In der heutigen digitalen Welt sind Solid-State-Drives (SSDs) die heimlichen Helden unserer Computer. Sie sorgen für blitzschnelle Systemstarts, rasante Ladezeiten und ein insgesamt flüssigeres Nutzererlebnis. Doch so allgegenwärtig sie auch sind, so oft schweigt sich der PC über die genaue Herkunft dieser Leistungsträger aus. Plötzlich stehen Sie vor der Frage: „Wer hat meine SSD eigentlich gebaut?” Was zunächst wie eine akademische Neugierde erscheinen mag, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als essenzielles Wissen für diverse Szenarien – sei es für Treiber- und Firmware-Updates, Garantieansprüche, Fehlerbehebung oder einfach nur zur besseren Systemübersicht.
Die Suche nach dem Hersteller Ihrer SSD kann sich anfühlen wie Detektivarbeit, doch keine Sorge: Sie benötigen weder einen Trenchcoat noch eine Lupe. Dieser umfassende Guide führt Sie Schritt für Schritt durch die verschiedenen Methoden, die Ihnen dabei helfen, das Geheimnis Ihrer SSD zu lüften. Von Bordmitteln des Betriebssystems über spezialisierte Software bis hin zum letzten Ausweg des physischen Blicks – wir decken alle Wege ab, damit Sie schnell und einfach zum Ziel gelangen.
Warum ist es überhaupt wichtig, den SSD-Hersteller zu kennen?
Bevor wir uns in die Tiefen der digitalen Spurensuche begeben, beleuchten wir kurz, warum diese Information so wertvoll ist:
- Treiber & Firmware-Updates: Viele SSD-Hersteller veröffentlichen regelmäßig Firmware-Updates, die nicht nur die Leistung verbessern, sondern auch kritische Fehler beheben und die Lebensdauer der SSD verlängern können. Ohne zu wissen, wer der Hersteller ist, können Sie diese Updates nicht finden und installieren.
- Garantie & Support: Im Falle eines Defekts oder Problems ist der Hersteller Ihr erster Ansprechpartner für Garantieansprüche oder technischen Support. Die Modell- und Seriennummer der SSD sowie der Hersteller sind hierfür unerlässlich.
- Leistungsoptimierung: Einige Hersteller bieten spezielle Software-Tools an (z.B. Samsung Magician, Crucial Storage Executive), die zur Überwachung des SSD-Zustands, zur Leistungsoptimierung oder zur sicheren Datenlöschung dienen.
- Kompatibilität: Beim Austausch oder Upgrade einer SSD kann es hilfreich sein, die Spezifikationen des aktuellen Laufwerks zu kennen, um ein kompatibles oder leistungsstärkeres Ersatzmodell zu finden.
- Fehlerbehebung: Bestimmte Fehlercodes oder Probleme können spezifisch für bestimmte SSD-Modelle oder Hersteller sein. Kenntnisse über den Hersteller können die Diagnose erleichtern.
Nun aber zur eigentlichen Detektivarbeit!
Methode 1: Der Blick ins System – Software-Tools und Bordmittel
Der einfachste und risikoärmste Weg, den Hersteller Ihrer SSD zu identifizieren, führt über die Software Ihres Betriebssystems oder spezialisierte Tools. Hier müssen Sie nichts aufschrauben oder Kabel ziehen.
Unter Windows:
Windows bietet gleich mehrere integrierte Wege, um an diese Informationen zu gelangen:
1. Der Geräte-Manager
Der Geräte-Manager ist oft die erste Anlaufstelle für Hardware-Informationen unter Windows. Er gibt Ihnen einen Überblick über alle im System verbauten Komponenten.
- Drücken Sie die Tastenkombination
Windows-Taste + Xund wählen Sie im Kontextmenü „Geräte-Manager” aus. Alternativ können Sie „Geräte-Manager” in die Windows-Suche eingeben. - Im geöffneten Fenster klappen Sie den Eintrag „Laufwerke” auf.
