In der rasanten Welt der Technologie, wo jedes Jahr neue Prozessorgenerationen und bahnbrechende Innovationen auf den Markt kommen, stellt sich oft die Frage: Wie lange hält ein Gerät wirklich durch? Insbesondere im Hause Apple, wo der Übergang von Intel-Chips zu den hauseigenen Apple Silicon-Prozessoren eine kleine Revolution ausgelöst hat, geraten ältere Modelle schnell in Vergessenheit. Heute nehmen wir uns ein ganz besonderes Modell vor, das sowohl geliebt als auch kritisiert wurde: das Apple MacBook Pro 2016. Fast acht Jahre nach seiner Einführung im Jahr 2024 fragen wir uns: Ist es noch nutzbar? Kann es im modernen Alltag bestehen? Das Urteil könnte Sie überraschen.
Ein Blick zurück: Das MacBook Pro 2016 und seine Zeit
Das Jahr 2016 war ein spannendes, aber auch kontroverses Jahr für Apples MacBook Pro-Linie. Mit einem radikalen Redesign führte Apple mehrere Neuerungen ein, die bis heute diskutiert werden. Das Gerät kam schlanker, leichter und mit einem größeren Trackpad daher. Die wohl auffälligste Neuerung war die Touch Bar, ein OLED-Streifen, der die traditionellen Funktionstasten ersetzte und kontextsensitive Steuerelemente bot. Gleichzeitig vollzog Apple einen mutigen, aber für viele Nutzer schmerzhaften Schnitt: Sämtliche Anschlüsse wurden auf USB-C/Thunderbolt 3 umgestellt. Das bedeutete das Aus für USB-A, HDMI und den SD-Kartenleser, was einen wahren Adapter-Tsunami auslöste. Und dann war da noch die Butterfly-Tastatur der zweiten Generation, die für ihr flaches Design gelobt, aber für ihre Anfälligkeit und mangelnde Haptik stark kritisiert wurde. Unter der Haube steckten Intel Core i5 und i7 Prozessoren (Skylake oder Kaby Lake), gepaart mit 8 GB oder 16 GB RAM und schnellen PCIe-SSDs.
Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung war es ein Statement-Gerät – futuristisch, dünn und leistungsstark. Doch wie sieht es im Jahr 2024 aus, in einer Welt, die von KI-Anwendungen, 8K-Videoschnitt und M3-Chips geprägt ist?
Hardware-Check im Jahr 2024: Wo steht das 2016er Modell heute?
Um die Nutzbarkeit eines acht Jahre alten Laptops zu beurteilen, müssen wir uns seine Kernkomponenten genau ansehen:
1. Prozessor (CPU) und Arbeitsspeicher (RAM)
Die Intel-Prozessoren der 6. und 7. Generation (Skylake/Kaby Lake) waren 2016 solide Performer. Die Modelle gab es als Dual-Core (13 Zoll) und Quad-Core (15 Zoll). Im Jahr 2024 sind sie jedoch weit von der Leistung moderner Chips, insbesondere der Apple Silicon-Reihe, entfernt. Einfache Aufgaben wie Web-Browsing, E-Mails, Textverarbeitung und Medienkonsum sind für sie kein Problem. Bei anspruchsvolleren Anwendungen wie Videoschnitt, intensiver Bildbearbeitung oder professioneller Software stößt man jedoch schnell an Grenzen. Multitasking mit vielen geöffneten Tabs und Programmen kann die CPU schnell überfordern, was sich in Verzögerungen und Lüfterrauschen äußert.
Der Arbeitsspeicher von 8 GB oder 16 GB (nicht erweiterbar) ist ebenfalls ein limitierender Faktor. 8 GB sind heute oft das absolute Minimum und für reines Browsing und Office ausreichend. Für alles, was darüber hinausgeht, insbesondere bei vielen gleichzeitig geöffneten Anwendungen, sind 16 GB deutlich komfortabler, aber auch diese stoßen an ihre Grenzen, wenn moderne Software (z.B. Adobe Creative Cloud Apps) viel RAM fordert.
