Problem: Keine Editionsauswahl bei einem Windows Clean Install? So erzwingen Sie die Anzeige!

Haben Sie schon einmal eine frische Windows-Installation durchgeführt und sich gewundert, warum Sie keine Option zur Auswahl der Edition (z.B. Home, Pro, Education) erhalten haben? Sie starten voller Vorfreude den Installationsprozess, nur um festzustellen, dass Windows automatisch eine bestimmte Edition auswählt, oft nicht die, die Sie eigentlich wollten. Dieses Phänomen kann frustrierend sein, besonders wenn Sie eine spezifische Lizenz für eine andere Edition besitzen. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und noch wichtiger: Es gibt eine einfache, aber effektive Lösung, um die Editionsauswahl zu erzwingen. In diesem umfassenden Leitfaden zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie die Kontrolle über Ihre Windows-Installation zurückgewinnen.

Warum überspringt Windows die Editionsauswahl bei einer Neuinstallation?

Bevor wir uns der Lösung widmen, ist es hilfreich zu verstehen, warum Windows diesen Schritt überhaupt überspringt. Es gibt hauptsächlich zwei Gründe:

1. OEM-Systeme und eingebettete Produktschlüssel

   Dies ist der häufigste Grund. Wenn Sie Windows auf einem Computer installieren, der von einem Hersteller (z.B. Dell, HP, Lenovo) vorkonfiguriert wurde, ist der Produktschlüssel für die Windows-Edition oft direkt im UEFI/BIOS des Geräts gespeichert. Das Windows-Installationsprogramm erkennt diesen Schlüssel während des Bootvorgangs automatisch und wählt die entsprechende Edition aus, ohne Sie um Erlaubnis zu fragen. Ziel ist es, den Installationsprozess für den Endbenutzer zu vereinfachen und sicherzustellen, dass die Lizenz, die mit dem Gerät geliefert wurde, auch verwendet wird.

2. Generische Schlüssel oder vorkonfigurierte ISO-Dateien

   Manchmal enthalten die offiziellen Installationsmedien von Microsoft (z.B. eine ISO-Datei, die mit dem Media Creation Tool erstellt wurde) bereits einen „generischen” Schlüssel, der auf eine Standardedition verweist, oder sie sind so konfiguriert, dass sie nur eine bestimmte Edition installieren. Dies kann der Fall sein, wenn Microsoft den Prozess für die meisten Benutzer rationalisieren möchte, die in der Regel eine Home- oder Pro-Edition installieren.

Das Ergebnis ist dasselbe: Sie erhalten nicht die gewünschte Windows Edition, und Sie müssen möglicherweise ein Upgrade durchführen (was zusätzliche Kosten verursachen kann) oder eine komplette Neuinstallation vornehmen, was zeitraubend ist.

Vorbereitung: Was Sie brauchen, bevor Sie beginnen

Um die Editionsauswahl zu erzwingen, müssen Sie eine kleine Änderung an Ihrem Installationsmedium vornehmen. Hierfür benötigen Sie Folgendes:

• Ein bootfähiges Windows-Installationsmedium: Dies kann ein USB-Stick oder eine DVD sein, von der Sie Windows installieren möchten.
• Administratorenrechte: Um Dateien auf dem Installationsmedium zu bearbeiten.
• Ein einfacher Texteditor: Wie Notepad (Editor unter Windows).
• Optional: Ein Tool wie Rufus: Wenn Sie Ihre ISO-Datei auf einen USB-Stick brennen müssen und die Option haben möchten, direkt die Edition auszuwählen (nicht immer verfügbar, aber nützlich).
• Wichtig: Backup Ihrer Daten! Auch wenn wir nur das Installationsmedium bearbeiten, ist es immer ratsam, vor größeren Systemeingriffen eine Sicherung Ihrer wichtigen Daten zu erstellen.

Die Lösung: So erzwingen Sie die Editionsauswahl mit ei.cfg

Der Schlüssel zur Lösung dieses Problems ist eine kleine, aber mächtige Datei namens ei.cfg. Diese Datei teilt dem Windows-Installationsprogramm mit, wie es sich verhalten soll. Durch das Hinzufügen oder Bearbeiten dieser Datei können wir Windows anweisen, die Editionsauswahl anzuzeigen.

Was ist die ei.cfg-Datei?

