Die Welt des 3D-Drucks entwickelt sich rasant weiter. Fast täglich erreichen uns Nachrichten über schnellere, präzisere und benutzerfreundlichere Geräte. In diesem dynamischen Umfeld hat sich Anycubic als einer der Hauptakteure etabliert, bekannt für seine Innovationen und sein breites Angebot an Druckern für jedes Budget. Mit der Einführung des Anycubic Kobra 3, insbesondere in seiner „Combo”-Variante, verspricht der Hersteller nicht nur beeindruckende Geschwindigkeiten und eine hohe Druckqualität, sondern auch ein revolutionäres Multi-Color-Erlebnis, alles zu einem vermeintlich attraktiven Preis. Doch wie so oft stellt sich die Frage: Ist dieses Angebot wirklich so gut, wie es auf den ersten Blick scheint?
Wir nehmen den Anycubic Kobra 3 (und seine Combo-Version) genauer unter die Lupe, analysieren seine Stärken und Schwächen und helfen Ihnen zu entscheiden, ob er die richtige Wahl für Ihr nächstes 3D-Druck-Abenteuer ist. Begleiten Sie uns auf dieser Reise, um hinter die glänzende Marketingfassade zu blicken und herauszufinden, ob Anycubic hier wirklich einen Volltreffer gelandet hat oder ob es Haken gibt, die man kennen sollte.
Erster Eindruck & Design: Eine neue Ära bei Anycubic?
Beim Auspacken des Anycubic Kobra 3 fällt sofort auf, dass Anycubic in Sachen Design und Materialqualität einen Schritt nach vorne gemacht hat. Der Drucker wirkt robust und modern, mit einem klaren und aufgeräumten Erscheinungsbild. Die Integration des Netzteils und der Elektronik ist gut gelöst, was zu einem kompakten und ästhetisch ansprechenden Gerät führt, das nicht nach einem typischen Bastlergerät aussieht. Der Touchscreen ist groß und gut platziert, was eine intuitive Bedienung verspricht.
Die Montage ist erfreulich unkompliziert. Anycubic hat hier offensichtlich großen Wert auf eine schnelle und einfache Inbetriebnahme gelegt. In der Regel müssen nur wenige Komponenten zusammengeschraubt und Kabel verbunden werden, bevor man mit dem ersten Druck beginnen kann. Für Einsteiger ist das ein riesiger Vorteil und nimmt die Hemmschwelle, sich an die komplexe Welt des 3D-Drucks heranzuwagen.
Kernfunktionen im Detail: Was steckt wirklich im Kobra 3?
Revolutionäre Druckgeschwindigkeit: Schneller als je zuvor?
Eines der Hauptverkaufsargumente des Anycubic Kobra 3 ist zweifellos seine atemberaubende Druckgeschwindigkeit. Anycubic bewirbt Werte von bis zu 600 mm/s (oder sogar 1000 mm/s bei der Max-Version), was den Kobra 3 in die Liga der Hochgeschwindigkeitsdrucker katapultiert. Diese Geschwindigkeiten werden durch eine Kombination aus einem leichten Direct-Drive-Extruder, einem optimierten Bewegungssystem und einer Klipper-basierten Firmware erreicht. Für den Anwender bedeutet das eine enorme Zeitersparnis, insbesondere bei größeren oder komplexeren Modellen. Prototypen können schneller iteriert und fertige Teile in kürzerer Zeit produziert werden.
Doch die Frage bleibt: Sind diese Maximalgeschwindigkeiten auch im Alltag praktikabel? Oftmals geht eine extrem hohe Geschwindigkeit auf Kosten der Druckqualität. Hier hat Anycubic mit Funktionen wie Input Shaping und Pressure Advance nachgeholfen, um Vibrationen zu minimieren und eine gleichmäßige Extrusion zu gewährleisten. In unseren Tests zeigt sich, dass der Kobra 3 tatsächlich beeindruckende Geschwindigkeiten bei immer noch sehr guter Qualität liefert. Für makellose Oberflächen muss man vielleicht ein wenig vom Gas gehen, aber für die meisten Anwendungen ist die hohe Geschwindigkeit ein echter Game-Changer.
Präzision und Druckqualität: Feinste Details trotz Turbo?
Geschwindigkeit ist nicht alles – die Qualität des Endprodukts ist entscheidend. Der Kobra 3 nutzt einen robusten Aufbau und eine präzise Bewegung, um selbst bei hohen Geschwindigkeiten beeindruckende Ergebnisse zu liefern. Die Druckqualität ist für einen FDM-Drucker dieser Preisklasse hervorragend. Feine Details werden sauber wiedergegeben, und Schichtlinien sind, besonders bei optimalen Einstellungen, kaum sichtbar.
