Seit einigen Jahren befindet sich Huawei in einer besonderen Situation auf dem globalen Smartphone- und Tablet-Markt. Durch die US-Sanktionen sind die Geräte des chinesischen Tech-Giganten ohne vorinstallierte Google Mobile Services (GMS) und damit ohne direkten Zugriff auf den Google Play Store. Dies hat bei vielen potenziellen Kunden die Frage aufgeworfen: Sind Huawei-Geräte im Alltag überhaupt noch vollumfänglich nutzbar? Mit der Einführung der neuen Huawei Pura 70 Serie und den aktuellen MatePad-Modellen stellt sich diese Frage einmal mehr. Wir haben uns die Geräte im Detail angesehen und einem umfassenden Alltags-Check unterzogen, um herauszufinden, wie reibungslos gängige und essenzielle Anwendungen wie Netflix in HD, Banking-Apps und mobiles Bezahlen funktionieren.
Unser Ziel ist es, Ihnen einen realistischen Einblick zu geben, ob und wie Sie Ihre digitalen Gewohnheiten auf einem Huawei-Gerät fortsetzen können, ohne auf wichtige Funktionen verzichten zu müssen. Ist die Hürde der GMS-freien Umgebung wirklich so hoch, wie oft befürchtet wird, oder hat Huawei inzwischen überzeugende Alternativen geschaffen, die eine nahtlose Nutzung ermöglichen?
Das Huawei-Ökosystem: Eine starke Alternative zur GMS-Welt
Huawei hat die Herausforderung angenommen und in den letzten Jahren massiv in den Ausbau des eigenen Ökosystems investiert. Herzstück ist die AppGallery, Huaweis eigener App Store, der stetig wächst und immer mehr populäre Anwendungen listet. Ergänzt wird dies durch Petal Search, eine leistungsstarke Suchmaschine, die nicht nur Web-Inhalte findet, sondern auch APK-Installationsdateien von vertrauenswürdigen Drittanbieter-Quellen wie APKPure oder Aptoide. Diese Strategie hat das Ziel, Nutzern größtmögliche Flexibilität bei der App-Installation zu bieten.
Die Benutzeroberfläche EMUI (auf Android-Basis) oder das eigenständige HarmonyOS (auf einigen MatePads und zukünftig breiter) sorgt für eine intuitive Bedienung und eine nahtlose Integration zwischen verschiedenen Huawei-Geräten. Doch die größte Sorge vieler Nutzer bleibt die Verfügbarkeit und Funktionalität von Apps, die sie täglich nutzen. Lassen Sie uns also die drei kritischsten Bereiche genauer beleuchten.
Core Test 1: Netflix in HD – Der Entertainment-Check
Filme und Serien in gestochen scharfer HD-Qualität auf dem Smartphone oder Tablet genießen – das ist für viele ein absolutes Muss. Doch wie sieht es mit Netflix auf dem Huawei Pura 70 oder einem neuen MatePad aus, wo der Google Play Store fehlt, der normalerweise die offizielle Netflix-App bereitstellt?
Installation von Netflix
Die Installation der Netflix-App ist erstaunlich unkompliziert. Wer die AppGallery öffnet und nach „Netflix” sucht, wird oft direkt fündig. Die AppGallery leitet den Nutzer in der Regel zu einer sicheren und aktuellen Installationsdatei (APK) von einer vertrauenswürdigen Quelle wie APKPure weiter. Alternativ kann man auch über Petal Search nach Netflix suchen und erhält dort ebenfalls Links zu sicheren Download-Quellen. Der Download und die Installation erfolgen dann wie bei jeder anderen App. Nach der Installation und dem Login mit den gewohnten Zugangsdaten stand uns die Netflix-Bibliothek vollständig zur Verfügung.
HD-Wiedergabe und Widevine L1
Die entscheidende Frage ist jedoch: Funktioniert Netflix auch in HD oder gar UHD? Hier kommt Widevine L1 ins Spiel. Widevine ist ein DRM-System (Digital Rights Management) von Google, das für die Wiedergabe von HD- und UHD-Inhalten auf Android-Geräten erforderlich ist. Wichtig ist: Die Unterstützung von Widevine L1 ist eine hardwareseitige Zertifizierung und unabhängig von den Google Mobile Services. Und die gute Nachricht ist: Sowohl das Huawei Pura 70 als auch die aktuellen MatePad-Modelle sind in der Regel mit Widevine L1 zertifiziert.
