So klappt der Passthrough: Wie Sie einen WLAN-USB-Stick in Ihrer VM mit Kali Linux zum Laufen bringen

Willkommen, Cyber-Enthusiast! Wenn Sie sich mit Kali Linux beschäftigen, wissen Sie, dass es sich um ein unverzichtbares Werkzeug für Penetrationstests, ethisches Hacking und Netzwerkanalyse handelt. Doch oft stößt man an eine Grenze: Die in der virtuellen Maschine (VM) verfügbaren Standard-Netzwerkadapter sind für fortgeschrittene Aufgaben wie das Überwachen von WLAN-Netzwerken im Monitor-Modus oder das Durchführen von Paket-Injektionen ungeeignet. Hier kommt der sogenannte USB-Passthrough ins Spiel – eine elegante Lösung, um einen physischen WLAN-USB-Stick direkt an Ihre Kali-VM durchzuschleusen. Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, damit Ihr WLAN-Stick in Ihrer virtuellen Umgebung optimal funktioniert.

Warum ist Passthrough so wichtig für Kali Linux?

Virtuelle Maschinen bieten eine isolierte Umgebung, die ideal für Experimente und das Testen neuer Tools ist, ohne das Host-System zu beeinträchtigen. Für die meisten grundlegenden Netzwerkaufgaben reicht der virtuelle Netzwerkadapter (z.B. NAT oder Bridge-Modus) aus. Doch speziell in Kali Linux möchten Sie oft über diese grundlegenden Funktionen hinausgehen:

• Monitor-Modus: Dies ermöglicht es dem WLAN-Adapter, den gesamten Netzwerkverkehr zu belauschen, selbst Pakete, die nicht für ihn bestimmt sind. Dies ist essenziell für Tools wie Aircrack-ng, Wireshark oder Kismet.
• Paket-Injektion: Hierbei sendet der Adapter speziell gefertigte Pakete in das Netzwerk, um Reaktionen zu provozieren oder Angriffe zu simulieren. Ohne diese Fähigkeit sind viele Angriffsvektoren blockiert.
• Deauthentifizierung-Angriffe: Das Trennen von Clients von einem Access Point ist ein gängiger Schritt in vielen WLAN-Angriffen und erfordert einen dedizierten WLAN-Adapter mit Passthrough.

Standard-VM-Netzwerkkarten unterstützen diese spezialisierten Modi in der Regel nicht, da sie lediglich eine emulierte Netzwerkverbindung bereitstellen. Durch den Passthrough des WLAN-USB-Sticks erhält die Kali-VM direkten Zugriff auf die Hardware des Sticks, als wäre er physisch mit dem virtuellen Computer verbunden. Dies ist der Schlüssel zur vollen Funktionalität.

Die Wahl des richtigen WLAN-USB-Sticks: Ein kritischer Schritt

Bevor wir uns in die technischen Details stürzen, ist es unerlässlich, den richtigen WLAN-USB-Stick auszuwählen. Nicht jeder Stick ist für den Monitor-Modus und die Paket-Injektion geeignet. Die Unterstützung hängt stark vom Chipsatz ab. Achten Sie auf Sticks mit den folgenden, bewährten Chipsätzen:

• Realtek RTL8812AU / RTL8814AU: Diese Chipsätze sind sehr beliebt und bieten oft Unterstützung für moderne WLAN-Standards (Wi-Fi 5/6, 802.11ac/ax) sowie den Monitor-Modus. Viele gängige Sticks nutzen diese Chipsätze.
• Atheros AR9271 / AR9002U: Sticks mit Atheros-Chipsätzen galten lange als Goldstandard für Hacking-Zwecke und sind auch heute noch eine gute Wahl, wenn auch seltener in neuerer Hardware zu finden.
• Ralink RT3070 / RT3572: Auch diese Chipsätze sind bekannt für ihre gute Kompatibilität mit Linux und den benötigten Modi.

Vermeiden Sie: Sticks mit Broadcom-Chipsätzen oder viele der neuesten Intel-Chipsätze, da diese oft proprietäre Treiber und eingeschränkte Funktionalität unter Linux bieten können.

Tipp zur Identifizierung: Oft steht der Chipsatz nicht explizit auf der Verpackung. Suchen Sie nach Produktbewertungen oder Linux-Kompatibilitätslisten. Nach dem Kauf können Sie den Chipsatz auf Ihrem Host-System mit dem Befehl lsusb (unter Linux) oder im Geräte-Manager (unter Windows) identifizieren.

