Der Bau eines leistungsstarken, aber gleichzeitig kompakten PCs ist der Traum vieler Enthusiasten. Im Bereich der Small Form Factor (SFF)-Systeme hat sich der ASRock DeskMeet B660 als faszinierender Kandidat etabliert. Er verspricht die Leistung moderner Intel-Prozessoren der 12. und 13. Generation in einem Gehäuse, das kaum größer ist als ein Schuhkarton. Doch wie so oft bei kompakten Builds, stellt sich die entscheidende Frage: Kann dieser „Mini-ITX-Gigant” wirklich eine vollwertige Grafikkarte von 20 cm Länge aufnehmen, ohne dass Kompromisse bei Leistung, Kühlung oder gar der Kompatibilität eingegangen werden müssen? In diesem umfassenden Testbericht tauchen wir tief in die Welt des DeskMeet B660 ein, beleuchten seine Stärken und Schwächen und liefern die definitive Antwort auf die Frage, die viele potenzielle Käufer umtreibt.
Auf den ersten Blick wirkt der ASRock DeskMeet B660 erstaunlich unauffällig. Mit seinen Maßen von etwa 16,8 x 21,8 x 23,6 cm (B x H x T) ist er zweifellos kompakt, aber nicht winzig – ein Punkt, der ihn von noch kleineren Mini-PCs wie den Intel NUCs oder ASRocks eigener DeskMini-Serie abhebt. Diese etwas großzügigere Statur ist jedoch kein Zufall; sie ist der Schlüssel zu seiner einzigartigen Fähigkeit, dedizierte Grafikkarten zu beherbergen. Das Gehäuse selbst ist schlicht gehalten, meist in Schwarz, mit einer gelochten Seitenwand, die der Luftzirkulation dient. Die Verarbeitungsqualität ist solide, typisch für ASRock, mit Metall- und Kunststoffkomponenten, die sich robust anfühlen.
Die Front bietet die üblichen Anschlüsse: USB 3.2 Gen1 Typ-A, USB 2.0 Typ-A und Audio-Ports. Auf der Rückseite finden sich weitere USB-Anschlüsse, LAN, DisplayPort, HDMI und ein VGA-Anschluss – eine beeindruckende Auswahl für ein System dieser Größe. Das Design schreit nicht nach „Gaming-PC”, sondern eher nach einem unaufdringlichen Desktop-Rechner, der sich nahtlos in jede Umgebung einfügt, sei es im Büro, im Wohnzimmer als HTPC oder als leistungsstarke Workstation unter dem Schreibtisch. Der hier verwendete Formfaktor ist keine exakte Mini-ITX-Norm, sondern eine proprietäre Variante, die auf Mini-STX basiert, jedoch für die Aufnahme einer Grafikkarte erweitert wurde. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der die Flexibilität des Systems maßgeblich beeinflusst.
Das Herzstück des DeskMeet B660 bildet der Intel B660 Chipsatz, der eine breite Kompatibilität mit Intels aktuellen Prozessoren der 12. und 13. Generation (LGA1700) bietet. Das bedeutet, Sie können von einem energieeffizienten Core i3 bis hin zu einem leistungsstarken Core i9 (unter Berücksichtigung der TDP und Kühlung) alles verbauen. Die Platine unterstützt bis zu 128 GB DDR4-RAM in vier SO-DIMM-Slots, was für die meisten Anwendungsfälle mehr als ausreichend ist. Bei der Speichergeschwindigkeit sollte man auf Kompatibilität achten, aber 3200 MHz sind Standard und werden gut unterstützt.
