Die Welt des PCs ist faszinierend, birgt aber manchmal auch ihre Tücken. Eine der frustrierendsten Erfahrungen für viele Nutzer, insbesondere für Gamer und Power-User, sind unerklärliche Grafiktreiber-Timeouts. Diese äußern sich oft in Form von plötzlichen Blackscreens, Systemabstürzen oder der berüchtigten Meldung „Der Anzeigetreiber wurde nach einem Fehler wiederhergestellt.” Wenn Sie ein ASRock Mainboard mit einer AMD APU (Accelerated Processing Unit) besitzen, die eine integrierte Grafikeinheit (iGPU) enthält, und zusätzlich eine dedizierte Grafikkarte nutzen, könnte die parallele Existenz beider Grafikchips die Ursache Ihrer Probleme sein. Dieser umfassende Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, wie Sie die AMD onboard Grafikkarte auf Ihrem ASRock Mainboard korrekt und dauerhaft deaktivieren, um Treiber-Timeouts zu beheben und die Stabilität Ihres Systems zu verbessern.
### Das Problem verstehen: iGPU vs. dGPU und warum es zu Konflikten kommt
Moderne AMD Prozessoren, insbesondere die Ryzen-Serien mit einem „G” am Ende (z.B. Ryzen 5 5600G), verfügen über eine leistungsstarke integrierte Grafikeinheit. Diese ist fantastisch für Office-Anwendungen, Medienkonsum und leichte Spiele, da sie keine separate Grafikkarte erfordert. Doch sobald Sie eine dedizierte, leistungsstärkere Grafikkarte (dGPU) wie eine Radeon RX-Serie oder eine NVIDIA GeForce RTX/GTX in Ihr System einbauen, sollte diese die primäre Grafikausgabe übernehmen.
Das Problem entsteht, wenn das System, Windows oder sogar bestimmte Anwendungen versuchen, auf die integrierte Grafikeinheit zuzugreifen oder Ressourcen dafür zu reservieren, obwohl die dedizierte Grafikkarte die Hauptlast tragen soll. Dies kann zu einer Vielzahl von Problemen führen:
* **Treiberkonflikte:** Die Treiber der iGPU und dGPU können sich gegenseitig stören.
* **Ressourcenbelegung:** Systemressourcen wie RAM werden für die iGPU reserviert, auch wenn diese nicht aktiv genutzt wird.
* **Unerwartete Umschaltung:** Das System schaltet manchmal ungewollt zwischen iGPU und dGPU um, was zu Performance-Einbrüchen oder Abstürzen führen kann.
* **Treiber-Timeouts (TDR – Timeout Detection and Recovery):** Dies ist der häufigste Fehler. Das Betriebssystem erkennt, dass der Grafiktreiber über einen bestimmten Zeitraum nicht reagiert. Anstatt das System komplett abstürzen zu lassen, versucht Windows, den Treiber neu zu starten. Dies äußert sich als kurzer Blackscreen, gefolgt von der Meldung, dass der Treiber wiederhergestellt wurde – ein Symptom, das oft fälschlicherweise der dedizierten Grafikkarte zugeschrieben wird, obwohl die iGPU die Ursache sein könnte.
Die Deaktivierung der AMD onboard Grafik ist daher ein entscheidender Schritt, um ein stabiles und leistungsfähiges System zu gewährleisten, wenn Sie bereits eine dedizierte Grafikkarte verwenden.
### Vorbereitung ist alles: Bevor Sie beginnen
Bevor Sie sich in die Untiefen des BIOS/UEFI begeben, sind einige Vorbereitungen unerlässlich, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und unerwünschte Überraschungen zu vermeiden:
1. **System-Backup:** Sichern Sie wichtige Daten. Obwohl die Deaktivierung der iGPU in der Regel unproblematisch ist, ist es immer ratsam, auf der sicheren Seite zu sein.