Voraussetzungen für den Passthrough

Bevor wir beginnen, stellen Sie sicher, dass die folgenden Punkte erfüllt sind:

• Host-Betriebssystem: Windows, macOS oder Linux.
• Virtualisierungssoftware: Entweder VirtualBox (beliebt und kostenlos) oder VMware Workstation Pro/Player (leistungsstark, aber kostenpflichtig für Pro-Version). Dieser Guide deckt beide ab.
• Kali Linux VM: Eine bereits installierte und lauffähige Kali Linux-Instanz in Ihrer bevorzugten Virtualisierungssoftware.
• WLAN-USB-Stick: Ein geeigneter Stick, der die oben genannten Kriterien erfüllt.
• Internetverbindung: Für das Herunterladen von Treibern oder Updates in Kali Linux.
• Grundkenntnisse: Vertrautheit mit der Kommandozeile in Linux und den Grundeinstellungen Ihrer Virtualisierungssoftware.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Passthrough in VirtualBox

VirtualBox ist eine weit verbreitete und kostenlose Option. Hier ist, wie es geht:

1. VirtualBox Extension Pack installieren

Für die Unterstützung von USB 2.0- und USB 3.0-Geräten ist das VirtualBox Extension Pack zwingend erforderlich. Ohne dieses Pack wird VirtualBox möglicherweise den USB-Stick nicht korrekt erkennen oder durchschleusen können.

1. Besuchen Sie die offizielle VirtualBox-Website: virtualbox.org/wiki/Downloads
2. Laden Sie das „VirtualBox Extension Pack” herunter, das Ihrer installierten VirtualBox-Version entspricht.
3. Öffnen Sie VirtualBox, gehen Sie zu „Datei” -> „Einstellungen” -> „Erweiterungen”.
4. Klicken Sie auf das „Hinzufügen”-Symbol (grünes Plus-Zeichen) und wählen Sie die heruntergeladene `.vbox-extpack`-Datei aus.
5. Akzeptieren Sie die Lizenzbedingungen, um die Installation abzuschließen.

2. USB-Controller in den VM-Einstellungen konfigurieren

Schalten Sie Ihre Kali-VM aus, falls sie läuft. Gehen Sie dann wie folgt vor:

1. Wählen Sie Ihre Kali Linux-VM in VirtualBox aus und klicken Sie auf „Ändern” (oder „Einstellungen”).
2. Navigieren Sie zum Bereich „USB”.
3. Aktivieren Sie entweder „USB 2.0 (EHCI)-Controller” oder „USB 3.0 (xHCI)-Controller„. Wählen Sie USB 3.0, wenn Ihr Host-System und der Stick dies unterstützen, da dies die beste Leistung bietet. Falls es Probleme gibt, versuchen Sie USB 2.0.
4. Fügen Sie einen USB-Filter hinzu:
   • Stecken Sie den WLAN-USB-Stick jetzt in einen freien USB-Port Ihres Host-Computers.
   • Klicken Sie im USB-Bereich der VM-Einstellungen auf das „Hinzufügen”-Symbol (grünes Plus-Zeichen).
   • In der Liste sollte Ihr WLAN-USB-Stick erscheinen (z.B. „Realtek 802.11ac WLAN Adapter [XXXX]”). Wählen Sie ihn aus.
   • VirtualBox erstellt automatisch einen Filter mit den Geräteinformationen. Dies stellt sicher, dass der Stick immer der VM zugewiesen wird, sobald er erkannt wird.
5. Klicken Sie auf „OK”, um die Einstellungen zu speichern.

3. Optional: Host-Benutzer zur vboxusers-Gruppe hinzufügen (Linux-Hosts)

Wenn Ihr Host-System Linux ist und Sie Probleme mit den USB-Berechtigungen haben, müssen Sie möglicherweise Ihren Benutzer zur Gruppe vboxusers hinzufügen:

sudo usermod -aG vboxusers $USER

Danach müssen Sie sich ab- und wieder anmelden oder das System neu starten, damit die Änderungen wirksam werden.

4. Kali Linux starten und überprüfen

1. Starten Sie Ihre Kali Linux-VM.
2. Öffnen Sie ein Terminal in Kali Linux.
3. Überprüfen Sie, ob der USB-Stick erkannt wird:

   lsusb

   Sie sollten Ihren WLAN-Stick in der Liste sehen, z.B. Bus 001 Device 00x: ID 0bda:8812 Realtek Semiconductor Corp. RTL8812AU 802.11a/b/g/n/ac WLAN Adapter.

