Kompakter Kraftzwerg im Test: Das ASRock DeskMeet X600 mit Ryzen 7000X3D plus dGPU

In einer Welt, in der minimalistisches Design und maximale Leistung immer seltener Kompromisse erfordern, betritt das ASRock DeskMeet X600 die Bühne. Dieses kompakte Kraftpaket verspricht, die Power moderner AMD Ryzen Prozessoren der 7000er-Serie, insbesondere der begehrten X3D-Modelle, in einem Gehäuse unterzubringen, das kaum größer ist als eine Schuhschachtel. Doch damit nicht genug: ASRock ermöglicht auch den Einbau einer dedizierten Grafikkarte (dGPU), was das DeskMeet X600 zu einem potenziellen Traum für Gamer, Content Creator und alle macht, die hohe Leistung auf kleinstem Raum suchen. Kann dieser „Kraftzwerg” wirklich alle Erwartungen erfüllen und die Herausforderungen von Kühlung und Stromversorgung meistern? Wir nehmen das ASRock DeskMeet X600 genau unter die Lupe.

Einleitung: Wenn Größe doch nicht alles ist

Der Trend zu immer kleineren, aber dennoch leistungsstarken PCs ist ungebrochen. Wo früher klobige Tower den Schreibtisch dominierten, wünschen sich viele Anwender heute schlanke, unauffällige Systeme, die dennoch aktuelle Spiele flüssig darstellen oder komplexe Aufgaben im Handumdrehen erledigen können. Hier setzt das ASRock DeskMeet X600 an. Als Nachfolger der beliebten DeskMini-Serie (mit X300/B660/B760 Modellen) erweitert es die Möglichkeiten erheblich, indem es den modernen AMD AM5-Sockel und damit die gesamte Palette der aktuellen Ryzen 7000er-CPUs unterstützt. Die Kombination aus einem hocheffizienten Ryzen 7000X3D Prozessor – bekannt für seine überragende Gaming-Performance – und einer leistungsstarken, aber kompakten dGPU verspricht eine Desktop-Erfahrung, die man in dieser Größe kaum für möglich halten würde.

Das ASRock DeskMeet X600: Ein Blick auf den Formfaktor

Das DeskMeet X600 ist in erster Linie ein Gehäuse mit integriertem Mainboard und Netzteil, das für den Aufbau eines vollwertigen Desktop-PCs konzipiert ist. Mit Abmessungen von nur etwa 16,8 x 21,8 x 21,8 cm (B x H x T) und einem Volumen von rund 8 Litern ist es extrem kompakt. Das Design ist schlicht und funktional, meist in Schwarz gehalten, was es unauffällig in jede Umgebung integriert. Trotz seiner geringen Größe bietet es eine überraschend solide Verarbeitungsqualität. Die Front beherbergt typischerweise USB-Anschlüsse (darunter oft ein moderner USB-C-Port), Audiobuchsen und den obligatorischen Power-Button, während die Rückseite das volle Spektrum an Konnektivität für ein modernes System bereitstellt: HDMI, DisplayPort, weitere USB-Ports (USB 3.2 Gen1/Gen2), Gigabit-LAN und optional sogar Wi-Fi 6E. Das Herzstück im Inneren ist ein speziell für dieses Gehäuse entwickeltes Mini-STX-Mainboard, das die Basis für alle weiteren Komponenten bildet.

Das Herzstück: AMD AM5 und die Faszination der Ryzen 7000X3D CPUs

Der wohl größte Sprung im Vergleich zu seinen Vorgängern ist die Unterstützung des AMD AM5-Sockels. Dies bedeutet, dass das DeskMeet X600 nicht nur die neuesten Ryzen 7000er-CPUs aufnehmen kann, sondern auch zukunftssicher ist, da AMD versprochen hat, den AM5-Sockel für mehrere Generationen zu unterstützen. Besonderes Augenmerk liegt hier auf den Ryzen 7000X3D Prozessoren, wie dem Ryzen 7 7800X3D oder dem Ryzen 9 7950X3D. Diese CPUs sind einzigartig, da sie zusätzlich zum normalen L3-Cache einen riesigen, gestapelten 3D V-Cache besitzen. Dieser Cache beschleunigt insbesondere bei Spielen den Zugriff auf Daten dramatisch und katapultiert die X3D-Modelle an die Spitze der Gaming-Performance-Charts.

