Windows ignoriert Ihre Befehle? Darum werden Ihre Ordneroptionen nicht übernommen und so beheben Sie es

Kennen Sie das Gefühl der Frustration, wenn Sie mühsam die Ansicht Ihrer Ordner anpassen – vielleicht bevorzugen Sie die Detailsansicht, sortieren gerne nach Änderungsdatum oder blenden bestimmte Spalten ein – nur um festzustellen, dass Windows diese Einstellungen beim nächsten Öffnen des Ordners wieder vergessen hat? Es ist, als würde Ihr Computer absichtlich Ihre Befehle ignorieren. Dieses Phänomen ist nicht nur ärgerlich, sondern kann Ihre Produktivität erheblich beeinträchtigen, besonders wenn Sie täglich mit vielen Dateien und Ordnern arbeiten. Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und zum Glück gibt es bewährte Lösungen.

In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Gründe ein, warum Windows Ihre Ordneroptionen nicht speichert und welche Schritte Sie unternehmen können, um diese hartnäckigen Probleme zu beheben. Von einfachen Tricks bis hin zu fortgeschrittenen Registry-Anpassungen – wir führen Sie durch den Prozess, damit Sie endlich wieder die Kontrolle über Ihre Dateiexplorer-Ansicht erhalten.

Das Problem verstehen: Warum Windows Ihre Ordneransichten vergisst

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum Windows überhaupt dazu neigt, Ihre Einstellungen zu vergessen. Der Windows-Dateiexplorer speichert die benutzerdefinierten Ansichtseinstellungen für Ordner in der Registrierungsdatenbank (Registry). Genauer gesagt, werden diese Informationen in bestimmten Unterschlüsseln unter HKEY_CURRENT_USERSoftwareMicrosoftWindowsShell abgelegt. Die wichtigsten Schlüssel sind hierbei Bags und BagsMRU.

• Bags: Dieser Schlüssel speichert die detaillierten Einstellungen für jeden Ordner, den Sie besucht und angepasst haben (z.B. Ansichtsmodus, Spaltenbreiten, Sortierreihenfolge).
• BagsMRU (Most Recently Used): Dieser Schlüssel fungiert als eine Art Cache für die zuletzt verwendeten Ordneransichten, um einen schnellen Zugriff zu ermöglichen.

Doch selbst mit dieser Speichermechanik gibt es mehrere Gründe, warum die Einstellungen möglicherweise nicht beibehalten werden:

1. Die „Ordneransichts-Cache”-Grenze

Windows ist nicht dafür ausgelegt, unendlich viele Ordneransichten zu speichern. Es gibt eine praktische Obergrenze für die Anzahl der Ordner, deren Einstellungen Windows sich merkt. In älteren Windows-Versionen wurde oft eine Grenze von 5000 Ordnern genannt. Obwohl diese Zahl in modernen Windows 10- und 11-Versionen nicht mehr so starr ist und sich dynamisch anpassen kann, führt das Erreichen oder Überschreiten dieser (impliziten) Grenze dazu, dass Windows die ältesten oder am seltensten verwendeten Ansichten aus dem Cache löscht, um Platz für neue zu schaffen. Dies ist eine der häufigsten Ursachen, warum Ihre Ordneransichten zurückgesetzt werden.

2. Beschädigte Registry-Schlüssel

Wenn die Registry-Schlüssel Bags oder BagsMRU beschädigt werden, kann Windows die gespeicherten Informationen nicht mehr korrekt lesen oder schreiben. Dies kann durch Softwarefehler, Systemabstürze, Malware oder aggressive Registry-Reinigungsprogramme verursacht werden. Ein beschädigter Schlüssel führt dazu, dass Windows entweder auf Standardeinstellungen zurückfällt oder die Einstellungen gar nicht erst speichert.

3. Konflikte mit Drittanbieter-Software

Manche Programme, insbesondere Shell-Erweiterungen, Dateimanager von Drittanbietern oder sogar bestimmte Optimierungs-Tools, können in die Art und Weise eingreifen, wie Windows Ordneransichten speichert. Solche Konflikte können dazu führen, dass Ihre Einstellungen überschrieben oder nicht korrekt übernommen werden.

