Es ist ein Albtraum, den viele FritzBox 7590 Besitzer kennen: Man möchte das Heimnetzwerk optimieren, die lokale IP-Adresse ändern oder den DHCP-Bereich anpassen – und plötzlich ist die geliebte FritzBox nicht mehr erreichbar. Keine Benutzeroberfläche, kein Internet, nur noch blinkende LEDs und die Gewissheit, dass man gerade etwas „gebrickt“ hat. Frustration macht sich breit, die Nerven liegen blank. Doch keine Sorge! In den allermeisten Fällen ist Ihr Gerät nicht wirklich kaputt, sondern lediglich in einen Zustand geraten, aus dem es mit ein paar gezielten Schritten wieder befreit werden kann. Dieser umfassende Guide führt Sie detailliert durch die Rettungsaktion und zeigt Ihnen, wie Sie Ihre FritzBox 7590 wieder vollständig funktionsfähig machen.
Warum die FritzBox nach einer IP-Änderung „brickt” – Die Tücken der Netzwerkkonfiguration
Bevor wir uns der Rettung widmen, ist es hilfreich zu verstehen, warum dieses Problem überhaupt auftritt. Die FritzBox ist ein hochentwickelter Router, aber auch sie kann durch Fehlkonfiguration in die Knie gezwungen werden. Die Hauptursachen für eine unerreichbare FritzBox nach einer IP-Änderung sind:
- IP-Konflikte: Wenn die neu eingestellte IP-Adresse bereits von einem anderen Gerät im Netzwerk verwendet wird (z.B. einem vorgeschalteten Router oder einem statisch konfigurierten Server), kann es zu einem IP-Konflikt kommen, der die FritzBox am ordnungsgemäßen Start hindert.
- Falsche Subnetzmaske: Die Subnetzmaske (z.B. 255.255.255.0) definiert, welche IP-Adressen zum selben Netzwerk gehören. Eine falsche Einstellung hier kann dazu führen, dass die FritzBox sich selbst als nicht erreichbar für andere Geräte im eigentlich selben Subnetz betrachtet.
- Unzugängliches Netzwerk: Oft wird die FritzBox-IP in einen Bereich verschoben, auf den der anfragende PC – der vielleicht noch eine IP aus dem alten Bereich hat oder auf DHCP wartet – keinen Zugriff mehr hat. Die FritzBox wartet dann auf Anfragen aus einem Netz, in dem sich niemand befindet.
- Fehlerhafte DHCP-Einstellungen: Wenn der DHCP-Server der FritzBox so konfiguriert wird, dass er keine gültigen IP-Adressen mehr vergibt oder seine eigene IP-Adresse im vergebenen Bereich liegt, führt das zu Problemen bei der IP-Zuweisung an verbundene Geräte.
- Firmware-Fehler während der Umstellung: In seltenen Fällen kann es während des Speichervorgangs der neuen Konfiguration zu einem kurzzeitigen Fehler in der Firmware kommen, der das System in einen instabilen Zustand versetzt.
Das Ergebnis ist immer dasselbe: Die FritzBox 7590 scheint nicht mehr auf die üblichen Wege (fritz.box oder die neue IP-Adresse) erreichbar zu sein, und der Zugriff auf das Internet ist gekappt.
Symptome einer „gebrickten” FritzBox 7590
Wie äußert sich dieser Zustand? Typische Anzeichen sind:
- Die Weboberfläche (fritz.box oder die zuletzt bekannte IP) lädt nicht oder zeigt einen Timeout an.
- Keine Internetverbindung über die FritzBox.
- Die Power/DSL-LED blinkt dauerhaft oder verhält sich untypisch.
- Die Info-LED leuchtet oder blinkt, ohne dass ein spezielles Ereignis vorliegt.
- WLAN-Geräte können keine Verbindung herstellen oder erhalten keine IP-Adresse.
- Ein Ping auf die FritzBox-IP liefert keine Antwort.
Lassen Sie sich davon nicht entmutigen. Die meisten dieser Zustände sind reversibel.
Vor der Rettungsaktion: Was Sie vorbereiten sollten
Um die Rettung Ihrer FritzBox erfolgreich durchzuführen, sind einige Vorbereitungen unerlässlich:
- Direkte LAN-Verbindung: Trennen Sie alle WLAN-Verbindungen zu Ihrer FritzBox. Verbinden Sie Ihren PC (oder Laptop) direkt über ein LAN-Kabel mit dem LAN-Port 1 Ihrer FritzBox 7590. Verzichten Sie auf Switches, Powerline-Adapter oder andere Netzwerkgeräte dazwischen.
