Einleitung: Die Illusion der Beständigkeit im Apple-Universum
Apple hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Ruf für ein unverwechselbares, minimalistisches und zeitloses Design erarbeitet. Diese Designphilosophie führt oft dazu, dass die Produkte des Unternehmens über Jahre hinweg visuell kohärent bleiben, was manchmal den Eindruck erweckt, dass sich über die Zeit hinweg wenig ändert. Doch ist das wirklich der Fall? Nehmen wir das MacBook Pro als Paradebeispiel. Zwischen einem Modell aus dem Jahr 2017 und der aktuellen Generation, die die Designsprache der kommenden M4-Ära prägt, liegen sieben Jahre – eine Ewigkeit in der schnelllebigen Welt der Technologie. Während das Aluminium-Unibody-Gehäuse und das ikonische Logo auf den ersten Blick Vertrautheit signalisieren mögen, offenbart ein genauerer Blick eine tiefgreifende Design-Evolution. Die Frage ist: Sieht das MacBook Pro 2017 wirklich noch aus wie das aktuelle Modell, das die Designsprache für das M4 2024 setzt? Dieser Artikel taucht tief in die visuellen Unterschiede ein und beleuchtet die Philosophie hinter den Veränderungen.
Das MacBook Pro 2017: Eine Ära der Radikalität
Das 2017er MacBook Pro war ein Kind seiner Zeit und ein Zeugnis von Apples damaligem Streben nach extremer Schlankheit und einem radikalen, zukunftsorientierten Designansatz. Es erbte das Design, das Ende 2016 eingeführt wurde und eine Abkehr von den vorangegangenen, etwas „dickeren” Modellen darstellte.
Optisch präsentierte sich das 2017er Modell mit einer bemerkenswerten Schlankheit. Es war für damalige Verhältnisse ein technisches Wunderwerk, mit scharfen, aber elegant abgerundeten Kanten, die dem Gerät eine moderne und stromlinienförmige Ästhetik verliehen. Das Gehäuse bestand vollständig aus Aluminium und war in den Farben Silber und Space Grau erhältlich.
Ein markantes Merkmal war die Touch Bar, eine OLED-Leiste, die die traditionellen Funktionstasten ersetzte. Sie war sicherlich ein Blickfang und ein Indikator für Apples Innovationswillen, wenngleich ihre Praktikabilität später kontrovers diskutiert wurde. Die Tastatur war die berüchtigte Butterfly-Tastatur der zweiten Generation, bekannt für ihren minimalen Tastenhub und die damit verbundenen Zuverlässigkeitsprobleme. Direkt daneben befanden sich die dünnen, aber überraschend leistungsfähigen Lautsprechergitter.
In puncto Konnektivität setzte Apple auf Minimalismus: Es gab ausschließlich USB-C/Thunderbolt 3-Anschlüsse. Dies war ein mutiger Schritt, der zwar die Zukunft der Konnektivität repräsentierte, aber viele Nutzer dazu zwang, Adapter für ihre Peripheriegeräte zu verwenden. Das Display war ein Retina-Display mit schlanken, aber im Vergleich zu heutigen Standards immer noch deutlich sichtbaren Rändern, insbesondere am oberen Rand. Die allgemeine Optik war die eines Werkzeugs für Profis, das gleichzeitig eine modische Aussage traf.
Das MacBook Pro 2024 (M4-Ära): Die Rückkehr zur Funktionalität
Die aktuelle Generation des MacBook Pro, deren Design mit den M1 Pro/Max Chips 2021 eingeführt und mit den M2 und M3 Generationen beibehalten wurde, wird voraussichtlich auch die zukünftige M4-Generation prägen. Für diesen Vergleich bezeichnen wir sie daher als Modell der „M4-Ära”. Sie stellt eine deutliche Abkehr von der Philosophie des 2017er Modells dar. Es ist eine Rückkehr zu einer prioritären Ausrichtung auf Leistung und Funktionalität, ohne dabei die Ästhetik zu opfern.
Auf den ersten Blick wirkt das MacBook Pro der M4-Ära substanzieller. Es ist geringfügig dicker und schwerer als sein 2017er Pendant, was jedoch einer bewussten Designentscheidung geschuldet ist. Die Seiten sind weniger spitz und stärker abgerundet, was zu einem insgesamt weicheren, aber robusteren Erscheinungsbild führt. Das Aluminium-Gehäuse behält seine Premium-Haptik bei, wird aber um eine neue, elegante Farboption erweitert: Space Schwarz, das eine luxuriöse Tiefe bietet.
