Unerwünschte Anrufe im WLAN: Was tun bei nervigem WiFi Calling-SPAM?

In einer Welt, in der Konnektivität an erster Stelle steht, hat sich WiFi Calling – also das Telefonieren über WLAN – als eine äußerst praktische Technologie etabliert. Es ermöglicht uns, auch an Orten mit schlechtem Mobilfunkempfang, wie in Kellerräumen, dicken Betongebäuden oder abgelegenen Gebieten, problemlos Anrufe zu tätigen und zu empfangen. Für viele ist es ein Segen, der die Kommunikationslücke schließt. Doch wie so oft im digitalen Zeitalter hat jede Medaille auch eine Kehrseite: Die zunehmende Verbreitung von WLAN-Anrufen hat leider auch eine neue Tür für eine alte Plage geöffnet – den lästigen und oft gefährlichen Telefon-SPAM.

Was einst primär über das Mobilfunknetz lief, findet nun immer häufiger seinen Weg über Ihre Internetverbindung. Plötzlich klingelt das Telefon mit unbekannten Nummern, aggressiven Werbebotschaften oder gar betrügerischen Absichten, und das mitten im WLAN. Das nervige WiFi Calling-SPAM kann nicht nur die tägliche Ruhe stören, sondern auch zu ernsthaften Problemen führen, wenn man unbedacht reagiert. Aber keine Sorge: Sie sind dieser Flut nicht hilflos ausgeliefert. Dieser umfassende Leitfaden zeigt Ihnen, warum unerwünschte Anrufe über WLAN zunehmen und vor allem, was Sie dagegen tun können.

Was ist WiFi Calling und warum wird es zur SPAM-Plattform?

WiFi Calling, auch bekannt als Voice over WiFi (VoWiFi), ist eine Technologie, die es Ihrem Smartphone ermöglicht, Anrufe über ein verfügbares WLAN-Netzwerk anstatt über das Mobilfunknetz zu tätigen und zu empfangen. Die meisten modernen Smartphones unterstützen diese Funktion nativ, und viele Mobilfunkanbieter haben sie standardmäßig aktiviert. Die Vorteile liegen auf der Hand: bessere Sprachqualität, erweiterte Erreichbarkeit an Orten ohne Mobilfunkempfang und potenziell günstigere Tarife im Ausland, da die Kosten oft über den Inlandstarif abgerechnet werden.

Doch genau diese Flexibilität und die Nutzung des Internets machen WLAN-Anrufe auch attraktiv für Spammer und Betrüger. Während traditionelle Telefonnetze teils aufwendigere Schutzmechanismen gegen Massenanrufe oder Spoofing (das Vortäuschen einer anderen Rufnummer) bieten, kann die IP-basierte Natur von WiFi Calling diese Hürden manchmal umgehen. Für Kriminelle ist es oft einfacher und kostengünstiger, große Mengen automatisierter Anrufe über VoIP-Infrastrukturen (Voice over IP), die auch für WiFi Calling genutzt werden, zu initiieren. Sie können zudem ihre tatsächliche Identität leichter verschleiern oder manipulierte Rufnummern anzeigen lassen, die den Anruf seriös erscheinen lassen.

Die verschiedenen Gesichter des WiFi Calling-SPAMs

Unerwünschte Anrufe im WLAN manifestieren sich in verschiedenen Formen. Es ist wichtig, die gängigsten Typen zu kennen, um sie besser erkennen und abwehren zu können:

