Leistungsbremse aktiv? Mein X570 AORUS ULTRA schränkt die GPU via PCIe ein!

Es ist ein Gefühl, das jeder PC-Enthusiast kennt: Du hast in eine brandneue, leistungsstarke **Grafikkarte** investiert, sorgfältig ein High-End-Mainboard wie das **Gigabyte X570 AORUS ULTRA** gewählt und einen schnellen **AMD Ryzen** Prozessor verbaut. Voller Vorfreude startest du deine Lieblingsspiele oder anspruchsvolle Anwendungen, aber irgendetwas fühlt sich nicht richtig an. Die erwarteten FPS bleiben aus, Benchmarks enttäuschen, und das Gefühl einer unterbewussten **Leistungsbremse** macht sich breit. Ein Verdacht keimt auf: Bremst mein Mainboard meine **GPU via PCIe** aus? Diese Frage ist berechtigt und in der Welt der modernen PC-Hardware komplexer, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Dieser Artikel taucht tief in das Phänomen ein und zeigt dir, wie du das volle Potenzial deiner Hardware entfesselst.

Das Herzstück deines Systems: Der X570 AORUS ULTRA und PCIe

Das **Gigabyte X570 AORUS ULTRA** ist ein beeindruckendes Mainboard. Es wurde speziell für die 3. Generation der **AMD Ryzen** Prozessoren entwickelt und ist eines der ersten Boards, das den damals neuen **PCIe Gen 4.0 Standard** vollständig unterstützt hat. Dieser Standard bietet im Vergleich zu PCIe Gen 3.0 die doppelte Bandbreite pro Lane, was theoretisch enorme Vorteile für schnelle Komponenten wie moderne Grafikkarten und **M.2 NVMe SSDs** mit sich bringt. Eine typische High-End-Grafikkarte nutzt einen **PCIe x16 Slot**, was bei Gen 4.0 eine theoretische Bandbreite von bis zu 32 GB/s bedeutet – gigantisch!

Doch gerade bei Mainboards wie dem **X570 AORUS ULTRA**, die eine Fülle von Features, Anschlüssen und Erweiterungsmöglichkeiten bieten, lauert die Gefahr des sogenannten **”Lane Sharing”**. Das bedeutet, dass nicht alle PCIe-Lanes immer ausschließlich für die Grafikkarte zur Verfügung stehen. Die **X570 Chipsatz**-Architektur selbst ist zwar sehr leistungsfähig, aber die Anzahl der physischen Lanes, die der CPU und dem Chipsatz zur Verfügung stehen, ist begrenzt. Wie diese Lanes auf die verschiedenen Slots und Anschlüsse verteilt werden, ist entscheidend und kann, wenn nicht richtig konfiguriert oder verstanden, zu einer unerwünschten **Leistungsbremse** führen.

Anzeichen einer PCIe-Einschränkung: Die Symptome

Bevor wir uns den Lösungen widmen, müssen wir das Problem erkennen. Wie äußert sich eine mögliche Einschränkung der **GPU via PCIe**?

• Niedrigere Benchmark-Ergebnisse: Dein 3DMark- oder Superposition-Score ist deutlich geringer als erwartet oder im Vergleich zu ähnlichen Systemen mit gleicher Hardware.
• Unerwartete Performance-Schwankungen: Trotz hoher Bildraten kommt es zu Mikro-Rucklern oder unerklärlichen Einbrüchen in der **Performance**, besonders in Szenarien mit hohem Datendurchsatz.
• Monitoring-Tools schlagen Alarm: Dies ist das wichtigste Anzeichen. Tools wie **GPU-Z** oder HWiNFO64 zeigen an, dass deine **Grafikkarte** nicht mit der erwarteten **PCIe x16 Gen 4.0** Geschwindigkeit und Breite läuft, sondern vielleicht nur mit x8 Gen 4.0, oder schlimmer noch, x16 Gen 3.0 oder x8 Gen 3.0.
• Allgemeines Gefühl der Unterauslastung: Die **Grafikkarte** erreicht nicht ihre volle Taktrate oder Auslastung, während die CPU nicht als Bottleneck erscheint.