- Hier sollten Sie Ihre SSD aufgelistet sehen. Oftmals wird hier bereits der vollständige Modellname inklusive des Herstellers angezeigt (z.B. „Samsung SSD 970 EVO Plus” oder „Crucial MX500”). Manchmal ist es jedoch auch nur eine generische Bezeichnung. Notieren Sie sich, was Sie finden.
2. Die Datenträgerverwaltung
Die Datenträgerverwaltung zeigt Ihnen, wie Ihre Speichermedien partitioniert sind und liefert oft ebenfalls hilfreiche Namen.
- Drücken Sie erneut
Windows-Taste + Xund wählen Sie diesmal „Datenträgerverwaltung”. - Im unteren Bereich des Fensters sehen Sie eine Liste Ihrer physischen Laufwerke. Auch hier kann der Name des Herstellers und das Modell Ihrer SSD aufgeführt sein.
3. Systeminformationen (msinfo32)
Dieses Tool sammelt detaillierte Informationen über Ihr System.
- Drücken Sie
Windows-Taste + R, geben Siemsinfo32ein und drücken Sie Enter. - Navigieren Sie in der linken Spalte zu „Komponenten” -> „Speicher” -> „Datenträger”.
- Suchen Sie in der rechten Spalte nach Ihrer SSD. Unter dem Punkt „Modell” finden Sie den Namen, der oft den Hersteller und die Modellbezeichnung enthält.
4. PowerShell oder Eingabeaufforderung (CMD)
Für Nutzer, die Befehlszeilen nicht scheuen, bietet WMIC (Windows Management Instrumentation Command-line) eine schnelle und präzise Methode.
- Öffnen Sie PowerShell oder die Eingabeaufforderung als Administrator (Rechtsklick auf das Startmenü, dann „Windows PowerShell (Administrator)” oder „Eingabeaufforderung (Administrator)”).
- Geben Sie folgenden Befehl ein und drücken Sie Enter:
wmic diskdrive get model,caption,firmware_revision - Die Ausgabe zeigt Ihnen eine Liste Ihrer Laufwerke mit Modell, Beschreibung und Firmware-Revision an. Hier ist der Hersteller Ihrer SSD in der Regel klar ersichtlich.
Unter macOS:
Auch Apples Betriebssystem bietet eingebaute Werkzeuge zur Identifikation Ihrer Hardware.
- Klicken Sie auf das Apple-Symbol in der oberen linken Ecke des Bildschirms und wählen Sie „Über diesen Mac”.
- Klicken Sie im erscheinenden Fenster auf „Systembericht…”.
- Im Systembericht navigieren Sie in der linken Spalte unter „Hardware” zu „Speicher” oder „NVMExpress” (für NVMe-SSDs) bzw. „SATA/SATA Express” (für SATA-SSDs).
- Wählen Sie Ihre SSD aus der Liste aus. Rechts werden Ihnen detaillierte Informationen angezeigt, darunter der Hersteller und das Modell.
Unter Linux:
Linux-Nutzer haben ebenfalls verschiedene Befehle zur Hand, um Systeminformationen abzurufen.
- Öffnen Sie ein Terminal.
- Verwenden Sie den Befehl
lsblkmit spezifischen Optionen:lsblk -o NAME,MODEL,VENDOR,SIZE,FSTYPE,MOUNTPOINT
Dieser Befehl listet alle Blockgeräte auf und zeigt Ihnen unter „MODEL” und „VENDOR” den Hersteller Ihrer SSD und das Modell an. - Eine weitere Option ist
lshw:sudo lshw -class disk
Dieser Befehl liefert eine sehr detaillierte Hardware-Auflistung. Suchen Sie nach dem Eintrag Ihrer SSD, um den Hersteller und das Modell zu finden. - Für noch detailliertere Informationen, insbesondere den Gesundheitszustand, können Sie
smartctlverwenden (fallssmartmontoolsinstalliert ist):sudo smartctl -i /dev/sdX(ersetzen SiesdXdurch den entsprechenden Gerätenamen Ihrer SSD, z.B.sdaodernvme0n1)
Dieser Befehl zeigt Ihnen unter anderem den Hersteller, das Modell und die Seriennummer an.