Was macht diese CPUs so ideal für ein kompaktes System wie das DeskMeet X600? Ihre Effizienz. Obwohl sie unter Volllast viel Strom ziehen können, sind sie in Gaming-Szenarien, wo der V-Cache seine Stärken ausspielt, oft überraschend sparsam und erzeugen weniger Wärme als ihre Non-X3D-Pendants, wenn sie nicht bis an die Leistungsgrenze getrieben werden. Dies ist ein entscheidender Vorteil in einem Gehäuse, in dem jeder Grad zählt. Die Möglichkeit, einen 16-Kern-Prozessor wie den Ryzen 9 7950X3D in einem solchen System zu betreiben, eröffnet zudem immense Potenziale für professionelle Anwendungen, die von vielen Kernen profitieren.

Arbeitsspeicher und Speicherlösungen: Schnell und reichlich

Das ASRock DeskMeet X600 setzt konsequent auf aktuelle Standards. Es unterstützt DDR5-Arbeitsspeicher über zwei SO-DIMM-Slots (Laptop-RAM-Module), was die Installation von bis zu 96 GB RAM ermöglicht – eine beeindruckende Menge für ein System dieser Größe. DDR5 bietet höhere Bandbreiten und Geschwindigkeiten im Vergleich zu DDR4, was sich positiv auf die Gesamtperformance, insbesondere in speicherintensiven Anwendungen, auswirkt. Bei der Wahl der Module sollte man auf eine gute Balance aus Kapazität, Geschwindigkeit und Latenz achten.

Auch bei den Speicherlösungen geizt das DeskMeet X600 nicht. Es bietet in der Regel zwei M.2-Slots für schnelle NVMe-SSDs, von denen mindestens einer PCIe Gen4 unterstützt. Einige Modelle könnten sogar PCIe Gen5 für extremste Geschwindigkeiten bieten, was für professionelle Anwender, die mit riesigen Datenmengen arbeiten, von Vorteil sein kann. Zusätzlich sind in der Regel zwei SATA-Anschlüsse für 2,5-Zoll-SSDs oder HDDs vorhanden. Dies ermöglicht eine flexible Kombination aus einer schnellen NVMe-Systemplatte und größeren SATA-Laufwerken für Spielebibliotheken oder Mediendaten. Die Montage dieser Komponenten ist durchdacht, auch wenn der Platz im Inneren begrenzt ist.

Die Herausforderung der dedizierten Grafikkarte (dGPU)

Hier liegt der eigentliche Knackpunkt und die größte Stärke des DeskMeet X600 zugleich. Die Möglichkeit, eine dedizierte Grafikkarte zu verbauen, ist in diesem Formfaktor eine Seltenheit und ein Game-Changer. Allerdings gibt es hierbei entscheidende Einschränkungen:

• Platzbeschränkung: Das DeskMeet X600 ist nur für Dual-Slot-Grafikkarten mit einer maximalen Länge von etwa 20 cm ausgelegt. Dies schränkt die Auswahl erheblich ein und bedeutet, dass nur bestimmte „Mini-ITX”-Versionen von Grafikkarten oder kürzere Modelle in Frage kommen. Beispiele hierfür sind oft die NVIDIA GeForce RTX 4060, RTX 4060 Ti oder AMD Radeon RX 7600/7700 XT in ihren kompakten Varianten.
• Stromversorgung: Der wahrscheinlich kritischste Faktor ist das integrierte Flex ATX Netzteil. ASRock bietet das DeskMeet X600 meist mit einem 500-Watt-Netzteil an. 500 Watt klingen viel, aber für eine leistungsstarke CPU und eine dGPU in einem so kompakten System ist die Effizienz und die Stabilität des Netzteils entscheidend. Grafikkarten wie die RTX 4070 (in kompakter Form, falls verfügbar) oder stärkere AMD-Modelle könnten bereits an die Grenze stoßen. Die RTX 4060-Familie oder die RX 7600/7700 XT mit einem TDP von etwa 115-175W passen hier ideal in das Leistungsspektrum. Man muss unbedingt darauf achten, dass die gewählte GPU nicht mehr als einen 8-Pin-PCIe-Stromanschluss benötigt, da das Flex ATX Netzteil möglicherweise nicht genügend Anschlüsse für stromhungrigere Karten bietet.
• Kühlung: Eine dGPU erzeugt erhebliche Wärme. Im begrenzten Raum des DeskMeet X600 kann sich diese Wärme stauen. Das Gehäuse ist auf einen gewissen Luftstrom ausgelegt, aber die Kühlung hängt stark von der Effizienz der GPU-Kühllösung und der allgemeinen Systemlüftung ab. Kompakte Grafikkarten haben oft kleinere Kühler, die unter Last lauter werden können.

