Die Welt des Internets wird immer schneller, und mit ihr die Erwartungen an unsere Heimnetzwerke. Ein schneller Router, ein leistungsstarker Fritz Repeater und dennoch zeigt die Verbindung zum Repeater – oder über den Repeater zu einem angeschlossenen Gerät – nur ernüchternde 100 Mbit/s an? Das ist ein Phänomen, das viele Nutzer kennen und das für ordentlich Frust sorgen kann. Schließlich versprechen moderne Repeater oft Gigabit-Geschwindigkeiten, sowohl über WLAN als auch über ihre LAN-Ports. Wenn Ihr Netzwerk nur mit einem Zehntel der erwarteten Geschwindigkeit arbeitet, ist es höchste Zeit, dem auf den Grund zu gehen.
In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die möglichen Ursachen für diese Drosselung ein. Wir erklären Ihnen, warum Ihr Fritz Repeater möglicherweise nicht die volle Leistung bringt, die er verspricht, und vor allem: Wie Sie das Problem erkennen und beheben können, um endlich die volle Gigabit-Geschwindigkeit in Ihrem Heimnetzwerk genießen zu können.
### Das 100-Mbit/s-Rätsel: Fast Ethernet vs. Gigabit Ethernet
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig, das Kernproblem zu verstehen. Wenn Sie eine Verbindung mit 100 Mbit/s sehen, sprechen wir in der Regel von „Fast Ethernet”. Dies war lange Zeit der Standard für kabelgebundene Netzwerkverbindungen und ist heute immer noch in vielen älteren oder kostengünstigeren Geräten zu finden. Moderne Netzwerke, insbesondere solche, die hohe Datenraten über Kabel erfordern (wie beim Streamen von 4K-Inhalten, Online-Gaming oder dem Zugriff auf ein NAS), setzen jedoch auf „Gigabit Ethernet„, das Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s (also 1 Gbit/s) ermöglicht.
Der kritische Punkt hierbei ist: Eine 100-Mbit/s-Verbindung ist kein Zeichen einer leicht verlangsamten Gigabit-Verbindung, sondern ein Hinweis auf eine harte technische Begrenzung. Irgendeine Komponente in Ihrer Verbindungskette ist nur Fast Ethernet-fähig, oder es liegt ein Problem vor, das eine höhere Geschwindigkeit verhindert. Die gute Nachricht ist: Meistens lässt sich dieses Bottleneck mit ein wenig Detektivarbeit und den richtigen Maßnahmen beheben.
### Die üblichen Verdächtigen: Warum Ihr Netzwerk auf 100 Mbit/s stagniert
Es gibt mehrere häufige Ursachen, die dazu führen können, dass Ihr Fritz Repeater oder ein darüber angeschlossenes Gerät nur 100 Mbit/s erreicht. Lassen Sie uns diese systematisch durchgehen.
#### 1. Der unscheinbare Draht: Das Ethernet-Kabel
Dies ist mit Abstand die häufigste und am leichtesten zu übersehende Fehlerquelle. Das Ethernet-Kabel, das Ihren Fritz Repeater mit dem Router, einem PC, einer Spielekonsole oder einem anderen Netzwerkgerät verbindet, spielt eine entscheidende Rolle.
* **Kabelkategorien:** Nicht alle Ethernet-Kabel sind gleich.
* **CAT5-Kabel:** Viele ältere oder sehr günstige Kabel sind nur nach CAT5-Standard zertifiziert. Diese unterstützen in der Regel maximal 100 Mbit/s. Auch wenn einige CAT5-Kabel theoretisch Gigabit-fähig sein könnten, ist die Spezifikation dafür nicht ausgelegt, und in der Praxis erreichen sie selten diese Geschwindigkeiten.
* **CAT5e-Kabel:** Dies ist der Mindeststandard für Gigabit Ethernet. Das „e” steht für „enhanced”, was bedeutet, dass die Kabel für höhere Frequenzen und damit Gigabit-Geschwindigkeiten ausgelegt sind.
* **CAT6, CAT6a, CAT7, CAT8-Kabel:** Diese Kategorien bieten noch höhere Spezifikationen, bessere Abschirmung und unterstützen problemlos Gigabit und sogar 10-Gigabit-Ethernet über bestimmte Distanzen.