Spezialisierte Drittanbieter-Software:
Wenn die Bordmittel nicht ausreichen oder Sie eine benutzerfreundlichere Oberfläche bevorzugen, gibt es zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Tools, die umfassende Hardware-Informationen liefern.
- CrystalDiskInfo (Windows): Ein Muss für SSD-Besitzer! Es zeigt nicht nur den Hersteller und das Modell Ihrer SSD an, sondern auch wichtige Gesundheitsdaten wie Temperatur, Betriebsstunden und geschriebene Datenmenge. Die Oberfläche ist klar und intuitiv.
- Speccy (Windows): Von den Machern von CCleaner, bietet Speccy einen detaillierten Überblick über die gesamte Hardware Ihres PCs, einschließlich der SSD.
- HWMonitor / HWiNFO (Windows): Diese Tools sind hervorragend für die Überwachung von Systemwerten, zeigen aber auch detaillierte Hardware-Informationen, darunter den Hersteller Ihrer SSD.
- AIDA64 (Windows, kostenpflichtig): Eine der umfassendsten Systeminformations-Softwares auf dem Markt. Sie liefert extrem detaillierte Daten zu jeder Komponente.
Die Anwendung dieser Tools ist meist kinderleicht: Herunterladen, installieren, starten und im Bereich „Speicher” oder „Laufwerke” nach Ihrer SSD suchen.
Methode 2: Der physische Blick – Wenn Software nicht ausreicht
Manchmal sind Software-Tools und Bordmittel nicht in der Lage, den vollständigen Namen oder den Hersteller Ihrer SSD anzuzeigen, insbesondere wenn es sich um OEM-Laufwerke (Original Equipment Manufacturer) handelt, die von PC-Herstellern direkt verbaut wurden. In diesem Fall kann ein Blick ins Innere des Computers notwendig sein.
Wichtiger Hinweis: Bevor Sie Ihren Computer öffnen, schalten Sie ihn vollständig aus, ziehen Sie das Netzkabel und entladen Sie statische Elektrizität (z.B. durch Berühren eines geerdeten Metallgegenstands). Seien Sie vorsichtig und konsultieren Sie bei Laptops gegebenenfalls die Bedienungsanleitung oder Online-Ressourcen des Herstellers, um die korrekte Vorgehensweise zum Öffnen zu erfahren. Bei Laptops kann das Öffnen komplizierter sein und im schlimmsten Fall die Garantie beeinträchtigen.
Bei Desktop-PCs:
- Öffnen Sie das PC-Gehäuse: Entfernen Sie die Seitenwand Ihres Desktops (meist mit zwei Rändelschrauben an der Rückseite befestigt).
- Lokalisieren Sie die SSD:
- 2,5-Zoll-SATA-SSDs: Diese sehen aus wie kleinere Festplatten und sind oft in Laufwerksschächten montiert oder mit Kabelbindern an unauffälligen Stellen befestigt. Sie sind über SATA-Daten- und Stromkabel verbunden.
- M.2-SSDs: Diese sind kleine, riegelförmige Platinen, die direkt auf dem Motherboard in einem M.2-Slot stecken und meist mit einer kleinen Schraube gesichert sind. Moderne M.2-SSDs, insbesondere NVMe-Modelle, haben oft einen Kühlkörper (Heatsink) darüber.
- Lesen Sie die Beschriftung: Auf der Ober- oder Unterseite (bei 2,5-Zoll-SSDs) oder direkt auf der Platine (bei M.2-SSDs) befindet sich in der Regel ein Aufkleber. Dieser Aufkleber enthält die gesuchten Informationen: den Hersteller Ihrer SSD (z.B. Samsung, Crucial, Western Digital), das Modell, die Kapazität und oft auch die Seriennummer. Bei M.2-SSDs unter einem Kühlkörper kann es schwierig sein, den Aufkleber zu sehen, ohne den Kühlkörper zu entfernen. Gehen Sie hierbei vorsichtig vor oder nutzen Sie zuerst die Software-Methoden.
