250.000er Leitung, aber die Fritzbox 7590 liefert nur 50mbits max? Das sind die Ursachen

Es ist ein Szenario, das viele frustriert: Sie zahlen für eine schnelle 250 Mbit/s Internetleitung, haben eine leistungsstarke Fritzbox 7590 – eines der Top-Modelle von AVM – und trotzdem zeigt der Speedtest ernüchternde 50 MBit/s oder sogar noch weniger an. Wo bleibt die versprochene Geschwindigkeit? Ist die Fritzbox defekt, oder gibt es andere Stolperfallen, die Sie vielleicht übersehen haben?

Keine Sorge, dieses Problem ist weit verbreitet, und in den allermeisten Fällen lässt es sich mit gezielten Maßnahmen beheben. Die gute Nachricht: Die Fritzbox 7590 ist definitiv in der Lage, eine 250 Mbit/s-Leitung voll auszunutzen. Sie verfügt über Gigabit-LAN-Ports und unterstützt schnelles WLAN nach dem Wi-Fi 5 (802.11ac) Standard. Wenn die Geschwindigkeit hakt, liegt es selten am Router selbst, sondern an den vielen Faktoren, die zwischen Ihrer Internetleitung und Ihrem Endgerät liegen. Tauchen wir ein in die Welt der Netzwerktechnik und finden die Ursachen!

1. Die „letzte Meile” und die Physik der Leitung

Ihre 250 Mbit/s sind eine Zusage Ihres Internetanbieters bis zum Hausanschluss. Doch was auf den letzten Metern – der sogenannten „letzten Meile” – passiert, kann die Geschwindigkeit drastisch beeinflussen.

A. Die DSL-Leitung und Hausverkabelung

• Alte oder defekte Kabel: Das DSL-Kabel, das Ihre Fritzbox mit der TAE-Dose verbindet, ist entscheidend. Ein zu langes, geknicktes oder minderwertiges Kabel kann zu erheblichen Signalverlusten führen. Verwenden Sie immer das von AVM mitgelieferte Y-Kabel oder ein hochwertiges, möglichst kurzes DSL-Kabel.
• TAE-Dose und Hausverteilung: Ist die TAE-Dose (Telekommunikations-Anschluss-Einheit) alt oder beschädigt? Sind in Ihrem Haus noch weitere, ungenutzte Telefonbuchsen geschaltet, die für Störungen sorgen könnten? Im Idealfall sollte die Fritzbox direkt an der ersten TAE-Dose angeschlossen sein.
• Leitungsqualität: Besonders bei VDSL-Leitungen ist die Qualität der Kupferleitung bis zum Verteilerkasten (DSLAM) entscheidend. Lange Leitungswege oder dünne Kupferadern können die maximal mögliche Bandbreite physikalisch limitieren. Auch wenn der Provider 250 Mbit/s schaltet, kann die tatsächliche Leitungskapazität geringer sein.

So prüfen Sie es: Gehen Sie in die Benutzeroberfläche Ihrer Fritzbox (fritz.box) unter „Internet” -> „DSL-Informationen” -> „Übersicht” oder „Leitungseigenschaften”. Hier sehen Sie die tatsächlich synchronisierte Geschwindigkeit (Datenrate) und die maximal mögliche Leitungskapazität. Wenn die synchronisierte Geschwindigkeit deutlich unter 250 Mbit/s liegt, liegt das Problem meist außerhalb Ihres Heimnetzes oder an der Verkabelung zum Router.

2. Ihr Heimnetzwerk: Der Weg von der Fritzbox zum Endgerät

Selbst wenn die Fritzbox die volle Geschwindigkeit vom Provider erhält, kann der Weg zu Ihrem PC, Smartphone oder Smart-TV zum Nadelöhr werden.

A. LAN-Kabel: Oft unterschätzt

• Kabelkategorien: Nicht jedes Netzwerkkabel ist gleich! Ein altes CAT5-Kabel unterstützt maximal 100 MBit/s. Für Geschwindigkeiten über 100 MBit/s benötigen Sie mindestens ein CAT5e-Kabel, besser noch CAT6 oder höher. Prüfen Sie alle Kabel, die Sie im Haus verwenden.
• Gigabit-Netzwerkkarten: Stellen Sie sicher, dass die Netzwerkkarte in Ihrem PC oder Laptop ebenfalls Gigabit-fähig ist. Viele ältere Geräte haben noch 10/100 MBit/s-Karten verbaut.
• Defekte Kabel oder Ports: Ein defektes Kabel oder ein beschädigter LAN-Port an der Fritzbox oder am Endgerät kann die Geschwindigkeit ebenfalls stark beeinträchtigen.