- Statische IP-Adresse am PC einstellen: Dieser Schritt ist entscheidend. Da Ihre FritzBox im Moment nicht erreichbar ist oder keine IP-Adressen mehr vergibt, müssen Sie Ihrem PC manuell eine IP-Adresse zuweisen, die im erwarteten Bereich der FritzBox liegt.
- Für Windows: Gehen Sie zu „Systemsteuerung” > „Netzwerk- und Freigabecenter” > „Adaptereinstellungen ändern”. Rechtsklick auf Ihren LAN-Adapter > „Eigenschaften”. Wählen Sie „Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4)” > „Eigenschaften”. Aktivieren Sie „Folgende IP-Adresse verwenden” und stellen Sie ein:
IP-Adresse: 192.168.178.100
Subnetzmaske: 255.255.255.0
Standardgateway: 192.168.178.1
DNS-Server: 192.168.178.1 (oder 8.8.8.8) - Für macOS: Gehen Sie zu „Systemeinstellungen” > „Netzwerk”. Wählen Sie Ihren Ethernet-Adapter aus. Stellen Sie „IPv4 konfigurieren” auf „Manuell” und geben Sie die oben genannten Werte ein.
Wichtig: Notieren Sie sich Ihre ursprünglichen Netzwerkeinstellungen, um sie nach der Rettung wiederherstellen zu können.
- Für Windows: Gehen Sie zu „Systemsteuerung” > „Netzwerk- und Freigabecenter” > „Adaptereinstellungen ändern”. Rechtsklick auf Ihren LAN-Adapter > „Eigenschaften”. Wählen Sie „Internetprotokoll Version 4 (TCP/IPv4)” > „Eigenschaften”. Aktivieren Sie „Folgende IP-Adresse verwenden” und stellen Sie ein:
- Firewall und Antivirus deaktivieren: Deaktivieren Sie temporär die Firewall Ihres PCs und jegliche Antivirensoftware. Diese können die Kommunikation mit der FritzBox während des Rettungsprozesses stören.
- Browser-Cache leeren: Leeren Sie den Cache Ihres Webbrowsers oder verwenden Sie einen anderen Browser, den Sie sonst nicht nutzen. Manchmal hält der Browser alte, ungültige Informationen vor.
Der Rettungsplan Schritt für Schritt: So erwecken Sie Ihre FritzBox wieder zum Leben!
Es gibt verschiedene Methoden, um eine „gebrickte” FritzBox 7590 wiederzubeleben. Wir beginnen mit den einfachsten und effektivsten:
Methode 1: Der „5x Ein-/Ausschalten”-Trick für die Werkseinstellungen
Dies ist oft die erste und erfolgreichste Methode, um die FritzBox in einen bekannten Zustand zurückzusetzen.
- Trennen Sie die FritzBox 7590 für etwa 30 Sekunden vom Stromnetz.
- Schließen Sie das Netzteil wieder an. Warten Sie, bis die Power/DSL-LED dauerhaft leuchtet oder langsam blinkt und die WLAN-LED kurz aufleuchtet.
- Trennen Sie das Netzteil **erneut** vom Stromnetz.
- Wiederholen Sie die Schritte 2 und 3 insgesamt fünfmal (also fünfmal ein- und ausschalten).
- Beim fünften Mal lassen Sie die FritzBox am Strom. Sie sollte nun versuchen, mit den Werkseinstellungen zu booten. Dies kann ein paar Minuten dauern. Die LEDs werden untypisch blinken und schließlich wieder den normalen Startvorgang anzeigen.
Nach diesem Vorgang hat die FritzBox ihre ursprüngliche Standard-IP-Adresse 192.168.178.1 zurück. Ihr PC sollte durch die zuvor vorgenommene statische IP-Einstellung direkt mit der FritzBox kommunizieren können. Versuchen Sie nun, die Weboberfläche unter http://fritz.box oder http://192.168.178.1 zu erreichen. Wenn dies funktioniert, herzlichen Glückwunsch! Sie können dann zur Sektion „Nach der erfolgreichen Rettung” springen.
Methode 2: Zugriff über die Notfall-IP (Fallback-IP)
Sollte der 5x Trick nicht funktionieren, gibt es eine weitere Möglichkeit, die FritzBox mit einer bestimmten IP-Adresse zu erreichen.
