Das gewagte Experiment: Unser **Projekt: Ubuntu 24.10 auf** einem **Convertible** – ein Erfahrungsbericht!

In der dynamischen Welt der Technologie suchen wir ständig nach Möglichkeiten, unsere Geräte optimal zu nutzen und vielleicht sogar neu zu definieren. Eines der spannendsten, aber auch herausforderndsten Projekte, das wir uns vorgenommen haben, war die Installation und Nutzung von **Ubuntu 24.10** auf einem **Convertible-Laptop**. Ein Gerät, das auf den ersten Blick wie geschaffen für die Flexibilität eines modernen Betriebssystems scheint, sich aber in der Praxis oft als zickiger Kandidat für **Linux** erweisen kann. Dieser Erfahrungsbericht nimmt Sie mit auf unsere Reise – von den anfänglichen Überlegungen bis zum Alltagseinsatz.

### Die Motivation: Warum dieses Wagnis?

Die Idee, **Ubuntu 24.10** auf einem **Convertible** zu installieren, entsprang einer Mischung aus Neugier, dem Wunsch nach mehr Kontrolle über unsere Hardware und der Überzeugung, dass ein Open-Source-Betriebssystem wie **Linux** die ideale Basis für ein vielseitiges 2-in-1-Gerät sein könnte. Standardmäßig sind diese Geräte meist mit Windows ausgestattet, doch wir träumten von der Freiheit und Anpassbarkeit, die **Ubuntu** bietet.

Ein **Convertible** vereint das Beste aus zwei Welten: die Produktivität eines Laptops und die intuitive Bedienung eines Tablets. Doch diese doppelte Natur stellt auch besondere Anforderungen an das Betriebssystem. Der **Touchscreen**, die automatische Bildschirmausrichtung, der **Tablet-Modus**, die **Stift-Unterstützung** und die verschiedenen Sensoren müssen nahtlos funktionieren, um das volle Potenzial des Geräts auszuschöpfen. Unsere Hoffnung war, dass **Ubuntu 24.10** – mit seinem aktuellen Kernel, dem auf **Wayland** basierenden **GNOME**-Desktop und den ständigen Verbesserungen in der Hardware-Unterstützung – diese Herausforderungen meistern würde. Es war ein gewagtes Experiment, aber die Aussicht auf ein komplett offenes, flexibles und leistungsfähiges System, das sich an unsere Bedürfnisse anpasst, war zu verlockend.

### Der Kandidat: Unser Convertible unter der Lupe

Unser Testgerät war ein typisches Mittelklasse-**Convertible**: ausgestattet mit einem Intel Core i5 der 11. Generation, 8 GB RAM, einer 256 GB NVMe-SSD und natürlich einem hochauflösenden **Touchscreen**, der sich um 360 Grad klappen lässt. Es verfügte über eine integrierte Intel Iris Xe Grafik, Bluetooth, Wi-Fi 6 und die üblichen USB-Ports. Eine Besonderheit war der aktive Digitizer, der die **Stift-Unterstützung** ermöglicht. Dieses Gerät war bisher ausschließlich unter Windows 10/11 gelaufen und hatte dort seine Stärken und Schwächen offenbart. Nun sollte es sich unter der **Linux**-Sonne beweisen. Die zentralen Fragen waren: Würde der **Touchscreen** präzise reagieren? Würde der Wechsel zwischen Laptop- und **Tablet-Modus** reibungslos funktionieren? Und was ist mit der **Stift-Unterstützung** für Notizen und Skizzen?

### Die Installation: Der erste Schritt ins Unbekannte

Der Installationsprozess von **Ubuntu 24.10** war – typisch **Ubuntu** – größtenteils unkompliziert. Wir erstellten einen bootfähigen USB-Stick mit dem Installationsimage. Nach dem obligatorischen Backup aller wichtigen Daten starteten wir das **Convertible** vom Stick. Die Herausforderung hier war zunächst das UEFI-Menü, das bei vielen Geräten etwas versteckt ist. Nach ein paar Versuchen war es jedoch kein Problem, den Stick als Boot-Medium auszuwählen.