Für Speicheroptionen gibt es zwei M.2-Slots für NVMe SSDs (einer davon PCIe Gen4 x4, der andere PCIe Gen3 x4), was blitzschnelle Ladezeiten und Datenübertragungen ermöglicht. Zusätzlich stehen zwei SATA-Ports zur Verfügung, falls man klassische 2,5-Zoll-SSDs oder HDDs verbauen möchte – eine Seltenheit in so kompakten Systemen. Für die Konnektivität ist ein Gigabit-LAN-Port integriert, und es besteht die Option, ein Wi-Fi-Modul im E-Key M.2 Slot nachzurüsten, was für drahtlose Verbindungen unerlässlich sein kann.
Ein entscheidendes Merkmal des DeskMeet B660 ist das integrierte Netzteil. ASRock setzt hier auf eine proprietäre Lösung mit 500 Watt, was für viele Konfigurationen ausreichend ist und den Vorteil hat, dass kein externes Power-Brick benötigt wird. Diese 500 Watt sind jedoch ein limitierender Faktor, der sorgfältig bei der Auswahl der Grafikkarte berücksichtigt werden muss, um Systemstabilität zu gewährleisten und Leistungsspitzen abzufangen.
Nun zum Kern unserer Untersuchung: Passt eine 20 cm lange Grafikkarte wirklich in den ASRock DeskMeet B660? Die offizielle Spezifikation von ASRock gibt eine maximale Grafikkartenlänge von 20 cm an, mit einer Höhe von 4,5 cm (Dual-Slot) und einer Breite von 13 cm. Diese Maße sind präzise und lassen wenig Spielraum für Interpretationen. Viele Hersteller von Grafikkarten bieten spezielle „Mini”- oder „ITX”-Versionen ihrer Modelle an, die genau diese Längenbeschränkung einhalten. Man denke beispielsweise an bestimmte Modelle der NVIDIA GeForce RTX 3050, der RTX 3060 Single-Fan-Varianten oder AMDs Radeon RX 6600 – alles Karten, die in der Regel eine Länge um die 20 cm aufweisen und ein ordentliches Leistungsplus gegenüber integrierter Grafikkarten bieten.
Doch die Herausforderung geht über die reine Länge hinaus. Die Dicke (maximal Dual-Slot) und Breite der Karte sind ebenso entscheidend, insbesondere im Hinblick auf die Stromkabel (6- oder 8-Pin PCIe) und deren Verlegung. Eine 20 cm lange Karte reicht sehr nah an die Gehäusefront, wo Kabel für Frontpanel-Anschlüsse oder ein optionaler Gehäuselüfter zu Engpässen führen können.
Unsere Tests und die Erfahrungen vieler Nutzer zeigen: Ja, eine 20 cm lange Grafikkarte passt in den DeskMeet B660 – *aber mit Vorsicht und Präzision*. Es ist oft ein millimetergenaues Unterfangen. Man sollte darauf achten, dass die Stromanschlüsse der Grafikkarte nicht nach hinten (Richtung Gehäuselüfter) zeigen, sondern idealerweise nach oben oder zur Seite, um Kabelbiegungen zu minimieren. Ein weiterer Aspekt ist die Belüftung. Eine Grafikkarte, die fast die gesamte Länge des Gehäuses ausfüllt, kann den Luftstrom im Inneren erheblich beeinträchtigen. Daher ist die Auswahl einer Grafikkarte mit einem effizienten Kühldesign und im Idealfall einer „Open-Air”-Kühlung, die die warme Luft direkt nach außen abführt, von Vorteil. Grafikkarten, die die Abluft nach hinten aus dem Gehäuse blasen (Blower-Design), sind hier weniger verbreitet, aber potenziell effektiver für die Gehäusekühlung.
Es ist ratsam, vor dem Kauf die genauen Maße der ins Auge gefassten Grafikkarte zu überprüfen und eventuell Erfahrungsberichte anderer DeskMeet B660 Besitzer zu suchen. Mit einer sorgfältigen Planung und der richtigen Grafikkartenwahl ist es jedoch absolut machbar, eine leistungsfähige Gaming- oder Arbeits-GPU in diesem kompakten System unterzubringen.
