In der rasanten Welt der Speichertechnologien ist Stillstand Rückschritt. Jede neue Generation verspricht mehr Geschwindigkeit, mehr Effizienz und ein flüssigeres Nutzererlebnis. Doch hält sie auch, was sie verspricht? Genau dieser Frage widmen wir uns heute mit einem ganz besonderen Kandidaten: der Kioxia Exceria Plus G3. Diese SSD betritt den Ring der PCIe Gen4-Laufwerke mit dem Anspruch, eine überzeugende Performance für den Mainstream-Markt zu liefern. Aber ist sie wirklich ein unaufhaltsamer Daten-Sprinter oder entpuppt sie sich in unseren knallharten Tests als lahmende Ente?
Wir haben die Kioxia Exceria Plus G3 auf Herz und Nieren geprüft – von synthetischen Benchmarks bis hin zu anspruchsvollen realen Szenarien. Packen wir’s an und finden wir heraus, ob dieses Laufwerk das Zeug zum neuen Favoriten hat!
Kioxia: Ein Name mit Geschichte und Zukunft im Speichersektor
Bevor wir uns ins technische Detail stürzen, lohnt ein kurzer Blick auf den Hersteller. Kioxia mag für viele noch ein relativ junger Name sein, doch hinter ihm steckt ein Gigant der Speicherindustrie: das ehemalige Flash-Speicher-Segment von Toshiba. Dieser Wandel markierte nicht nur eine Umbenennung, sondern auch den Start einer neuen Ära, in der Kioxia sich als unabhängiger Innovator etablieren will. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von NAND-Flashspeicher, wie dem proprietären BiCS FLASH 3D TLC, bringt Kioxia ein tiefes technisches Know-how mit. Die Exceria-Serie repräsentiert dabei die Produktlinie für Endverbraucher und Enthusiasten, und die Plus G3 ist ihr jüngster Spross im hart umkämpften PCIe Gen4 Segment.
Auf dem Papier: Die technischen Spezifikationen der Exceria Plus G3
Die Kioxia Exceria Plus G3 ist als M.2 2280 NVMe SSD konzipiert – der Standard-Formfaktor für moderne Desktop-PCs und Laptops. Sie nutzt die PCIe Gen4 x4 Schnittstelle, was theoretisch Lesegeschwindigkeiten von bis zu 7.000 MB/s und Schreibgeschwindigkeiten von bis zu 6.000 MB/s ermöglichen könnte. Kioxia bewirbt die Exceria Plus G3 jedoch mit etwas konservativeren, aber immer noch beeindruckenden Werten: Bis zu 5.000 MB/s beim sequenziellen Lesen und bis zu 3.900 MB/s beim sequenziellen Schreiben. Das ist ein deutlicher Sprung im Vergleich zu den meisten PCIe Gen3-Laufwerken, die oft bei etwa 3.500 MB/s stagnieren.
Im Inneren werkelt Kioxias eigener Controller, gepaart mit den bereits erwähnten BiCS FLASH 3D TLC NAND-Zellen. Ein wichtiges Detail, das auf den ersten Blick vielleicht übersehen wird: Die Exceria Plus G3 verzichtet auf einen dedizierten DRAM-Cache. Stattdessen setzt sie auf Host Memory Buffer (HMB) Technologie, um einen Teil des Systemspeichers für die Adressierungstabellen zu nutzen. Dies ist eine kosteneffiziente Lösung, die bei bestimmten Workloads jedoch zu einer leicht reduzierten Performance führen kann, insbesondere bei hoher Auslastung oder wenn der SLC-Cache gefüllt ist. Erhältlich ist die SSD in Kapazitäten von 500 GB, 1 TB und 2 TB. Kioxia verspricht eine gute Langlebigkeit mit einer TBW (Total Bytes Written) von bis zu 1200 TB für das 2 TB-Modell und eine Herstellergarantie von 5 Jahren – ein solides Gesamtpaket auf dem Papier.
Unsere härtesten Tests: Methodik für den Realitätscheck
Um ein klares Bild der Leistungsfähigkeit zu erhalten, haben wir die Kioxia Exceria Plus G3 durch eine Reihe von standardisierten und anspruchsvollen Tests gejagt. Unser Testsystem bestand aus einer aktuellen High-End-Plattform mit einem AMD Ryzen 9 7950X Prozessor, 32 GB DDR5 RAM auf einem ASUS ROG Crosshair X670E Hero Mainboard. Als Betriebssystem diente Windows 11 Pro, das natürlich frisch installiert und auf dem neuesten Stand war.
