Die Welt der Computerhardware dreht sich rasend schnell. Was gestern noch die Speerspitze der Technologie war, ist morgen bereits ein Relikt der Vergangenheit. Besonders deutlich wird dies im Bereich der Grafikkarten, wo neue Generationen in immer kürzeren Abständen für Furore sorgen. Doch was ist mit den Helden vergangener Tage? Können diese „Oldtimer” noch mithalten oder sind sie nur noch Staubfänger? Wir haben uns eine solche Legende geschnappt: die Gigabyte GeForce GTX 660 OC, genauer gesagt das Modell GV-N660OC-2GD. Diese Karte, die 2012 auf den Markt kam, versprach damals Gaming in Full HD. Wir wollen herausfinden, ob sie 2024 noch das Zeug dazu hat, uns durch virtuelle Welten zu tragen. Begleiten Sie uns auf dieser nostalgischen Reise in die Vergangenheit und Gegenwart des PC-Gaming!
**Ein Blick zurück: Die Ära der GTX 660**
Im Herbst 2012, als die Welt noch Windows 7 nutzte und Call of Duty: Black Ops II das heißeste Eisen im Shooter-Feuer war, präsentierte Nvidia die GeForce GTX 660. Sie basierte auf der damals brandneuen Kepler-Architektur und dem GK106-Chip, der eine exzellente Balance aus Leistung, Effizienz und Preis bot. Die Gigabyte-Variante, die GV-N660OC-2GD, war dabei eine der beliebteren Custom-Designs. Sie kam mit einem werkseitig übertakteten Kern und dem bewährten Windforce-2X-Kühlsystem, das für leisen Betrieb und gute Temperaturen sorgte.
Die GTX 660 verfügte über 960 CUDA-Kerne, einen Basistakt von 980 MHz (mit Boost bis 1033 MHz, bei Gigabyte sogar noch höher) und war mit 2 GB GDDR5-Speicher über ein 192-Bit-Speicherinterface angebunden. Dies reichte damals locker aus, um die meisten Spiele in 1080p mit hohen Details flüssig darzustellen. Sie war die perfekte Karte für den preisbewussten Gamer, der nicht das absolute High-End-Modell benötigte, aber dennoch ein erstklassiges Spielerlebnis wollte. Ihre Leistung lag nur knapp unter der teureren GTX 660 Ti und übertraf die AMD Radeon HD 7850. Doch wie schlägt sich diese Konfiguration gegen die Anforderungen heutiger Spiele?
**Unser Testsystem: Eine faire Bühne für den Oldtimer**
Um der Gigabyte GV-N660OC-2GD eine möglichst faire Chance zu geben und potenzielle CPU-Engpässe zu minimieren, haben wir sie in einem System getestet, das zwar nicht topaktuell, aber immer noch sehr leistungsfähig ist. Dies simuliert ein realistisches Szenario für jemanden, der vielleicht noch einen älteren PC besitzt, aber dennoch wissen möchte, was die Grafikkarte noch draufhat.
Unser Testsystem sah wie folgt aus:
* **CPU:** Intel Core i7-6700K (4 Kerne, 8 Threads, 4.0 GHz Basistakt)
* **Mainboard:** ASUS Z170-A
* **RAM:** 16 GB DDR4-2400 MHz (Dual Channel)
* **Speicher:** 500 GB Samsung 850 EVO SSD (für OS und Spiele)
* **Netzteil:** be quiet! Straight Power 10 500W
* **Betriebssystem:** Windows 10 Pro (64-Bit), aktuellste Version
* **Grafikkartentreiber:** Nvidia GeForce Game Ready Driver (letzte unterstützte Version für die GTX 660, 474.82 vom 11.06.2024)
Diese Konfiguration stellt sicher, dass die Grafikkarte der primäre limitierende Faktor ist und nicht die CPU oder der Arbeitsspeicher. Alle Tests wurden in 1080p (Full HD) durchgeführt, da dies damals die Zielauflösung der GTX 660 war. Bei modernen und anspruchsvollen Titeln haben wir ausgiebig mit den Grafikeinstellungen und der Auflösung experimentiert, um ein „spielbares” Ergebnis zu erzielen – in der Regel streben wir hier mindestens durchschnittlich 30 Bilder pro Sekunde an.
