Problem? Für einfache Aufgaben, bei denen Text und Bilder ansprechend arrangiert werden sollen, ist Word oft ausreichend oder sogar einfacher zu bedienen. Für professionelles Design mit komplexen Layouts und Druckvorlagen greifen Designer zu leistungsfähigeren Tools wie Adobe InDesign oder Affinity Publisher.
Publisher sitzt unglücklich zwischen den Stühlen. Es ist nicht mächtig genug für professionelle Designer, die branchenübliche Standards und Funktionen benötigen, und zu kompliziert für Gelegenheitsnutzer, die einfach nur schnell etwas gestalten wollen (hier punkten Online-Tools wie Canva oder intuitive Bildbearbeitungsprogramme). Publisher ist ein Programm, das in den meisten Büros ungenutzt bleibt und nur selten einen echten Mehrwert bietet, es sei denn, man hat sehr spezifische, aber gleichzeitig limitierte DTP-Anforderungen.
6. Paint 3D (Gut gemeint, schlecht gemacht)
Als Nachfolger des ikonischen klassischen Paint gedacht, versuchte Paint 3D, 3D-Modellierung für jedermann zugänglich zu machen. Die Realität war jedoch ernüchternd. Die Benutzeroberfläche war oft unübersichtlich, die 3D-Funktionen rudimentär und schwer zu bedienen, und die 2D-Funktionen waren paradoxerweise schlechter oder weniger intuitiv als beim Vorgänger.
Das Ergebnis war ein Programm, das niemanden wirklich zufriedenstellte. Wer ernsthaft 3D-Modelle erstellen wollte, nutzte spezialisierte Software wie Blender oder SketchUp. Wer malen oder einfache Bildbearbeitung betreiben wollte, blieb beim klassischen Paint, griff zu GIMP oder Photoshop. Paint 3D war ein Feature, das niemand angefragt hatte und das letztlich mehr Verwirrung als Kreativität stiftete, indem es ein einst einfaches und geliebtes Tool unnötig verkomplizierte.
7. Bestimmte vorinstallierte Windows Store Apps (Die unnötigen Daten- und Ressourcenfresser)
Windows 10 und 11 kommen oft mit einer Reihe von vorinstallierten Apps, die man auch als Bloatware bezeichnen könnte. Dazu gehören Programme wie „Filme & TV“ (wenn man bereits Spotify, Netflix, Amazon Prime etc. hat), „Kontakte“ (wenn man Outlook oder Gmail nutzt), oder unnötige Spiele-Demos wie „Candy Crush“. Auch die Nachrichten-App oder Wetter-Apps, die oft von Drittanbietern besser bedient werden, fallen in diese Kategorie.
Das Problem: Diese Apps belegen Speicherplatz, laufen manchmal im Hintergrund und schaffen Unordnung im Startmenü oder in der Aufgabenleiste. Sie sind selten die erste Wahl für ihre jeweiligen Funktionen und tragen zu einem überladenen System bei, anstatt es zu verbessern. Die meisten Nutzer deinstallieren sie oder ignorieren sie einfach, was Microsofts Bemühungen um ein schlankes und effizientes Betriebssystem untergräbt.
Die roten Fäden: Warum Microsoft hier strauchelt
Die Programme auf unserer Liste teilen einige Gemeinsamkeiten, die erklären, warum sie unseren Ansprüchen nicht genügen:
- Der Versuch, alles für jeden zu sein: Microsoft versucht oft, ein umfassendes Ökosystem zu schaffen, in dem für jede Anforderung ein natives Tool existiert. Dies führt manchmal zu einer Überflutung mit mittelmäßigen Produkten, anstatt sich auf Spitzenleistung in Kernbereichen zu konzentrieren.
- Schlechte Integration oder Inkonsistenz: Manche Programme fühlen sich wie Fremdkörper an, oder die Benutzererfahrung ist inkonsistent über verschiedene Apps hinweg, was die Nutzung erschwert.
- Verpasste Marktchancen und zu späte Reaktionen: Bei Diensten wie Groove Musik oder dem alten Skype wurde der Zug der Konkurrenz schlichtweg verpasst, und Microsoft konnte nicht mehr aufholen.
- Ressourcenverbrauch und Bloatware: Viele der kritisierten Programme sind keine Leichtgewichte und belasten das System unnötig, insbesondere wenn bessere Alternativen existieren.
- Mangelnde Weiterentwicklung oder strategische Neuausrichtung: Manchmal werden Produkte eingeführt und dann halbherzig gepflegt oder plötzlich eingestellt, was das Vertrauen der Nutzer untergräbt.
Der Lichtblick: Wo Microsoft glänzt (kurz zur Balance)
Um fair zu bleiben: Microsoft macht auch vieles richtig und entwickelt hervorragende Produkte. Windows als Betriebssystem ist (trotz kleiner Macken) die Basis für Millionen. Die **Microsoft Office**-Suite (Word, Excel, PowerPoint, Outlook) sind Industriestandards und für viele unverzichtbar. **Visual Studio Code** ist ein exzellenter und beliebter Code-Editor, und der neue Microsoft Edge-Browser ist ein großartiges Produkt. Dienste wie Azure oder GitHub sind im Cloud- und Entwicklerbereich führend. Es ist also nicht alles schlecht, was aus Redmond kommt – im Gegenteil.
Fazit: Wählen Sie weise, optimieren Sie Ihr System
Die Welt der Software ist riesig, und selbst ein Gigant wie Microsoft produziert nicht nur Meisterwerke. Unsere ehrliche Meinung ist: Lassen Sie sich nicht von vorinstallierten Programmen oder Markennamen blenden. Bewerten Sie jedes Tool nach seinem Nutzen für Ihre spezifischen Bedürfnisse.
Investieren Sie Ihre Zeit und Systemressourcen in Software, die wirklich funktioniert, die Ihre **Produktivität** steigert und die Ihnen eine angenehme **Benutzererfahrung** bietet. Es gibt für fast jede Aufgabe eine hervorragende Lösung, oft auch von Microsoft selbst – aber eben nicht von jedem Programm, das sie jemals veröffentlicht haben. Entrümpeln Sie Ihr System, suchen Sie nach besseren Alternativen und schaffen Sie sich eine digitale Umgebung, die *für Sie* optimal ist und Sie nicht unnötig ausbremst.