In der Welt der Heimnetzwerktechnik gibt es wenige Produkte, die einen derart legendären Status erreichen wie die Fritz!Box 7490. Sie war, als sie im Jahr 2013 auf den Markt kam, ein echter Pionier und setzte Maßstäbe in puncto Funktionsumfang, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit. Viele Jahre lang war sie das Herzstück unzähliger deutscher Haushalte, ein treuer Begleiter, der Internet, Telefonie und WLAN in einem einzigen, eleganten Gerät vereinte. Doch die Technik schreitet unaufhörlich voran. WLAN 6, Supervectoring, Glasfaser – neue Standards und Geschwindigkeiten dominieren den Markt. Angesichts dieser rasanten Entwicklung stellt sich die Frage: Kann der bewährte Klassiker aus dem Hause AVM auch heute noch mithalten? Ist die Fritz!Box 7490 noch aktuell und eine gute Wahl, oder gehört sie unwiderruflich ins Technikmuseum? Wir nehmen sie heute genau unter die Lupe.
Ein Blick zurück: Was machte die 7490 so besonders?
Als AVM die Fritz!Box 7490 vor über einem Jahrzehnt präsentierte, revolutionierte sie viele Aspekte des Heimnetzwerks. Sie war die erste Fritz!Box, die den damals noch jungen Wi-Fi 5 (IEEE 802.11ac) Standard unterstützte und damit deutlich höhere WLAN-Geschwindigkeiten im 5-GHz-Band ermöglichte. Gleichzeitig bot sie bewährte Funktionen wie eine vollwertige DECT-Basisstation für Schnurlostelefone und Smart-Home-Geräte, eine leistungsstarke Telefonanlage für analoge, ISDN- und IP-Telefone sowie umfangreiche Anschlussmöglichkeiten für USB-Geräte und LAN. Ihr größtes Pfund war jedoch das intuitive FRITZ!OS, das Betriebssystem von AVM, das seit jeher für seine einfache Bedienung und seinen enormen Funktionsumfang gelobt wird. Sie war das Schweizer Taschenmesser unter den Routern und bot für fast jede Anforderung eine Lösung.
Die Hardware im Detail: Was steckt drin?
Um die Aktualität der 7490 beurteilen zu können, müssen wir uns ihre Kernkomponenten ansehen:
- VDSL-Modem: Die 7490 unterstützt VDSL-Anschlüsse mit bis zu 100 MBit/s. Sie war somit perfekt für die damals gängigen DSL- und VDSL-Leitungen gerüstet.
- WLAN-Standard: Sie setzt auf Wi-Fi 5 (802.11ac) mit Dual-Band (2,4 GHz und 5 GHz). Im 5-GHz-Band erreicht sie bis zu 1.300 MBit/s, im 2,4-GHz-Band bis zu 450 MBit/s (Brutto).
- DECT-Basis: Eine integrierte Basis für bis zu sechs DECT-Telefone und Smart-Home-Geräte von AVM (FRITZ!DECT).
- Telefonanlage: Eine leistungsfähige VoIP-Telefonanlage mit internen S0-Bus für ISDN-Telefone, zwei a/b-Ports für analoge Telefone/Faxgeräte und Anrufbeantworter-Funktion.
- Anschlüsse: Vier Gigabit-LAN-Ports, zwei USB 3.0-Anschlüsse für Speichermedien oder Drucker und ein DSL/VDSL-Anschluss.
- Prozessor und Speicher: AVM verbaute für die damalige Zeit leistungsstarke Hardware, um das FRITZ!OS und alle Funktionen flüssig zu betreiben.
Die Software: FRITZ!OS – Der wahre Pluspunkt
Einer der entscheidendsten Faktoren, der die Fritz!Box 7490 über Jahre hinweg relevant hielt und sie auch heute noch zu einer brauchbaren Option macht, ist das FRITZ!OS. AVM ist bekannt für seinen exzellenten Softwaresupport, der weit über das übliche Maß vieler anderer Hersteller hinausgeht. Selbst nach so vielen Jahren erhält die 7490 immer noch regelmäßige Updates, die nicht nur Sicherheitslücken schließen, sondern auch neue Funktionen einführen und bestehende optimieren. Dieses Engagement bedeutet, dass die 7490 in puncto Sicherheit und Funktionsvielfalt immer noch auf einem beachtlichen Niveau ist. Features wie VPN-Zugänge, Kindersicherung, Gastnetzwerk, Mediaserver, Smart Home Integration und die MyFRITZ!-Funktion für den Fernzugriff sind weiterhin vollumfänglich nutzbar und werden gepflegt. Die Benutzerfreundlichkeit des FRITZ!OS ist nach wie vor unübertroffen und macht die Konfiguration selbst für Technik-Laien zum Kinderspiel.