Der Zusammenbau des ASRock DeskMeet B660 ist eine Gratwanderung. Das modulare Design erlaubt einen schrittweisen Einbau von CPU, Kühler, RAM und M.2-SSDs. Doch das Platzangebot ist begrenzt, was besonders beim Kabelmanagement zur Herausforderung wird. Saubere Kabelführung ist essenziell, um den Luftstrom nicht zu behindern.
Die größte Herausforderung ist oft der CPU-Kühler. Der DeskMeet B660 hat eine maximale Kühlerhöhe von etwa 65 mm. Das schließt die meisten Tower-Kühler aus und zwingt den Nutzer zu Top-Blower-Kühlern wie dem Noctua NH-L9i/L9a oder dem Scythe Shuriken 3. Diese Kühler sind für ihre Kompaktheit bekannt, können aber bei hochleistungsfähigen CPUs an ihre Grenzen stoßen. Ein leistungsstarker Intel Core i7 oder i9 wird hier unter Last schnell hohe Temperaturen erreichen, wenn nicht ein sehr effizientes Kühlkonzept (und eventuell Undervolting) angewendet wird.
Sobald CPU, RAM und SSDs installiert sind, kommt die Grafikkarte an die Reihe. Das Mainboard wird nach dem Einbau der Komponenten in einen „Tray” geschoben, der dann wiederum ins Gehäuse gleitet. Dieses modulare Vorgehen erleichtert den Einbau, erfordert aber eine gewisse Reihenfolge. Die Grafikkarte wird direkt in den PCIe x16 Slot auf dem Mainboard gesteckt und mit einer einzigen Rändelschraube gesichert. Es ist wichtig, die Anschlüsse des Netzteils (insbesondere den 8-Pin CPU-Stromanschluss) gut zu verlegen, bevor die Grafikkarte installiert wird, da diese sonst den Zugang blockieren kann.
Die tatsächliche Leistung hängt stark von den gewählten Komponenten ab. Mit einem Core i5-12400/13400 und einer RTX 3050 oder RX 6600 fungiert der DeskMeet B660 als überraschend fähiger Gaming-PC für 1080p in mittleren bis hohen Einstellungen. Anspruchsvollere Szenarien fordern das 500-Watt-Netzteil und die Kühlung jedoch stark.
Ein kritischer Punkt sind die Thermals. Während normale Office-Anwendungen oder leichte Workloads kein Problem darstellen, können CPU und GPU unter Volllast schnell warm werden. Der limitierte Platz für Luftstrom und die kleine Oberfläche für Wärmeabfuhr sind die Hauptursachen. Es ist dringend zu empfehlen, einen Gehäuselüfter (z.B. einen 120 mm Lüfter an der Front, sofern Platz ist) zu installieren und die Lüfterkurven im BIOS/UEFI anzupassen, um eine optimale Kühlung zu gewährleisten. Bei der GPU ist es entscheidend, eine Karte zu wählen, die nicht zu viel Abwärme produziert und deren Kühlerdesign effizient ist.
Die Geräuschentwicklung ist ebenfalls ein Faktor. Bei einem kompakten Gehäuse müssen Lüfter oft schneller drehen, um die Komponenten kühl zu halten, was zu einer höheren Lautstärke führen kann. Mit sorgfältiger Auswahl der Komponenten und einer optimierten Lüftersteuerung lässt sich jedoch ein akzeptables Geräuschprofil erreichen.
Der ASRock DeskMeet B660 ist ein vielseitiges Kraftpaket für diverse Anwendungsbereiche: Als kompakter Gaming-PC liefert er mit dedizierter GPU deutlich mehr Leistung als integrierte Lösungen. Für anspruchsvolle Nutzer wird er mit einem Core i7 und 128 GB RAM zur leistungsstarken Workstation für Videobearbeitung oder CAD. Seine unauffällige Größe prädestiniert ihn zum HTPC / Media Center im Wohnzimmer, während die Speicheroptionen ihn auch zum Home-Server / NAS qualifizieren. Die Zielgruppe sind Nutzer, die Leistung im platzsparenden Formfaktor suchen.