2. Speicher (SSD)
Die PCIe-SSDs im MacBook Pro 2016 waren ihrer Zeit voraus und sind auch heute noch beeindruckend schnell. Lese- und Schreibraten liegen oft über 1 GB/s, was zu schnellen Systemstarts und Programmöffnungen führt. Dies ist einer der größten Pluspunkte, da eine schnelle SSD die gefühlte Geschwindigkeit eines Systems erheblich steigert, selbst wenn der Prozessor älter ist. Allerdings ist die SSD fest verlötet und kann nicht aufgerüstet werden, was bei 256 GB oder 512 GB in 2024 schnell eng werden kann.
3. Display
Das Retina-Display des MacBook Pro 2016 war und ist immer noch exzellent. Mit hoher Auflösung, guter Farbdarstellung und Helligkeit kann es locker mit vielen aktuellen Laptops mithalten. Für Office-Arbeiten, Medienkonsum und auch für nicht-professionelle Bildbearbeitung ist das Display absolut überzeugend und trägt maßgeblich zur angenehmen Nutzung bei.
4. Batterielebensdauer
Hier zeigt sich das Alter des Geräts am deutlichsten. Selbst bei einem neuwertigen Zustand war die Akkulaufzeit des 2016er Modells nicht rekordverdächtig. Nach acht Jahren ist der Akku höchstwahrscheinlich stark degradiert. Eine Stunde oder zwei bei normaler Nutzung sind realistisch, wenn der Akku nicht getauscht wurde. Ein Akku-Tausch ist bei einem Gerät dieses Alters nahezu obligatorisch, um eine akzeptable mobile Nutzung zu gewährleisten.
5. Tastatur (Butterfly-Tastatur)
Die umstrittene Butterfly-Tastatur der zweiten Generation ist ein großes Manko. Sie war anfällig für Staubpartikel, die Tasten blockierten oder doppelt anschlugen. Auch wenn Apple im Rahmen eines Reparaturprogramms viele dieser Tastaturen ausgetauscht hat, bleibt sie ein potenzielles Problem und bietet vielen Nutzern nicht das gewünschte Tippgefühl. Dies ist ein Hardware-Mangel, der die alltägliche Nutzung stark beeinträchtigen kann und eine Entscheidung gegen den Kauf beeinflussen sollte.
6. Anschlüsse und Konnektivität
Die ausschließliche Konzentration auf Thunderbolt 3/USB-C war 2016 ein mutiger Schritt. Heute sind USB-C-Anschlüsse weit verbreitet, aber viele Peripheriegeräte nutzen immer noch USB-A. Das bedeutet: Adapter, Adapter und nochmals Adapter. Für Nutzer, die viele ältere Geräte verwenden, ist das umständlich. Für moderne Setups mit USB-C-Docks und Monitoren ist es jedoch weniger ein Problem. WLAN (802.11ac) und Bluetooth 4.2 sind vorhanden und für die meisten Zwecke ausreichend, aber nicht auf dem neuesten Stand (z.B. Wi-Fi 6E oder Bluetooth 5.x).
7. Webcam und Audio
Die 720p-Webcam ist grundlegend und für Videokonferenzen ausreichend, aber weit von der Qualität moderner 1080p-Kameras entfernt. Die Stereolautsprecher hingegen waren schon 2016 gut und liefern auch heute noch einen überraschend ordentlichen Klang für Musik und Videos.
Software-Ökosystem und Betriebssystem-Support: Die größte Hürde?
Die größte Herausforderung für das MacBook Pro 2016 im Jahr 2024 ist der macOS-Support. Offiziell unterstützt das Modell maximal macOS Monterey (Version 12), das im Herbst 2021 veröffentlicht wurde. Die aktuellen Versionen macOS Ventura (13) und macOS Sonoma (14) sind für dieses Gerät offiziell nicht mehr verfügbar. Das hat gravierende Auswirkungen:
- Keine neuen Features: Man verpasst die neuesten Funktionen und Verbesserungen des Betriebssystems.