Wir entschieden uns für eine Dual-Boot-Konfiguration, um im Notfall immer noch auf Windows zurückgreifen zu können. Dies erforderte eine sorgfältige Partitionierung der SSD, was der Installer von **Ubuntu** aber hervorragend meisterte. **Secure Boot** wurde testweise deaktiviert, um eventuelle Treiberprobleme zu umgehen, obwohl moderne **Ubuntu**-Versionen immer besser damit zurechtkommen. Die Installation selbst verlief reibungslos und überraschend schnell. Nach etwa 20 Minuten war **Ubuntu 24.10** auf unserer SSD und bereit für den ersten Start. Die Spannung stieg: Würde alles auf Anhieb funktionieren?

### Erste Berührungen: Ein Blick auf den GNOME-Desktop

Der erste Start von **Ubuntu 24.10** war vielversprechend. Der **GNOME**-Desktop präsentierte sich modern, aufgeräumt und responsiv. Sofort fielen die optischen Verbesserungen und die flüssigen Animationen auf, die **Wayland** mit sich bringt. WLAN und Bluetooth funktionierten direkt nach der Installation, was bei **Linux**-Installationen nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. Auch die grundlegende Grafikbeschleunigung durch die Intel Iris Xe war vorhanden, und der Bildschirm strahlte in voller Auflösung.

Die wichtigste erste Probe war der **Touchscreen**. Er funktionierte! Und nicht nur das, er reagierte präzise und die Multi-Touch-Gesten wurden von **GNOME** erstaunlich gut erkannt. Das Scrollen durch Webseiten im Firefox und das Navigieren durch die Systemmenüs fühlte sich natürlich an. Das war ein großer erster Erfolg und ein wichtiger Schritt, um das **Convertible** auch als Tablet nutzen zu können. Erste Freude machte sich breit, denn oft sind es gerade solche grundlegenden Hardwarefunktionen, die unter **Linux** anfänglich Probleme bereiten.

### Der Praxistest: Was funktioniert und was nicht?

Nach der erfolgreichen Installation und den ersten positiven Eindrücken ging es an den ausführlichen Praxistest. Hier zeigte sich die wahre Qualität des Experiments:

#### Touchscreen & Gesten: Ein Highlight

Wie bereits erwähnt, war die **Touchscreen**-Funktionalität hervorragend. Multi-Touch-Gesten wie das Zoomen mit zwei Fingern oder das Verschieben von Fenstern funktionierten ohne Probleme. Die Zusammenarbeit von **GNOME** und **Wayland** bewies hier ihre Stärken. Das Surfen im Web, das Scrollen durch Dokumente und die grundlegende Bedienung des Desktops per Finger waren intuitiv und flüssig.

#### Tablet-Modus & Bildschirmausrichtung: Der Stolperstein

Dies war der wohl kritischste Punkt für ein **Convertible**. Beim Umklappen des Bildschirms in den **Tablet-Modus** erwarteten wir eine automatische Bildschirmausrichtung und das Aufrufen der Bildschirmtastatur. Leider zeigte sich hier der erste große Schwachpunkt: Die automatische Bildschirmausrichtung funktionierte nicht out-of-the-box. Ein manuelles Drehen über die Systemeinstellungen war notwendig. Auch die Bildschirmtastatur (Onboard) erschien nicht automatisch, was die Nutzung im **Tablet-Modus** deutlich erschwerte. Hier mussten wir auf GNOME-Extensions und manuelle Anpassungen zurückgreifen, um eine akzeptable Lösung zu finden. Eine Extension, die den Laptop-Modus erkennt und automatisch die Bildschirmtastatur einblendet, war schnell gefunden und brachte eine deutliche Verbesserung. Der Beschleunigungssensor des Geräts wurde vom System zwar erkannt, aber die Integration in die automatische Rotation war noch nicht ausgereift. Dies ist ein Bereich, in dem **Linux** und die Desktop-Umgebungen noch aufholen müssen.

#### Stift-Unterstützung: Produktivität für Kreative

Die **Stift-Unterstützung** war eine weitere positive Überraschung. Der aktive Digitizer wurde ohne zusätzliche **Treiber** erkannt. Anwendungen wie Xournal++ oder Krita erkannten den Stift und seine Druckempfindlichkeit sofort. Notizen machen, Skizzen anfertigen oder PDF-Dokumente annotieren funktionierte erstaunlich gut. Die Palm-Rejection (Erkennung, ob die Handfläche oder der Stift das Display berührt) war ebenfalls funktional, wenn auch nicht immer perfekt. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Kreative und Studenten, die ihr **Convertible** als digitales Notizbuch nutzen möchten.