* **Beschädigte oder minderwertige Kabel:** Selbst ein CAT5e- oder CAT6-Kabel kann eine Drosselung auf 100 Mbit/s verursachen, wenn es beschädigt ist (Knicke, Quetschungen), schlechte Stecker hat oder von geringer Fertigungsqualität ist. Die Signalintegrität leidet, und die Geräte können keine stabile Gigabit-Verbindung aushandeln.
* **Länge:** Bei sehr langen Kabeln (über 50-70 Meter, je nach Qualität) kann es ebenfalls zu einem Geschwindigkeitsabfall kommen, auch wenn dies seltener die Ursache für eine *harte* Begrenzung auf 100 Mbit/s ist, sondern eher für inkonsistente Gigabit-Raten.
**Fazit zum Kabel:** Wenn Sie eine 100-Mbit/s-Verbindung feststellen, ist das Erste, was Sie tun sollten, das verwendete Ethernet-Kabel zu prüfen und es testweise durch ein definitiv hochwertiges CAT5e- oder CAT6-Kabel zu ersetzen.
#### 2. Die Hardware selbst: Netzwerkadapter und Ports
Neben dem Kabel kann auch die Hardware selbst der Flaschenhals sein.
* **Geräte am Repeater:** Hat der Computer, das NAS, die Spielekonsole oder ein Smart TV, das Sie über den LAN-Port des Fritz Repeaters verbinden, überhaupt einen Gigabit-fähigen Netzwerkanschluss? Viele ältere Geräte oder auch manche Smart TVs haben aus Kostengründen oft nur Fast Ethernet-Ports verbaut.
* **Der Repeater-Port:** Moderne Fritz Repeater (z.B. FRITZ!Repeater 1200 AX, 2400, 3000, 6000) verfügen in der Regel über Gigabit-LAN-Anschlüsse. Bei sehr alten Repeater-Modellen könnte es aber sein, dass auch hier nur Fast Ethernet-Ports verbaut sind. Ein Blick in die technischen Daten des Repeaters schafft Klarheit.
* **Der Router-Port:** Verbinden Sie den Repeater im LAN-Brücken-Modus mit dem Router über ein Kabel? Dann muss natürlich auch der verwendete LAN-Port an Ihrer Fritz!Box Gigabit-fähig sein. Dies ist bei allen aktuellen Fritz!Box-Modellen der Fall, aber zur Sicherheit kann man es überprüfen.
* **Netzwerk-Switches:** Wenn Sie einen separaten Netzwerk-Switch zwischen dem Repeater und dem Router oder einem Endgerät verwenden, könnte dieser der Übeltäter sein. Viele günstige oder ältere Switches unterstützen ebenfalls nur 100 Mbit/s.
#### 3. Fehlerhafte Aushandlung (Auto-Negotiation)
Manchmal sind alle Komponenten Gigabit-fähig, aber die Geräte „einigen” sich trotzdem nur auf 100 Mbit/s. Dies kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden:
* **Firmware- oder Treiberprobleme:** Veraltete Firmware auf dem Repeater, Router oder Switch, oder veraltete Treiber für den Netzwerkadapter am PC können zu Problemen bei der automatischen Aushandlung der Verbindungsgeschwindigkeit führen.
* **Inkompatibilitäten:** Selten können Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen Hardware-Herstellern solche Probleme verursachen.
* **Störungen:** Elektrische Störungen in der Umgebung des Kabels oder der Geräte können ebenfalls die Signalqualität so weit beeinträchtigen, dass die Aushandlung einer Gigabit-Verbindung fehlschlägt.
#### 4. Powerline-Adapter im Einsatz
Verwenden Sie Powerline-Adapter, um Ihren Fritz Repeater oder ein daran angeschlossenes Gerät über das Stromnetz zu verbinden? Powerline-Technologie kann praktisch sein, hat aber ihre Tücken:
* **Tatsächlicher Durchsatz:** Die auf der Verpackung angegebenen Geschwindigkeiten (z.B. 1200 Mbit/s oder 2400 Mbit/s) sind theoretische Werte für die Verbindung über die Stromleitung und haben oft wenig mit dem tatsächlich erreichbaren Ethernet-Durchsatz zu tun, der deutlich niedriger sein kann. Viele Powerline-Adapter erreichen in der Praxis nicht einmal annähernd Gigabit-Geschwindigkeiten, und ältere Modelle können sogar unter 100 Mbit/s liegen, selbst wenn die LAN-Ports Gigabit-fähig sind.