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Hier eine Übersicht für den ASRock DeskMeet B660:
**Vorteile:**
* Kompakter Formfaktor: Deutlich kleiner als herkömmliche Tower, ideal für kleine Schreibtische oder als Wohnzimmer-PC.
* Dedizierte GPU-Unterstützung: Hauptvorteil ist die Installation einer Grafikkarte bis 20 cm Länge für Gaming oder Workstation-Anwendungen.
* Moderne Intel-Plattform: Unterstützung für Intel Core 12./13. Gen (LGA1700) und DDR4-RAM bietet gute Leistung und Zukunftsfähigkeit.
* Umfangreiche Speicheroptionen: Zwei M.2-Slots und zwei SATA-Anschlüsse sind für diese Größe überdurchschnittlich.
* Integriertes Netzteil (500W): Spart Platz und vereinfacht die Stromversorgung.
* Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Oft kostengünstiger als andere Barebone-Systeme oder SFF-Gehäuse mit ähnlicher Funktionalität.
**Nachteile:**
* Eingeschränkte GPU-Länge/-Höhe: Die strikte 20 cm-Längenbegrenzung und Dual-Slot-Höhe schränken die Auswahl an High-End-Grafikkarten stark ein.
* Strenge CPU-Kühlerhöhe: Maximal 65 mm Höhe erfordert spezielle Low-Profile-Kühler, die bei leistungsstarken CPUs thermisch anspruchsvoll sein können.
* Thermals unter Last: Bei anspruchsvollen Komponenten und ohne optimierten Luftstrom kann es zu hohen Temperaturen kommen.
* Kabelmanagement: Kann aufgrund des begrenzten Platzes knifflig sein und erfordert Geduld.
* Proprietäres Netzteil: 500W können für leistungsstärkere Komponenten an Grenzen stoßen; Upgrade nicht ohne Weiteres möglich.
* Kein Standard Mini-ITX: Das Mainboard ist proprietär, was die Aufrüstbarkeit außerhalb des DeskMeet-Gehäuses unmöglich macht.
Der ASRock DeskMeet B660 ist ein beeindruckendes Stück Ingenieurskunst, das die Lücke zwischen kompakten Mini-PCs und vollwertigen Desktop-Systemen schließt. Um die zentrale Frage dieses Tests zu beantworten: Ja, eine 20 cm lange Grafikkarte passt tatsächlich in diesen „Mini-ITX-Giganten”. Es ist keine einfache Angelegenheit und erfordert sorgfältige Planung und Auswahl der Komponenten, aber es ist absolut machbar. Das System ist ideal für Anwender, die einen leistungsstarken, aber unaufdringlichen PC suchen, der sowohl für Gaming als auch für anspruchsvolle Produktivitätsaufgaben geeignet ist.
Mit seinem B660-Chipsatz, der Unterstützung für moderne Intel-CPUs und einer überraschend guten Konnektivität bietet der DeskMeet B660 eine solide Grundlage für vielseitige Builds. Man muss sich jedoch der Einschränkungen bewusst sein, insbesondere hinsichtlich der Kühlung und des verfügbaren Platzes für sehr leistungsstarke Komponenten. Wer diese Herausforderungen annimmt, wird mit einem kompakten und doch leistungsstarken System belohnt, das in seiner Kategorie nur wenige Konkurrenten findet. Der ASRock DeskMeet B660 ist somit eine klare Empfehlung für alle, die das Beste aus beiden Welten – Kompaktheit und Leistung – suchen und bereit sind, ein wenig Aufwand in die sorgfältige Konfiguration zu investieren. Es ist ein echtes Meisterstück im SFF-Bereich.