#### Performance & Akkulaufzeit: Ein gemischtes Bild

Die allgemeine Systemleistung war exzellent. **Ubuntu 24.10** fühlte sich auf der SSD und mit dem i5-Prozessor sehr flott an. Anwendungen starteten schnell, Multitasking war kein Problem. Die Akkulaufzeit war jedoch ein gemischtes Bild. Im Vergleich zu Windows schien der Akku etwas schneller zur Neige zu gehen. Dies ist ein bekanntes Problem bei **Linux** auf Laptops, da die Energieverwaltung oft nicht so fein auf die spezifische Hardware abgestimmt ist wie bei proprietären Systemen. Es gibt jedoch zahlreiche Tools und Tweaks (z.B. TLP oder PowerTOP), um die Energieeffizienz zu verbessern. Nach einigen Anpassungen konnten wir die Laufzeit merklich verbessern, wenn auch nicht ganz auf Windows-Niveau.

#### Kamera, Audio & Bluetooth: Standardfunktionen ohne Zicken

Alle Standardfunktionen wie Webcam, Audio über die integrierten Lautsprecher und Kopfhörerbuchse sowie Bluetooth funktionierten tadellos. Videokonferenzen über Zoom oder Google Meet waren problemlos möglich, und Bluetooth-Geräte wie Kopfhörer oder Mäuse ließen sich schnell verbinden. Hier gab es keinerlei Kompromisse.

#### Suspend & Hibernate: Der ewige Kampf

Suspend (Standby) funktionierte meistens zuverlässig, aber nicht immer perfekt. Gelegentlich kam es vor, dass das System aus dem Standby nicht aufwachte und ein harter Neustart notwendig war. Hibernate (Ruhezustand) hingegen war ein größeres Problem und funktionierte trotz verschiedener Versuche nicht stabil. Dies ist ein weit verbreitetes Problem unter **Linux** auf Laptops und hängt oft mit komplexen Hardware-Schnittstellen zusammen. Für uns war dies kein K.O.-Kriterium, da wir das Gerät selten in den Ruhezustand versetzen, aber es ist ein Punkt, der für manche Nutzer entscheidend sein könnte.

### Herausforderungen & Lösungsansätze: Wenn es mal hakt

Wie bei jedem **Linux**-Experiment gab es auch Herausforderungen. Die größten waren die fehlende automatische Bildschirmausrichtung und die automatische Aktivierung der Bildschirmtastatur im **Tablet-Modus**.
* **Bildschirmausrichtung:** Hier halfen spezielle GNOME-Extensions, die den Zustand des Laptops (geklappt oder offen) über Sensordaten oder das Abfragen von Hardware-Switches erkennen und die Ausrichtung entsprechend anpassen konnten. Alternativ kann man Skripte nutzen, die den `xrandr`-Befehl ausführen, sobald das Gerät in den **Tablet-Modus** wechselt.
* **Bildschirmtastatur:** Die standardmäßige Onboard-Tastatur von **GNOME** ist funktional, aber ihre automatische Aktivierung musste ebenfalls über eine Extension oder manuelle Skripte erzwungen werden. Es gibt auch alternative Bildschirmtastaturen wie Maliit, die man testen könnte.
* **Akkulaufzeit:** Tools wie TLP halfen, die Energieeinstellungen zu optimieren und unnötige Prozesse zu drosseln. Auch die Wahl des richtigen Kernels und das Deaktivieren nicht benötigter Hardware (falls möglich) können die Akkulaufzeit positiv beeinflussen.
* **Suspend-Probleme:** Hier gibt es oft keine Universallösung. Es half, im BIOS/UEFI verschiedene Einstellungen für den Suspend-Modus (z.B. S3 oder S0ix) auszuprobieren. Manchmal bringen auch neuere Kernel-Versionen (aus den Mainline-Repositories) Verbesserungen mit sich.