**Gaming-Performance: Eine Zeitreise durch Pixel und Frames**
Die eigentliche Feuerprobe ist natürlich die Performance in Spielen. Wir haben eine breite Palette von Titeln ausgewählt, von Klassikern aus der Ära der GTX 660 bis hin zu einigen aktuellen Blockbustern, um ein umfassendes Bild der Leistungsfähigkeit zu erhalten.
**Klassiker und Evergreens (Spiele bis ca. 2015):**
* **Grand Theft Auto V (2015):** Ein absoluter Dauerbrenner. Hier schlägt sich die GTX 660 überraschend gut. Mit einer Mischung aus mittleren und hohen Einstellungen erreichen wir im Schnitt 40-50 FPS. Die 2 GB VRAM kommen hier stellenweise an ihre Grenzen, was zu leichtem Nachladen von Texturen führen kann, aber das Spielerlebnis bleibt absolut flüssig und genießbar.
* **Battlefield 4 (2013):** Die Frostbite 3 Engine war damals eine Wucht. Auf mittleren Einstellungen läuft Battlefield 4 im Multiplayer-Modus bei durchschnittlich 35-45 FPS. Für einen kompetitiven Shooter ist das an der unteren Grenze, aber für Gelegenheitsrunden immer noch absolut machbar und immersiv.
* **The Elder Scrolls V: Skyrim – Special Edition (2016):** Obwohl die SE-Version etwas anspruchsvoller ist als das Original, ist Skyrim für die GTX 660 kein Problem. Auf hohen Einstellungen liefert die Karte konstant über 45 FPS, oft sogar 50-60 FPS. Die wunderschöne Welt von Himmelsrand lässt sich also auch mit dem Oldtimer noch bestens erkunden.
* **BioShock Infinite (2013):** Dieses visuell beeindruckende Spiel läuft auf der GTX 660 wie geschmiert. Mit hohen Einstellungen sind hier stabile 50-60 FPS die Regel. Ein wahrer Genuss und ein Beweis dafür, wie gut die Karte zu ihrer Zeit war.
* **CS:GO / Counter-Strike 2 (2012 / 2023):** Während CS:GO auf der GTX 660 bei maximalen Einstellungen locker 100+ FPS erreichte, ist Counter-Strike 2 eine andere Hausnummer. Das deutlich modernere Spiel ist viel anspruchsvoller. Hier muss man die Einstellungen auf Minimum reduzieren und selbst dann kämpft die Karte mit durchschnittlich 30-40 FPS, wobei es in hitzigen Gefechten auch zu Drops kommen kann. Eine wirklich kompetitive Erfahrung ist damit kaum noch möglich.
**Mid-Range-Titel (2015-2018):**
* **The Witcher 3: Wild Hunt (2015):** Geralts Abenteuer ist bekannt für seine atemberaubende Grafik. Hier stößt die GTX 660 auf deutliche Schwierigkeiten. Selbst auf niedrigen bis mittleren Einstellungen in 1080p schwankt die Framerate zwischen 25 und 35 FPS. Es ist spielbar, aber nicht wirklich flüssig. Wer hier ein butterweiches Erlebnis sucht, muss die Auflösung auf 720p reduzieren, wo dann immerhin 35-45 FPS erreicht werden.
* **DOOM (2016):** Der schnelle Shooter von id Software war dank der Vulkan-API erstaunlich gut optimiert. Dennoch, 2 GB VRAM sind hier eine Hürde. Mit niedrigen Einstellungen und Texturen auf „Medium” kann man in 1080p immerhin noch 30-40 FPS erzielen. Der rasante Spielstil leidet jedoch merklich unter den Schwankungen.
* **Overwatch (2016):** Blizzard’s Team-Shooter ist etwas gnädiger. Auf niedrigen bis mittleren Einstellungen sind in 1080p noch passable 40-50 FPS möglich. Für kompetitive Spieler ist das sicherlich zu wenig, aber für Gelegenheitsrunden immer noch akzeptabel.
* **Rainbow Six Siege (2015):** Ähnlich wie Overwatch, kann Rainbow Six Siege auf niedrigen Einstellungen in 1080p noch spielbare 35-45 FPS erreichen. Auch hier gilt: keine Idealwerte für eSport, aber der Taktik-Shooter ist prinzipiell spielbar.