4. Probleme mit dem Benutzerprofil

Alle personalisierten Windows-Einstellungen, einschließlich der Ordneroptionen, sind an Ihr Benutzerprofil gebunden. Wenn Ihr Benutzerprofil beschädigt ist, kann dies eine Vielzahl von Problemen verursachen, darunter auch das Vergessen von Ordneransichten.

5. Windows-Updates

Gelegentlich können größere Windows-Updates oder kumulative Updates dazu führen, dass bestimmte Systemteile oder Registry-Einstellungen zurückgesetzt oder neu initialisiert werden, was auch die Ordneransichten betreffen kann.

6. OneDrive und Cloud-Synchronisierung

In manchen Fällen kann OneDrive, insbesondere wenn die Funktion „Dateien bei Bedarf” (Files On-Demand) aktiviert ist, indirekt dazu beitragen, dass Ordneransichten nicht wie erwartet gespeichert werden, da die Dateien und Ordner teilweise in der Cloud liegen und nicht immer lokal präsent sind.

Symptome und Anzeichen

Die Anzeichen dafür, dass Windows Ihre Ordneroptionen nicht übernimmt, sind vielfältig, aber leicht zu erkennen:

• Alle Ordner werden immer wieder in der gleichen Standardansicht (z.B. „Große Symbole” oder „Details”) geöffnet, obwohl Sie sie anders eingestellt haben.
• Die Sortierreihenfolge (nach Name, Datum, Größe) wird nach dem Schließen und erneuten Öffnen eines Ordners nicht beibehalten.
• Angepasste Spalten im Details-Ansichtsmodus verschwinden.
• Die Funktion „Für Ordner übernehmen” in den Ordneroptionen scheint keine Wirkung zu zeigen.
• Einzelne, häufig genutzte Ordner vergessen ihre Einstellungen hartnäckig.

Die Lösungen: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Behebung

A. Der „Für Ordner übernehmen”-Trick (und seine Grenzen)

Dies ist oft der erste Schritt, den Benutzer versuchen, und er funktioniert – aber nur unter bestimmten Bedingungen. Windows gruppiert Ordner nach „Vorlagen” (z.B. „Allgemeine Elemente”, „Dokumente”, „Bilder”, „Musik”, „Videos”). Wenn Sie eine Einstellung mit „Für Ordner übernehmen” anwenden, wird diese nur für Ordner des *gleichen Vorlagentyps* übernommen.

1. Öffnen Sie einen Ordner, dessen Ansicht Sie anpassen möchten.
2. Stellen Sie die gewünschte Ansicht (z.B. „Details”), Sortierung, Gruppierung und Spalten ein.
3. Klicken Sie in der Menüleiste des Explorers auf „Ansicht”.
4. Klicken Sie auf „Optionen” und dann auf „Ordner- und Suchoptionen ändern”.
5. Im Reiter „Ansicht” klicken Sie auf „Für Ordner übernehmen”. Bestätigen Sie die Meldung mit „Ja”.

Wichtig: Wenn Ihre Einstellungen immer noch nicht beibehalten werden, liegt es oft daran, dass die Ordner, die Sie anpassen möchten, unterschiedlichen Vorlagentypen zugewiesen sind. Um dies zu ändern:

1. Rechtsklicken Sie auf den betreffenden Ordner und wählen Sie „Eigenschaften”.
2. Wechseln Sie zum Reiter „Anpassen”.
3. Wählen Sie unter „Diesen Ordner optimieren für” den gewünschten Vorlagentyp (z.B. „Allgemeine Elemente”).
4. Setzen Sie das Häkchen bei „Diese Vorlage auch für alle Unterordner übernehmen”, falls gewünscht.
5. Wiederholen Sie dann den „Für Ordner übernehmen”-Schritt für diesen Ordner und den neuen Vorlagentyp.

B. Zurücksetzen aller Ordneransichten durch Löschen der Registry-Schlüssel

Dies ist die radikalste, aber oft effektivste Lösung, wenn die Ansichten hartnäckig nicht gespeichert werden. Dabei werden alle zuvor gespeicherten benutzerdefinierten Ansichten gelöscht, und Windows beginnt sozusagen bei Null. Ihre Einstellungen sind zwar weg, aber das System sollte sie danach wieder korrekt speichern.