So prüfen Sie es: Schließen Sie Ihren PC (mit Gigabit-Netzwerkkarte) mit einem kurzen, hochwertigen CAT6-Kabel direkt an einen der Gigabit-LAN-Ports der Fritzbox an und führen Sie einen Speedtest durch. Das ist der Goldstandard, um die maximale Geschwindigkeit zu ermitteln.

B. WLAN: Der häufigste Übeltäter

WLAN ist bequem, aber auch anfällig für Störungen und Geschwindigkeitsverluste. Hier lauern die meisten Fallen:

• Entfernung und Hindernisse: Je weiter Sie von der Fritzbox entfernt sind und je mehr Wände, Decken oder Möbel dazwischen sind, desto schwächer wird das Signal und desto geringer die Geschwindigkeit. Dicke Stahlbetonwände sind besondere „Speedkiller”.
• Frequenzbänder: Die Fritzbox 7590 funkt auf 2,4 GHz und 5 GHz.
  • 2,4 GHz: Größere Reichweite, durchdringt Wände besser, aber oft sehr überfüllt (viele andere WLANs, Bluetooth, Mikrowellen) und somit anfällig für Interferenzen. Die maximale reale Geschwindigkeit liegt hier meist weit unter 100 MBit/s.
  • 5 GHz: Deutlich höhere Geschwindigkeiten möglich, aber geringere Reichweite und wird stärker durch Hindernisse blockiert. Für Ihre 250 Mbit/s sollten Sie, wenn möglich, immer das 5-GHz-Band nutzen.
• WLAN-Standard des Endgeräts: Unterstützt Ihr Smartphone, Tablet oder Laptop Wi-Fi 5 (802.11ac)? Ältere Geräte mit Wi-Fi 4 (802.11n) erreichen bei weitem nicht die volle Geschwindigkeit des 5-GHz-Bandes.
• WLAN-Kanäle: Wenn viele Nachbar-WLANs auf dem gleichen Kanal funken, kommt es zu Störungen. Die Fritzbox wählt meist automatisch den besten Kanal, aber es kann helfen, dies unter „WLAN” -> „Funkkanal” manuell zu optimieren. Prüfen Sie die Kanalauslastung.
• WLAN-Einstellungen in der Fritzbox:
  • Sendekanäle: Achten Sie darauf, dass für 5 GHz „Automatischer Funkkanal” aktiviert ist und die Kanalbreite (oft 80 MHz) korrekt eingestellt ist, um die maximale Bandbreite zu nutzen.
  • Auslastung durch andere Geräte: Viele Geräte im WLAN, die gleichzeitig Daten übertragen, teilen sich die verfügbare Bandbreite.
  • Gast-WLAN: Ist Ihr Gast-WLAN aktiviert und dort eventuell eine Bandbreitenbegrenzung eingestellt?

So prüfen Sie es: Messen Sie die Geschwindigkeit an verschiedenen Orten im Haus. Vergleichen Sie Messungen im 2,4-GHz-Band mit denen im 5-GHz-Band. Nutzen Sie die WLAN-Analysefunktion der Fritzbox („WLAN” -> „Funknetz” -> „Frequenzbänder prüfen”) oder Apps wie „Wi-Fi Analyzer”, um Störungen zu identifizieren.

3. Die Endgeräte selbst: Nicht alles ist Fritzbox!

Selbst das schnellste Internet und die beste Fritzbox bringen nichts, wenn das empfangende Gerät limitiert ist.

• Alte Hardware: Wie bereits erwähnt, alte Netzwerkkarten (10/100 MBit/s), langsame Prozessoren oder zu wenig Arbeitsspeicher können die Verarbeitung der Daten bremsen.
• Software und Treiber: Veraltete Netzwerktreiber oder eine zu stark eingestellte Firewall/Antivirus-Software können die Datenübertragung verlangsamen. Auch ein VPN kann die Geschwindigkeit deutlich reduzieren.
• Hintergrundaktivitäten: Sind auf Ihrem PC im Hintergrund große Updates oder Downloads aktiv? Streamen andere Geräte im Netzwerk gerade 4K-Videos? Das kann die Bandbreite Ihres Speedtests beeinflussen.

So prüfen Sie es: Führen Sie Speedtests mit mehreren verschiedenen Geräten durch. Schalten Sie testweise Firewalls und VPNs ab. Stellen Sie sicher, dass keine Hintergrunddownloads laufen.

4. Die Fritzbox selbst: Einstellungen und Firmware

Auch wenn die Fritzbox 7590 sehr robust ist, gibt es ein paar Dinge, die Sie in der Konfiguration prüfen sollten.