- Dünner werdende Sicherheitsupdates: Apple liefert für ältere macOS-Versionen nur noch sporadisch Sicherheitsupdates. Mit der Zeit werden diese komplett eingestellt, was das System anfälliger für Schwachstellen macht.
- Software-Kompatibilität: Moderne Anwendungen, insbesondere solche, die die neuesten macOS-APIs nutzen, werden früher oder später eine neuere macOS-Version voraussetzen. Browser wie Chrome und Firefox werden zwar noch eine Weile Monterey unterstützen, aber auch hier ist die Unterstützung endlich.
Das überraschende Element: OpenCore Legacy Patcher
Hier kommt das „überraschende Urteil” ins Spiel, das vielen älteren Intel-Macs ein zweites Leben einhaucht: der OpenCore Legacy Patcher (OCLP). Dieses von der Community entwickelte Tool ermöglicht es, inoffiziell neuere macOS-Versionen (wie Ventura oder sogar Sonoma) auf nicht unterstützten Macs zu installieren. Mit OCLP kann ein MacBook Pro 2016 tatsächlich die neuesten Features und vor allem die aktuellen Sicherheitsupdates nutzen. Dies ist jedoch kein Prozess für jedermann:
- Es erfordert technisches Verständnis und die Bereitschaft, sich einzuarbeiten.
- Es kann zu kleineren Bugs oder Performance-Einbußen bei bestimmten Funktionen (z.B. WLAN, Bluetooth, Grafiktreiber) kommen, auch wenn OCLP meist sehr stabil läuft.
- Updates sind komplexer.
Für versierte Nutzer kann OCLP die Lebensdauer und Relevanz des MacBook Pro 2016 erheblich verlängern. Ohne diesen Patch ist das Gerät jedoch auf Monterey beschränkt und wird zunehmend zum Sicherheitsrisiko.
Leistung im Alltag: Wofür reicht es noch?
Basierend auf den Hardware- und Software-Fakten lässt sich festhalten, dass das MacBook Pro 2016 im Jahr 2024 noch für eine Reihe von Aufgaben durchaus nutzbar ist:
- Grundlegende Office-Arbeiten und Web-Browsing: Dokumente bearbeiten, E-Mails schreiben, im Internet surfen, Videos streamen – all das geht ohne Probleme, besonders wenn der Akku getauscht wurde und die SSD schnell ist.
- Leichte Bildbearbeitung: Für kleinere Projekte in Photoshop oder Lightroom (ältere Versionen) und Anwendungen wie GIMP oder Pixelmator ist es noch brauchbar, solange man keine riesigen RAW-Dateien oder komplexe Ebenenstrukturen bearbeitet.
- Programmierung und Entwicklung: Für Webentwicklung, Skripterstellung oder das Arbeiten in leichteren IDEs ist es noch denkbar. Aufwändige Kompilierungsprozesse oder das Arbeiten an großen Codebasen wird jedoch spürbar langsamer sein als auf einem modernen Gerät.
- Medienkonsum: Filme und Serien schauen, Musik hören – dafür ist das Gerät dank seines guten Displays und der ordentlichen Lautsprecher hervorragend geeignet.
Wofür es sich nicht mehr eignet:
- Professioneller Videoschnitt (insbesondere 4K): Die CPU ist hierfür einfach zu schwach.
- Anspruchsvolle 3D-Modellierung und Grafikdesign: Für Renderings oder komplexe CAD-Anwendungen fehlen sowohl CPU- als auch GPU-Leistung.
- Modernes Gaming: Die integrierte Intel-Grafikkarte ist für aktuelle Spiele nicht ausgelegt.
- Ressourcenintensive wissenschaftliche Berechnungen oder Data Science: Die Rechenleistung ist hierfür unzureichend.
Wartung und Upgrades: Kann man die Lebensdauer verlängern?
Ja, ein paar Maßnahmen können die Nutzbarkeit verlängern:
- Akku-Tausch: Wie erwähnt, ist dies fast unerlässlich, um das Gerät mobil nutzen zu können. Dies kann durch Apple, autorisierte Servicepartner oder mit etwas Geschick selbst (unter Beachtung der Risiken) erfolgen.
