Paradox! Ist bei Ihrer Fritzbox 6690 der LAN Upload langsamer als das WLAN? Wir erklären, woran das liegt

Stellen Sie sich vor, Sie haben die neueste und leistungsstärkste Fritzbox, die Fritzbox 6690 Cable, und erwarten höchste Geschwindigkeit und Stabilität von Ihrer kabelgebundenen Netzwerkverbindung. Schließlich ist LAN (Local Area Network) seit jeher der Goldstandard für Performance und Zuverlässigkeit. Doch dann der Schock: Ihr WLAN, die vermeintlich „langsamere” Funkverbindung, überflügelt das LAN, insbesondere beim Upload. Klingt nach einem Paradoxon, nicht wahr? Wenn Ihr LAN Upload langsamer ist als WLAN auf Ihrer Fritzbox 6690, sind Sie nicht allein. Dieses Phänomen ist zwar selten, aber äußerst frustrierend. Wir tauchen tief in dieses Mysterium ein, erklären mögliche Ursachen und zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie diesem Rätsel auf die Spur kommen und es lösen können.

Das „Paradoxon” erklärt: Warum LAN nicht immer gewinnt

Traditionell gilt eine kabelgebundene LAN-Verbindung als überlegen gegenüber WLAN. Die Vorteile liegen auf der Hand: geringere Latenzzeiten, höhere Bandbreitenstabilität, keine Interferenzen durch andere Funknetze und eine zuverlässigere Datenübertragung. Gerade die Fritzbox 6690 mit ihren vier 2,5 Gigabit-LAN-Ports und modernstem Wi-Fi 6E Standard verspricht höchste Performance. Doch in manchen Konstellationen kann die Realität anders aussehen, besonders beim Upload von Daten. Der Download läuft vielleicht erwartungsgemäß schnell über LAN, aber sobald es darum geht, große Dateien hochzuladen oder Video-Streams ins Internet zu senden, zieht das WLAN vorbei.

Dieses scheinbare Paradoxon ist selten ein genereller Fehler der Fritzbox selbst, sondern meist eine Kombination aus spezifischen Faktoren, die auf den ersten Blick unsichtbar bleiben. Es ist wichtig zu verstehen, dass Netzwerkgeschwindigkeit ein komplexes Zusammenspiel vieler Komponenten ist – von der Fritzbox-Hardware und Firmware über die Netzwerkkabel und den Client-PC bis hin zu dessen Netzwerkkartentreiber und Einstellungen.

Die potenziellen Übeltäter: Warum Ihr LAN lahmt, während WLAN Gas gibt

Um das Problem zu beheben, müssen wir die möglichen Ursachen systematisch durchleuchten. Hier sind die Hauptverdächtigen, die dazu führen können, dass Ihr LAN Upload langsamer ist als WLAN:

1. Der Client-PC: Treiber, Hardware und Einstellungen

Oft liegt die Wurzel des Problems nicht im Router, sondern am Ende der Kette – Ihrem Computer. Moderne WLAN-Adapter (insbesondere solche, die WiFi 6E oder WiFi 6 unterstützen) sind hoch optimiert und können in idealen Umgebungen erstaunliche Durchsätze erreichen. Wenn Ihr LAN-Adapter hingegen nicht optimal konfiguriert ist, kann es zu Engpässen kommen.