Diagnose: Ist die Leistungsbremse wirklich aktiv?

Der erste und wichtigste Schritt ist die Überprüfung des aktuellen **PCIe**-Link-Status deiner **Grafikkarte**. Hierfür sind spezialisierte Tools unerlässlich:

1. GPU-Z: Dein bester Freund

Lade dir das kostenlose Tool **GPU-Z** herunter und starte es. Im Hauptfenster siehst du unter dem Eintrag „Bus Interface” genau, mit welcher **PCIe**-Generation und Lane-Anzahl deine **Grafikkarte** aktuell kommuniziert. Es zeigt dir zum Beispiel „PCIe 4.0 x16” oder „PCIe 3.0 x8” an. Wenn es „PCIe 4.0 x16 @ x16 4.0” anzeigt, ist alles in Ordnung. Steht dort jedoch „PCIe 4.0 x16 @ x8 4.0” oder gar „PCIe 4.0 x16 @ x16 3.0”, dann ist die **Leistungsbremse** tatsächlich aktiv. Ein kleiner Pfeil neben dem Eintrag erlaubt es dir oft, die maximale unterstützte Geschwindigkeit und die aktuell genutzte zu sehen, besonders unter Last.

2. HWiNFO64: Der detaillierte Überblick

HWiNFO64 ist ein weiteres mächtiges Monitoring-Tool, das noch detailliertere Informationen liefert. Scrolle im Fenster „Sensors” nach unten zum Eintrag deiner **Grafikkarte**. Dort findest du unter anderem „PCIe Link Speed” und „PCIe Link Width”, die dir den aktuellen Status anzeigen.

Die Übeltäter entlarven: Häufige Ursachen für PCIe-Einschränkungen

Nachdem du bestätigt hast, dass deine **Grafikkarte** nicht mit voller **PCIe**-Geschwindigkeit läuft, geht es an die Fehlersuche. Beim **X570 AORUS ULTRA** gibt es einige typische Szenarien, die zu einer Reduzierung der **PCIe**-Lanes führen können:

1. Falscher PCIe-Slot

Dies ist der häufigste und oft einfachste Fehler. Moderne Mainboards haben mehrere **PCIe x16**-Slots. Allerdings ist fast immer nur der oberste (der am nächsten am CPU-Sockel gelegene) Slot direkt mit den **PCIe**-Lanes des Prozessors verbunden und bietet die volle **x16**-Bandbreite. Die unteren Slots sind oft nur elektrisch x8 oder x4 und/oder über den **Chipsatz** angebunden, was deren **Performance** einschränken kann.

Lösung: Stelle sicher, dass deine **Grafikkarte** im obersten, durch die CPU angebundenen **PCIe x16 Slot** steckt. Schau dazu unbedingt ins Handbuch deines **Gigabyte X570 AORUS ULTRA**.

2. M.2 NVMe SSDs als Lane-Diebe

Hier liegt eine der größten Fallstricke beim **X570 Chipsatz**. Das **X570 AORUS ULTRA** bietet typischerweise mehrere **M.2 NVMe**-Slots. Der erste **M.2**-Slot ist meist direkt mit der CPU verbunden und nutzt eigene **PCIe Gen 4.0**-Lanes, ohne die **Grafikkarte** zu beeinflussen. Doch der zweite, dritte oder sogar vierte **M.2**-Slot wird oft über den **X570 Chipsatz** angebunden und kann Lanes mit anderen Komponenten, *einschließlich des primären PCIe x16 Slots für die Grafikkarte*, teilen.

Beispiel: Wenn du eine zweite **M.2 NVMe**-SSD in einem bestimmten Slot installierst, kann das Mainboard (laut Handbuch) automatisch die **PCIe**-Lanes der **Grafikkarte** von x16 auf x8 reduzieren, um die Bandbreite für die SSD bereitzustellen.