• Fritz!OS-Update: Stellen Sie sicher, dass Ihre Fritzbox die neueste Fritz!OS-Firmware installiert hat („System” -> „Update”). Updates verbessern oft die Leistung und Stabilität.
• Priorisierung: Unter „Internet” -> „Priorisierung” können Sie Anwendungen oder Geräte bevorzugen. Wenn hier eine Anwendung (z.B. Online-Gaming) eine hohe Priorität hat, könnte sie andere Dienste und somit Ihren Speedtest temporär ausbremsen. Prüfen Sie, ob dort ungewollte Einstellungen vorgenommen wurden.
• Energiesparfunktionen: Obwohl selten ein Problem bei der 7590, können in einigen älteren Firmware-Versionen oder bestimmten Konfigurationen Energiesparfunktionen die volle Leistung beeinträchtigen.
• Werkseinstellungen: Als letzte Maßnahme, wenn alles andere fehlschlägt, können Sie die Fritzbox auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und neu konfigurieren. Notieren Sie sich vorher alle wichtigen Zugangsdaten!

So prüfen Sie es: Checken Sie die genannten Menüpunkte in der Fritzbox-Oberfläche und halten Sie Ihre Firmware aktuell.

5. Der Internetanbieter: Nicht immer der Schuldige, aber immer eine Prüfinstanz

Manchmal liegt das Problem tatsächlich nicht bei Ihnen:

• Auslastung des Netzes: Zu Spitzenzeiten (abends, Wochenenden) kann das Netz Ihres Anbieters temporär ausgelastet sein, was zu geringeren Geschwindigkeiten führen kann.
• Störung in der Region: Eine lokale Störung kann Ihre Leistung beeinträchtigen.
• Technischer Fehler beim Anbieter: Es ist selten, aber möglich, dass die geschaltete Geschwindigkeit beim Provider nicht korrekt eingestellt ist.

So prüfen Sie es: Kontaktieren Sie Ihren Internetanbieter-Support. Schildern Sie das Problem detailliert und geben Sie an, welche Tests (direkte LAN-Verbindung zur Fritzbox, DSL-Informationen der Fritzbox) Sie bereits durchgeführt haben. Die können überprüfen, welche Geschwindigkeit tatsächlich an Ihrem Anschluss ankommt.

Zusammenfassende Diagnose-Schritte: Von einfach zu komplex

1. Neustart: Ziehen Sie den Netzstecker der Fritzbox für 10 Sekunden und stecken Sie ihn wieder ein. Das behebt oft temporäre Software-Probleme.
2. Kabelprüfung: Ersetzen Sie das DSL-Kabel und das LAN-Kabel (falls zutreffend) durch kurze, hochwertige CAT6-Kabel.
3. Direkte LAN-Verbindung: Schließen Sie einen PC (mit Gigabit-LAN-Port) per kurzem CAT6-Kabel direkt an einen der LAN-Ports der Fritzbox an. Schalten Sie WLAN am PC aus. Führen Sie den Speedtest durch. Dies ist Ihre Referenzmessung.
4. Fritzbox-Oberfläche: Prüfen Sie unter „Internet” -> „DSL-Informationen” -> „Übersicht” die „aktuelle Datenrate” und die „maximale Datenrate”. Liegt die aktuelle Datenrate hier schon deutlich unter 250 Mbit/s, liegt das Problem meist außerhalb Ihres Heimnetzes.
5. WLAN-Optimierung: Wenn LAN funktioniert, aber WLAN nicht, optimieren Sie Ihre WLAN-Einstellungen (5 GHz, Kanal, etc.) und prüfen Sie Ihre WLAN-Clients.
6. Software-Checks: Deaktivieren Sie testweise Firewalls, VPNs und Virenscanner auf dem Endgerät.
7. Fritz!OS-Update: Stellen Sie sicher, dass die Fritzbox die neueste Firmware hat.
8. Provider kontaktieren: Wenn alle internen Maßnahmen keine Besserung bringen und die DSL-Informationen der Fritzbox bereits eine niedrige Synchronisation zeigen, ist der Provider der nächste Ansprechpartner.

Fazit: Geduld und systematisches Vorgehen zahlen sich aus

Es kann frustrierend sein, wenn die versprochene Geschwindigkeit nicht ankommt. Aber wie Sie sehen, gibt es viele mögliche Ursachen jenseits eines defekten Routers. Die Fritzbox 7590 ist ein exzellentes Gerät, das seine Leistung in der Regel voll erbringt. Mit einem systematischen Vorgehen, angefangen bei den physischen Kabeln über die WLAN-Einstellungen bis hin zu den Endgeräten und der Kommunikation mit dem Provider, werden Sie die Ursache für Ihre reduzierten 50 MBit/s finden und beheben können. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied machen. Viel Erfolg bei der Jagd nach den fehlenden Megabit!