Erinnern Sie sich an den Hype um den Gigabyte M27Q? Vor einigen Jahren war er in aller Munde. Ein 27-Zoll-Monitor mit 1440p-Auflösung, 170 Hz Bildwiederholrate, einem schnellen IPS-Panel und einem integrierten KVM-Switch – das alles zu einem erstaunlich attraktiven Preis. Für viele war er der Inbegriff eines modernen Gaming- und Produktivitätsmonitors, der keine großen Kompromisse einzugehen schien. Auch wir ließen uns von der Welle der Begeisterung mitreißen und schafften uns dieses vielversprechende Stück Technik an. Aber wie so oft trennt sich die Spreu vom Weizen erst nach längerem Gebrauch. Die anfängliche Euphorie weicht dem Langzeittest des Alltags. Und genau das ist die Frage, die wir uns heute stellen: Würden wir den Gigabyte M27Q nochmal kaufen? Tauchen wir ein in unser umfassendes Langzeit-Fazit.
Die Faszination M27Q – Was uns damals angezogen hat
Als der Gigabyte M27Q auf den Markt kam, traf er einen Nerv. Der Markt war voll von teuren High-End-Monitoren oder Budget-Modellen mit deutlichen Abstrichen. Der M27Q schien die perfekte Brücke zu schlagen. Seine Eckdaten lasen sich wie das Wunschzettelchen vieler Anwender: ein 27 Zoll großes IPS-Panel mit einer knackigen QHD-Auflösung (2560×1440 Pixel), eine butterweiche Bildwiederholrate von bis zu 170Hz und eine schnelle Reaktionszeit (MPRT von 0,5 ms, GTG von 1 ms). Das waren Leistungsmerkmale, die man sonst nur in deutlich höheren Preisklassen fand. Hinzu kam die oft gelobte KVM-Funktion, die es erlaubte, zwei PCs (oder einen PC und ein Laptop) mit derselben Tastatur und Maus zu bedienen, indem man einfach den Monitor umschaltete. Für viele, die zwischen Arbeits- und Gaming-Setup wechselten, klang das nach der ultimativen Komfortfunktion. Auch die breite Farbraumabdeckung (92% DCI-P3 / 140% sRGB) versprach eine lebendige Farbdarstellung, sowohl für Spiele als auch für gelegentliche Bildbearbeitung. Kurz gesagt: Der M27Q war ein verlockendes Gesamtpaket, das ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis versprach.
Bildqualität im Alltag – Schärfe, Farben und Kontrast
Nachdem wir den M27Q über einen längeren Zeitraum genutzt haben, können wir die Bildqualität im Großen und Ganzen immer noch loben. Die 1440p-Auflösung auf 27 Zoll bietet eine sehr angenehme Pixeldichte, die für eine scharfe Darstellung von Texten und Bildern sorgt. Man hat genug Platz auf dem Desktop, um mehrere Fenster nebeneinander zu öffnen, was der Produktivität zugutekommt. Die Farben des IPS-Panels sind – typisch für diese Technologie – lebendig und satt. Insbesondere bei Spielen und Filmen kommt dies gut zur Geltung. Die werkseitige Kalibrierung war für unsere Zwecke ausreichend, und der breite Farbraum macht sich bei der Darstellung von HDR-Inhalten (auch wenn der M27Q nur HDR Ready ist) bemerkbar, ohne jedoch die Brillanz eines echten HDR-Monitors zu erreichen. Ein gewisses IPS-Glow und Backlight-Bleeding sind vorhanden, aber im akzeptablen Bereich für diese Preisklasse und Panel-Technologie. Es ist nichts, was im alltäglichen Gebrauch wirklich stört oder negativ auffällt.