Lösung: Überprüfe im Handbuch deines **X570 AORUS ULTRA** (oft im Kapitel „Storage” oder „PCIe Slot Configuration”), welche **M.2**-Slots welche **PCIe**-Lanes belegen und ob sie mit dem primären **Grafikkarten**-Slot in Konflikt stehen. Experimentiere damit, die problematische **M.2 NVMe**-SSD in einen anderen Slot zu verschieben oder, falls möglich, vorübergehend zu entfernen, um zu testen, ob sich die **PCIe**-Geschwindigkeit der **Grafikkarte** verbessert.

3. BIOS/UEFI-Einstellungen

Falsche oder suboptimal konfigurierte **BIOS Einstellungen** können ebenfalls eine **Leistungsbremse** darstellen.

• PCIe Link Speed: Gehe ins **BIOS** (meist mit der DEL-Taste beim Start erreichbar) und suche nach den Einstellungen für die **PCIe**-Slots. Stelle sicher, dass der primäre **PCIe x16 Slot** auf „Auto” oder explizit auf „Gen 4” (oder „PCIe 4.0”) eingestellt ist. Manchmal ist er fälschlicherweise auf „Gen 3” oder „Gen 2” festgelegt.
• CSM-Unterstützung: Deaktiviere CSM (Compatibility Support Module), wenn es nicht benötigt wird (z.B. wenn du Windows im UEFI-Modus installiert hast und keine alten Boot-Geräte verwendest). Dies kann manchmal die **PCIe Gen 4.0**-Initialisierung verbessern.
• Resin der GPU: Bei neueren GPUs (NVIDIA RTX 30er/40er Serie, AMD RX 6000/7000 Serie) und passenden Mainboards (wie dem **X570 AORUS ULTRA**) solltest du auch „Re-Size BAR Support” oder „Smart Access Memory” (SAM) aktivieren, da dies die Kommunikation zwischen CPU und GPU optimiert und teilweise eine Voraussetzung für volle **Performance** ist.
• Chipsatz-Treiber: Stelle sicher, dass du die aktuellsten **Chipsatz**-Treiber von der AMD-Website für deinen **X570 Chipsatz** installiert hast.

4. Weitere PCIe-Erweiterungskarten

Wenn du weitere **PCIe**-Karten installiert hast (z.B. eine Soundkarte, eine Netzwerkkarte oder eine Capture Card), können auch diese Lanes beanspruchen, die möglicherweise mit dem primären **Grafikkarten**-Slot in Konflikt stehen. Auch hier hilft der Blick ins Handbuch, um die Lane-Verteilung zu verstehen.

5. Hardware-Defekt (selten)

In seltenen Fällen kann auch ein Defekt am Mainboard-Slot, der **Grafikkarte** oder dem Prozessor selbst vorliegen. Dies ist jedoch die letzte Möglichkeit, die in Betracht gezogen werden sollte, nachdem alle anderen Schritte ausgeschöpft wurden.

Praxistest: Ein Fallbeispiel mit dem X570 AORUS ULTRA

Stellen wir uns einen Nutzer vor, nennen wir ihn Alex. Alex hat ein **Gigabyte X570 AORUS ULTRA**, einen **AMD Ryzen 7 5800X3D** und eine **NVIDIA GeForce RTX 4080**. Er war enttäuscht von seinen 3DMark-Ergebnissen, die unter den Erwartungen lagen. Nach dem Start von **GPU-Z** sah er, dass seine **RTX 4080** nur mit „PCIe 4.0 x16 @ x8 4.0” lief.

Alex erinnerte sich, dass er neben seiner primären 2TB **M.2 NVMe**-SSD (in Slot 1) kürzlich eine zweite, günstigere 1TB **M.2 NVMe**-SSD in den Slot 2 des **X570 AORUS ULTRA** eingebaut hatte, um seine Spielbibliothek zu erweitern. Ein Blick ins Handbuch des **Gigabyte X570 AORUS ULTRA** bestätigte seine Befürchtung: „When M2B_SOCKET is populated, PCIE_X16 will run at x8 mode.” Der M2B_SOCKET war der Slot, in dem er seine zweite SSD installiert hatte.