• Veraltete oder fehlerhafte Netzwerkkartentreiber: Dies ist die häufigste Ursache. Windows installiert oft generische Treiber, die nicht die volle Leistung Ihrer Netzwerkkarte entfalten. Besuchen Sie die Webseite des Herstellers Ihrer Netzwerkkarte (Intel, Realtek, Killer, etc.) und laden Sie den aktuellsten Treiber herunter. Veraltete Treiber können insbesondere bei der Verarbeitung von Upload-Paketen ineffizient sein.
• Netzwerkadapter-Einstellungen: Im Gerätemanager unter den erweiterten Einstellungen Ihrer Netzwerkkarte finden sich zahlreiche Optionen, die die Leistung beeinflussen können.
  • Energy Efficient Ethernet (EEE) / Green Ethernet: Diese Stromsparfunktion kann die Leistung reduzieren, insbesondere bei älteren Adaptern oder bestimmten Fritzbox-Firmware-Versionen. Versuchen Sie, EEE zu deaktivieren.
  • Jumbo Frames: Erhöhen die Effizienz bei großen Datenpaketen, können aber bei nicht durchgängiger Unterstützung im Netzwerk zu Problemen führen. Im Heimbereich meist auf Standard lassen.
  • TCP/IP Offloading: Entlastet die CPU des PCs, kann aber in seltenen Fällen zu Kompatibilitätsproblemen führen. Experimentieren Sie mit diesen Einstellungen.
  • Geschwindigkeit & Duplex: Stellen Sie sicher, dass Ihr Adapter auf „Auto Negotiation” oder fest auf „2.5 GBit/s Full Duplex” (wenn unterstützt) eingestellt ist. Eine fehlerhafte Aushandlung (z.B. nur 100 MBit/s) ist ein klarer Bremsklotz.
• Hardware des Netzwerkadapters: Nicht alle Netzwerkadapter sind gleich. Ein günstiger oder älterer Adapter kann intern bei der Verarbeitung von Datenpaketen, insbesondere beim Upload, an seine Grenzen stoßen. Dies wird besonders relevant, wenn der WLAN-Adapter in Ihrem System ein deutlich moderneres und leistungsfähigeres Modell ist.

2. Die Verkabelung: Der oft unterschätzte Flaschenhals

Ein schlechtes Kabel ist wie eine Autobahn mit nur einer Fahrspur. Selbst die beste Fritzbox und der schnellste PC nützen nichts, wenn das Kabel die Daten nicht schnell genug transportieren kann.

• Kabelqualität: Verwenden Sie mindestens ein Cat.6-Kabel, besser noch ein Cat.6a- oder Cat.7-Kabel, um die volle Geschwindigkeit der 2,5 GBit/s Ports Ihrer Fritzbox 6690 auszunutzen. Ältere Cat.5e-Kabel können bei längeren Strecken oder schlechter Qualität limitieren.
• Kabellänge: Zu lange Kabel (über 100 Meter) oder minderwertige Verarbeitung können zu Signalverlusten führen.
• Beschädigungen: Geknickte, gequetschte oder defekte Kabel sind ein häufiger Grund für Leistungseinbrüche, die sich oft zuerst im Upload bemerkbar machen.
• Patchpanel/Netzwerkdosen: Wenn Sie eine strukturierte Verkabelung verwenden, stellen Sie sicher, dass alle Komponenten (Dosen, Patchkabel, Patchpanel) hochwertig und korrekt installiert sind. Ein falsch aufgelegtes Kabel an einer Dose kann dramatische Auswirkungen haben.

3. Die Fritzbox 6690: Firmware und interne Verarbeitung

Obwohl die Fritzbox 6690 ein Hochleistungsgerät ist, können auch hier spezifische Konstellationen zu Problemen führen.

• Firmware-Bugs oder -Optimierungen: AVM arbeitet ständig an der Optimierung der Fritzbox-Firmware. Es ist denkbar, dass eine spezifische Firmware-Version eine suboptimale Handhabung für bestimmte LAN-Chipsätze aufweist oder dass die Optimierungen für WLAN (insbesondere WiFi 6E) in Ihrem Szenario schlichtweg effektiver sind. Stellen Sie sicher, dass Ihre Fritzbox 6690 Firmware stets auf dem neuesten Stand ist.
• Interne Last: Prüfen Sie die Auslastung der Fritzbox (unter „System” -> „Ereignisse” -> „System”). Eine hohe CPU-Auslastung durch andere Dienste (VPN, DECT, Smart Home, USB-Speicherzugriffe) könnte Ressourcen binden, die für den LAN-Upload benötigt werden.
• Priorisierung (QoS): Deaktivieren Sie testweise alle Einstellungen zur Priorisierung oder Bandbreitenreservierung, die Sie in der Fritzbox vorgenommen haben könnten. Manchmal wirken sich diese unbeabsichtigt auf den Upload aus.