Die ei.cfg-Datei (Edition ID configuration) ist eine Textdatei, die in der Regel im sources-Ordner des Windows-Installationsmediums gefunden wird (oder dorthin platziert wird). Sie enthält Parameter, die das Installationsprogramm steuern, insbesondere in Bezug auf die verfügbaren Windows Editionen, den Vertriebskanal (z.B. Retail, OEM) und ob es sich um eine Volumenlizenz handelt. Indem wir diese Datei korrekt konfigurieren, können wir Windows anweisen, alle auf dem Medium verfügbaren Editionen anzuzeigen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Die ei.cfg-Methode

Wir gehen davon aus, dass Sie entweder einen bereits erstellten bootfähigen USB-Stick besitzen oder eine ISO-Datei haben, die Sie zuerst auf einen USB-Stick brennen werden.

Szenario 1: Sie haben bereits einen bootfähigen USB-Stick

1. USB-Stick vorbereiten: Stecken Sie Ihren bootfähigen USB-Stick in Ihren Computer ein. Stellen Sie sicher, dass Sie den Inhalt des Sticks sehen und bearbeiten können.
2. Zum "sources"-Ordner navigieren: Öffnen Sie den Datei-Explorer und navigieren Sie zum Stammverzeichnis Ihres USB-Sticks. Dort finden Sie einen Ordner namens sources. Öffnen Sie diesen Ordner.
3. ei.cfg-Datei erstellen: Innerhalb des sources-Ordners müssen Sie eine neue Textdatei erstellen.
   • Klicken Sie mit der rechten Maustaste in einen leeren Bereich des Ordners.
   • Wählen Sie „Neu” > „Textdokument”.
   • Nennen Sie die neue Datei ei.cfg. Achten Sie darauf, dass die Dateiendung korrekt auf .cfg und nicht auf .txt oder .cfg.txt geändert wird. (Möglicherweise müssen Sie in den Explorer-Optionen „Dateinamenerweiterungen ausblenden” deaktivieren, um dies zu sehen und korrekt zu ändern.)
4. Inhalt der ei.cfg-Datei: Öffnen Sie die neu erstellte ei.cfg-Datei mit einem Texteditor (z.B. Notepad). Fügen Sie den folgenden Text genau so ein:

   [EditionID]
   [Channel]
   Retail
   [VL]
   0

   Erklärung der Parameter:

   • [EditionID]: Wenn dieser Abschnitt leer gelassen wird, fordert Windows Sie auf, eine Edition auszuwählen. Wenn Sie hier eine bestimmte Edition eintragen würden (z.B. Professional oder Home), würde diese automatisch installiert. Aber unser Ziel ist ja gerade die Auswahl.
   • [Channel]: Dieser Parameter definiert den Vertriebskanal. Retail ist für Endkundenlizenzen. Alternativen wären OEM (für vorinstallierte Systeme) oder Volume (für Volumenlizenzen). Retail ist in den meisten Fällen die richtige Wahl, da dies die Auswahl für alle gängigen Einzelhandelseditionen ermöglicht.
   • [VL]: Steht für „Volume License”. 0 bedeutet, dass es sich nicht um eine Volumenlizenz handelt. 1 würde eine Volumenlizenzinstallation erzwingen. Auch hier ist 0 die Standardeinstellung für die meisten privaten Nutzer.
5. Datei speichern: Speichern Sie die ei.cfg-Datei und schließen Sie den Editor.
6. Installation starten: Booten Sie Ihren Computer von diesem USB-Stick. Während des Windows Clean Install-Prozesses sollten Sie nun die Möglichkeit erhalten, die gewünschte Windows-Edition auszuwählen.

Szenario 2: Sie haben eine ISO-Datei und möchten diese zuerst auf einen USB-Stick brennen

Wenn Sie nur eine ISO-Datei haben, ist der einfachste Weg, die ISO zuerst auf einen USB-Stick zu brennen und *danach* die ei.cfg-Datei wie oben beschrieben zu bearbeiten.

1. USB-Stick erstellen: Verwenden Sie ein Tool wie Rufus oder das Windows Media Creation Tool, um Ihre ISO-Datei auf einen bootfähigen USB-Stick zu brennen. Achten Sie darauf, dass der USB-Stick während dieses Vorgangs formatiert wird, also sichern Sie vorher alle wichtigen Daten darauf.
2. ei.cfg bearbeiten: Sobald der USB-Stick erstellt ist, folgen Sie den Schritten 1 bis 6 von „Szenario 1” oben. Sie stecken den fertig erstellten USB-Stick ein, navigieren zum sources-Ordner und erstellen dort die ei.cfg-Datei mit dem oben genannten Inhalt.
3. Installation starten: Booten Sie Ihren Computer vom frisch bearbeiteten USB-Stick und genießen Sie die Editionsauswahl!