In unserem Test konnten wir Netflix-Inhalte problemlos in HD-Qualität streamen. Die Wiedergabe war flüssig, und die Bildqualität, gerade auf den brillanten Displays des Pura 70 und der MatePads, war hervorragend. Auch Updates für die Netflix-App werden in der Regel über die Quelle, von der sie installiert wurde (z.B. APKPure), oder direkt über die AppGallery benachrichtigt und können einfach eingespielt werden. Somit ist der Entertainment-Check für Netflix definitiv bestanden. Ein kleiner Umweg bei der Installation, danach aber volle Funktionalität.
Core Test 2: Banking-Apps – Der Finanz-Check
Sicher und bequem Bankgeschäfte erledigen – die Banking-App ist für viele ein unverzichtbares Werkzeug im Alltag. Gerade hier bestehen oft Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Kompatibilität auf GMS-freien Geräten. Wie schlagen sich das Pura 70 und MatePad in diesem essenziellen Bereich?
Verfügbarkeit und Installation
In den letzten Jahren hat Huawei enorme Fortschritte bei der Integration von Banking-Apps in die AppGallery gemacht. Viele große deutsche Banken und Sparkassen haben ihre Apps inzwischen offiziell in der AppGallery veröffentlicht. Dazu gehören beispielsweise die Apps der Sparkassen, VR-Banken, Commerzbank, N26 und DKB. Die Installation erfolgt hier also direkt und absolut reibungslos über Huaweis eigenen Store, was ein hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit vermittelt.
Sollte eine spezifische Bank-App noch nicht direkt in der AppGallery verfügbar sein, kann man auch hier wieder Petal Search nutzen, um die APK von einer vertrauenswürdigen Quelle zu finden. Allerdings ist die direkte Verfügbarkeit in der AppGallery für Banking-Apps definitiv der bevorzugte Weg, da dies eine offizielle Unterstützung durch die Bank signalisiert.
Funktionalität und Sicherheit
Nach der Installation konnten wir alle getesteten Banking-Apps (Sparkasse, N26, DKB) problemlos einrichten und nutzen. Login per Fingerabdruck oder PIN, Überweisungen tätigen, Kontostände prüfen und Push-TAN-Verfahren funktionierten ohne jegliche Einschränkung. Es gab keine Fehlermeldungen oder Sicherheitshinweise, die auf das Fehlen von GMS hindeuteten.
Die Sorge, dass Banking-Apps ohne Google SafetyNet nicht sicher seien, ist weitgehend unbegründet. Huawei verfügt über eigene, robuste Sicherheitsmechanismen und Zertifizierungen, die die Integrität der Apps und des Systems gewährleisten. Die Banken selbst würden ihre Apps nicht in der AppGallery anbieten, wenn sie hier Sicherheitslücken befürchten würden. Somit können wir festhalten: Das mobile Banking auf Huawei-Geräten funktioniert in den allermeisten Fällen absolut zuverlässig und sicher.
Core Test 3: Mobiles Bezahlen (NFC) – Der Komfort-Check
Das Smartphone an der Kasse zücken und kontaktlos bezahlen – eine Annehmlichkeit, die aus dem modernen Alltag kaum noch wegzudenken ist. Da Google Pay direkt auf GMS aufbaut, stellt sich die Frage: Welche Alternativen gibt es auf dem Huawei Pura 70 und den MatePads?
Alternativen zu Google Pay
Hier gibt es mehrere Lösungsansätze:
- Huawei Pay: Huawei bietet einen eigenen Bezahldienst namens Huawei Pay an. Dieser funktioniert ähnlich wie Google Pay, setzt aber auf die Integration von Banken und Zahlungsdienstleistern direkt in das Huawei-Ökosystem. Die Verfügbarkeit von Huawei Pay hängt stark von der Region und den unterstützenden Banken ab. In Deutschland ist die Verbreitung noch nicht so groß wie bei Google Pay, aber sie wächst stetig.
- Bankeigene Lösungen: Viele deutsche Banken haben ihre eigenen Apps für das mobile Bezahlen per NFC entwickelt, die unabhängig von Google Pay funktionieren. Ein prominentes Beispiel ist die „Mobiles Bezahlen”-App der Sparkassen, die auf Huawei-Geräten in der Regel einwandfrei funktioniert. Auch andere Banken wie die VR-Banken oder die Volksbanken bieten ähnliche Lösungen an. Es ist ratsam, sich bei der eigenen Hausbank zu erkundigen, ob eine solche App angeboten wird und ob diese mit Huawei-Geräten kompatibel ist (was meist der Fall ist, da sie nicht auf GMS angewiesen sind).
- Drittanbieter-Apps: Es gibt auch Payment-Lösungen von Drittanbietern wie Curve, die eine eigene NFC-Zahlungsfunktion über ihre App anbieten. Diese können ebenfalls eine Option sein, sollten aber individuell auf Kompatibilität geprüft werden.