Der wohl größte und kontroverseste Punkt bei der Bildqualität des M27Q ist jedoch sein einzigartiges BGR-Subpixel-Layout. Im Gegensatz zu den meisten Monitoren, die ein RGB-Layout (Rot-Grün-Blau) verwenden, setzt Gigabyte hier auf BGR (Blau-Grün-Rot). Dies hat zur Folge, dass die Textdarstellung insbesondere unter Windows ohne Anpassungen leicht unscharf oder „fransig” wirken kann, da die ClearType-Technologie von Windows für RGB-Layouts optimiert ist. In den ersten Wochen war dies definitiv ein gewöhnungsbedürftiger Punkt. Mit der Zeit und durch das Anpassen der ClearType-Einstellungen (suchen Sie in den Windows-Einstellungen nach „ClearType-Text anpassen” und folgen Sie den Schritten) konnte die Textdarstellung deutlich verbessert werden, aber eine perfekte Schärfe wie bei einem herkömmlichen RGB-Panel wird selten erreicht. Für reine Gamer oder Nutzer, die hauptsächlich grafische Inhalte konsumieren, ist das Problem weniger gravierend. Wer aber viel Text liest oder schreibt, sollte diesen Aspekt unbedingt berücksichtigen. Wir haben uns nach einiger Zeit daran gewöhnt, aber es bleibt ein kleiner Makel, den man bei der Kaufentscheidung bedenken sollte.
Gaming-Performance – Flüssig, schnell und reaktionsschnell
Im Bereich Gaming kann der Gigabyte M27Q nach wie vor glänzen. Die Kombination aus 1440p-Auflösung und 170Hz Bildwiederholrate ist ein Traum für viele Gamer. Spiele wirken ungemein flüssig, und die höhere Auflösung sorgt für mehr Details und eine immersivere Erfahrung als bei Full HD. Die schnelle Reaktionszeit des IPS-Panels minimiert Ghosting und Bewegungsunschärfe effektiv. Bei schnellen Shootern oder Rennspielen fühlt sich die Steuerung präzise an, und man hat das Gefühl, das Geschehen jederzeit im Griff zu haben. Gigabyte bietet verschiedene Overdrive-Einstellungen an; „Picture Quality” oder „Balance” bieten in unseren Augen den besten Kompromiss zwischen Schnelligkeit und Artefakten.
Die Unterstützung für FreeSync Premium funktioniert sowohl mit AMD- als auch (inoffiziell, aber meist problemlos) mit NVIDIA-Grafikkarten (G-Sync Compatible). Dies verhindert Tearing und Stuttering und sorgt für ein geschmeidiges Spielerlebnis, solange die Framerate im Bereich des Monitors liegt. Wir konnten keine signifikanten Probleme mit der adaptiven Synchronisierung feststellen, was für die Gaming-Erfahrung essenziell ist. Auch nach Jahren der Nutzung hat sich an der Kernkompetenz des M27Q als Gaming-Monitor nichts geändert: Er liefert ein erstklassiges, flüssiges und reaktionsschnelles Spielerlebnis, das auch anspruchsvolle Gamer zufriedenstellt.
Produktivität und Multifunktionalität – Mehr als nur Gaming
Neben dem Gaming war die versprochene Multifunktionalität ein Hauptargument für den M27Q, insbesondere die integrierte KVM-Funktion. Und hier müssen wir sagen: Sie funktioniert, aber nicht immer so reibungslos, wie man es sich wünschen würde. Die Idee, mit einem Knopfdruck zwischen Arbeits-PC und Gaming-Rechner zu wechseln und dabei Maus und Tastatur mitzunehmen, ist fantastisch. In der Praxis gab es jedoch hin und wieder kleinere Haken. Manchmal musste der Monitor ein paar Sekunden länger nach dem Signal suchen, oder die USB-Verbindung für Tastatur/Maus wurde nicht sofort erkannt. Firmware-Updates haben hier in der Vergangenheit Verbesserungen gebracht. Trotz dieser gelegentlichen kleinen Unannehmlichkeiten ist die KVM-Funktion für uns immer noch ein großer Pluspunkt und eine enorme Erleichterung im Home Office geworden. Man spart sich ein dediziertes KVM-Switch-Gerät und den Kabelsalat. Der integrierte USB-Hub mit zwei USB-A-Anschlüssen ist ebenfalls praktisch, um Peripheriegeräte direkt am Monitor anzuschließen und so den Kabelsalat auf dem Schreibtisch zu reduzieren. Insgesamt hat der M27Q unsere Produktivität durch seine große Bildschirmfläche und die KVM-Funktion spürbar verbessert.