2. **BIOS/UEFI-Update:** Überprüfen Sie, ob für Ihr ASRock Mainboard ein aktuelleres BIOS/UEFI verfügbar ist. Neuere Versionen enthalten oft Verbesserungen bei der Hardwareerkennung und den Energieverwaltungsoptionen, die Konflikte reduzieren können. Besuchen Sie die offizielle ASRock-Website für Ihr spezifisches Mainboard-Modell.
3. **Grafikkartentreiber:** Stellen Sie sicher, dass Sie die aktuellsten Treiber für Ihre dedizierte Grafikkarte heruntergeladen haben (aber installieren Sie sie noch nicht, falls Sie eine Neuinstallation planen).
4. **Monitoranschluss prüfen:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Monitor am Videoausgang Ihrer dedizierten Grafikkarte angeschlossen ist und nicht an den Anschlüssen des Mainboards. Nach der Deaktivierung der iGPU erhalten Sie sonst kein Bild mehr!
5. **ASRock Handbuch:** Halten Sie das Handbuch Ihres ASRock Mainboards bereit. Es kann nützliche Informationen zu den spezifischen BIOS/UEFI-Optionen Ihres Modells enthalten.
### Schritt-für-Schritt-Anleitung: AMD Onboard-Grafik im BIOS/UEFI deaktivieren
Der Schlüssel zur dauerhaften Deaktivierung der iGPU liegt in den Einstellungen des BIOS oder UEFI (Unified Extensible Firmware Interface) Ihres Mainboards. ASRock verwendet ein modernes UEFI, das intuitiv zu bedienen ist.
1. **Zugang zum BIOS/UEFI:**
* Fahren Sie Ihren PC komplett herunter.
* Schalten Sie ihn ein und drücken Sie sofort wiederholt die Taste **** oder **
2. **Navigation im UEFI:**
* Die meisten ASRock UEFIs starten im „EZ Mode”. Dieser bietet einen schnellen Überblick. Um detaillierte Einstellungen vorzunehmen, müssen Sie in den „Advanced Mode” wechseln. Dies tun Sie meist mit der Taste **
3. **Die relevanten Einstellungen finden (Advanced Mode):**
* Sobald Sie sich im Advanced Mode befinden, navigieren Sie zu den folgenden Menüpunkten. Beachten Sie, dass die genaue Bezeichnung je nach ASRock Mainboard-Modell und UEFI-Version leicht variieren kann.
* Suchen Sie den Reiter „**Advanced**”.
* Innerhalb von „Advanced” suchen Sie nach einer Option namens „**AMD CBS**” oder „**NBIO Common Options**”. „CBS” steht für „Common BIOS Settings”, und „NBIO” für „North Bridge IO”. Dies sind die Bereiche, in denen AMD-spezifische Einstellungen, einschließlich der Grafikeinstellungen, vorgenommen werden.
* Klicken Sie auf „**GFX Configuration**” (Grafikkonfiguration). Dies ist der zentrale Punkt für Ihre Anpassungen.
4. **Einstellungen zur Deaktivierung:**
* **Primary Video Output / Primary Graphics Adapter:**
* Suchen Sie nach einer Option wie „**Primary Video Output**”, „**Primary Graphics Adapter**” oder „**IGFX Multi-Monitor**”.
* Stellen Sie diese Option auf „**PCIe**” oder „**PEG**” (PCI Express Graphics) ein. Dies weist das System an, die Grafikkarte im PCIe-Steckplatz als primäre Videoausgabe zu verwenden.
* **Integrated Graphics / Onboard Graphics:**
* Manche ASRock Mainboards bieten eine direkte Option, um die integrierte Grafik komplett zu deaktivieren. Suchen Sie nach „**Integrated Graphics**”, „**Onboard Graphics**” oder „**iGPU**”.
* Setzen Sie diese Option auf „**Disabled**” (Deaktiviert). Wenn diese Option auf „Auto” steht, kann das System die iGPU bei Bedarf wieder aktivieren.