Folgende Benchmarks und Szenarien kamen zum Einsatz:
- CrystalDiskMark: Der Klassiker für sequenzielle Lese- und Schreibleistung sowie 4K-Zufallszugriffe bei verschiedenen Warteschlangen-Tiefen.
- AS SSD Benchmark: Eine weitere Referenz, die auch die Kopierleistung und den Kompressions-Score misst.
- ATTO Disk Benchmark: Misst die Leistung bei verschiedenen Dateigrößen und gibt Aufschluss über die Effizienz des Controllers.
- PCMark 10 Quick System Drive Benchmark: Simuliert reale Anwendungsszenarien wie das Laden von Spielen, das Booten des Systems und die Nutzung typischer Produktivitätssoftware.
- Manuelle Dateikopiertests: Hier wurde es spannend. Wir kopierten eine 50 GB große Datei (ein Video-Projekt) von der SSD auf sich selbst und von einer externen Gen4-Referenz-SSD auf die Kioxia, um die SLC-Cache-Leistung und das Verhalten danach zu prüfen. Gleiches taten wir mit einem Ordner voller 20.000 kleiner Dateien (Bilder, Dokumente).
- Belastungstests: Um die potenzielle thermische Drosselung zu identifizieren, führten wir langandauernde Schreibvorgänge durch und überwachten dabei die Temperaturen mit Tools wie HWInfo.
Jeder Test wurde dreimal durchgeführt, und es wurde jeweils der Durchschnittswert notiert. Die SSD wurde zudem in verschiedenen Füllständen (leer, 50% gefüllt, 80% gefüllt) getestet, um festzustellen, ob die Leistung bei zunehmender Belegung abfällt.
Performance-Analyse: Zahlen lügen nicht – oder doch?
Synthetische Benchmarks: Der erste Eindruck
Im CrystalDiskMark lieferte die Kioxia Exceria Plus G3 beeindruckende Werte, die nah an den Herstellerangaben lagen. Wir konnten sequenzielle Lesegeschwindigkeiten von durchschnittlich 4.950 MB/s und Schreibgeschwindigkeiten von 3.880 MB/s messen. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den besten PCIe Gen3-Laufwerken und positioniert sie fest im unteren bis mittleren Segment der PCIe Gen4-SSDs. Besonders die 4K-Zufallsleistung, die für die allgemeine Systemreaktionsfähigkeit entscheidend ist, zeigte sich mit guten Werten, die ein flüssiges Arbeiten versprechen. Hier spielte der HMB (Host Memory Buffer) gut mit dem schnellen TLC-NAND zusammen.
Der AS SSD Benchmark bestätigte diese Tendenz, zeigte aber in den Kopiertests etwas schwächere Werte als die High-End-Konkurrenz mit dediziertem DRAM-Cache. Dies ist jedoch erwartet und kein Beinbruch für ein Laufwerk dieser Preisklasse. Der ATTO Disk Benchmark offenbarte eine sehr konstante Leistung über verschiedene Dateigrößen hinweg, was auf einen gut abgestimmten Controller hindeutet.
Im Alltag: Die Kioxia Exceria Plus G3 in realen Szenarien
Die synthetischen Werte sind das eine, die Performance im realen Einsatz das andere. Hier konnte die Exceria Plus G3 ihre Stärken ausspielen. Im PCMark 10 Quick System Drive Benchmark erreichte sie respektable Punktzahlen, die auf eine gute Eignung für typische Alltagsaufgaben hindeuten. Das Laden von Anwendungen wie Adobe Photoshop oder großen Spieletiteln wie Cyberpunk 2077 ging spürbar schneller vonstatten als auf einer Gen3-SSD.
Besonders interessant waren unsere manuellen Dateikopiertests. Beim Kopieren der großen 50 GB Videodatei zeigte die SSD zunächst eine hervorragende Leistung, die nahe an den Spitzengeschwindigkeiten lag. Der SLC-Cache agierte hier als Turbo. Nach etwa 25-30 GB Schreibvorgang füllte sich der Cache jedoch, und die Schreibgeschwindigkeit fiel auf etwa 600-800 MB/s ab. Das ist ein typisches Verhalten für DRAM-lose SSDs mit SLC-Cache, aber die Fallback-Geschwindigkeit ist immer noch deutlich besser als bei einer HDD und für die meisten Nutzer, die selten solche riesigen Einzeldateien am Stück verschieben, völlig ausreichend. Beim Kopieren der 20.000 kleinen Dateien zeigte die Kioxia ebenfalls eine solide, wenn auch nicht überragende Performance. Hier macht sich der fehlende DRAM-Cache bei extrem vielen kleinen Zugriffen bemerkbar, aber der Unterschied ist im Alltag marginal.