Das auffälligste Merkmal des Displays ist die „Notch”, eine Aussparung am oberen Rand des Bildschirms, die die Webcam und Sensoren beherbergt. Dies ermöglichte Apple, die Displayränder erheblich zu reduzieren und ein immersiveres visuelles Erlebnis mit dem beeindruckenden Liquid Retina XDR Display zu schaffen. Die Webcam selbst ist ebenfalls von verbesserter Qualität.
Die Tastatur ist wieder zur bewährten Magic Keyboard mit Scherenmechanismus zurückgekehrt, die einen angenehmeren Tastenhub und verbesserte Zuverlässigkeit bietet. Die Touch Bar ist verschwunden und wurde durch eine Reihe von physischen Funktionstasten ersetzt, die von professionellen Anwendern lange gefordert wurden. Das Force Touch Trackpad ist noch größer geworden und bietet eine noch präzisere Steuerung.
Ein weiterer entscheidender Unterschied ist die Rückkehr zu einer breiteren Palette an Anschlüssen. Neben mehreren Thunderbolt 4 (USB-C)-Ports finden sich nun auch ein HDMI-Anschluss, ein SDXC-Kartenleser und der magnetische MagSafe 3-Ladeanschluss. Diese Entscheidung unterstreicht Apples Fokus auf die Bedürfnisse von Kreativprofis und die Abkehr vom reinen USB-C-Minimalismus.
Side-by-Side: Der Visuelle Vergleich – Schlüsselunterschiede im Detail
Betrachten wir beide Modelle nebeneinander, werden die Unterschiede, die auf den ersten Blick subtil erscheinen mögen, deutlich:
- Formfaktor und Profil: Das 2017er Modell war der Inbegriff von „dünn” mit scharfen Kanten. Das neuere Modell der M4-Ära ist zwar immer noch schlank, wirkt aber „fülliger” und robuster. Die Seiten sind stärker abgerundet, was es bequemer macht, das Gerät zu halten und zu transportieren. Diese zusätzliche Dicke dient der besseren Kühlung und ermöglicht größere Akkus und mehr Anschlüsse.
- Display und Displayränder: Dies ist vielleicht der größte visuelle Unterschied. Das 2017er MacBook Pro hatte deutliche, schwarze Displayränder. Das neuere Modell hat extrem schmale Ränder, unterbrochen nur durch die Notch. Das Liquid Retina XDR Display bietet zudem eine deutlich höhere Helligkeit, Kontrast und ProMotion-Technologie, was visuell sofort ins Auge fällt.
- Anschlüsse: Während das 2017er Modell ausschließlich auf USB-C setzte, bietet das neuere Modell eine weit vielfältigere Auswahl: 3 oder 4 Thunderbolt 4-Ports, HDMI, SDXC-Kartenleser und MagSafe 3. Dies ist eine deutliche Abkehr von der „Dongle-Pflicht” und verbessert die Workflow-Effizienz erheblich.
- Tastatur und Touch Bar: Die flache Butterfly-Tastatur des 2017er Modells ist dem ergonomischeren und zuverlässigeren Magic Keyboard mit Scherenmechanismus gewichen. Das Fehlen der Touch Bar zugunsten physischer Funktionstasten ist eine visuelle und funktionale Veränderung, die viele begrüßen. Der Touch ID Sensor bleibt als separate Taste erhalten.
- Lautsprechergitter: Die Lautsprechergitter des 2017er Modells waren schmal und lang. Beim neueren Modell sind sie etwas breiter und diskreter in die Seiten integriert, was die Audioqualität merklich verbessert.
- Farboptionen: Beide Modelle sind in Silber und Space Grau erhältlich. Das neuere Modell fügt die exklusive Option Space Schwarz für die 14-Zoll- und 16-Zoll-Modelle hinzu, was dem Gerät eine noch professionellere und einzigartigere Ästhetik verleiht.
- MagSafe: Der MagSafe-Ladeanschluss des 2017er Modells war Geschichte, und das Laden erfolgte über USB-C. Die neuen Modelle haben den geliebten MagSafe 3-Anschluss zurückgebracht, der nicht nur praktisch ist, sondern auch ein charakteristisches Designmerkmal darstellt.
Die Philosophie hinter der Evolution: Von Form zu Funktion
Die Design-Evolution des MacBook Pro spiegelt eine tiefgreifende Verschiebung in Apples Prioritäten wider. Die Generation des 2017er Modells war stark von Steve Jobs’ Vision der „unfassbaren Dünnheit” geprägt, oft auf Kosten der Praktikabilität. Der Fokus lag auf der Form, die die Funktion diktierte. Die Einführung des USB-C-only-Ansatzes und der Butterfly-Tastatur sind Beispiele für diese Philosophie, die im Laufe der Jahre bei den Pro-Nutzern auf viel Kritik stieß.