Leistung im Praxistest: Was kann der „Kraftzwerg” wirklich leisten?

Ein gut konfiguriertes ASRock DeskMeet X600 mit einem Ryzen 7 7800X3D und einer kompakten RTX 4060 oder RX 7700 XT kann erstaunliche Leistungen erbringen. In Gaming-Benchmarks bei 1080p oder sogar 1440p sind hohe Bildraten in den meisten aktuellen Titeln möglich. Der 7800X3D liefert hier dank seines V-Cache die CPU-Grundlage für exzellente Min-FPS und ein butterweiches Spielerlebnis. Bei produktiven Anwendungen zeigt sich die Stärke der hohen Kernzahl der Ryzen-CPUs, sei es bei Videobearbeitung, 3D-Rendering oder komplexen Berechnungen. Hier bietet das DeskMeet X600 trotz seiner Größe eine vollwertige Workstation-Erfahrung.

Die größte Herausforderung bleibt die Thermik und Lautstärke. Unter Volllast, insbesondere bei gleichzeitig hoher Auslastung von CPU und GPU (z.B. in einem Stresstest), können die Temperaturen schnell ansteigen. Eine sorgfältige Abstimmung ist hier essenziell:

• CPU-Kühlung: Der CPU-Kühler muss effizient sein, aber auch die Höhenbegrenzung des Gehäuses (oft um die 70 mm) einhalten. Top-Blower-Kühler wie der Noctua NH-L9a-AM5 oder der Alpenföhn Black Ridge sind hier beliebte Optionen.
• Optimierung: Undervolting von CPU und GPU kann die Leistungsaufnahme und damit die Wärmeentwicklung deutlich reduzieren, ohne spürbare Leistungseinbußen. Auch das Anpassen der PBO-Grenzwerte (Precision Boost Overdrive) im BIOS kann helfen, die CPU-Temperaturen in Schach zu halten.
• Luftstrom: Das Gehäuse verfügt über Lüftungsschlitze, und die korrekte Platzierung, um Frischluft anzusaugen und Warmluft abzuführen, ist wichtig. Zusatzlüfter können schwierig zu integrieren sein.

Die Kehrseite der kompakten Kühllösungen ist oft die Lautstärke. Unter Volllast müssen kleine Lüfter schneller drehen, um die Komponenten kühl zu halten, was zu einem hörbaren Betriebsgeräusch führen kann. Für Nutzer, die absolute Stille wünschen, ist dies ein Kompromiss, der in Kauf genommen werden muss.

Der Bau des DeskMeet X600: Tipps für die Komponentenwahl und Montage

Der Zusammenbau eines Systems in einem Small Form Factor (SFF)-Gehäuse erfordert etwas Geduld und Planung. Hier sind einige Tipps:

• CPU-Kühler: Wie erwähnt, sind flache Top-Blower-Kühler Pflicht. Prüfen Sie vorab die maximale Kühlerhöhe des DeskMeet X600 (ASRock gibt hier oft exakte Maße an).
• Grafikkarte: Messen Sie genau nach! Nicht jede „Mini-ITX”-Karte ist gleich kurz. Achten Sie auf die Länge (max. ca. 20 cm) und die Slot-Breite (Dual-Slot). Berücksichtigen Sie auch den Strombedarf und die Anzahl der PCIe-Stromanschlüsse des Netzteils.
• RAM: SO-DIMM DDR5-Module. Achten Sie auf niedrige Bauhöhe, auch wenn sie meist passen.
• SSDs: M.2-SSDs sind am einfachsten zu installieren und bieten die beste Leistung. 2,5-Zoll-Laufwerke sind zwar möglich, machen das Kabelmanagement aber aufwendiger.
• Kabelmanagement: Dies ist im DeskMeet X600 entscheidend. Versuchen Sie, so wenig Kabel wie möglich zu verwenden und überschüssige Längen sauber zu verstauen, um den Luftstrom nicht zu behindern. Modulare Netzteile sind hier zwar nicht verfügbar (da das PSU integriert ist), aber die Kabel sind oft bereits auf die Größe zugeschnitten.
• Reihenfolge der Montage: Beginnen Sie mit CPU, CPU-Kühler und RAM, gefolgt von den M.2-SSDs. Danach kann die Grafikkarte installiert werden. Die Stromversorgungskabel für die GPU sollten idealerweise schon vor dem Einbau der Grafikkarte bereitliegen.

Vor- und Nachteile im Überblick

Wie jedes spezialisierte System hat auch das ASRock DeskMeet X600 seine Stärken und Schwächen:

Vorteile:

• Extreme Kompaktheit: Nimmt kaum Platz weg und ist leicht zu transportieren.
• Leistungsstark: Ermöglicht den Bau eines vollwertigen High-End-PCs mit Ryzen 7000X3D und dGPU.
• Zukunftssicher: AM5-Plattform und DDR5-Unterstützung bieten eine lange Lebensdauer.
• Flexibilität: Unterstützung für zwei M.2-SSDs und zwei SATA-Laufwerke.
• Vielseitig einsetzbar: Ideal für Gaming, Content Creation, Office oder als kompakter Server/Workstation.
• Energieeffizienz: Ryzen 7000X3D CPUs sind in Gaming-Anwendungen sehr effizient.

Nachteile:

• GPU-Limitierungen: Starke Einschränkungen bei Größe (max. 20 cm, Dual-Slot) und Stromverbrauch (durch 500W Flex ATX Netzteil).
• Kühlung Herausforderung: Thermische Grenzwerte und damit potenzielle Drosselung der Leistung unter Dauerlast.
• Lautstärke: Kleine Lüfter (CPU, GPU) können unter Last laut werden.
• Montageaufwand: Der Zusammenbau erfordert mehr Geduld und Sorgfalt als bei größeren Gehäusen.
• Kosten: Kompakte Premium-Komponenten (insbesondere Grafikkarten und Kühler) können teurer sein.
• Keine Übertaktung: Das Mainboard des DeskMeet X600 ist in der Regel nicht auf extremes Übertakten ausgelegt.

Zielgruppe und Fazit: Für wen ist das ASRock DeskMeet X600 der richtige Partner?

Das ASRock DeskMeet X600 ist kein PC für jedermann, aber für seine Nische ein absoluter Volltreffer. Es richtet sich an:

• SFF-Enthusiasten: Die die Herausforderung und die Ästhetik eines extrem kompakten, aber leistungsstarken Systems lieben.
• Gamer mit Platzmangel: Die einen vollwertigen Gaming-PC wünschen, aber keinen großen Tower stellen können oder wollen.
• Content Creator & Professionals: Die eine potente Workstation für Video-Rendering, CAD oder Bildbearbeitung benötigen, die unauffällig auf dem Schreibtisch steht oder leicht zu transportieren ist.
• LAN-Party-Gänger: Die einen leicht transportierbaren, leistungsfähigen Gaming-PC mitnehmen möchten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das ASRock DeskMeet X600 mit einem Ryzen 7000X3D und einer passenden dGPU eine beeindruckende Leistung auf kleinstem Raum bietet. Es ist ein „Kraftzwerg”, der beweist, dass man für High-End-Performance keine riesigen Gehäuse mehr benötigt. Die Kompromisse bei der Grafikkartenwahl und der Kühlung sind real, aber mit sorgfältiger Planung und Komponentenwahl lassen sich diese Hürden meistern. Wer bereit ist, diese kleineren Einschränkungen in Kauf zu nehmen, erhält ein einzigartiges, zukunftssicheres System, das in puncto Leistung und Formfaktor kaum zu schlagen ist. Das ASRock DeskMeet X600 ist somit mehr als nur ein Mini-PC; es ist ein Statement – klein, aber oho!