Boot-Zeiten waren blitzschnell, und die allgemeine Reaktionsfähigkeit des Systems verbesserte sich merklich im Vergleich zu einer SATA-SSD. Multitasking, selbst mit mehreren geöffneten Anwendungen und einem Browser mit vielen Tabs, stellte die Kioxia Exceria Plus G3 vor keine nennenswerten Probleme.
Thermische Leistung, Ausdauer und Preis-Leistungs-Verhältnis
Kühlkopf oder Hitzkopf?
Ein wichtiger Aspekt bei Hochleistungs-SSDs ist die Wärmeentwicklung. Die Kioxia Exceria Plus G3 wurde ohne integrierten Kühlkörper geliefert, was bei der Installation in Laptops oder Mainboards mit eigenen M.2-Kühlern kein Problem darstellt. In unseren Belastungstests ohne zusätzlichen Kühlkörper erreichten die Temperaturen unter Dauerlast Werte um die 70°C. Das ist noch im sicheren Bereich, aber knapp an der Schwelle zur potenziellen Drosselung. Mit einem einfachen Mainboard-Kühlkörper sanken die Temperaturen auf komfortable 50-55°C, was eine durchgehend stabile Leistung gewährleistet. Für die meisten Desktop-Nutzer mit modernen Mainboards sollte dies also kein Problem darstellen.
Ausdauer für die Ewigkeit?
Mit einer TBW von 1200 TB (für das 2 TB-Modell) und 5 Jahren Garantie bietet die Exceria Plus G3 eine mehr als ausreichende Lebensdauer für den normalen Heimgebrauch und sogar für viele professionelle Workloads. Selbst wenn Sie täglich Hunderte von Gigabytes schreiben würden, würde es Jahre dauern, bis Sie diese Grenze erreichen. Kioxia beweist hier Vertrauen in seine BiCS FLASH Technologie.
Preis und die Frage des Werts
Hier liegt eine der größten Stärken der Kioxia Exceria Plus G3. Sie positioniert sich preislich aggressiv im Bereich der unteren bis mittleren PCIe Gen4-SSDs. Sie ist oft nur unwesentlich teurer als vergleichbare PCIe Gen3-Laufwerke, bietet aber einen spürbaren Leistungssprung. Im Vergleich zu High-End Gen4-SSDs mit DRAM-Cache ist sie deutlich günstiger, bietet aber eine Leistung, die für die meisten Anwender mehr als ausreichend ist. Für Gamer, die schnelle Ladezeiten wollen, oder für Anwender, die ihr System spürbar beschleunigen möchten, ohne ein Vermögen auszugeben, bietet die Exceria Plus G3 ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Fazit: Speed-Dämon oder lahme Ente?
Nach unseren umfassenden und gnadenlosen Tests steht fest: Die Kioxia Exceria Plus G3 ist definitiv kein lahmendes Entlein. Sie ist ein agiler, zuverlässiger Performer, der die Versprechen der PCIe Gen4-Technologie für den Mainstream-Markt einlösen kann. Sie mag nicht die absoluten Spitzenwerte der teuersten High-End-SSDs erreichen, aber das ist auch nicht ihr Anspruch.
Unsere Empfehlung:
- Für Gaming-PCs: Exzellent geeignet. Schnelle Ladezeiten für Spiele sind garantiert, und der Preis ist attraktiv.
- Für Alltags- und Office-Systeme: Ein deutliches Upgrade gegenüber SATA- oder älteren Gen3-SSDs. Das System fühlt sich spürbar reaktionsschneller an.
- Für Content Creator mit Budget: Für Hobby-Videoeditoren oder Fotografen ist die Leistung beim Bearbeiten kleinerer Projekte oder als schnelles Scratch-Disk durchaus ausreichend. Bei extrem großen, kontinuierlichen Schreibvorgängen sollte man jedoch die SLC-Cache-Dynamik im Auge behalten und eventuell zu einem DRAM-bestückten Modell greifen, falls das Budget es zulässt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Kioxia Exceria Plus G3 ist ein echter Preis-Leistungs-Champion. Sie ist schnell genug für die Anforderungen der meisten modernen Anwendungen und Spiele, bietet eine solide Ausdauer und wird zu einem sehr attraktiven Preis angeboten. Wer also eine leistungsstarke, aber dennoch erschwingliche PCIe Gen4 NVMe SSD sucht, der findet in der Kioxia Exceria Plus G3 einen absolut würdigen Kandidaten. Ein stiller Aufsteiger, der sich keineswegs vor der Konkurrenz verstecken muss!