In einer Welt, in der Smartphones immer fragiler und eleganter zu werden scheinen, gibt es eine Nische, die nach dem genauen Gegenteil verlangt: Robustheit, Zuverlässigkeit und eine Prise Abenteuerlust. Für Bauarbeiter, Outdoor-Enthusiasten, Handwerker und alle, die ihr Gerät nicht wie ein rohes Ei behandeln wollen, sind herkömmliche Smartphones oft keine Option. Hier kommen Outdoor-Smartphones ins Spiel, und Ulefone hat sich in diesem Segment einen Namen gemacht. Mit dem neuen Ulefone Armor 27 Pro verspricht der Hersteller ein echtes Arbeitstier, das den härtesten Bedingungen standhalten soll. Doch wie so oft stellt sich die Gretchenfrage: Hält es, was es verspricht? Wir haben das Gerät einem schonungslosen Härtetest unterzogen, um genau das herauszufinden.
Der erste Eindruck: Ein Koloss in der Hand
Schon beim Auspacken wird klar: Das Armor 27 Pro ist kein zierliches Smartphone. Mit seinem massiven Gehäuse, den verstärkten Ecken und der gummierten Oberfläche vermittelt es sofort ein Gefühl von unverwüstlicher Qualität. Es ist schwer, es ist groß, und genau das soll es auch sein. Die Maße von 179,5 x 82,6 x 15,3 mm und ein Gewicht von satten 367 Gramm sind definitiv nichts für die Hosentasche einer Slim-Fit-Jeans. Aber wer ein Outdoor-Smartphone sucht, erwartet genau diese Art von Präsenz. Das Design ist funktional und aggressiv – keine glänzenden Oberflächen, keine empfindlichen Kanten. Die seitlichen Tasten sind gut erreichbar und haben einen festen Druckpunkt, was auch mit Handschuhen die Bedienung erleichtern soll. Auffällig ist der große Laser-Entfernungsmesser auf der Rückseite, der auf den ersten Blick neugierig macht.
Die Spezifikationen auf dem Prüfstand: Was steckt drin?
Bevor wir das Armor 27 Pro durch Schlamm und Wasser ziehen, werfen wir einen Blick auf das Innenleben. Angetrieben wird das Smartphone von einem MediaTek Dimensity 8020 Prozessor, einem Octa-Core-Chip, der für eine solide Performance sorgen soll. Unterstützt wird er von 12 GB RAM, die mittels Virtual RAM auf bis zu 24 GB erweitert werden können, und großzügigen 256 GB internem Speicher, der per microSD-Karte auf bis zu 2 TB erweiterbar ist. Das ist auf dem Papier eine ordentliche Ausstattung, die für die meisten Anwendungen mehr als ausreichen sollte.
Das 6,78 Zoll große IPS-Display bietet eine Full-HD+-Auflösung (2460 x 1080 Pixel) und eine flüssige Bildwiederholfrequenz von 120 Hz. Die Helligkeit ist mit 600 Nits angegeben, was für den Außeneinsatz entscheidend ist. Geschützt wird das Display durch Corning Gorilla Glass Victus, eine Ansage in Sachen Kratz- und Bruchfestigkeit.
Die Kameraausstattung ist für ein Outdoor-Smartphone ungewöhnlich ambitioniert: Eine 108 MP Hauptkamera mit OIS (optische Bildstabilisierung), ein 8 MP Ultraweitwinkelobjektiv und eine beeindruckende 64 MP Nachtsichtkamera. Die Frontkamera löst mit 32 MP auf. Der Akku ist mit gigantischen 10.600 mAh spezifiziert und soll dank 33W Schnellladefunktion und 30W Wireless Charging schnell wieder einsatzbereit sein. An Konnektivität mangelt es nicht: 5G, Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2, NFC und ein präzises GPS-Modul sind an Bord. Das Betriebssystem ist Android 14.
Der Praxistest: Schläge, Stürze und Schlammbäder
Jetzt wird es ernst. Die Werbeversprechen von Ulefone, wie die IP68/IP69K-Zertifizierung und die Einhaltung des Militärstandards MIL-STD-810H, sind hoch. Wir wollten wissen, wie sich das Armor 27 Pro in der rauen Realität schlägt.
