In einer Welt, in der immer mehr Leistung in immer kleinere Gehäuse gepresst werden muss, hat sich der Mini-PC als ernstzunehmende Alternative zum traditionellen Tower-PC etabliert. Doch kaum ein System verkörpert diese Entwicklung so treffend wie der ASRock DeskMini X300. Dieser Winzling, der oft nur als Barebones-System angeboten wird, hat sich in den letzten Jahren zu einer wahren Geheimwaffe für all jene gemausert, die maximale Leistung auf minimalem Raum suchen. Insbesondere die Kombination mit AMDs Renoir- und Cezanne-APUs (Ryzen 4000G/5000G) hat ihn zu einem beeindruckend erwachsenen und vielseitigen Rechenzentrum im Westentaschenformat gemacht.
Wir nehmen den ASRock DeskMini X300 heute genau unter die Lupe und beleuchten, warum dieser kompakte Kraftzwerg nicht nur für das Home Office, sondern auch für Multimedia, leichte Spiele und sogar als kleiner Server eine exzellente Wahl darstellt. Ist er der ultimative Mini-PC für AMD Renoir, nach dem Sie gesucht haben?
Was ist der ASRock DeskMini X300 eigentlich?
Bevor wir uns in die Details stürzen, klären wir, was der DeskMini X300 überhaupt ist. Es handelt sich um ein sogenanntes Barebones-System. Das bedeutet, Sie erhalten ein Gehäuse, ein Mainboard mit AMDs X300 Chipsatz (oder genauer gesagt, dessen Funktionen, da der X300 kein physischer Chipsatz im herkömmlichen Sinne ist, sondern eine Bezeichnung für die Kompatibilität mit den AM4-APUs in diesem Formfaktor), und ein externes Netzteil. Was Sie selbst hinzufügen müssen, sind der Prozessor (eine AMD AM4-APU), der Arbeitsspeicher (SO-DIMM DDR4), die Speichermedien (M.2 NVMe SSDs oder 2,5-Zoll SATA SSDs/HDDs) und optional ein Wi-Fi/Bluetooth-Modul. Dies gibt Ihnen die Freiheit, das System exakt auf Ihre Bedürfnisse und Ihr Budget abzustimmen.
Mit Abmessungen von gerade einmal 155 x 155 x 80 mm nimmt der DeskMini X300 kaum Platz auf dem Schreibtisch ein. Er ist kleiner als viele externe Festplatten und doch in der Lage, die Leistung eines vollwertigen Desktop-PCs zu liefern. Seine schlichte, unaufdringliche Ästhetik macht ihn zudem zu einem unauffälligen Begleiter in jeder Umgebung, sei es im Büro, im Wohnzimmer als HTPC oder sogar hinter dem Monitor montiert.
Die entscheidende Rolle von AMD Renoir (und Cezanne) APUs
Der eigentliche Star der Show im ASRock DeskMini X300 ist nicht das Gehäuse selbst, sondern die AMD Ryzen APUs, die er aufnehmen kann. Insbesondere die Renoir-Generation (Ryzen 4000G-Serie) und deren Nachfolger Cezanne (Ryzen 5000G-Serie) haben dem DeskMini X300 Flügel verliehen. Diese APUs vereinen leistungsstarke Zen 2 (Renoir) oder Zen 3 (Cezanne) CPU-Kerne mit einer integrierten Vega-Grafikeinheit, die für ihre Klasse erstaunliche Leistung bietet.
- CPU-Leistung: Mit bis zu 8 Kernen und 16 Threads bieten APUs wie der Ryzen 7 5700G oder 4750G eine Multitasking- und Rechenleistung, die selbst anspruchsvollen Anwendungen wie Videobearbeitung, Softwareentwicklung und komplexen Office-Aufgaben gewachsen ist. Für den Alltagsgebrauch sind sie ohnehin überdimensioniert und garantieren eine butterweiche Benutzererfahrung.
- GPU-Leistung: Hier liegt der wahre Trumpf. Die integrierte Vega-Grafik ist deutlich potenter als Intels vergleichbare iGPUs. Sie ermöglicht es, viele aktuelle Spiele in 1080p mit mittleren bis niedrigen Einstellungen flüssig zu spielen. Titel wie League of Legends, CS:GO, Valorant oder sogar anspruchsvollere Spiele wie GTA V oder Forza Horizon 5 sind in akzeptablen Frameraten spielbar. Das macht den DeskMini X300 zu einem überraschend fähigen Gaming-Mini-PC für Gelegenheitsspieler oder für alle, die keinen Platz für eine dedizierte Grafikkarte haben. Auch für 4K-Videowiedergabe und Hardware-Beschleunigung in kreativen Anwendungen ist die Vega-Einheit bestens gerüstet.