Die Lösung war einfach, aber frustrierend: Um die volle **PCIe x16 Gen 4.0**-Bandbreite für seine **RTX 4080** zu gewährleisten, musste Alex die zweite **M.2 NVMe**-SSD entweder entfernen oder auf eine SATA-SSD umsteigen, die keine **PCIe**-Lanes belegt. Er entschied sich, die 1TB **M.2 NVMe**-SSD in seinem alten PC weiterzuverwenden und eine SATA-SSD für die Spielbibliothek zu kaufen. Nach dem Entfernen und einem Neustart zeigte **GPU-Z** endlich „PCIe 4.0 x16 @ x16 4.0” an. Die 3DMark-Ergebnisse verbesserten sich merklich, und die kleinen Ruckler in anspruchsvollen Spielen waren verschwunden. Die **Leistungsbremse** war gelöst!

Wie groß ist der Performance-Unterschied zwischen x16 und x8 Gen 4.0?

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Reduzierung von x16 auf x8 bei **PCIe Gen 4.0** nicht immer dramatische Auswirkungen auf die **Performance** hat, insbesondere bei den meisten aktuellen Spielen. Eine **PCIe Gen 4.0 x8**-Verbindung bietet immer noch die gleiche Bandbreite wie eine **PCIe Gen 3.0 x16**-Verbindung (ca. 16 GB/s). Für viele Grafikkarten und Anwendungen ist dies immer noch ausreichend und der Unterschied in den FPS im einstelligen Prozentbereich.
Allerdings kann es bei extrem hohen Auflösungen, datenintensiven professionellen Anwendungen (z.B. Videobearbeitung, 3D-Modellierung) oder zukünftigen, noch anspruchsvolleren Spielen, die verstärkt auf schnellen VRAM-Zugriff und Assets-Streaming über **PCIe** setzen, relevanter werden. Auch der psychologische Faktor, zu wissen, dass man nicht die volle Leistung seiner teuren Hardware nutzt, spielt eine Rolle. Optimal ist es immer, die volle Bandbreite auszuschöpfen, wenn die Hardware dies ermöglicht.

Fazit: Wissen ist die beste Leistungsbremse-Lösung

Das **Gigabyte X570 AORUS ULTRA** ist ein fantastisches Mainboard, das für High-Performance-Systeme konzipiert wurde. Doch wie bei vielen komplexen technischen Geräten erfordert es ein gewisses Verständnis seiner Architektur, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein System nicht die erwartete **Performance** liefert und deine **Grafikkarte** möglicherweise durch **PCIe**-Einschränkungen gebremst wird, folge den Schritten in diesem Artikel.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

1. Überprüfe den **PCIe**-Status mit **GPU-Z** oder HWiNFO64.
2. Stelle sicher, dass die **Grafikkarte** im korrekten (obersten) **PCIe x16 Slot** steckt.
3. Studiere das Handbuch deines **X570 AORUS ULTRA**, um die **Lane Sharing**-Konfigurationen zu verstehen, insbesondere im Hinblick auf **M.2 NVMe SSDs**.
4. Kontrolliere und optimiere die relevanten **BIOS Einstellungen** (PCIe Link Speed, Resizable BAR, CSM).
5. Aktualisiere **Chipsatz**- und Grafikkartentreiber.

Mit diesen Schritten solltest du in der Lage sein, jede potenzielle **Leistungsbremse** zu identifizieren und zu beheben, die dein **X570 AORUS ULTRA** deiner **Grafikkarte via PCIe** auferlegen könnte. So stellst du sicher, dass du die bestmögliche **Performance** aus deiner Investition herausholst und dein System so läuft, wie es vom Hersteller gedacht war – schnell und ohne Kompromisse!