Sturzsicherheit: Der Falltest
Ein Outdoor-Smartphone muss Stürze überleben. Wir haben das Armor 27 Pro mehrfach aus verschiedenen Höhen fallen lassen. Aus 1,2 Metern Höhe auf Beton? Kein Problem, nicht der kleinste Kratzer am Display oder Gehäuse. Auch ein Sturz aus 1,5 Metern auf Schotter hinterließ lediglich minimale Spuren am Gummi. Ein besonders brutaler Test: Ein unbeabsichtigter Fall aus etwa 2 Metern Höhe aus einer Dachrinne auf groben Asphalt. Das Ergebnis? Ein paar Schrammen an den Ecken, aber das Display blieb intakt und das Telefon funktionierte einwandfrei. Das Gorilla Glass Victus und die massive Bauweise erweisen sich als extrem widerstandsfähig.
Wasserdichtigkeit: Tauchgang und Regenguss
Die IP68-Zertifizierung verspricht, dass das Gerät 30 Minuten lang in 1,5 Metern Tiefe überlebt. Wir haben es in einen Eimer Wasser getaucht und auch unter einen starken Wasserstrahl gehalten. Das Armor 27 Pro nahm keinerlei Schaden. Alle Anschlüsse sind durch dicke Gummidichtungen geschützt. Auch nach einer halben Stunde im Regen funktionierte das Display noch zuverlässig, auch wenn die Bedienung mit nassen Fingern natürlich etwas eingeschränkt ist – hier hilft der Handschuh-Modus, der auch mit feuchten Händen besser funktioniert.
Staub- und Schmutzresistenz: Baustelle und Acker
Die IP69K-Zertifizierung besagt, dass das Gerät gegen das Eindringen von Staub und Hochdruckwasser geschützt ist. Auf einer Baustelle wurde das Telefon in feinen Zementstaub und später in Matsch fallen gelassen. Nach einer schnellen Reinigung unter dem Wasserhahn sah es aus wie neu und funktionierte weiterhin tadellos. Selbst feiner Sand in den Ritzen des Lautsprechers konnte dem Gerät nichts anhaben. Das Armor 27 Pro ist definitiv ein idealer Begleiter für staubige und schmutzige Umgebungen.
Temperaturbeständigkeit: Hitze und Kälte
Obwohl wir keine Laborbedingungen simulieren konnten, wurde das Gerät bei frostigen Temperaturen im Freien (-5°C) und direkter Sonneneinstrahlung (ca. 40°C) verwendet. Die Leistung blieb stabil, der Akku hielt auch bei Kälte überraschend gut durch. Es gab keine Anzeichen von Fehlfunktionen oder Leistungseinbrüchen.
Die Besonderheiten: Kamera, Akku und weitere Gimmicks
Abseits der reinen Robustheit bietet das Armor 27 Pro einige interessante Features.
Kamera-Performance: Licht und Dunkelheit
Die 108 MP Hauptkamera liefert bei guten Lichtverhältnissen überraschend scharfe und detailreiche Bilder. Die Farben sind natürlich, und der optische Bildstabilisator hilft, verwackelte Aufnahmen zu vermeiden. Bei schlechteren Lichtverhältnissen nimmt die Qualität erwartungsgemäß ab, bleibt aber auf einem soliden Niveau für ein Outdoor-Smartphone. Das Ultraweitwinkelobjektiv ist nützlich, liefert aber nicht die gleiche Qualität wie die Hauptkamera. Die wahre Überraschung ist die 64 MP Nachtsichtkamera. Mit ihren Infrarot-LEDs verwandelt sie selbst stockdunkle Umgebungen in gut erkennbare Schwarz-Weiß-Bilder. Dies ist kein Gimmick, sondern ein wirklich praktisches Werkzeug für Rettungskräfte, Sicherheitsdienste oder einfach nur für die Erkundung in der Wildnis.
Akkumonster oder Energiefresser?