Bei Laptops:
Die Vorgehensweise ist hier komplexer und variiert stark je nach Modell. Viele moderne Laptops sind so konstruiert, dass sie nicht einfach zu öffnen sind. Überprüfen Sie am besten:
- Die Service-Anleitung oder das Handbuch Ihres Laptops.
- Online-Ressourcen: Suchen Sie nach „Laptop-Modell öffnen SSD” auf YouTube oder in Reparatur-Foren.
In vielen Fällen ist es ratsamer, sich auf die Software-Methoden zu verlassen, um die Garantie nicht zu gefährden oder Komponenten zu beschädigen.
Methode 3: Indizien und Umwege – Wenn alles andere scheitert
Sollten Sie weder per Software noch per physischem Blick fündig geworden sein (was selten vorkommt), gibt es noch ein paar „Detektiv-Tricks”, die Sie anwenden können.
1. Der Kaufbeleg oder die Bestellhistorie
Dies ist oft der einfachste Weg, wenn Sie Ihre SSD separat gekauft haben oder der PC mit einer spezifischen SSD beworben wurde. Überprüfen Sie Ihre:
- Rechnung oder Kaufbeleg: Der genaue Modellname und Hersteller Ihrer SSD sollte dort vermerkt sein.
- Bestellhistorie bei Online-Händlern: Loggen Sie sich bei Amazon, Alternate, Mindfactory etc. ein und sehen Sie in Ihrer Bestellübersicht nach.
- PC-Systemkonfigurator: Falls Sie einen PC bei einem Systemintegrator gekauft haben, finden Sie die genauen Spezifikationen oft in der Bestellbestätigung oder auf deren Webseite mit Ihrer Bestellnummer.
2. Die Originalverpackung
Wenn Sie die Originalverpackung Ihrer SSD oder Ihres PCs noch haben, finden Sie darauf in der Regel alle wichtigen Informationen, einschließlich des Herstellers, des Modells und oft auch der Leistungsdaten.
3. BIOS/UEFI
Manchmal zeigt das BIOS oder UEFI des Motherboards detailliertere Informationen zu den angeschlossenen Laufwerken an als das Betriebssystem selbst. Beim Start des Computers müssen Sie eine bestimmte Taste drücken (oft Entf, F2, F10 oder F12), um ins BIOS/UEFI zu gelangen. Navigieren Sie dann zu den Speicher- oder Systeminformationen.
4. Online-Suche mit unvollständigen Modellnummern
Selbst wenn Sie nur einen Teil des Modellnamens (z.B. aus dem Geräte-Manager) erhalten haben, kann eine gezielte Google-Suche Wunder wirken. Geben Sie die kryptische Zeichenfolge ein, die Sie gefunden haben, und fügen Sie Begriffe wie „SSD”, „manufacturer” oder „Hersteller” hinzu. Oft führt dies direkt zur Produktseite des Herstellers oder zu einschlägigen Technikforen, wo andere Nutzer bereits die Zuordnung vorgenommen haben.
Beispiel: Wenn Sie im Geräte-Manager „MZ-V7E1T0” sehen, suchen Sie nach „MZ-V7E1T0 SSD Hersteller”. Sie werden schnell feststellen, dass es sich um eine Samsung SSD 970 EVO 1TB handelt.
Fazit: Schluss mit dem Rätselraten!
Die „Detektivarbeit” zur Identifizierung des Herstellers Ihrer SSD mag anfangs entmutigend wirken, ist aber mit den richtigen Werkzeugen und etwas Geduld schnell erledigt. Egal, ob Sie die bequemen Software-Methoden bevorzugen, den physischen Blick wagen oder auf indirekte Indizien zurückgreifen müssen – Sie haben nun einen umfassenden Leitfaden an der Hand, der Sie zum Ziel führt.
Das Wissen um den Hersteller und das Modell Ihrer SSD ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für die optimale Pflege, Wartung und Fehlerbehebung Ihres Systems. Es ermöglicht Ihnen, die volle Leistung Ihres Speichermediums auszuschöpfen und proaktiv für dessen Langlebigkeit zu sorgen. Packen Sie Ihre digitale Lupe ein und lüften Sie das Geheimnis Ihrer SSD – Ihr PC wird es Ihnen danken!