Leistung im Alltag: Wo stößt die 7490 an ihre Grenzen?
Hier wird es spannend, denn die reine Spezifikation sagt nicht alles über die Alltagstauglichkeit aus:
- Internetgeschwindigkeit (VDSL): Die maximale Unterstützung von 100 MBit/s ist für viele Haushalte immer noch ausreichend. Wer jedoch einen modernen Anschluss mit 250 MBit/s (Supervectoring) oder gar einen Glasfaseranschluss mit 1 GBit/s oder mehr besitzt, der wird mit der 7490 ausgebremst. Hierfür bräuchte man eine neuere Fritz!Box, die Supervectoring 35b (z.B. 7590, 7590 AX) oder einen WAN-Port für Glasfasermodems (z.B. 7590, 7590 AX, 5590 Fiber) unterstützt.
- WLAN-Geschwindigkeit und Abdeckung: Wi-Fi 5 ist keineswegs schlecht, aber auch nicht mehr topaktuell. Für das Surfen, E-Mails, HD-Streaming und gelegentliches Gaming ist die WLAN-Geschwindigkeit der 7490 immer noch absolut ausreichend. Wenn Sie jedoch viele moderne Geräte mit Wi-Fi 6 (oder 6E) im Einsatz haben, mehrere 4K-Streams gleichzeitig laufen lassen oder große Datenmengen im Heimnetzwerk verschieben möchten, werden Sie die Vorteile neuerer Standards vermissen. Die Abdeckung ist solide, kann aber in größeren Wohnungen oder Häusern mit dicken Wänden durch neue Router mit besseren Antennentechnologien (wie OFDMA bei Wi-Fi 6) oder einem Mesh-System übertroffen werden.
- Netzwerkspeicher (NAS): Die beiden USB 3.0-Anschlüsse ermöglichen den Betrieb eines Netzwerkspeichers. Die Performance ist für gelegentliche Dateizugriffe oder als Mediaserver (Bilder, Musik) passabel, kann aber nicht mit dedizierten NAS-Systemen oder der Geschwindigkeit von moderneren Fritz!Boxen mithalten, die über leistungsfähigere Prozessoren verfügen.
- Stabilität und Zuverlässigkeit: Dies ist nach wie vor eine der größten Stärken der 7490. Sie läuft in der Regel extrem stabil und zuverlässig, oft monatelang ohne Neustart. Dies ist ein Punkt, in dem sie viele neuere, teils günstigere Router immer noch in den Schatten stellt.
Für wen lohnt sich die Fritz!Box 7490 heute noch?
Trotz ihrer technischen Einschränkungen ist die Fritz!Box 7490 noch lange kein Fall für den Elektroschrott. Sie ist für bestimmte Nutzerprofile weiterhin eine ausgezeichnete Wahl:
- Nutzer mit DSL/VDSL-Anschluss bis 100 MBit/s: Wenn Ihr Internetanschluss nicht schneller ist als 100 MBit/s und Sie keine Pläne haben, in naher Zukunft aufzurüsten, dann liefert die 7490 die volle Leistung.
- Preisbewusste Käufer: Auf dem Gebrauchtmarkt (z.B. eBay Kleinanzeigen) ist die 7490 oft für kleines Geld zu bekommen und bietet für den Preis ein unschlagbares Paket an Funktionen und Zuverlässigkeit.
- Nutzer, die Wert auf FRITZ!OS und DECT legen: Wenn Sie die umfassenden Telefonie- und Smart-Home-Funktionen von AVM nutzen möchten und bereits DECT-Geräte besitzen, bietet die 7490 hier weiterhin vollen Komfort.
- Als Repeater im FRITZ!Box-Mesh: Die 7490 lässt sich hervorragend als Mesh-Repeater in einem bestehenden FRITZ!Box-Netzwerk einbinden, um die WLAN-Abdeckung zu erweitern und von der zentralen Verwaltung zu profitieren. Dies ist eine nachhaltige und kostengünstige Möglichkeit, ältere Hardware weiter zu nutzen.
- Nachhaltigkeitsaspekt: Wer bereits eine 7490 besitzt und mit ihrer Leistung zufrieden ist, muss nicht zwingend auf ein neues Modell umsteigen. Die lange Update-Versorgung von AVM und die robuste Bauweise machen sie zu einem langlebigen Produkt.