Ergonomie und Design – Der praktische Aspekt
Beim Design und der Ergonomie ist der M27Q eher zweckmäßig als extravagant. Der Standfuß bietet eine solide Basis und erlaubt die Einstellung der Höhe und Neigung des Monitors. Eine Drehfunktion (Swivel) oder Pivot-Funktion (90-Grad-Drehung ins Hochformat) fehlt leider, was ein kleines Manko für Produktivitätsenthusiasten ist. Allerdings ist der Monitor VESA-kompatibel, sodass er problemlos an Monitorarmen befestigt werden kann, was wir auch getan haben, um die fehlende Flexibilität auszugleichen und noch mehr Platz auf dem Schreibtisch zu gewinnen. Die Verarbeitungsqualität ist solide, wenn auch nicht überragend. Das Plastikgehäuse fühlt sich robust an, knarzt aber bei stärkerer Berührung. Die schmalen Rahmen (Bezels) auf drei Seiten tragen zu einem modernen Erscheinungsbild bei und sind ideal für Multi-Monitor-Setups.
Die Bedienung des On-Screen-Displays (OSD) erfolgt über einen intuitiven OSD-Joystick auf der Rückseite. Das Menü ist gut strukturiert und bietet eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten für Bild, Gaming-Features und die KVM-Funktion. Hier gibt es absolut nichts zu bemängeln – die Bedienung ist einfach und effektiv.
Langzeit-Erfahrungen – Was uns wirklich aufgefallen ist
Die Langzeitnutzung eines Monitors offenbart oft kleine Details, die bei den ersten Tests übersehen werden. In puncto Zuverlässigkeit hat uns der M27Q positiv überrascht. Es gab keine Ausfälle, keine Pixelfehler und auch das Backlight-Bleeding hat sich nicht merklich verschlechtert. Der Monitor hat seinen Dienst stets zuverlässig verrichtet.
Das BGR-Subpixel-Problem blieb jedoch ein präsenter Punkt. Obwohl wir uns daran gewöhnt haben und die ClearType-Anpassungen viel verbessert haben, gibt es immer noch Anwendungen oder bestimmte Schriftarten, bei denen die Textdarstellung nicht ganz so gestochen scharf ist, wie man es sich wünschen würde. Dies ist besonders spürbar, wenn man von einem Monitor mit klassischem RGB-Layout wechselt oder lange Texte liest. Für uns war es am Ende kein Dealbreaker, aber es ist definitiv der größte einzelne Schwachpunkt des M27Q, der über die gesamte Nutzungsdauer hinweg spürbar blieb.
Ein weiterer Aspekt ist die Entwicklung des Monitormarktes. Als der M27Q erschien, war er in seiner Preisklasse fast konkurrenzlos. Heute gibt es deutlich mehr Auswahl. Monitore mit 1440p und 170Hz sind weit verbreitet, und viele bieten mittlerweile Panels mit noch besseren Kontrasten, HDR-Fähigkeiten oder einer verbesserten Ergonomie. Einige Hersteller haben das BGR-Layout vermieden oder andere Technologien eingesetzt, um die Textschärfe zu verbessern. Dies relativiert das ehemals so herausragende Preis-Leistungs-Verhältnis etwas, auch wenn der M27Q immer noch als gutes Angebot durchgeht.