• Robocalls und Telemarketing: Das sind automatisierte Anrufe, die oft voraufgezeichnete Nachrichten abspielen, um Produkte zu verkaufen, Umfragen durchzuführen oder Sie zu „gewinnen“. Sie sind besonders nervig, da sie oft zu unpassenden Zeiten klingeln und keine echte menschliche Interaktion bieten.
• Telefonbetrug (Scam-Anrufe): Diese sind die gefährlichsten. Betrüger geben sich oft als Mitarbeiter bekannter Unternehmen (z.B. Microsoft-Support, Banken, Online-Shops), Behörden (Polizei, Staatsanwaltschaft) oder sogar als nahestehende Personen aus, um an persönliche Daten, Passwörter oder Geld zu gelangen. Beispiele sind der „Enkeltrick“, Fake-Support-Anrufe oder angebliche Gewinnversprechen.
• Spoofing-Anrufe: Hierbei wird die angezeigte Rufnummer manipuliert. Oft wird eine scheinbar lokale oder bekannte Nummer angezeigt, um Vertrauen zu erwecken und die Anrufannahme zu fördern. Dahinter steckt aber eine völlig andere Absicht.
• Nervenanrufe: Manchmal klingelt es einfach nur kurz, es meldet sich niemand, oder es ist nur Rauschen zu hören. Diese Anrufe dienen oft dazu, aktive Telefonnummern zu identifizieren, die später für gezieltere SPAM-Kampagnen verwendet werden können.

Die Zunahme dieser Anrufe über WLAN ist auch darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen ihre primäre Kommunikation über mobile Endgeräte und damit auch über WiFi Calling abwickeln. Es ist ein lukratives Ziel für Kriminelle, da sie eine breite Masse erreichen können, oft mit geringen Kosten.

Erkennung von WiFi Calling-SPAM: Erste Warnsignale

Oft lassen sich SPAM-Anrufe anhand bestimmter Merkmale erkennen, noch bevor Sie abheben oder reagieren. Achten Sie auf folgende Warnsignale:

• Unbekannte oder ungewöhnliche Nummern: Seien Sie vorsichtig bei Nummern, die Sie nicht kennen, besonders wenn sie aus dem Ausland kommen oder eine ungewöhnliche Länge haben.
• Fehlende Rufnummernanzeige: Wenn „Unbekannte Nummer”, „Private Nummer” oder „Anonym” angezeigt wird, ist Skepsis angebracht.
• Wiederholte Anrufe: Dieselbe unbekannte Nummer ruft immer wieder an, eventuell sogar kurz hintereinander.
• Seltsame Sprachnachrichten: Wenn eine Voicemail hinterlassen wird, die generisch klingt, unter Druck setzt oder zu einem Rückruf auffordert, ist das ein klares Indiz für SPAM.
• Ungebetene Angebote oder Drohungen: Egal ob ein Gewinnversprechen oder die Androhung rechtlicher Konsequenzen – unerwartete Inhalte sind oft ein Zeichen für Telefonbetrug.

Effektive Strategien gegen nervige WLAN-Anrufe

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Flut von unerwünschten Anrufen über WLAN einzudämmen. Diese reichen von einfachen Einstellungen an Ihrem Smartphone bis hin zu Diensten Ihres Mobilfunkanbieters.