- Reinigung des Lüfters und Tausch der Wärmeleitpaste: Dies kann die thermische Leistung verbessern und dazu beitragen, dass die CPU länger ihre maximale Taktrate halten kann, anstatt zu drosseln.
- Software-Optimierung: Eine frische Installation von macOS Monterey (oder OCLP für neuere Versionen) ohne unnötigen Ballast kann Wunder wirken.
- Externe Speichermedien: Da die interne SSD nicht aufrüstbar ist, kann eine schnelle externe Thunderbolt 3 SSD Abhilfe schaffen, wenn mehr Speicherplatz benötigt wird.
Das überraschende Urteil: Ein Phoenix aus der Asche?
Das Apple MacBook Pro 2016 ist im Jahr 2024 überraschend *nutzbar*, aber nicht ohne erhebliche Einschränkungen. Das Urteil ist überraschend, weil man von einem fast acht Jahre alten Laptop erwarten könnte, dass er vollständig obsolet ist. Doch das Gegenteil ist der Fall – zumindest für bestimmte Anwendungsfälle und Nutzergruppen.
Die hochwertige Bauweise, das exzellente Retina-Display und die immer noch schnelle SSD sind die Gründe, warum es sich nicht wie ein „uraltes” Gerät anfühlt. Für grundlegende Aufgaben wie Surfen, Textverarbeitung und Medienkonsum ist es weiterhin absolut ausreichend. Die große Hürde des fehlenden offiziellen macOS-Supports kann für technisch versierte Nutzer durch den OpenCore Legacy Patcher umgangen werden, was dem Gerät eine erstaunliche Verlängerung seiner Lebensdauer und Relevanz verleiht. Dies ist der „Piratenschatz”, der die Überraschung ausmacht: Ein Gerät, das von Apple aufgegeben wurde, kann durch die Community gerettet werden.
Die Kehrseiten sind jedoch nicht zu unterschätzen: die oft problematische Butterfly-Tastatur, die abgenutzte Batterielebensdauer und die eingeschränkte Leistung der Intel-Prozessoren bei modernen, anspruchsvollen Anwendungen. Es ist kein Laptop für Power-User oder professionelle Kreative mehr. Es ist auch keine Investition in die Zukunft.
Fazit: Lohnt sich die Anschaffung 2024?
Wenn Sie bereits ein MacBook Pro 2016 besitzen und es für die oben genannten Aufgaben nutzen, können Sie es mit einem Akku-Tausch und eventuell dem OpenCore Legacy Patcher noch eine Weile gut weiterverwenden. Es ist ein fähiges Zweitgerät oder ein zuverlässiger Laptop für Studenten und leichte Aufgaben.
Die Frage, ob sich die Anschaffung im Jahr 2024 lohnt, ist jedoch komplexer. Nur unter sehr spezifischen Umständen und zu einem extrem niedrigen Preis wäre es eine Überlegung wert. Beispielsweise als günstiger Einstieg in das Apple-Ökosystem, wenn das Budget extrem begrenzt ist und Sie genau wissen, dass Ihre Anforderungen niedrig sind (und Sie die Risiken der Tastatur und des Akkus eingehen wollen). Für die meisten Nutzer wäre es ratsamer, auf ein neueres Modell, idealerweise mit einem Apple Silicon Chip (M1 oder neuer), zu sparen. Diese bieten ein ungleich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, zukunftsfähige Leistung, exzellente Akkulaufzeit und aktuellen macOS-Support. Ein gebrauchtes MacBook Air M1 ist oft schon für einen ähnlichen Preis zu haben und übertrifft das 2016er Pro in fast jeder Disziplin um Welten.
Das MacBook Pro 2016 ist also keine Empfehlung für den breiten Markt mehr. Aber für eine Nische von Nutzern, die bereit sind, sich mit seinen Macken auseinanderzusetzen und eventuell den inoffiziellen Weg zu gehen, ist es im Jahr 2024 tatsächlich noch überraschend nutzbar. Ein Relikt mit Restwert, aber nur für Kenner.