- Stellen Sie sicher, dass Ihr PC wie unter „Vorbereitung” beschrieben eine statische IP im Bereich 192.168.178.x hat (z.B. 192.168.178.100).
- Starten Sie die FritzBox 7590 neu, indem Sie sie für ca. 10 Sekunden vom Strom trennen und wieder anschließen.
- Innerhalb der ersten 5-10 Minuten nach dem Startvorgang versucht die FritzBox, unter der IP-Adresse 169.254.1.1 erreichbar zu sein, falls keine andere IP gefunden wird.
- Versuchen Sie zunächst, http://fritz.box oder http://192.168.178.1 zu erreichen.
- Wenn das nicht klappt, ändern Sie die statische IP Ihres PCs auf:
IP-Adresse: 169.254.1.2
Subnetzmaske: 255.255.255.0
Versuchen Sie dann, http://169.254.1.1 im Browser aufzurufen.
Sollten Sie so Zugriff erhalten, haben Sie auch hier die Möglichkeit, die Werkseinstellungen wiederherzustellen. Navigieren Sie zu „System” > „Sicherung” > „Werkseinstellungen” und bestätigen Sie den Reset.
Methode 3: Das AVM Recovery Tool – Die sicherste Bank bei echten Problemen
Wenn die manuellen Tricks nicht zum Erfolg führen, ist das AVM Recovery Tool (Wiederherstellungsprogramm) die zuverlässigste Methode. Dieses Tool flasht die Firmware neu und setzt die FritzBox auf die Werkseinstellungen zurück.
- Recovery Tool herunterladen: Gehen Sie auf die offizielle AVM-Website (www.avm.de/service/downloads) und suchen Sie nach der FritzBox 7590. Auf der Download-Seite finden Sie unter „Wiederherstellungsprogramm” die passende Datei. Stellen Sie sicher, dass Sie die Version für Ihr Modell und Ihre Region (z.B. international oder deutsch) herunterladen. Es ist ein .exe-Datei.
- Vorbereitung am PC: Stellen Sie sicher, dass Ihr PC direkt über LAN1 mit der FritzBox verbunden ist und eine statische IP-Adresse im Bereich 192.168.178.x (z.B. 192.168.178.100) konfiguriert ist. Deaktivieren Sie Firewall und Antivirus.
- Recovery Tool ausführen: Doppelklicken Sie auf die heruntergeladene .exe-Datei. Das Tool führt Sie durch den Prozess:
- Es wird versuchen, die FritzBox zu finden.
- Es fordert Sie möglicherweise auf, die FritzBox vom Strom zu trennen und wieder anzuschließen, um sie in den Wiederherstellungsmodus zu versetzen.
- Sobald die FritzBox gefunden wurde, wird das Tool die Firmware neu aufspielen und die Werkseinstellungen wiederherstellen.
- Geduld: Dieser Vorgang kann einige Minuten dauern. Unterbrechen Sie ihn auf keinen Fall. Die LEDs werden während des Prozesses wild blinken.
- Erfolgreicher Abschluss: Nach Abschluss meldet das Tool den Erfolg. Die FritzBox startet dann mit den AVM-Standardeinstellungen und ist unter http://fritz.box oder http://192.168.178.1 erreichbar.
Das AVM Recovery Tool ist extrem robust und kann selbst in scheinbar aussichtslosen Fällen helfen. Es ist Ihre beste Wahl, wenn andere Methoden versagen.
Methode 4: Der „Info-Taste”-Trick (für hartnäckige Fälle)
Manche FritzBox-Modelle lassen sich auch durch gedrückthalten einer Taste beim Startvorgang zurücksetzen. Für die FritzBox 7590 funktioniert oft die „Info”-Taste:
- Trennen Sie die FritzBox vom Stromnetz.
- Halten Sie die „Info”-Taste (die kleine Taste mit dem „i” vorne am Gerät) gedrückt.
- Stecken Sie das Netzteil ein, während Sie die „Info”-Taste weiterhin gedrückt halten.
- Halten Sie die Taste für ca. 10-15 Sekunden gedrückt, bis die Info-LED zu blinken beginnt. Dann können Sie die Taste loslassen.
- Die FritzBox sollte nun einen Reset auf die Werkseinstellungen durchführen. Dies kann ebenfalls einige Minuten dauern.
Prüfen Sie danach den Zugriff auf die Weboberfläche (http://fritz.box oder http://192.168.178.1) mit Ihrem PC, der eine statische IP im 192.168.178.x-Bereich hat.
Nach der erfolgreichen Rettung: Neue IP-Adresse korrekt einstellen (diesmal richtig!)