4. Externe Faktoren und Testmethodik

Manchmal liegt es nicht an der Technik, sondern an der Art und Weise, wie die Geschwindigkeit gemessen wird, oder an äußeren Umständen.

• Test-Server und Internetanbindung: Wenn Sie die Geschwindigkeit über öffentliche Dienste wie Speedtest.net messen, ist die Upload-Leistung Ihres Internetanbieters der entscheidende Faktor. Ein LAN-Client kann nicht schneller hochladen, als Ihr ISP erlaubt. Stellen Sie sicher, dass der Testserver genügend Upload-Kapazität hat und nahe genug ist.
• Interner versus externer Test: Um den Fehler zu isolieren, ist es entscheidend, zwischen internen (Client zu Fritzbox) und externen (Client zu Internet) Messungen zu unterscheiden. Ein interner Test mit Tools wie iPerf3 (zwischen zwei PCs in Ihrem Netzwerk oder einem PC und der Fritzbox, falls diese einen iPerf-Server anbietet) eliminiert die Internetverbindung als Fehlerquelle.
• Hintergrundaktivitäten: Andere Geräte im Netzwerk oder Hintergrundprozesse auf Ihrem PC können während des Tests Bandbreite beanspruchen. Schließen Sie alle unnötigen Anwendungen und trennen Sie andere Geräte vom Netzwerk, um eine unverfälschte Messung zu erhalten.

Systematische Fehlerbehebung: Schritt für Schritt zur Lösung

Keine Sorge, dieses Problem ist in der Regel lösbar. Gehen Sie die folgenden Schritte systematisch durch:

Schritt 1: Problemisolierung mit iPerf3

Bevor Sie wilde Vermutungen anstellen, lokalisieren Sie das Problem. Ist es ein Netzwerkproblem zwischen Ihrem Gerät und der Fritzbox, oder erst bei der Übertragung ins Internet?

• Installieren Sie iPerf3: Dies ist das Werkzeug Ihrer Wahl. Installieren Sie es auf zwei PCs in Ihrem Netzwerk. Alternativ können Sie einen PC als Client und die Fritzbox 6690 selbst als iPerf-Server nutzen, falls AVM dies über SSH oder eine Labor-Firmware anbietet (oft ist es aber einfacher, zwei PCs zu verwenden).
• Internen Test durchführen:
  • Verbinden Sie den ersten PC (Server) per LAN mit der Fritzbox und starten Sie iPerf3 im Servermodus.
  • Verbinden Sie den zweiten PC (Client) ebenfalls per LAN mit der Fritzbox und führen Sie einen Upload-Test zum Server-PC durch. Notieren Sie die Werte.
  • Verbinden Sie den zweiten PC (Client) per WLAN mit der Fritzbox und wiederholen Sie den Upload-Test zum Server-PC.
• Vergleich: Vergleichen Sie die Upload-Werte. Wenn der LAN-Upload intern immer noch langsamer ist, liegt das Problem definitiv im lokalen Netzwerk. Ist er hier schnell, das Problem aber bei externen Speedtests auftritt, liegt es an Ihrer Internetverbindung oder dem externen Testserver.

Schritt 2: Kabelprüfung

Eliminieren Sie das Kabel als Fehlerquelle.

• Neues Kabel: Verwenden Sie ein brandneues, kurzes (1-2 Meter) und hochwertiges Cat.6a oder Cat.7 LAN-Kabel. Schließen Sie Ihren Test-PC direkt an einen der 2,5 GBit/s Ports der Fritzbox 6690 an, ohne Zwischenschalter oder Dosen.
• Test wiederholen: Führen Sie den iPerf3-Upload-Test erneut durch. Hat sich die Leistung verbessert?
• Anderen LAN-Port probieren: Testen Sie verschiedene LAN-Ports der Fritzbox. Obwohl alle 2,5 GBit/s Ports sein sollten, kann es in seltenen Fällen Unterschiede geben.