1. Smartphone-Einstellungen optimieren

• Rufnummern blockieren: Dies ist die einfachste und oft effektivste Methode. Wenn Sie einen SPAM-Anruf erhalten haben, können Sie die Nummer direkt in der Anrufliste Ihres Smartphones blockieren. Sowohl iOS als auch Android bieten diese Funktion. Auf iPhones tippen Sie auf das „i“-Symbol neben der Nummer und dann auf „Anrufer blockieren“. Bei Android-Geräten halten Sie die Nummer in der Anrufliste gedrückt und wählen „Nummer blockieren“ oder eine ähnliche Option.
• SPAM-Schutzfilter aktivieren: Viele moderne Smartphones und Betriebssysteme haben integrierte Spam-Filter.
  • Google Pixel und andere Android-Geräte (mit Google Telefon App): Die Google Telefon App bietet eine ausgezeichnete SPAM- und Betrugserkennung. Gehen Sie in die Einstellungen der App unter „Anrufer-ID und SPAM” und aktivieren Sie „Anrufer-ID und SPAM-Schutz” sowie „SPAM-Anrufe filtern”. Anrufe, die als SPAM erkannt werden, klingeln dann gar nicht erst.
  • iOS (iPhone): Unter „Einstellungen” > „Telefon” finden Sie die Option „Unbekannte Anrufer stummschalten”. Wenn Sie diese aktivieren, werden Anrufe von Nummern, die nicht in Ihren Kontakten, Siri-Vorschlägen oder kürzlich ausgehenden Anrufen sind, direkt an die Voicemail weitergeleitet und erscheinen in der Anrufliste. Sie erhalten keine Benachrichtigung.
• Drittanbieter-Apps nutzen: Es gibt zahlreiche Apps, die auf die Erkennung und Blockierung von SPAM-Anrufen spezialisiert sind, z.B. Truecaller oder Hiya. Diese Apps verfügen über riesige Datenbanken von SPAM-Nummern und können Anrufe in Echtzeit identifizieren oder blockieren. Beachten Sie jedoch, dass diese Apps oft Zugriff auf Ihre Kontaktdaten benötigen, was Datenschutz-Bedenken aufwerfen kann. Lesen Sie die Datenschutzrichtlinien sorgfältig durch, bevor Sie eine solche App installieren.
• „Nicht stören”-Modus verwenden: Für eine temporäre oder zeitgesteuerte Ruhepause können Sie den „Nicht stören”-Modus aktivieren. Sie können diesen so konfigurieren, dass nur Anrufe von Kontakten oder bevorzugten Nummern durchgestellt werden.

2. Maßnahmen über Ihren Mobilfunkanbieter

Ihr Mobilfunkanbieter kann ebenfalls eine wichtige Rolle im Kampf gegen WiFi Calling-SPAM spielen:

• Anbieter-eigene SPAM-Filter: Viele große Anbieter (Telekom, Vodafone, O2 in Deutschland) bieten eigene Dienste zur SPAM-Erkennung und -Blockierung an. Diese können oft über das Kundenportal oder eine spezielle App aktiviert werden. Informieren Sie sich bei Ihrem Anbieter über die verfügbaren Optionen, die teils kostenlos, teils kostenpflichtig sind.
• Rufnummern melden: Wenn Sie von wiederholten SPAM-Anrufen belästigt werden, können Sie die betreffenden Rufnummern Ihrem Anbieter melden. Dieser kann dann weitere Maßnahmen einleiten oder die Nummern in seine eigenen SPAM-Datenbanken aufnehmen.
• Spezielle Sperrlisten: Einige Anbieter ermöglichen es, bestimmte Nummernkreise oder internationale Anrufe komplett zu blockieren. Dies kann besonders nützlich sein, wenn Sie häufig SPAM aus bestimmten Regionen erhalten.

3. Die Bundesnetzagentur einschalten

In Deutschland ist die Bundesnetzagentur (BNetzA) die zentrale Aufsichtsbehörde für Telekommunikation. Sie nimmt Beschwerden über unerlaubte Telefonwerbung und Telefonbetrug entgegen und kann bei Verstößen Bußgelder verhängen oder Rufnummern abschalten lassen. Wenn Sie wiederholt von SPAM-Anrufen belästigt werden, dokumentieren Sie die Anrufe (Datum, Uhrzeit, Rufnummer des Anrufers) und reichen Sie eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ein. Dies hilft, die schwarzen Schafe zu identifizieren und den allgemeinen Druck auf SPAM-Anrufer zu erhöhen.