* **UMA Frame Buffer Size (Unified Memory Architecture):**
* Diese Option bestimmt, wie viel des Systemspeichers (RAM) für die integrierte Grafikeinheit reserviert wird.
* Wenn Sie die integrierte Grafik deaktiviert haben, sollte diese Einstellung irrelevant werden. Manche UEFIs setzen sie automatisch auf 0MB oder deaktivieren sie. Wenn nicht, können Sie sie auf „**Disabled**” oder den kleinstmöglichen Wert (z.B. „Auto” oder 32MB) setzen, da die iGPU ohnehin nicht genutzt wird und den RAM nicht belegen soll. Bei einigen Boards wird diese Option auch direkt deaktiviert, sobald die iGPU ausgeschaltet ist.
5. **Speichern und Beenden:**
* Nachdem Sie alle Einstellungen vorgenommen haben, navigieren Sie zum Reiter „**Exit**”.
* Wählen Sie dort „**Save Changes and Exit**” oder „**Save Changes and Reset**”. Bestätigen Sie die Änderungen, wenn Sie dazu aufgefordert werden.
* Das System wird neu starten.
### Nach dem BIOS/UEFI: Schritte in Windows
Nachdem Sie die onboard Grafik im BIOS/UEFI deaktiviert haben, bootet Ihr System hoffentlich problemlos über die dedizierte Grafikkarte. Es gibt jedoch noch ein paar Schritte, die Sie in Windows ausführen können, um sicherzustellen, dass keine Reste der iGPU-Treiber Konflikte verursachen.
1. **Geräte-Manager überprüfen:**
* Drücken Sie **
* Erweitern Sie den Punkt „Grafikkarten”.
* Idealerweise sollte hier nur Ihre dedizierte Grafikkarte (z.B. AMD Radeon RX 6800XT) aufgeführt sein. Wenn die integrierte Grafikkarte immer noch als „Microsoft Basic Display Adapter” oder mit ihrem ursprünglichen Namen (z.B. AMD Radeon Graphics) erscheint, ist sie wahrscheinlich nicht vollständig deaktiviert.
* In diesem Fall können Sie versuchen, den Eintrag der integrierten Grafikkarte per Rechtsklick zu wählen und auf „**Gerät deaktivieren**” oder „**Gerät deinstallieren**” zu klicken. Wenn Sie deinstallieren, wählen Sie auch die Option, die Treibersoftware zu entfernen.
2. **Treiber-Bereinigung mit DDU (Display Driver Uninstaller):**
* Wenn Sie weiterhin Probleme haben oder sicherstellen möchten, dass keine alten Treiberleichen die Stabilität beeinträchtigen, ist DDU ein unverzichtbares Werkzeug.
* Laden Sie die neueste Version von **DDU** herunter (von der offiziellen Guru3D-Website).
* Starten Sie Windows im **abgesicherten Modus**. (Gehen Sie zu „Einstellungen” -> „Update & Sicherheit” -> „Wiederherstellung” -> „Erweiterter Start” -> „Jetzt neu starten”. Dann „Problembehandlung” -> „Erweiterte Optionen” -> „Starteinstellungen” -> „Neu starten” und wählen Sie die Option für den abgesicherten Modus, meist Taste 4 oder F4.)
* Führen Sie DDU aus. Wählen Sie unter „Grafikprozessor-Typ” **AMD** aus.
* Wählen Sie die Option „**Bereinigen und neu starten**”. DDU entfernt alle AMD Grafiktreiberreste (sowohl iGPU als auch dGPU).
* Nach dem Neustart im normalen Modus installieren Sie die zuvor heruntergeladenen, aktuellen Treiber für Ihre dedizierte Grafikkarte neu.