⚠️ WICHTIGER HINWEIS: Bevor Sie die Registry bearbeiten, erstellen Sie IMMER eine Sicherung! Ein Fehler in der Registry kann schwerwiegende Systemprobleme verursachen.

1. Registry sichern:
   • Drücken Sie Win + R, geben Sie regedit ein und drücken Sie Enter.
   • Navigieren Sie zu HKEY_CURRENT_USERSoftwareMicrosoftWindowsShell.
   • Rechtsklicken Sie auf den Schlüssel Shell und wählen Sie „Exportieren”. Speichern Sie die Datei an einem sicheren Ort.
2. Explorer schließen: Stellen Sie sicher, dass alle Instanzen des Dateiexplorers geschlossen sind. Sie können dies auch über den Task-Manager tun: Rechtsklick auf die Taskleiste > „Task-Manager” > „Prozesse” > „Windows-Explorer” auswählen > „Task beenden”.
3. Registry-Schlüssel löschen:
   • Öffnen Sie erneut den Registrierungs-Editor (regedit).
   • Navigieren Sie zu HKEY_CURRENT_USERSoftwareMicrosoftWindowsShell.
   • Erweitern Sie den Schlüssel Shell.
   • Rechtsklicken Sie auf den Schlüssel Bags und wählen Sie „Löschen”. Bestätigen Sie.
   • Rechtsklicken Sie auf den Schlüssel BagsMRU und wählen Sie „Löschen”. Bestätigen Sie.
4. Explorer neu starten: Starten Sie Ihren Computer neu, oder starten Sie den Windows-Explorer über den Task-Manager neu (Datei > Neuen Task ausführen > explorer.exe eingeben > OK).

Nach diesem Schritt werden alle Ordner auf die Windows-Standardansicht zurückgesetzt. Passen Sie nun einige Ordner an und prüfen Sie, ob die Einstellungen beibehalten werden.

C. Berechtigungen der Registry-Schlüssel prüfen und anpassen

Manchmal können falsche Berechtigungen verhindern, dass Windows die Änderungen in den Bags und BagsMRU Schlüsseln speichern kann. Dies ist seltener, kann aber vorkommen.

1. Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (regedit).
2. Navigieren Sie zu HKEY_CURRENT_USERSoftwareMicrosoftWindowsShellBags.
3. Rechtsklicken Sie auf den Schlüssel Bags und wählen Sie „Berechtigungen…”.
4. Stellen Sie sicher, dass Ihr Benutzerkonto oder die Gruppe „Administratoren” Vollzugriff hat. Falls nicht, klicken Sie auf „Hinzufügen”, geben Sie Ihren Benutzernamen ein und gewähren Sie die entsprechenden Berechtigungen. Wiederholen Sie diesen Schritt für den Schlüssel BagsMRU.

D. Beschädigung des Benutzerprofils prüfen

Wenn die oben genannten Schritte nicht helfen, könnte Ihr Benutzerprofil beschädigt sein. Um dies zu überprüfen:

1. Neues Benutzerkonto erstellen: Erstellen Sie ein neues lokales Benutzerkonto in Windows (Einstellungen > Konten > Familie & andere Benutzer > Anderen Benutzer hinzufügen).
2. Testen: Melden Sie sich mit dem neuen Konto an und passen Sie dort einige Ordneransichten an. Wenn die Einstellungen im neuen Konto beibehalten werden, ist Ihr ursprüngliches Profil wahrscheinlich beschädigt.
3. Datenmigration: Wenn das neue Konto funktioniert, müssen Sie Ihre Daten und Einstellungen auf das neue Profil übertragen. Dies ist ein aufwendiger Prozess, bei dem Sie Dateien manuell kopieren und Programme neu einrichten müssen.

E. Konflikte mit Drittanbieter-Software identifizieren

Manche Programme können sich negativ auf die Ordneransichten auswirken.