* **Elektrische Störungen:** Das Stromnetz ist anfällig für Störungen durch andere Elektrogeräte (Netzteile, Ladegeräte, Kühlschränke, Dimmer etc.), die die Powerline-Leistung massiv beeinträchtigen können.
* **Verkabelung:** Schuko-Steckdosenleisten, alte Elektroinstallationen oder unterschiedliche Stromkreise im Haus können die Leistung drastisch reduzieren.
### Die Lösungen: So erreichen Sie volle Gigabit-Geschwindigkeit
Nachdem wir die möglichen Ursachen beleuchtet haben, kommen wir nun zu den konkreten Schritten, die Sie unternehmen können, um die volle Geschwindigkeit aus Ihrem Netzwerk herauszuholen.
#### 1. Der Kabel-Check ist König!
Dies ist der wichtigste und einfachste Schritt.
* **Tauschen Sie alle suspecten Kabel:** Ersetzen Sie *alle* Ethernet-Kabel, die an der kritischen Verbindung beteiligt sind (vom Router zum Repeater, vom Repeater zum Endgerät), durch neue, hochwertige CAT5e- oder CAT6-Kabel. Achten Sie auf Kabel von bekannten Herstellern.
* **Qualität statt Quantität:** Billige No-Name-Kabel, auch wenn sie als CAT5e oder CAT6 beworben werden, können minderwertige Leiter oder Stecker haben. Investieren Sie hier in gute Qualität.
* **Kurze Distanzen:** Wenn möglich, verwenden Sie für kurze Strecken (z.B. vom Repeater zum PC) kürzere Kabel. Das minimiert potenzielle Störungen.
#### 2. Hardware-Prüfung und -Upgrade
* **Geräte prüfen:** Überprüfen Sie die technischen Daten aller beteiligten Geräte: Ihren Fritz Repeater, den PC/NAS/TV und alle Switches. Stellen Sie sicher, dass alle über Gigabit Ethernet-Ports verfügen.
* **Netzwerkadapter-Treiber aktualisieren:** Stellen Sie sicher, dass die Treiber für die Netzwerkkarte Ihres PCs oder Servers auf dem neuesten Stand sind. Besuchen Sie dazu die Webseite des Herstellers des Netzwerkadapters oder des PCs.
* **Alte Hardware ersetzen:** Wenn ein Gerät tatsächlich nur einen 100-Mbit/s-Port besitzt, müssen Sie es entweder austauschen, einen externen Gigabit-USB-Adapter verwenden (falls möglich) oder mit der Einschränkung leben. Dies gilt insbesondere für ältere Switches, die Sie durch einen Gigabit-Switch ersetzen sollten.
#### 3. Firmware und Software auf dem neuesten Stand halten
* **Fritz!OS-Update:** Aktualisieren Sie die Firmware Ihres Fritz!Repeaters und Ihrer Fritz!Box auf die neueste Version (Fritz!OS). AVM veröffentlicht regelmäßig Updates, die nicht nur neue Funktionen, sondern auch Fehlerbehebungen und Leistungsoptimierungen enthalten. Dies kann Probleme bei der Aushandlung der Verbindungsgeschwindigkeit beheben.
* Gehen Sie dazu in die Benutzeroberfläche Ihrer Fritz!Box (fritz.box) und des Repeaters (fritz.repeater).
* **Geräte-Firmware:** Überprüfen Sie auch die Firmware von Smart TVs, NAS-Systemen oder anderen Netzwerkgeräten, die Sie verwenden.
#### 4. Neustart des Netzwerks
Manchmal reicht ein einfacher Neustart aus, um eine fehlerhafte Aushandlung zu korrigieren:
* Schalten Sie alle beteiligten Geräte (Router, Repeater, Switch, PC) aus.
* Warten Sie etwa 30 Sekunden.
* Schalten Sie zuerst den Router ein, dann den Switch (falls vorhanden), dann den Repeater und schließlich die Endgeräte. Dies gewährleistet, dass sich die Geräte in der richtigen Reihenfolge miteinander verbinden und die Geschwindigkeit korrekt aushandeln können.
#### 5. Powerline-Optimierung oder Alternative
Wenn Sie Powerline-Adapter nutzen und Probleme haben:
* **Direkte Steckdose:** Stecken Sie die Powerline-Adapter immer direkt in eine Wandsteckdose, nicht in eine Mehrfachsteckdose oder Verlängerung.