**Moderne und anspruchsvolle Titel (ab 2019):**
* **Fortnite (2017 – kontinuierliche Updates):** Obwohl Fortnite schon etwas älter ist, sind die ständigen Updates und die wachsende Komplexität der Spielwelt eine Herausforderung. Im „Performance Mode” mit niedrigsten Einstellungen und einer Auflösung von 1080p sind immerhin noch 40-50 FPS drin. Hier kann man also noch bedingt mitmischen, muss aber grafisch massive Abstriche machen.
* **Apex Legends (2019):** Der schnelle Battle Royale Shooter ist sehr anspruchsvoll. Selbst auf niedrigsten Einstellungen in 1080p kommt die GTX 660 kaum über 20-25 FPS hinaus. Das ist schlichtweg nicht spielbar für ein solch temporeiches Spiel. Hier ist eine Reduzierung auf 720p zwingend notwendig, um überhaupt in den Bereich von 30 FPS zu kommen.
* **Cyberpunk 2077 (2020):** Hier können wir es kurz machen: Cyberpunk 2077 ist auf der GTX 660 unspielbar. Selbst auf niedrigsten Einstellungen und 720p Auflösung erreicht die Karte kaum mehr als 10-15 FPS. Der limitierende Faktor sind hier nicht nur die fehlende Rohleistung, sondern auch der geringe VRAM und die mangelnde Unterstützung für moderne APIs wie DirectX 12 Feature Level 12_0 oder höher.
* **Elden Ring (2022):** Ähnlich wie Cyberpunk. Das FromSoftware-Meisterwerk ist auf der GTX 660 nicht vernünftig spielbar. Selbst mit den niedrigsten Einstellungen und bei 720p Auflösung kämpft die Karte, und die Framerate bleibt meist unter 20 FPS.
**Analyse der Leistung: Wo liegen die Grenzen des Oldtimers?**
Unsere Tests zeigen klar: Die Gigabyte GTX 660 OC ist ein Relikt einer vergangenen Ära. Während sie sich in Spielen ihrer Generation (bis ca. 2014/2015) noch tapfer schlägt und oft ein überraschend gutes Erlebnis bietet, stößt sie bei neueren und vor allem modernen Titeln schnell an ihre Grenzen.
Die Hauptprobleme lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1. **VRAM-Limitierung:** Die 2 GB GDDR5-Speicher waren 2012 ausreichend, sind aber heute ein massives Handicap. Moderne Spiele belegen oft 4 GB, 6 GB oder gar 8 GB VRAM. Fehlender Grafikspeicher führt zu massivem Nachladen von Texturen (Stuttering), niedrigeren Texturdetails und generellen Performance-Einbrüchen, da Daten aus dem langsameren Systemspeicher ausgelagert werden müssen.
2. **Rohleistung und Architektur:** Die Kepler-Architektur ist im Vergleich zu den nachfolgenden Generationen (Maxwell, Pascal, Turing, Ampere) deutlich weniger effizient. Die Rechenleistung der 960 CUDA-Kerne reicht für die komplexen Shader und Geometrien moderner Spiele nicht mehr aus.
3. **API-Unterstützung:** Die GTX 660 unterstützt maximal DirectX 12 Feature Level 11_0. Moderne Spiele setzen oft auf DirectX 12 Feature Level 12_0 oder höher sowie auf Vulkan, um die Hardware optimal auszunutzen. Funktionen wie Ray Tracing oder DLSS sind selbstredend überhaupt nicht vorhanden und waren damals noch ferne Zukunftsmusik.
4. **Treiberunterstützung:** Nvidia stellt zwar noch Treiber-Updates für die GTX 660 bereit (bis Version 474.82), diese enthalten jedoch keine spezifischen Optimierungen mehr für aktuelle AAA-Titel. Der Fokus liegt hier auf Bugfixes und Stabilität für Legacy-Systeme.
Interessanterweise kann die GTX 660 in einigen eSport-Titeln wie Fortnite (im Performance Mode) oder älteren competitive Spielen noch bedingt mithalten, wenn man bereit ist, massive grafische Abstriche zu machen. Doch selbst hier wird sie von modernen integrierten Grafikeinheiten, etwa in aktuellen Ryzen-Prozessoren, oft übertroffen.