Konnektivität und Speicheroptionen: Mehr als man erwarten würde
Trotz seiner geringen Größe geizt der DeskMini X300 nicht mit Anschlussmöglichkeiten und Speicherplätzen. Das ist ein Zeichen seiner Reife und Vielseitigkeit:
- Speicher: Der Mini-PC bietet Platz für bis zu zwei M.2-NVMe-SSDs, was blitzschnelle System- und Anwendungsstarts sowie reichlich Speicherplatz für Daten ermöglicht. Zusätzlich können zwei 2,5-Zoll-SATA-Laufwerke (SSDs oder HDDs) installiert werden. Diese Kombination erlaubt flexible Setups, von einer schnellen Boot-SSD und einer großen Daten-HDD bis hin zu zwei großen NVMe-SSDs für professionelle Anwender.
- Arbeitsspeicher: Zwei SO-DIMM-Slots unterstützen bis zu 64 GB DDR4-RAM (2x 32 GB) im Dual-Channel-Modus. Dies ist entscheidend für die Leistung der integrierten Vega-Grafik, die stark von der Bandbreite des Arbeitsspeichers profitiert. Höhere Taktraten (bis zu DDR4-3200MHz, teils auch 3600MHz oder mehr über XMP) sind hier klar von Vorteil.
- USB-Anschlüsse: Zwei USB 3.2 Gen1 Type-A und ein USB 3.2 Gen1 Type-C-Anschluss an der Vorderseite, sowie ein weiterer USB 3.2 Gen1 Type-A und ein USB 2.0 Type-A an der Rückseite, bieten ausreichend Konnektivität für Peripheriegeräte.
- Display-Ausgänge: Mit einem HDMI-, einem DisplayPort- und sogar einem D-Sub-Anschluss (VGA) ist der DeskMini X300 extrem flexibel bei der Monitorwahl und kann bis zu drei Displays gleichzeitig ansteuern. Das ist ideal für Produktivität und Multitasking.
- Netzwerk: Ein Gigabit-Ethernet-Anschluss sorgt für schnelle kabelgebundene Netzwerkverbindungen. Ein M.2 Key E Slot ermöglicht die einfache Nachrüstung eines Wi-Fi- und Bluetooth-Moduls, was für kabellose Freiheit unerlässlich ist.
- Audio: Standardmäßige Audio-Ein- und Ausgänge sind ebenfalls vorhanden.
Der Zusammenbau: Einfacher als gedacht
Das Konzept eines Barebones-Systems mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken, doch der Zusammenbau des ASRock DeskMini X300 ist erstaunlich unkompliziert. Selbst Nutzer mit wenig Erfahrung im PC-Bau können ihn in kurzer Zeit fertigstellen:
- CPU-Installation: Der AM4-Sockel ist bekannt und einfach zu handhaben. Es ist wichtig, einen geeigneten CPU-Kühler zu wählen. ASRock bietet einen eigenen, sehr flachen Kühler an, der optimal passt. Alternativ passen auch einige Boxed-Kühler wie der AMD Wraith Stealth, allerdings nur mit abgenommenem Lüftergehäuse. Dritthersteller bieten ebenfalls spezielle flache Kühler an. Die Kühlerhöhe ist auf etwa 46 mm begrenzt.
- RAM-Installation: SO-DIMM-Module werden einfach in die Slots gesteckt und eingerastet.
- Speicher-Installation: M.2-SSDs werden in die entsprechenden Slots gesteckt und mit einer Schraube fixiert. 2,5-Zoll-Laufwerke werden in einen speziellen Rahmen geschoben und verkabelt.
- Wi-Fi-Modul (optional): Das kleine M.2-Modul wird eingesetzt und die Antennen angeschlossen.
Die größte Herausforderung ist oft die Wahl des richtigen CPU-Kühlers und das Auftragen der Wärmeleitpaste. ASRock liefert jedoch eine gute Anleitung mit, und die Community online ist sehr hilfsbereit. Die Kabel im Inneren sind minimalistisch und gut zu verlegen, was den Bau zu einem angenehmen Erlebnis macht.
Performance im Alltag: Überraschend erwachsen
Im Testbetrieb offenbart der ASRock DeskMini X300 seine wahren Stärken. Bestückt mit einem Ryzen 7 5700G, 32 GB DDR4-3200 RAM und einer schnellen NVMe-SSD, liefert er eine Performance, die man von einem so kleinen System nicht erwarten würde:
- Produktivität: Egal ob Office-Anwendungen, Web-Browsing mit unzähligen Tabs, Videokonferenzen oder leichte Bildbearbeitung – der DeskMini meistert all dies mühelos und ohne Ruckler. Die hohe Single-Core-Leistung der Ryzen-Prozessoren sorgt für eine ausgezeichnete Reaktionsfähigkeit des Systems.
- Multitasking: Die vielen Kerne und Threads der APUs sind prädestiniert für Multitasking. Das gleichzeitige Arbeiten an mehreren Projekten, Streamen und Installieren stellt kein Problem dar.
- Multimedia: Als 4K-HTPC ist er unschlagbar. Die flüssige Wiedergabe hochauflösender Videos, das Streamen von Inhalten und die Verarbeitung von Audio-Dateien gelingen ohne Anstrengung.