Der 10.600 mAh Akku ist schlichtweg gigantisch. Im Test hielt das Armor 27 Pro bei normaler Nutzung (Surfen, Nachrichten, gelegentliche Fotos, GPS-Nutzung) problemlos drei bis vier Tage durch. Selbst bei intensiver Nutzung mit viel GPS und Gaming waren zwei volle Tage kein Problem. Das ist eine enorme Entlastung, besonders wenn man fernab der Zivilisation unterwegs ist. Das schnelle Laden funktioniert gut, aber bei der Größe des Akkus dauert eine vollständige Ladung natürlich immer noch einige Stunden. Das kabellose Laden ist eine willkommene Ergänzung für Komfort.
Bedienung und Software: Android 14 pur?
Ulefone setzt auf ein weitestgehend unverändertes Android 14, was für eine flüssige Performance sorgt. Die Oberfläche ist aufgeräumt, und Bloatware ist kaum vorhanden. Die allgemeine Performance ist dank des Dimensity 8020 Prozessor solide. Apps starten schnell, Multitasking funktioniert reibungslos, und selbst anspruchsvollere Spiele laufen auf mittleren Einstellungen ohne größere Ruckler. Für ein Outdoor-Smartphone ist das mehr als ausreichend.
Ein Highlight ist der integrierte Laser-Entfernungsmesser. Er funktioniert präzise und ist eine enorme Hilfe für Handwerker, Ingenieure oder bei der Planung von Outdoor-Aktivitäten. Die Messgenauigkeit war im Test beeindruckend.
Performance im Alltag: Mehr als nur ein Panzer?
Abseits der Spezialfunktionen ist das Ulefone Armor 27 Pro auch ein brauchbares Alltagssmartphone. Die Sprachqualität bei Telefonaten ist gut, und der Lautsprecher liefert einen überraschend klaren Sound. Das GPS-Modul ist schnell und präzise, ideal für Navigation und Geocaching. Der Fingerabdrucksensor an der Seite reagiert zuverlässig und schnell. Obwohl es aufgrund seiner Größe und seines Gewichts kein diskretes Gerät ist, fügt es sich nahtlos in den Arbeitsalltag ein und ist für viele sogar eine Erleichterung, da man sich keine Sorgen um Schäden machen muss.
Fazit: Hält das Ulefone Armor 27 Pro, was es verspricht?
Nach unserem umfangreichen Härtetest können wir mit Überzeugung sagen: Ja, das Ulefone Armor 27 Pro hält, was es verspricht – und übertrifft in einigen Bereichen sogar die Erwartungen. Es ist ein echtes Outdoor-Smartphone, das für die härtesten Bedingungen gebaut wurde und diese auch meistert. Die Robustheit ist überragend, Stürze, Wasser und Staub stecken diesem Panzer-Smartphone nichts weg.
Der riesige Akku ist ein Game-Changer für alle, die lange ohne Steckdose auskommen müssen. Die Nachtsichtkamera ist kein Gimmick, sondern ein echtes Arbeitsinstrument, ebenso wie der präzise Laser-Entfernungsmesser. Auch die allgemeine Performance und das fast unveränderte Android 14 sorgen für eine angenehme Nutzererfahrung. Die Hauptkamera liefert für ein Gerät dieser Kategorie solide Ergebnisse.
Gibt es Schwächen? Ja, die gibt es immer. Das massive Design ist nicht jedermanns Sache und macht das Telefon schwer und unhandlich für normale Hosentaschen. Die Kameraqualität bei wenig Licht ist immer noch nicht auf Top-Niveau, trotz 108 MP. Aber diese Punkte sind zu erwarten und dem Einsatzzweck geschuldet.
Für wen ist das Ulefone Armor 27 Pro also geeignet? Für alle, die ein kompromissloses, extrem robustes Smartphone benötigen, das einen langen Atem hat und mit speziellen Tools wie Nachtsicht und Laser-Entfernungsmesser punktet. Bauarbeiter, Handwerker, Abenteurer, Jäger, Rettungskräfte – sie alle finden in diesem Gerät einen zuverlässigen Partner. Wer ein schlankes, leichtes und primär auf Fotografie ausgerichtetes Smartphone sucht, ist hier falsch. Wer aber extreme Haltbarkeit und lange Akkulaufzeit in einem Paket braucht, das fast alles übersteht, der wird vom Ulefone Armor 27 Pro begeistert sein. Es ist kein schicker Sprinter, sondern ein unermüdlicher Marathonläufer, der seine Versprechen voll und ganz einlöst.