**Für wen ist die Gigabyte GTX 660 OC heute noch geeignet?**
Realistisch betrachtet ist die Gigabyte GV-N660OC-2GD heute für die meisten Gamer keine sinnvolle Wahl mehr. Dennoch gibt es Nischen, in denen sie noch ihren Platz finden kann:
* **Retro-Gaming:** Wer ausschließlich Titel aus der Zeit bis 2015 spielen möchte, findet hier eine günstige und leistungsstarke Lösung, um diese Spiele in ihrer vollen Pracht zu erleben. Perfekt für einen dedizierten Retro-PC.
* **Office- und Multimedia-PCs:** Für einfache Desktop-Anwendungen, Browsing, Videos und Office-Tätigkeiten ist die Karte nach wie vor vollkommen ausreichend. Sie liefert ein stabiles Bildsignal für mehrere Monitore und ist dabei relativ sparsam.
* **HTPC (Home Theater PC):** Auch hier kann die GTX 660 noch dienen, um Videos und Filme in 1080p abzuspielen.
* **Diagnosekarte:** Für Bastler und Reparaturdienste kann eine funktionierende GTX 660 als einfache Testkarte dienen, um Fehler in anderen Systemen auszuschließen.
* **Extremes Budget-Gaming:** Wer absolut kein Geld für eine neuere Karte hat und wirklich nur die ältesten und anspruchslosesten Spiele spielen möchte (oder eSport-Titel im Performance-Modus), könnte sie noch in Betracht ziehen, muss aber mit deutlichen Einschränkungen rechnen.
**Vorteile und Nachteile im Überblick**
**Vorteile:**
* **Günstiger Anschaffungspreis:** Gebraucht für wenig Geld zu haben.
* **Nostalgie-Faktor:** Perfekt für Retro-Gaming-Setups.
* **Geringer Stromverbrauch:** Für ihre Leistung im Vergleich zu modernen Karten recht sparsam (TDP 140W).
* **Gute Performance in älteren Spielen:** Bis ca. 2015/2016 noch sehr gut spielbar in 1080p.
* **Robuste Bauweise:** Gigabyte Windforce-Kühler ist langlebig und effizient.
**Nachteile:**
* **VRAM-Limitierung:** Die 2 GB sind der größte Flaschenhals für moderne Spiele.
* **Veraltete Architektur:** Keine Unterstützung für moderne APIs, Ray Tracing, DLSS etc.
* **Schlechte Performance in modernen Spielen:** Kaum spielbar, selbst bei niedrigsten Einstellungen.
* **Keine zukünftige Treiber-Optimierung:** Neue Spiele werden nicht mehr speziell unterstützt.
* **Hoher Platzbedarf:** Im Vergleich zu ihren modernen Low-End-Nachfolgern ist die Karte relativ groß.
**Fazit: Ein ehrenhafter Ruhestand für einen treuen Begleiter**
Die Gigabyte GeForce GTX 660 OC GV-N660OC-2GD war in ihrer Blütezeit eine exzellente Grafikkarte, die Tausenden von Gamern den Einstieg in die Welt des Full HD-Gamings ermöglichte. Unser Test hat jedoch deutlich gezeigt, dass sie im Jahr 2024 den Anforderungen moderner Spiele nicht mehr gewachsen ist. Die schnelle Entwicklung von Grafiktechnologien, die steigenden VRAM-Anforderungen und die Einführung neuer APIs haben sie schlichtweg überholt.
Ist sie ein hoffnungsloser Fall? Keineswegs! Für Retro-Gaming-Enthusiasten und Nutzer, die einen einfachen Office- oder Multimedia-PC betreiben wollen, leistet die GTX 660 nach wie vor treue Dienste. Sie ist ein faszinierendes Stück Hardware-Geschichte, das uns daran erinnert, wie schnell sich die Technologie wandelt und welch immense Sprünge die Grafikkartenentwicklung in den letzten zwölf Jahren gemacht hat.
Wer heute einen PC bauen und spielen möchte, sollte definitiv in eine modernere Grafikkarte investieren, selbst wenn es ein günstiges Einsteigermodell ist. Der Leistungszuwachs und die Unterstützung aktueller Technologien rechtfertigen den Aufpreis allemal. Die Gigabyte GTX 660 OC hat ihre Schuldigkeit getan und verdient einen ehrenvollen Platz in der Ahnengalerie der Gaming-Hardware. Ein wahrer Oldtimer, der seine goldenen Jahre hinter sich hat, aber uns immer noch mit Nostalgie erfüllen kann.