Mit den M1 Pro/Max Chips und dem damit einhergehenden Redesign (das sich in der M4-Ära fortsetzt) vollzog Apple eine Kehrtwende. Der Übergang zu den hauseigenen Apple Silicon Chips ermöglichte es dem Unternehmen, ein Kühlsystem zu entwerfen, das mehr Leistung in einem geringfügig dickeren, aber effizienteren Gehäuse unterbringen konnte. Dies war der Auslöser für die „Rückkehr zur Funktionalität”. Die Designentscheidungen der neueren Modelle sind ein direktes Ergebnis des Feedbacks professioneller Anwender, die Robustheit, Konnektivität, eine komfortable Tastatur und maximale Leistung über extreme Dünnheit stellten.
Das aktuelle Design ist somit ein Ausdruck einer ausgereifteren und pragmatischeren Designsprache, die die Bedürfnisse der Anwender in den Vordergrund rückt. Es ist ein Design, das nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch die Leistungsfähigkeit des Inneren optimal unterstützt und die Produktivität fördert.
Der Einfluss auf die Benutzererfahrung
Die visuellen Unterschiede haben einen direkten Einfluss auf die tägliche Benutzererfahrung:
- Tippgefühl: Die Umstellung von der Butterfly-Tastatur auf die Magic Keyboard ist für die meisten eine massive Verbesserung des Tippgefühls und der Zuverlässigkeit.
- Bildschirmerlebnis: Die dünneren Ränder und die Notch des neueren Modells bieten ein deutlich immersiveres visuelles Erlebnis, ideal für Kreativarbeiten und Medienkonsum. Die verbesserte Display-Technologie (XDR, ProMotion) trägt ebenfalls dazu bei.
- Konnektivität: Die zusätzliche Port-Auswahl des neueren Modells reduziert die Notwendigkeit von Dongles und erleichtert den direkten Anschluss von Peripheriegeräten, Monitoren und Speicherkarten.
- Haptik: Das neuere Modell fühlt sich aufgrund seiner abgerundeteren Kanten und der leicht erhöhten Dicke substanzieller und robuster an.
Die Illusion der Ähnlichkeit: Warum der erste Eindruck täuschen kann
Warum also der Eindruck, dass sie sich ähneln? Die Antwort liegt in Apples konsistenter Markenidentität. Beide Geräte sind aus gebürstetem Aluminium gefertigt, tragen das Apple-Logo und folgen einer minimalistischen Designsprache. Die allgemeine Form, das Clamshell-Design und die Farbpalette (Silber und Space Grau sind geblieben) sind Elemente, die sich durch Apples Produktlinien ziehen. Es ist die Kontinuität dieser Kern-Designprinzipien, die den flüchtigen Betrachter zu der Annahme verleiten könnte, dass sich wenig geändert hat. Doch wie unser detaillierter Blick gezeigt hat, sind die Unterschiede in den Details tiefgreifend und bewusst gewählt, um eine bessere, funktionalere und leistungsfähigere Maschine zu schaffen.
Fazit: Eine bemerkenswerte Evolution im Detail
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein, das MacBook Pro 2017 sieht nicht wirklich noch aus wie das aktuelle MacBook Pro der M4-Ära. Während sie eine gemeinsame Design-DNA teilen, haben sich die Modelle in ihren Details, Proportionen und vor allem ihrer zugrunde liegenden Designphilosophie dramatisch weiterentwickelt. Das 2017er Modell war ein Experiment in extremer Schlankheit und radikalem Minimalismus, das zwar elegant aussah, aber Kompromisse bei der Benutzerfreundlichkeit erforderte. Das neuere Modell hingegen ist das Ergebnis einer Reifung und eines Zuhörens an die Pro-Nutzerbasis. Es ist ein Design, das Ästhetik mit unbestreitbarer Funktionalität, Performance und einer verbesserten Benutzererfahrung verbindet. Es ist robuster, vielseitiger und leistungsfähiger – ein echtes „Pro”-Gerät, das visuell wie funktional die Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat und einen neuen Standard setzt. Die Design-Evolution des MacBook Pro ist somit nicht nur eine Anpassung an neue Technologien, sondern auch ein Zeugnis von Apples Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und das bestmögliche Produkt für seine anspruchsvollsten Nutzer zu entwickeln.