Sobald Ihre FritzBox 7590 wieder erreichbar ist, sollten Sie folgende Schritte beachten, um zukünftige Probleme zu vermeiden und Ihre lokale IP-Adresse korrekt einzustellen:
- PC-Netzwerkeinstellungen zurücksetzen: Stellen Sie die Netzwerkeinstellungen Ihres PCs wieder auf „IP-Adresse automatisch beziehen (DHCP)” zurück.
- Erster Zugriff und Konfiguration: Verbinden Sie sich über http://fritz.box. Die FritzBox führt Sie durch die Ersteinrichtung. Geben Sie Ihr Passwort ein.
- Die richtige Art, die IP zu ändern:
- Navigieren Sie in der Benutzeroberfläche zu
Heimnetz>Netzwerk>Netzwerkeinstellungen. - Klicken Sie auf den Reiter
IP-Adressen. - Hier finden Sie die Einstellungen für den DHCP-Server und die IP-Adresse der FritzBox.
- Wählen Sie eine neue IP-Adresse: Ändern Sie die IP-Adresse der FritzBox (z.B. von 192.168.178.1 auf 192.168.1.1).
- Subnetzmaske: Belassen Sie diese in den meisten Heimnetzen bei 255.255.255.0, es sei denn, Sie wissen genau, was Sie tun.
- DHCP-Bereich anpassen: Stellen Sie sicher, dass der Bereich, aus dem der DHCP-Server IP-Adressen vergibt (z.B. von x.x.x.20 bis x.x.x.200), zu Ihrer neuen IP-Adresse passt und diese nicht überlappt. Die IP der FritzBox selbst sollte außerhalb dieses DHCP-Bereichs liegen.
- Übernehmen und neu verbinden: Speichern Sie die Einstellungen. Die FritzBox wird neu starten oder sich neu konfigurieren. Ihr Browser verliert die Verbindung.
- Navigieren Sie in der Benutzeroberfläche zu
- Verbindung mit der neuen IP: Nach dem Speichern müssen Sie die FritzBox sofort unter ihrer neuen IP-Adresse (z.B. http://192.168.1.1) aufrufen. Leeren Sie bei Bedarf erneut den Browser-Cache oder verwenden Sie einen anderen Browser, um sicherzustellen, dass keine alten Daten die Verbindung stören.
- Testen: Überprüfen Sie, ob Ihre Geräte IP-Adressen vom neuen Bereich erhalten und ob der Internetzugang funktioniert.
Vorsicht ist besser als Nachsicht: Tipps zur Vermeidung zukünftiger Probleme
Damit Sie nicht erneut in diese unangenehme Situation geraten, beherzigen Sie folgende Ratschläge:
- Konfiguration sichern: Gehen Sie regelmäßig zu
System>Sicherungund speichern Sie Ihre FritzBox-Konfiguration auf Ihrem PC. Im Notfall können Sie diese nach einem Werksreset einfach wieder einspielen. - Schrittweise Änderungen: Nehmen Sie Änderungen an kritischen Netzwerkeinstellungen immer einzeln vor und testen Sie die Funktionalität nach jedem Schritt.
- Notfall-IP kennen: Merken Sie sich die Standard-IP (192.168.178.1) und wissen Sie, wie Sie Ihrem PC manuell eine IP-Adresse im selben Bereich geben können.
- Dokumentation: Führen Sie Notizen über Ihre Netzwerkkonfiguration, insbesondere wenn Sie von den Standardeinstellungen abweichen.
- Grundlagen verstehen: Ein grundlegendes Verständnis von IP-Adressen, Subnetting und DHCP hilft, Fehlkonfigurationen zu vermeiden.
Fazit: Keine Panik, die Rettung ist nah!
Eine FritzBox 7590, die nach einer IP-Adresse ändern nicht mehr erreichbar ist, ist zwar ärgerlich, aber in den seltensten Fällen ein Fall für den Elektroschrott. Mit den hier beschriebenen Methoden, insbesondere dem AVM Recovery Tool oder dem „5x Ein-/Ausschalten”-Trick, lässt sich das Gerät fast immer wieder in den funktionstüchtigen Zustand zurückversetzen. Wichtig sind Ruhe, systematische Vorgehensweise und die sorgfältige Beachtung der Anweisungen. Ihre FritzBox ist ein verlässlicher Partner im Heimnetzwerk – und mit dem richtigen Wissen auch aus scheinbar ausweglosen Situationen zu retten!