1. Registry-Cleaner: Wenn Sie Registry-Cleaner oder Systemoptimierungs-Tools verwenden, sollten Sie deren Einstellungen überprüfen und gegebenenfalls Funktionen deaktivieren, die Registry-Einträge bereinigen, die mit Ordneransichten zu tun haben könnten. Am besten vermeiden Sie solche Tools ganz.
2. Shell-Erweiterungen: Einige Drittanbieter-Programme installieren Shell-Erweiterungen, die im Kontextmenü erscheinen oder das Verhalten des Explorers beeinflussen. Mit Tools wie Autoruns von Sysinternals können Sie diese Erweiterungen überprüfen und temporär deaktivieren, um Konflikte auszuschließen.
3. Sauberer Systemstart (Clean Boot): Führen Sie einen sauberen Systemstart durch, um herauszufinden, ob eine Drittanbieter-Anwendung das Problem verursacht. Deaktivieren Sie dabei alle Nicht-Microsoft-Dienste und Startprogramme und reaktivieren Sie diese schrittweise, bis Sie den Übeltäter gefunden haben.

F. Systemdateien überprüfen und reparieren

Beschädigte Systemdateien können ebenfalls zu unerwartetem Verhalten von Windows führen.

1. System File Checker (SFC):
   • Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator (Rechtsklick auf Start > „Windows Terminal (Administrator)” oder „Eingabeaufforderung (Administrator)”).
   • Geben Sie sfc /scannow ein und drücken Sie Enter. Lassen Sie den Scan durchlaufen. Dies kann einige Zeit dauern. Der SFC versucht, beschädigte Windows-Systemdateien zu finden und zu reparieren.
2. Deployment Image Servicing and Management (DISM):
   • Wenn SFC Probleme findet, die es nicht beheben kann, oder wenn das Problem weiterhin besteht, verwenden Sie DISM.
   • Geben Sie in der Administrator-Eingabeaufforderung folgende Befehle nacheinander ein und drücken Sie nach jedem Befehl Enter:

     DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealth

     DISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealth

     DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth

   • Starten Sie den PC nach Abschluss der DISM-Befehle neu und wiederholen Sie dann sfc /scannow.

G. OneDrive und Cloud-Synchronisierungseinstellungen prüfen

Wenn Sie OneDrive nutzen, überprüfen Sie die Einstellungen, insbesondere „Dateien bei Bedarf”. Obwohl es selten ist, dass dies direkt Ordneransichten beeinflusst, kann eine Interaktion mit dem Dateisystem unter bestimmten Umständen zu unerwartetem Verhalten führen.

• Deaktivieren Sie testweise „Dateien bei Bedarf” in den OneDrive-Einstellungen und prüfen Sie, ob das Problem behoben ist. Falls ja, kann es an einer komplexen Interaktion zwischen dem lokalen Cache und den Cloud-Dateien liegen.

Best Practices und Prävention

Um zukünftige Probleme zu vermeiden und Ihre Ordneroptionen dauerhaft zu sichern, beachten Sie folgende Empfehlungen:

• Regelmäßige Anwendung: Nutzen Sie die Funktion „Für Ordner übernehmen” bewusst, insbesondere für die Vorlagentypen, die Sie häufig verwenden.
• Vorsicht mit Registry-Cleanern: Seien Sie äußerst vorsichtig mit Tools, die versprechen, Ihre Registry zu bereinigen oder zu optimieren. Oftmals verursachen diese mehr Probleme als sie lösen.
• Aktualisiertes System: Halten Sie Ihr Windows-Betriebssystem und Ihre Treiber immer auf dem neuesten Stand. Updates enthalten oft Fehlerbehebungen, die solche Probleme lösen können.
• Regelmäßige Backups: Erstellen Sie regelmäßig Backups Ihres Systems oder zumindest Ihrer wichtigen Daten, um im Falle eines schwerwiegenden Problems schnell wieder einsatzbereit zu sein.

Fazit

Dass Windows Ihre Ordneroptionen ignoriert, ist ein ärgerliches, aber in den meisten Fällen lösbares Problem. Ob es nun an der Überlastung des Ansichts-Caches, einer beschädigten Registry oder einem Software-Konflikt liegt, mit den richtigen Schritten können Sie die Kontrolle über die Anzeige Ihrer Ordner zurückgewinnen. Beginnen Sie mit den einfacheren Lösungen wie dem „Für Ordner übernehmen”-Trick und arbeiten Sie sich bei Bedarf zu den fortgeschritteneren Methoden wie dem Löschen der Registry-Schlüssel vor. Mit etwas Geduld und den Anleitungen aus diesem Artikel wird Ihr Dateiexplorer bald wieder genau so funktionieren, wie Sie es möchten – für ein reibungsloseres und effizienteres Arbeiten am PC.