Schritt 3: Client-PC optimieren

Konzentrieren Sie sich auf Ihren Computer.

• Netzwerkkartentreiber aktualisieren: Das ist essenziell! Deinstallieren Sie den aktuellen Treiber im Gerätemanager und installieren Sie den neuesten, direkt vom Hersteller (nicht von Windows Update).
• Netzwerkadapter-Einstellungen anpassen:
  • Deaktivieren Sie Energy Efficient Ethernet (EEE).
  • Stellen Sie „Geschwindigkeit & Duplex” auf „Auto Negotiation” oder fest auf „2.5 Gbit/s Full Duplex”.
  • Experimentieren Sie vorsichtig mit anderen Offloading-Einstellungen, wenn die vorherigen Schritte nicht geholfen haben.
• Temporäre Deaktivierung: Deaktivieren Sie vorübergehend Firewall und Antivirus-Software auf Ihrem PC, um zu prüfen, ob diese die Leistung beeinflussen. Schließen Sie alle unnötigen Programme im Hintergrund.
• Anderen PC testen: Wenn Sie einen zweiten PC mit einer anderen Netzwerkkarte haben, wiederholen Sie alle Tests. Dies hilft herauszufinden, ob das Problem am spezifischen PC oder der Netzwerkkarte liegt.

Schritt 4: Fritzbox-Einstellungen prüfen und aktualisieren

Nun richten wir den Blick auf die Fritzbox.

• Fritzbox-Firmware aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass die Fritzbox 6690 Firmware auf dem neuesten Stand ist. Gehen Sie dazu in der Benutzeroberfläche auf „System” -> „Update” -> „Neues FRITZ!OS suchen”.
• Priorisierung deaktivieren: Prüfen Sie unter „Internet” -> „Priorisierung”, ob Regeln aktiv sind, die den Upload beeinträchtigen könnten. Deaktivieren Sie diese testweise.
• Neustart der Fritzbox: Ein einfacher Neustart kann manchmal Wunder wirken und temporäre Probleme beheben.
• Werkseinstellungen wiederherstellen (Ultima Ratio): Wenn nichts anderes hilft, können Sie ein Backup Ihrer Einstellungen erstellen und dann die Fritzbox auf die Werkseinstellungen zurücksetzen. Dies eliminiert alle potenziellen Konfigurationsfehler. Danach spielen Sie das Backup wieder ein oder konfigurieren die Box neu.

Schritt 5: WLAN-Umgebung überprüfen (zum Verständnis)

Um besser zu verstehen, warum WLAN schneller sein könnte, überprüfen Sie auch die Bedingungen Ihres WLANs:

• WLAN-Client: Nutzt Ihr WLAN-Client ebenfalls WiFi 6E oder WiFi 6? Ist er nahe an der Fritzbox und hat wenig Störungen durch andere Netze?
• Interferenzen: Weniger Störungen im 6 GHz Band (bei WiFi 6E) können zu einer besseren WLAN-Leistung führen.

Fazit: Geduld und Systematik führen zum Ziel

Dass der LAN Upload langsamer ist als WLAN auf Ihrer Fritzbox 6690, ist ein Phänomen, das auf den ersten Blick rätselhaft erscheint. Doch wie wir gesehen haben, gibt es meist eine logische Erklärung. Die Ursache liegt selten allein bei der Fritzbox, sondern oft im Zusammenspiel mit dem Endgerät, dessen Treibern, den Netzwerkkabeln oder spezifischen Einstellungen. Mit einer systematischen Fehlersuche, beginnend bei der Problemisolierung mit iPerf3, über die Überprüfung der Verkabelung und der Client-Konfiguration, bis hin zur Fritzbox-Firmware, können Sie dem Problem auf den Grund gehen und die volle Leistung Ihrer Netzwerkverbindung wiederherstellen. Bleiben Sie geduldig, gehen Sie Schritt für Schritt vor, und bald wird Ihr LAN wieder zeigen, wer der wahre Champion in puncto Geschwindigkeit und Stabilität ist.