4. Überprüfen Sie, ob ein neues WLAN-Interface verfügbar ist:

   ip a

   oder

   iwconfig

   Sie sollten ein Interface wie wlan0 oder wlan1 sehen, das nun mit Ihrem physischen USB-Stick verbunden ist.

5. Testen Sie den Monitor-Modus:

   sudo airmon-ng check kill
   sudo airmon-ng start wlan0 # Ersetzen Sie wlan0 durch den Namen Ihres Interfaces

   Wenn erfolgreich, sollte ein neues Interface wie wlan0mon erstellt werden, was anzeigt, dass der Monitor-Modus funktioniert.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Passthrough in VMware Workstation (Pro/Player)

VMware bietet eine ähnlich einfache Möglichkeit, USB-Geräte durchzuschleusen.

1. VMware Tools installieren (falls noch nicht geschehen)

Obwohl nicht immer zwingend für den USB-Passthrough, verbessern die VMware Tools die Integration zwischen Host und Gast erheblich und können bei der Geräteterkennung helfen.

1. Starten Sie Ihre Kali Linux-VM.
2. Klicken Sie im VMware-Menü auf „VM” -> „Install VMware Tools”.
3. Befolgen Sie die Anweisungen, um die Tools in Kali Linux zu installieren.

2. USB-Gerät mit der VM verbinden

VMware hat oft eine dynamischere USB-Verwaltung als VirtualBox.

1. Stecken Sie den WLAN-USB-Stick in einen freien USB-Port Ihres Host-Computers.
2. Starten Sie Ihre Kali Linux-VM.
3. Sobald die VM läuft, navigieren Sie im VMware-Menü zu „VM” -> „Removable Devices”.
4. Suchen Sie Ihren WLAN-USB-Stick in der Liste (z.B. „Realtek 802.11ac WLAN Adapter”).
5. Klicken Sie auf den Namen des Sticks und dann auf „Connect (Disconnect from host)”.
6. VMware wird Sie möglicherweise fragen, ob Sie das Gerät mit dem Host oder der VM verbinden möchten. Wählen Sie Ihre Kali Linux-VM.
7. Optional: Sie können auch unter „VM” -> „Settings” -> „USB Controller” festlegen, ob ein USB 2.0 oder USB 3.0 Controller emuliert werden soll und ob neue USB-Geräte beim Start automatisch verbunden werden sollen.

3. Kali Linux überprüfen

Genau wie bei VirtualBox:

1. Öffnen Sie ein Terminal in Kali Linux.
2. Überprüfen Sie, ob der USB-Stick erkannt wird:

   lsusb

3. Überprüfen Sie, ob ein neues WLAN-Interface verfügbar ist:

   ip a

   oder

   iwconfig

4. Testen Sie den Monitor-Modus:

   sudo airmon-ng check kill
   sudo airmon-ng start wlan0 # Ersetzen Sie wlan0 durch den Namen Ihres Interfaces

Häufige Probleme und Fehlerbehebung

Manchmal läuft nicht alles glatt. Hier sind einige typische Probleme und deren Lösungen:

1. Der USB-Stick wird in der VM nicht angezeigt (lsusb zeigt ihn nicht):
   • VirtualBox Extension Pack fehlt/falsch: Stellen Sie sicher, dass das Extension Pack korrekt installiert ist und die Version zu Ihrer VirtualBox-Version passt.
   • USB-Controller in VM-Einstellungen deaktiviert/falsch: Überprüfen Sie, ob USB 2.0/3.0-Controller aktiviert sind. Experimentieren Sie mit USB 2.0, falls 3.0 Probleme macht.
   • Falscher USB-Port am Host: Versuchen Sie einen anderen physischen USB-Port am Host. Manchmal sind die Front-USB-Ports weniger stabil.
   • USB-Stick defekt: Testen Sie den Stick an einem anderen Computer.
   • Host-Treiberprobleme: Stellen Sie sicher, dass der Stick vom Host-System korrekt erkannt wird (z.B. im Geräte-Manager unter Windows).
   • VirtualBox: Berechtigungsprobleme auf Linux-Hosts: Stellen Sie sicher, dass Ihr Benutzer in der Gruppe vboxusers ist und Sie neu gestartet haben (siehe oben).
   • VMware: Nicht richtig verbunden: Überprüfen Sie unter „VM” -> „Removable Devices”, ob der Stick als „Connected” angezeigt wird.
2. Der Stick wird in lsusb angezeigt, aber nicht als WLAN-Interface (iwconfig zeigt kein wlan0):
   • Treiber in Kali Linux fehlen: Kali Linux bringt viele Treiber mit, aber für manche spezialisierten Chipsätze (insbesondere neuere 802.11ac/ax Realtek-Sticks) müssen Sie möglicherweise Treiber manuell installieren. Suchen Sie nach Ihrem Chipsatz und „Kali Linux driver” oder „debian driver”. Oft helfen Pakete wie firmware-realtek oder die Installation von Treibern von GitHub (Vorsicht: dies kann komplexer sein).