Praxis-Erfahrung
In unserem Test mit der Sparkassen „Mobiles Bezahlen”-App auf dem Huawei Pura 70 war die Einrichtung und Nutzung absolut problemlos. Nachdem die Girocard in der App hinterlegt und authentifiziert wurde, konnten wir an verschiedenen POS-Terminals erfolgreich kontaktlos bezahlen. Die NFC-Schnittstelle der Huawei-Geräte funktioniert zuverlässig, und die Transaktionen wurden schnell und ohne Verzögerung durchgeführt.
Der einzige „Kompromiss” hier ist, dass man eventuell eine bankeigene App nutzen muss, anstatt einer zentralen Lösung wie Google Pay für alle Karten. Aber der Komfort des mobilen Bezahlens ist definitiv auch auf Huawei-Geräten gegeben. Es erfordert lediglich die Bereitschaft, die von der eigenen Bank angebotene Lösung zu nutzen.
Allgemeine Nutzungserfahrung mit dem Pura 70 und MatePad
Abseits der drei Kernbereiche Netflix, Banking und mobiles Bezahlen bieten das Huawei Pura 70 und die MatePads ein erstklassiges Nutzererlebnis. Die Hardware ist, wie von Huawei gewohnt, exzellent: Das Pura 70 besticht durch sein außergewöhnliches Kamera-Setup, das brillante Display und die hohe Performance. Die MatePads überzeugen mit beeindruckenden Bildschirmen, starker Leistung und oft auch mit Stift- und Tastaturunterstützung, was sie zu produktiven Arbeitsgeräten macht.
Die Benutzeroberfläche EMUI (oder HarmonyOS) ist intuitiv, flüssig und bietet zahlreiche Personalisierungsoptionen. Funktionen wie „Super Device”, die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen Smartphone, Tablet und Laptop ermöglichen, sind beeindruckend und schaffen ein kohärentes Ökosystem.
Die App-Verfügbarkeit ist insgesamt sehr gut. Beliebte Social-Media-Apps wie WhatsApp, Instagram, TikTok, Facebook (oft über APKPure oder direkt in der AppGallery) funktionieren einwandfrei. Produktivitäts-Apps wie Microsoft Office, Outlook oder Zoom sind ebenfalls verfügbar und stabil. Für Google-Dienste wie Gmail, Google Maps oder YouTube gibt es in der Regel funktionierende Workarounds über den Browser oder mit Hilfe von Drittanbieter-Apps wie GBox, die eine Art virtuelle GMS-Umgebung schaffen. Für die meisten Nutzer ist dies ein kleiner Kompromiss, der aber die Nutzung der Dienste ermöglicht.
Fazit: Alltagsfähig oder Kompromiss?
Unser umfassender Alltags-Check des Huawei Pura 70 und der MatePads zeigt ein klares Bild: Die Geräte sind weit mehr als nur „nutzbar” – sie sind absolut alltagstauglich und bieten ein Premium-Erlebnis. Die größte Hürde, die fehlenden Google Mobile Services, hat Huawei durch eine Kombination aus einer stark wachsenden AppGallery, der intelligenten Suchfunktion Petal Search und der Unterstützung von Drittanbietern souverän gemeistert.
- Netflix in HD: Funktioniert nach einmaliger Installation über sichere Drittquellen problemlos in HD-Qualität dank Widevine L1-Zertifizierung.
- Banking-Apps: Viele große Banken sind bereits offiziell in der AppGallery vertreten und funktionieren ohne Einschränkungen. Sicherheit ist gewährleistet.
- Mobiles Bezahlen: Über bankeigene NFC-Lösungen oder Huaweis eigenen Bezahldienst ist das kontaktlose Bezahlen an der Kasse zuverlässig möglich.
Natürlich erfordert die Umstellung auf ein GMS-freies Gerät eine minimale Anpassungsbereitschaft. Man muss vielleicht einmalig den Weg über Petal Search gehen oder sich an die bankeigene Bezahl-App gewöhnen. Für Nutzer, die ein reines Google-Ökosystem ohne jeden Gedanken an Alternativen bevorzugen, mag dies immer noch ein Hindernis darstellen. Doch für alle anderen, die Wert auf erstklassige Hardware, innovative Kameras, ein nahtloses Geräte-Ökosystem und eine hohe Privatsphäre legen, sind das Huawei Pura 70 und die aktuellen MatePads eine absolut ernstzunehmende Option.
Huawei hat bewiesen, dass ein Leben ohne GMS im Smartphone- und Tablet-Alltag nicht nur möglich, sondern erstaunlich reibungslos ist. Die Frage lautet nicht mehr „ob es funktioniert”, sondern „wie gut es funktioniert” – und die Antwort ist: sehr gut.