3. **Automatische Treiberupdates verhindern (optional):**
* Manchmal installiert Windows Update automatisch wieder einen Basistreiber für die iGPU, auch wenn sie im BIOS deaktiviert ist. Dies ist selten ein Problem, kann aber, wenn Sie extrem pingelig sind, über die Gruppenrichtlinien oder Geräteeinstellungen von Windows verhindert werden. Suchen Sie nach Anleitungen, wie Sie die automatische Treiberinstallation über Windows Update deaktivieren können.
### Häufige Probleme und Lösungsansätze
* **Kein Bild nach der BIOS-Änderung:**
* Stellen Sie sicher, dass Ihr Monitor an der dedizierten Grafikkarte angeschlossen ist.
* Wenn immer noch kein Bild kommt, müssen Sie das BIOS/UEFI zurücksetzen. ASRock Mainboards haben in der Regel einen „CMOS Clear”-Jumper oder einen Knopf auf dem Mainboard. Lesen Sie Ihr Handbuch, um die genaue Position und Vorgehensweise zu finden. Meistens müssen Sie den PC ausschalten, das Stromkabel ziehen, den Jumper für einige Sekunden umstecken (oder den Knopf drücken) und dann wieder zurücksetzen. Dadurch werden alle BIOS-Einstellungen auf die Standardwerte zurückgesetzt.
* **Treiber-Timeouts treten immer noch auf:**
* Wenn die iGPU definitiv deaktiviert ist und die Probleme bestehen bleiben, ist die iGPU nicht die Ursache. Überprüfen Sie andere Komponenten:
* **Netzteil (PSU):** Ist es leistungsstark genug für Ihre dedizierte Grafikkarte? Sind alle Stromanschlüsse korrekt verbunden?
* **Grafikkartentreiber:** Ist der neueste stabile Treiber installiert? Versuchen Sie, einen älteren, bewährten Treiber zu installieren.
* **Grafikkarte selbst:** Möglicherweise ist die dedizierte Grafikkarte defekt oder überhitzt. Überprüfen Sie die Temperaturen unter Last.
* **RAM:** Fehlerhafter Arbeitsspeicher kann auch zu Systeminstabilitäten führen. Führen Sie einen MemTest durch.
* **Windows-Installation:** Eine beschädigte Windows-Installation kann ebenfalls Probleme verursachen.
### Vorteile der Deaktivierung der Onboard-Grafik
Die Deaktivierung der integrierten Grafikeinheit bringt mehrere Vorteile mit sich:
* **Erhöhte Systemstabilität:** Eliminierung potenzieller Treiberkonflikte und Ressourcenengpässe.
* **Verbesserte Leistung:** Obwohl die Leistungssteigerung oft gering ist, werden keine Systemressourcen (insbesondere RAM für den Frame Buffer) mehr für die iGPU reserviert, was für die dedizierte Karte zugute kommen kann.
* **Klarheit im Geräte-Manager:** Ein aufgeräumter Geräte-Manager ohne unnötige Einträge.
* **Fokussierte Fehlersuche:** Wenn Probleme auftreten, können Sie sich ausschließlich auf die dedizierte Grafikkarte konzentrieren.
### Fazit
Treiber-Timeouts können äußerst frustrierend sein und das gesamte PC-Erlebnis trüben. Durch das gezielte Deaktivieren der AMD onboard Grafik auf Ihrem ASRock Mainboard über das BIOS/UEFI können Sie eine häufige Ursache für diese Probleme beseitigen. Diese detaillierte Anleitung soll Ihnen dabei helfen, Ihr System zu stabilisieren und die volle Leistung Ihrer dedizierten Grafikkarte auszuschöpfen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Schritte sorgfältig zu befolgen, und scheuen Sie sich nicht, bei Unsicherheiten einen Blick in das Handbuch Ihres Mainboards zu werfen oder spezialisierte Foren zu konsultieren. Ein stabiler und zuverlässiger PC ist nur ein paar BIOS-Einstellungen entfernt!