     sudo apt update
     sudo apt install firmware-realtek

     Nach der Installation neu starten.

   • Kernel-Module: Manchmal verhindern Blacklists oder Konflikte, dass die richtigen Kernel-Module geladen werden. Überprüfen Sie dmesg | grep wifi auf Fehlermeldungen.
3. Monitor-Modus funktioniert nicht (airmon-ng schlägt fehl oder erstellt kein wlan0mon):
   • Chipsatz-Inkompatibilität: Ihr Stick unterstützt möglicherweise einfach keinen echten Monitor-Modus oder Paket-Injektion. Dies ist der häufigste Grund. Überprüfen Sie erneut die Chipsatz-Kompatibilität.
   • Treiberprobleme: Selbst wenn der Stick als WLAN-Gerät erkannt wird, unterstützen nicht alle Treiber den Monitor-Modus. Aktualisieren Sie Ihre Kali-Installation und die Treiber.
   • Kernel-Version: Manchmal können Treiber und Kernel-Versionen kollidieren. Halten Sie Kali Linux aktuell.
4. „Failed to attach USB device” (VirtualBox):
   • Dies deutet oft auf ein Berechtigungsproblem oder einen Konflikt mit dem Host-System hin. Stellen Sie sicher, dass kein anderer Prozess auf dem Host den Stick exklusiv nutzt.
   • Versuchen Sie, den Filter in VirtualBox zu löschen und neu zu erstellen, oder versuchen Sie, den Stick über das Menü „Geräte” -> „USB” manuell zu verbinden.

Best Practices und zusätzliche Tipps

• Immer nur ein Host oder eine VM: Stellen Sie sicher, dass nur entweder Ihr Host-System ODER Ihre VM den WLAN-USB-Stick gleichzeitig verwendet. Wenn der Stick mit der VM verbunden ist, sollte er nicht mehr vom Host verwendet werden können.
• USB-Hubs: Bei Problemen mit der Stromversorgung oder der Erkennung kann ein externer, stromversorgter USB-Hub helfen.
• Kali Linux aktuell halten: Führen Sie regelmäßig sudo apt update && sudo apt full-upgrade aus, um die neuesten Treiber und Kernel-Updates zu erhalten.
• Dokumentation: Machen Sie sich Notizen zum Chipsatz Ihres Sticks, den installierten Treibern und den Schritten, die zum Funktionieren führten. Das spart bei zukünftigen Installationen Zeit.
• Testen Sie verschiedene USB-Ports: Nicht alle USB-Ports auf Ihrem Host-System sind gleich. Manche funktionieren besser für Passthrough als andere.

Fazit

Das Einrichten eines WLAN-USB-Sticks per Passthrough in einer Kali Linux-VM ist ein grundlegender Schritt für jeden, der ernsthaft mit Netzwerkanalysen und Penetrationstests in einer virtuellen Umgebung arbeiten möchte. Obwohl es anfangs ein paar Hürden geben kann, vor allem bei der Auswahl des richtigen Sticks und der Treiberinstallation, ist der Prozess mit den richtigen Anleitungen gut zu bewältigen. Mit einem funktionierenden WLAN-Stick in Ihrer Kali-VM öffnen Sie die Tür zu einer Vielzahl leistungsstarker Tools und ermöglichen es Ihnen, Ihre Fähigkeiten im Bereich der Cybersicherheit auf ein neues Niveau zu heben. Haben Sie Geduld, befolgen Sie die Schritte sorgfältig, und bald werden Sie die volle Kontrolle über Ihre virtuelle Netzwerkumgebung genießen!