Wann ist ein Upgrade auf ein neueres Modell sinnvoll?
Es gibt jedoch klare Szenarien, in denen die 7490 an ihre Grenzen stößt und ein Upgrade dringend angeraten ist:
- Schnellere Internetanschlüsse: Wenn Sie einen VDSL-Supervectoring-Anschluss (250 MBit/s oder mehr) oder einen Glasfaseranschluss mit mehr als 100 MBit/s haben, benötigen Sie eine Fritz!Box, die diese Geschwindigkeiten auch verarbeiten kann (z.B. Fritz!Box 7590 AX, 7590, 7530 AX, 5590 Fiber).
- Anspruchsvolle WLAN-Nutzung: Bei vielen gleichzeitig aktiven WLAN-Geräten, intensivem 4K-Streaming, VR-Gaming oder großen Dateiübertragungen im Heimnetzwerk profitieren Sie enorm von Wi-Fi 6 (802.11ax) oder sogar Wi-Fi 6E (802.11ax im 6-GHz-Band), die neuere AVM-Modelle bieten. Diese Standards sorgen für mehr Effizienz, höhere Geschwindigkeiten und eine bessere Auslastung des WLAN-Spektrums.
- Smart Home der nächsten Generation: Obwohl die 7490 DECT ULE für Smart Home unterstützt, bieten neuere Modelle teils zusätzliche Schnittstellen oder sind besser auf zukünftige Smart Home Standards vorbereitet.
- Energieeffizienz: Neuere Fritz!Boxen sind in der Regel energieeffizienter und verbrauchen im Dauerbetrieb weniger Strom, was sich über die Jahre summieren kann.
Vergleich mit aktuellen AVM-Modellen (z.B. 7590 AX, 7530 AX)
Um die Lücke zu verdeutlichen, hier ein kurzer Vergleich:
- Fritz!Box 7590 AX: Das aktuelle Topmodell für VDSL/DSL. Unterstützt Supervectoring bis 300 MBit/s, Wi-Fi 6, USB 3.0 und alle bekannten FRITZ!OS-Funktionen. Deutlich höhere WLAN-Performance und für High-Speed-Anschlüsse optimiert.
- Fritz!Box 7530 AX: Eine günstigere Alternative, die ebenfalls Supervectoring und Wi-Fi 6 bietet, aber bei den Anschlüssen (weniger LAN-Ports, nur ein USB 2.0-Port) und der DECT-Reichweite teils Abstriche macht.
Der Hauptunterschied liegt also in der Unterstützung der neuesten WLAN-Standards, den höheren DSL-Geschwindigkeiten und in der allgemeinen Leistungsfähigkeit der Hardware, um diese Geschwindigkeiten auch zu verarbeiten und die Effizienz zu steigern.
Fazit: Ein treuer Weggefährte mit Alterserscheinungen
Die Fritz!Box 7490 ist nach wie vor ein ausgezeichnetes Gerät, dessen Ruf als zuverlässiger und funktionsreicher Router wohlverdient ist. Dank AVMs beispielhafter Softwaresupport und des ausgereiften FRITZ!OS bleibt sie in puncto Sicherheit und Funktionsumfang erstaunlich aktuell. Für Nutzer mit DSL- oder VDSL-Anschlüssen bis 100 MBit/s, die Wert auf eine stabile Verbindung, umfassende Telefonie-Optionen und Smart Home via DECT legen, ist die 7490 immer noch eine absolut empfehlenswerte und oft kostengünstige Lösung, besonders als Gebrauchtgerät.
Sie ist jedoch kein High-End-Router mehr. Wer maximale Internetgeschwindigkeiten jenseits der 100 MBit/s ausreizen, die Vorteile von Wi-Fi 6 (oder gar Wi-Fi 6E) nutzen möchte oder ein Heimnetzwerk mit extrem hohen Anforderungen an den Datendurchsatz betreibt, sollte über ein Upgrade nachdenken. Die 7490 ist nicht mehr „State of the Art”, aber sie ist immer noch „Good enough” für eine große Mehrheit der deutschen Haushalte. Ihre Langlebigkeit und die kontinuierliche Pflege durch AVM machen sie zu einem Paradebeispiel für Nachhaltigkeit in der Technikwelt. Sie mag in die Jahre gekommen sein, aber ihren Charme und ihre Funktionalität hat sie behalten.