- Gaming: Wie bereits erwähnt, ist er kein High-End-Gaming-PC, aber für viele beliebte Titel und E-Sports-Spiele ist er absolut tauglich. Es ist beeindruckend, welche grafische Leistung AMDs Vega-Architektur aus einem so geringen Energiebudget herausholt.
- Energieeffizienz: Ein weiterer Pluspunkt ist der geringe Stromverbrauch. Im Leerlauf verbraucht der DeskMini X300 oft weniger als 20 Watt. Selbst unter Last bleibt er vergleichsweise sparsam, was ihn zu einer kostengünstigen und umweltfreundlichen Lösung macht.
- Lautstärke: Die Lautstärke hängt stark vom gewählten CPU-Kühler und der APU ab. Mit einem guten, flachen Kühler und einer effizienten APU kann der DeskMini im Idle-Modus praktisch unhörbar sein. Unter Volllast wird er hörbar, aber selten störend laut, insbesondere bei angepasster Lüfterkurve im BIOS.
Für wen ist der ASRock DeskMini X300 geeignet?
Der ASRock DeskMini X300 ist ein wahrer Allrounder und spricht eine breite Zielgruppe an:
- Home Office und Studierende: Platzsparend, leise, leistungsstark und energieeffizient. Er ist der perfekte Begleiter für den modernen Arbeitsplatz oder das Studentenwohnheim.
- Multimedia-Enthusiasten: Als kompakter 4K-Media-PC im Wohnzimmer liefert er hervorragende Bild- und Tonqualität, ohne aufzufallen.
- Gelegenheitsspieler: Wer keine High-End-Grafikkarte benötigt, aber dennoch aktuelle Spiele in annehmbarer Qualität spielen möchte, findet hier eine kostengünstige Lösung.
- Entwickler und Programmierer: Für Compilation-Aufgaben oder das Betreiben von VMs bietet die CPU-Leistung der Ryzen APUs ausreichend Headroom.
- Kleinunternehmen/Kiosksysteme: Durch seine Robustheit, Größe und Performance eignet er sich auch für den professionellen Einsatz, z.B. als Kiosk-PC, Digital Signage oder Thin Client.
- Minimalisten: Für alle, die die Leistung eines Desktop-PCs wünschen, aber das wuchtige Gehäuse eines Towers meiden wollen.
Was bedeutet „erwachsen geworden”? Die Evolution des DeskMini
Der DeskMini X300 ist nicht der erste seiner Art. ASRock hatte bereits den A300 im Programm, der ebenfalls auf AMDs AM4-Sockel setzte. Doch mit der Einführung des X300 und der damit verbundenen Unterstützung für die Renoir- und Cezanne-APUs hat die Plattform einen enormen Sprung nach vorne gemacht:
- Leistungssprung: Die Renoir- und Cezanne-APUs bieten eine signifikant höhere CPU- und vor allem GPU-Leistung im Vergleich zu den älteren Ryzen-APUs (Raven Ridge, Picasso), die der A300 unterstützte. Dies macht den X300 zu einem viel potenteren System für anspruchsvollere Aufgaben und Gaming.
- Stabilere Plattform: Die AM4-Plattform ist ausgereift, und die Kompatibilität sowie Stabilität wurden stetig verbessert.
- Breitere Akzeptanz: Mit der gestiegenen Leistung und Flexibilität hat der DeskMini X300 eine größere Fangemeinde gefunden und wird als ernstzunehmende Alternative zu größeren Systemen wahrgenommen.
Diese Entwicklung zeigt, dass ASRock das Konzept des ultrakompakten Barebones-Systems perfektioniert hat. Der DeskMini X300 ist kein Nischenprodukt mehr, sondern eine ausgereifte, leistungsfähige und vielseitige Computing-Plattform, die für viele Anwendungsbereiche eine hervorragende Wahl darstellt.
Fazit: Ein kleiner Riese mit großem Potenzial
Der ASRock DeskMini X300 im Test hat eindrucksvoll bewiesen, dass er seinen Namen „Kompakt und kraftvoll” voll und ganz verdient. Er ist mehr als nur ein Barebones-System; er ist eine intelligente und kosteneffiziente Lösung für alle, die einen vollwertigen Desktop-PC auf kleinstem Raum suchen. Mit der enormen Leistungsfähigkeit der AMD Renoir und Cezanne APUs in Kombination mit flexiblen Speicher- und Konnektivitätsoptionen ist er zu einem wahrhaft „erwachsenen” Mini-PC herangewachsen.
Ob Sie einen leisen, leistungsstarken Home Office PC, einen vielseitigen HTPC oder einen kompakten Gaming-PC suchen, der DeskMini X300 liefert. Er erfordert zwar ein wenig Eigenleistung beim Zusammenbau, belohnt dies aber mit einer maßgeschneiderten Konfiguration und einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Für seine Größe ist er ein echtes Kraftpaket und eine klare Empfehlung in seiner Klasse.