Die **Linux**-Community ist hier Gold wert. In Foren und auf Plattformen wie Stack Overflow findet man oft Lösungen oder Workarounds für spezifische Hardware-Probleme. Es erfordert jedoch eine gewisse Bereitschaft zum Tüfteln und Experimentieren.

### Die tägliche Nutzung: Ein Fazit nach Wochen

Nach einigen Wochen der Nutzung kann ich sagen: Ja, unser **Convertible** mit **Ubuntu 24.10** ist absolut alltagstauglich geworden. Die anfänglichen Hürden wurden größtenteils überwunden, und die Vorteile eines Open-Source-Systems überwiegen.

**Die größten Pluspunkte:**
* **Flexibilität & Anpassbarkeit:** Der **GNOME**-Desktop ist extrem anpassbar. Mit Themes, Extensions und Tweaks kann man das System genau auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden.
* **Stift-Unterstützung:** Für Notizen, Skizzen und PDFs ist das Gerät hervorragend geeignet.
* **Produktivität:** Office-Anwendungen, Web-Browser, Entwicklungsumgebungen – alles läuft reibungslos.
* **Sicherheit & Datenschutz:** Ein Gefühl von mehr Kontrolle über die eigenen Daten.
* **Kostenfrei:** Keine Lizenzkosten für das Betriebssystem.

**Die Nachteile:**
* **Automatische Rotation & Bildschirmtastatur:** Nicht out-of-the-box perfekt, erfordert Nacharbeit.
* **Akkulaufzeit:** Noch nicht ganz auf dem Niveau von Windows, aber durch Tweaks verbesserbar.
* **Suspend:** Gelegentliche Probleme beim Aufwachen.
* **Einarbeitung:** Für absolute **Linux**-Neulinge kann die Fehlersuche anfangs frustrierend sein.

Für wen ist dieses Setup geeignet? Für technikaffine Nutzer, die die volle Kontrolle über ihr System wünschen, Wert auf Datenschutz legen und bereit sind, ein wenig Zeit in die Optimierung zu investieren. Für Studenten, die ein flexibles Notizbuch suchen, oder für Entwickler, die eine robuste **Linux**-Umgebung auf einem vielseitigen Gerät benötigen.

### Ein Blick in die Zukunft: Das Potenzial von Ubuntu auf Convertibles

Die Entwicklung von **Linux** und den Desktop-Umgebungen geht rasant voran. Besonders **Wayland** macht große Fortschritte bei der Unterstützung moderner Hardware, insbesondere von **Touchscreens** und HiDPI-Displays. Die zukünftigen Versionen von **Ubuntu** und **GNOME** werden voraussichtlich noch bessere Unterstützung für **Convertibles** bieten – hoffentlich mit einer automatischen Bildschirmausrichtung und einer perfekt integrierten Bildschirmtastatur direkt nach der Installation. Wir sind optimistisch, dass die verbleibenden Schwachstellen in den nächsten ein bis zwei Jahren behoben werden. Die Community arbeitet unermüdlich daran, **Linux** auf noch mehr Hardware-Typen zu einem erstklassigen Erlebnis zu machen.

### Fazit: Ein gewagtes Experiment, das sich lohnte?

Absolut! Unser Projekt, **Ubuntu 24.10** auf einem **Convertible** zu betreiben, war ein voller Erfolg. Es erforderte zwar ein wenig Geduld und die Bereitschaft zum Tüfteln, aber das Ergebnis ist ein äußerst flexibles, leistungsfähiges und persönliches System, das genau unseren Anforderungen entspricht. Die Erfahrung zeigt, dass **Linux** auf modernen **Convertibles** nicht nur möglich, sondern auch eine äußerst attraktive Alternative zu proprietären Betriebssystemen ist.

Wer den Schritt wagt, wird mit einem System belohnt, das sich anfühlt, als wäre es für einen selbst gemacht. Es ist eine Reise der Entdeckung und Anpassung, die letztendlich zu einem Gerät führt, das nicht nur ein Werkzeug, sondern ein echter digitaler Begleiter ist. Wenn Sie also ein **Convertible** besitzen und eine neue Herausforderung suchen, geben Sie **Ubuntu 24.10** oder einer anderen **Linux**-Distribution eine Chance. Sie könnten überrascht sein, wie gut das gewagte Experiment am Ende funktioniert!