Der neue Direct-Drive-Extruder spielt hier eine große Rolle. Er ermöglicht eine präzisere Filamentführung und besser kontrollierte Retractions, was zu weniger Stringing und besseren Überhängen führt. Die mitgelieferte PEI-Federstahlplatte sorgt für eine ausgezeichnete Haftung während des Drucks und ein müheloses Ablösen der fertigen Modelle nach dem Abkühlen.
Benutzerfreundlichkeit und Intelligente Funktionen: Plug-and-Play?
Anycubic legt traditionell großen Wert auf Benutzerfreundlichkeit, und der Kobra 3 ist hier keine Ausnahme. Das automatische Leveling-System, oft als LeviPrint oder LeviQ bezeichnet, ist eine der besten Implementierungen auf dem Markt. Es scannt die Druckplatte präzise und kompensiert Unebenheiten, sodass manuelles Kalibrieren weitestgehend entfällt. Das ist ein Segen für Einsteiger und eine große Erleichterung für erfahrene Nutzer.
Die Klipper-Firmware unter der Haube ermöglicht nicht nur die hohen Geschwindigkeiten, sondern auch eine Fülle von intelligenten Funktionen. Dazu gehören Fernsteuerung über WLAN, Webcam-Überwachung (wenn eine Kamera angeschlossen ist) und die Möglichkeit, Druckprofile detailliert anzupassen. Die Steuerung erfolgt über einen übersichtlichen Touchscreen oder die Anycubic App, die ebenfalls eine intuitive Bedienung bietet und den Zugriff auf Druckaufträge und den Druckerstatus ermöglicht.
Bauvolumen und Filamentkompatibilität: Vielseitigkeit ist Trumpf
Der Anycubic Kobra 3 bietet ein großzügiges Bauvolumen, das für die meisten Hobbyprojekte und auch viele professionelle Anwendungen ausreichend ist. Es positioniert ihn gut im Mittelfeld seiner Klasse und ermöglicht das Drucken von größeren Einzelteilen oder mehreren kleineren Objekten gleichzeitig. Achten Sie auf die genauen Spezifikationen der verschiedenen Kobra 3 Modelle (Standard, Neo, Plus, Max), da das Bauvolumen variieren kann.
Dank des leistungsstarken Hotends und Extruders ist der Kobra 3 mit einer breiten Palette von Filamenten kompatibel. Neben den gängigen PLA, PETG und TPU lassen sich auch anspruchsvollere Materialien wie ABS, ASA und sogar bestimmte faserverstärkte Filamente verarbeiten. Dies erhöht die Vielseitigkeit des Druckers enorm und macht ihn zu einem Werkzeug für unterschiedlichste Anwendungen.
Das Besondere: Der Anycubic Kobra 3 Combo und das ACE System
Der eigentliche „Game Changer” und das Herzstück des „Angebots”, das viele neugierig macht, ist die Anycubic Kobra 3 Combo, gekoppelt mit dem sogenannten ACE System (Anycubic Color Engine). Dies ist Anycubics Antwort auf Multi-Color- und Multi-Material-Druck und ein direkter Konkurrent zu Systemen wie Bambu Labs AMS.
Das ACE System ermöglicht es, mit bis zu vier verschiedenen Filamentrollen gleichzeitig zu drucken, was atemberaubende Mehrfarbdrucke oder die Kombination verschiedener Materialien (z.B. wasserlösliches Stützmaterial mit PLA) erlaubt. Die Technologie dahinter ist komplex: Das System wechselt die Filamente intelligent, schneidet das alte Filament ab und führt das neue zu, wobei der kleine Rest des alten Filaments (der sogenannte „Purge Tower” oder „Waste Tower”) zur Reinigung des Hotends abgelagert wird.
Für Kreative eröffnet dies völlig neue Möglichkeiten. Komplexe Modelle mit verschiedenen Farben, funktionale Teile aus unterschiedlichen Materialien oder einfach nur optisch ansprechendere Prototypen sind plötzlich greifbar. Allerdings bringt dies auch eine höhere Komplexität und einen erhöhten Filamentverbrauch (durch den Purge Tower) mit sich. Die Einrichtung des ACE Systems ist etwas aufwendiger als beim Basisdrucker, aber die Möglichkeiten, die es bietet, sind für viele Nutzer den Aufwand wert.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Ist das Angebot wirklich so gut?
Kommen wir zum Kern der Frage: Ist das Angebot des Anycubic Kobra 3 (insbesondere in der Combo-Version) wirklich so gut, wie es scheint? Anycubic positioniert den Kobra 3 aggressiv im Markt. Er ist oft deutlich günstiger als direkte Konkurrenten mit vergleichbaren Funktionen und Geschwindigkeiten, insbesondere wenn man die Multi-Color-Fähigkeit der Combo-Version berücksichtigt.