Was ist mit der PID.txt-Datei?

Manchmal wird im Zusammenhang mit der Windows-Installation auch die Datei PID.txt erwähnt. Diese Datei, ebenfalls im sources-Ordner, dient dazu, einen Produktschlüssel vorab einzugeben, um die manuelle Eingabe während der Installation zu umgehen. Der Inhalt sieht typischerweise so aus:

[PID]
Value=XXXXX-XXXXX-XXXXX-XXXXX-XXXXX

Wenn eine PID.txt-Datei mit einem gültigen, editions-spezifischen Schlüssel vorhanden ist, wird die Editionsauswahl in der Regel übersprungen, da Windows sofort weiß, welche Edition zu installieren ist. Wenn Ihr Ziel also die Editionsauswahl ist, stellen Sie sicher, dass keine PID.txt-Datei im sources-Ordner vorhanden ist oder entfernen Sie diese gegebenenfalls.

Häufige Probleme und Fehlerbehebung

• "Zugriff verweigert" oder "Datei nicht gefunden": Stellen Sie sicher, dass Sie als Administrator angemeldet sind und genügend Berechtigungen haben, um Dateien auf dem USB-Stick zu erstellen/bearbeiten. Manchmal hilft es, den USB-Stick neu einzustecken.
• Dateiendung wird immer noch als .txt angezeigt: Stellen Sie sicher, dass Sie im Datei-Explorer unter „Ansicht” > „Ein-/Ausblenden” die Option „Dateinamenerweiterungen” aktiviert haben. Dann können Sie die Datei von ei.cfg.txt in ei.cfg umbenennen.
• Tippfehler in der ei.cfg-Datei: Die Datei ist case-sensitiv und erfordert genaue Formatierung. Überprüfen Sie jeden Buchstaben und jede Zeile. Ein fehlendes Leerzeichen oder ein Tippfehler kann dazu führen, dass die Datei ignoriert wird.
• Immer noch keine Auswahl:
  • Überprüfen Sie, ob Sie die ei.cfg wirklich im sources-Ordner des *installationsfähigen* USB-Sticks platziert haben.
  • Stellen Sie sicher, dass keine PID.txt-Datei den Prozess überschreibt.
  • Vergewissern Sie sich, dass Ihr USB-Stick korrekt bootfähig ist und Sie tatsächlich von diesem Medium starten.
  • Manchmal kann es helfen, den USB-Stick mit Rufus neu zu erstellen und *danach* die ei.cfg einzufügen.

Warum die richtige Edition so wichtig ist

Die Wahl der korrekten Windows Edition ist nicht nur eine Frage der persönlichen Präferenz, sondern hat auch praktische Auswirkungen:

• Lizenzkonformität: Sie wollen sicherstellen, dass die installierte Edition zu Ihrer erworbenen Windows Lizenz passt, um Aktivierungsprobleme zu vermeiden und legal zu bleiben.
• Funktionsumfang: Windows Home, Pro, Education und Enterprise bieten unterschiedliche Funktionen. Zum Beispiel bietet die Pro-Edition Funktionen wie BitLocker, Gruppenrichtlinienverwaltung und Remotedesktop, die in der Home-Edition fehlen. Die Wahl der falschen Edition könnte bedeuten, dass Ihnen wichtige Tools fehlen.
• Leistung und Ressourcen: Obwohl die Kernsysteme ähnlich sind, können bestimmte Editionen aufgrund ihres Funktionsumfangs unterschiedliche Anforderungen an Systemressourcen stellen.
• Zukünftige Upgrades und Support: Eine saubere Installation mit der korrekten Edition legt den Grundstein für reibungslose zukünftige Updates und Support.

Fazit

Das Überspringen der Editionsauswahl bei einem Windows Clean Install kann ein Ärgernis sein, besonders wenn Sie eine spezifische Edition benötigen. Doch wie wir gesehen haben, ist die Lösung mit der ei.cfg-Datei verblüffend einfach und effektiv. Indem Sie diese kleine Textdatei in den sources-Ordner Ihres Installationsmediums einfügen, übernehmen Sie die Kontrolle über den Installationsprozess und können genau die Windows Edition wählen, die Ihren Anforderungen und Ihrer Lizenz entspricht.

Mit dieser Anleitung sind Sie bestens gerüstet, um jede zukünftige Windows-Neuinstallation präzise nach Ihren Wünschen zu gestalten. Verabschieden Sie sich von automatischen Editionswahlen und begrüßen Sie die vollständige Kontrolle über Ihr Betriebssystem!