* **Störquellen minimieren:** Ziehen Sie testweise andere Elektrogeräte aus den Steckdosen in der Nähe der Powerline-Adapter.
* **Überprüfen des Durchsatzes:** Nutzen Sie die Software des Powerline-Herstellers, um den tatsächlichen Durchsatz zwischen den Adaptern zu messen. Wenn dieser unter 100 Mbit/s liegt, ist der Powerline-Adapter der Engpass.
* **Upgrade oder Kabelverlegung:** Erwägen Sie den Kauf neuerer, leistungsstärkerer Powerline-Adapter (die oft auch die MIMO-Technologie nutzen) oder, falls möglich, die Verlegung eines echten Ethernet-Kabels. Ein Kabel ist fast immer die zuverlässigste und schnellste Lösung.
#### 6. Überprüfung der Repeater-Konfiguration
Auch wenn es seltener die Ursache für eine *feste* 100-Mbit/s-Grenze ist, sollten Sie die Konfiguration Ihres Repeaters überprüfen:
* **Betriebsmodus:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Fritz Repeater im gewünschten Betriebsmodus läuft. Wenn Sie ihn als LAN-Brücke verwenden, ist die Kabelverbindung zwischen Repeater und Router entscheidend.
* **Mesh-Funktion:** Wenn Sie ein AVM Mesh-Netzwerk betreiben, stellen Sie sicher, dass der Repeater korrekt im Mesh integriert ist und vom Router optimale Einstellungen erhält. Im Fritz!Box-Interface (fritz.box -> Heimnetz -> Mesh) können Sie den Status und die Verbindungsqualität der Repeater einsehen. Dort wird Ihnen auch angezeigt, mit welcher Geschwindigkeit der Repeater (per WLAN oder LAN) mit der Fritz!Box verbunden ist.
### Wie Sie die tatsächliche Verbindungsgeschwindigkeit prüfen
Um zu überprüfen, ob Ihre Maßnahmen erfolgreich waren, können Sie die tatsächliche Verbindungsgeschwindigkeit auf verschiedene Weisen kontrollieren:
* **In der Fritz!Box Benutzeroberfläche:** Unter „Heimnetz” -> „Netzwerk” werden alle verbundenen Geräte angezeigt. Für per LAN verbundene Geräte wird oft die Link-Geschwindigkeit (z.B. „1 Gbit/s”) angezeigt.
* **In der Fritz!Repeater Benutzeroberfläche:** Auch der Repeater selbst zeigt unter „Übersicht” oder „Netzwerk” die Verbindungsgeschwindigkeit zu den angeschlossenen Geräten und zur Fritz!Box an.
* **Am PC (Windows):** Gehen Sie in die „Netzwerk- und Freigabecenter” -> „Adaptereinstellungen ändern”. Rechtsklick auf Ihren LAN-Adapter -> „Status”. Dort sehen Sie die „Geschwindigkeit”.
* **Am PC (macOS):** Unter „Systemeinstellungen” -> „Netzwerk” -> „Ethernet” (oder der Name Ihres Adapters) sehen Sie unter „Erweitert” -> „Hardware” die Verbindungsgeschwindigkeit.
### Fazit: Geduld und systematisches Vorgehen zahlen sich aus
Eine auf 100 Mbit/s gedrosselte Netzwerkverbindung ist ärgerlich, aber in den allermeisten Fällen behebbar. Die Erfahrung zeigt, dass die Hauptursache fast immer ein unzureichendes Ethernet-Kabel ist, gefolgt von älterer oder inkompatibler Hardware und Problemen mit Powerline-Adaptern.
Gehen Sie systematisch vor: Beginnen Sie mit dem Tausch der Kabel, überprüfen Sie die Hardware-Spezifikationen, halten Sie die Firmware aktuell und starten Sie Ihr Netzwerk neu. Mit diesen Schritten können Sie die Bremse lösen und Ihrem Fritz Repeater und Ihrem gesamten Heimnetzwerk zu der Geschwindigkeit verhelfen, für die es ausgelegt ist. Genießen Sie wieder unterbrechungsfreies Streaming, schnelle Downloads und ein reaktionsschnelles Online-Erlebnis – ohne vom gefürchteten 100-Mbit/s-Limit ausgebremst zu werden!