4. Allgemeine Verhaltensregeln und Prävention

• Nicht abheben bei unbekannten Nummern: Der einfachste Schutz ist oft, den Anruf gar nicht erst anzunehmen, wenn Sie die Nummer nicht kennen. Wenn es wichtig ist, wird der Anrufer eine Nachricht hinterlassen.
• Nicht zurückrufen: Besonders bei ausländischen oder ominösen Nummern kann ein Rückruf zu hohen Kosten führen (sogenannte Ping-Anrufe).
• Keine Informationen preisgeben: Geben Sie niemals persönliche Daten wie Kontonummern, Passwörter, Adressen oder Geburtsdaten am Telefon preis, es sei denn, Sie haben den Anruf selbst initiiert und sind sich der Seriosität des Gesprächspartners absolut sicher. Seriöse Unternehmen oder Behörden fragen in der Regel nicht unaufgefordert nach sensiblen Daten.
• Am Telefon nicht „Ja” sagen: Manche Betrüger versuchen, ein „Ja” von Ihnen aufzuzeichnen, um es später für betrügerische Zwecke zu missbrauchen (z.B. zur Bestätigung von Verträgen). Seien Sie vorsichtig mit Ihren Antworten.
• Seien Sie skeptisch bei ungewöhnlichen Forderungen: Egal ob es um angebliche Gewinne, die Sie nicht erwartet haben, oder um plötzliche Probleme mit Ihren Konten geht – Betrüger setzen oft auf Panikmache oder überzogene Versprechen.
• Daten schützen: Seien Sie vorsichtig, wo Sie Ihre Telefonnummer angeben. Vermeiden Sie es, sie auf öffentlichen Websites oder in sozialen Medien zu posten. Nutzen Sie bei Online-Registrierungen, wo möglich, Zweitnummern oder temporäre Nummern.
• Software aktualisieren: Halten Sie das Betriebssystem und alle Apps auf Ihrem Smartphone stets aktuell. Sicherheitsupdates beheben oft Schwachstellen, die von SPAM-Software ausgenutzt werden könnten.

Sollte ich WiFi Calling ganz deaktivieren?

Die Option, WiFi Calling komplett zu deaktivieren, besteht auf den meisten Smartphones. Bei iPhones finden Sie dies unter „Einstellungen” > „Telefon” > „WLAN-Anrufe” und können es ausschalten. Bei Android-Geräten variiert der Pfad je nach Hersteller und Version, ist aber meist unter „Einstellungen” > „Mobilfunknetz” oder „Verbindungen” > „WLAN-Anrufe” zu finden.

Allerdings sollte dies wirklich nur als letzter Ausweg betrachtet werden. Denn die Deaktivierung von WLAN-Anrufen nimmt Ihnen die Vorteile dieser Technologie. Wenn Sie in Bereichen mit schlechtem Mobilfunkempfang wohnen oder arbeiten, könnte dies Ihre Erreichbarkeit stark einschränken. Die oben genannten Strategien sind in den meisten Fällen ausreichend, um sich effektiv vor WiFi Calling-SPAM zu schützen, ohne auf die Bequemlichkeit der Funktion verzichten zu müssen.

Fazit: Wachsamkeit und Prävention sind der Schlüssel

Die Annehmlichkeiten von WLAN-Anrufen sind unbestreitbar, doch sie bringen auch die Notwendigkeit einer erhöhten Wachsamkeit mit sich. Unerwünschte Anrufe über WLAN sind ein Ärgernis, können aber mit den richtigen Strategien effektiv bekämpft werden. Nutzen Sie die in Ihrem Smartphone integrierten Schutzfunktionen, prüfen Sie die Angebote Ihres Mobilfunkanbieters und scheuen Sie sich nicht, die Bundesnetzagentur zu informieren, wenn Sie das Gefühl haben, Opfer von unerlaubter Werbung oder Betrug zu werden.

Indem Sie präventiv handeln, verdächtige Anrufe ignorieren und stets vorsichtig mit Ihren persönlichen Daten umgehen, können Sie die Belästigung durch WiFi Calling-SPAM auf ein Minimum reduzieren und die Vorteile der modernen Kommunikation ungestört genießen. Ihre digitale Ruhe ist es wert, geschützt zu werden.