Die Konkurrenz schläft nicht – Ein Blick auf den Markt
Seit der Einführung des Gigabyte M27Q hat sich der Gaming-Monitor-Markt rasant weiterentwickelt. Monitore mit ähnlichen Spezifikationen – 27 Zoll, 1440p, 144Hz+ IPS-Panel – sind heute Standard und in allen Preisklassen zu finden. Es gibt Modelle mit höherer Helligkeit, besserer HDR-Leistung (echtem HDR400 oder sogar HDR600), verbesserten Standfüßen mit voller Ergonomie und manchmal sogar mit höheren Bildwiederholraten (z.B. 240Hz). Auch das Thema BGR-Subpixel-Layout hat dazu geführt, dass andere Hersteller vermehrt auf klassische RGB-Layouts achten, um die Textschärfe zu gewährleisten.
Einige neuere Modelle bieten verbesserte KVM-Implementierungen oder zusätzliche Features wie USB-C mit Power Delivery, was besonders für Laptop-Nutzer attraktiv ist. Die Preisentwicklung hat dazu geführt, dass der M27Q heute zwar immer noch attraktiv gepreist ist, aber nicht mehr der einzige „Killer-Deal” am Markt ist. Interessenten sollten sich daher unbedingt umschauen und die aktuellen Angebote der Konkurrenz, wie zum Beispiel von Dell, ASUS oder LG, in Betracht ziehen. Diese bieten oft ähnliche Specs ohne die spezifischen Nachteile des M27Q, wenngleich sie manchmal auf die KVM-Funktion verzichten.
Würden wir den Gigabyte M27Q nochmal kaufen? Unser Fazit
Kommen wir nun zur entscheidenden Frage: Würden wir den Gigabyte M27Q nochmal kaufen? Die Antwort ist nicht ganz einfach, aber tendenziell eher: Ja, aber mit Vorbehalten und einer genauen Abwägung der Alternativen. Zum Zeitpunkt unseres Kaufs war der M27Q eine Sensation und die Kaufempfehlung klar. Heute ist das Bild differenzierter.
Was uns weiterhin überzeugt:
- Die hervorragende Gaming-Performance mit 1440p, 170Hz und FreeSync Premium.
- Die solide Bildqualität des IPS-Panels mit lebendigen Farben.
- Die nützliche, wenn auch manchmal etwas hakelige, KVM-Funktion für den Multi-PC-Betrieb.
- Das immer noch gute Preis-Leistungs-Verhältnis, besonders wenn man ihn im Angebot findet.
- Die allgemeine Zuverlässigkeit über die Jahre.
Was uns heute zum Zögern bringen würde:
- Das BGR-Subpixel-Layout und die damit verbundenen Kompromisse bei der Textschärfe, die für viel Schreiber oder Programmierer störend sein können.
- Die fehlende volle Ergonomie des Standfußes (kein Swivel/Pivot).
- Die gestiegene Konkurrenz, die mittlerweile Monitore mit ähnlichen Specs ohne die BGR-Problematik oder mit zusätzlichen Features anbietet.
Fazit: Der Gigabyte M27Q ist nach wie vor ein sehr guter Monitor, insbesondere für Gamer, die ein flüssiges und reaktionsschnelles Spielerlebnis suchen und die KVM-Funktion zu schätzen wissen. Wenn Sie hauptsächlich spielen und gelegentlich produktiv arbeiten, und bereit sind, sich mit dem BGR-Layout entweder anzufreunden oder es durch entsprechende Software-Anpassungen zu minimieren, dann ist der M27Q auch heute noch eine lohnende Investition. Er bietet ein starkes Paket für seinen Preis. Für Anwender, die ihren Monitor primär für Office-Arbeiten, Programmierung oder intensives Lesen nutzen und Wert auf absolut scharfen Text legen, würden wir jedoch empfehlen, die aktuellen Alternativen mit klassischem RGB-Layout genauer unter die Lupe zu nehmen. Insgesamt bleibt der M27Q eine Ikone seiner Zeit, die auch heute noch ihre Daseinsberechtigung hat, aber nicht mehr der alleinige Platzhirsch ist.