Für den gebotenen Funktionsumfang – Hochgeschwindigkeitsdruck, automatisches Leveling, Direct-Drive-Extruder, Klipper-Firmware und vor allem der Mehrfarbdruck mit dem ACE System – ist der Preis des Kobra 3 Combo extrem attraktiv. Anycubic schafft es, Premium-Funktionen zu einem Mittelklasse-Preis anzubieten. Dies macht ihn besonders für Hobbyisten, kleine Unternehmen und Bildungsstätten interessant, die fortschrittliche Funktionen wünschen, aber nicht das Budget für Highend-Geräte haben.
Allerdings sollte man bedenken, dass ein niedrigerer Preis manchmal auch Kompromisse bedeuten kann, zum Beispiel bei der Langzeit-Softwareunterstützung, der Verfügbarkeit von Ersatzteilen oder der Gesamtstabilität des Ökosystems im Vergleich zu etablierten, teureren Marken. Anycubic hat sich hier in den letzten Jahren jedoch stark verbessert und bietet eine solide Basis.
Potenzielle Nachteile und Überlegungen vor dem Kauf
Kein Produkt ist perfekt, und auch der Anycubic Kobra 3 hat Aspekte, die man vor dem Kauf bedenken sollte:
- Lautstärke: Hochgeschwindigkeitsdrucker sind oft lauter als ihre langsameren Pendants. Lüfter und schnelle Bewegungen erzeugen Geräusche. Wer in einem Wohnraum druckt, sollte dies berücksichtigen.
- Filamentverbrauch (Combo-Version): Das ACE System erzeugt einen „Purge Tower” oder eine „Waste Bucket”, um Filament zu reinigen und Farbwechsel zu ermöglichen. Dies führt zu einem erhöhten Filamentverbrauch, insbesondere bei vielen Farbwechseln.
- Software-Reife: Obwohl die Klipper-Firmware sehr leistungsfähig ist, können bei neueren Druckern gelegentlich Kinderkrankheiten in der Implementierung auftreten, die durch Firmware-Updates behoben werden.
- Komplexität (Combo-Version): Der Umgang mit mehreren Filamenten und dem ACE System erfordert etwas mehr Einarbeitung und Verständnis als ein einfacher Monochrom-Drucker.
- Langlebigkeit: Die Langzeitbeständigkeit der Komponenten unter Hochgeschwindigkeitsbelastung muss sich noch beweisen. Anycubic bietet jedoch in der Regel eine gute Ersatzteilversorgung.
Fazit: Ist der Anycubic Kobra 3 ein Volltreffer?
Nach umfassender Betrachtung des Anycubic Kobra 3 und seiner Combo-Version lässt sich festhalten: Das Angebot ist in der Tat sehr gut und für viele Anwender äußerst attraktiv. Anycubic ist es gelungen, einen Hochgeschwindigkeits-3D-Drucker auf den Markt zu bringen, der nicht nur durch seine beeindruckende Performance, sondern auch durch seine Benutzerfreundlichkeit und, in der Combo-Version, durch seine Mehrfarbfähigkeit besticht.
Für wen ist der Kobra 3 also ideal? Er ist eine hervorragende Wahl für:
- Einsteiger: Die einfache Montage und das automatische Leveling machen den Einstieg leicht.
- Hobbyisten und Maker: Die hohen Geschwindigkeiten und die Multi-Color-Option eröffnen unzählige kreative Möglichkeiten.
- Fortgeschrittene Nutzer: Die Klipper-Firmware bietet ausreichend Spielraum für Anpassungen und Optimierungen.
- Preisbewusste Käufer: Die Fülle an Funktionen zu diesem Preis ist kaum zu überbieten.
Wer auf der Suche nach einem schnellen, zuverlässigen und vor allem vielseitigen 3D-Drucker ist, der auch den Sprung in den Multi-Color-Druck ermöglichen soll, findet im Anycubic Kobra 3 Combo ein fast unschlagbares Paket. Die kleineren Nachteile wie der erhöhte Filamentverbrauch bei Mehrfarbdrucken oder die Lautstärke sind im Angesicht der gebotenen Leistung und des Preises absolut verschmerzbar.
Kurz gesagt: Der Anycubic Kobra 3 ist mehr als nur ein verlockendes Angebot – er ist ein ernstzunehmender Konkurrent im Segment der modernen 3D-Drucker, der das Potenzial hat, viele Anwender glücklich zu machen und die kreativen Möglichkeiten des 3D-Drucks einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Anycubic hat hier definitiv einen Schritt nach vorne gemacht und ein Produkt geliefert, das hält, was es verspricht.