Die Veröffentlichung eines neuen Grafikkartentreibers sollte für jeden PC-Besitzer ein Grund zur Freude sein – verspricht sie doch meist verbesserte Leistung, Fehlerbehebungen und neue Funktionen. Doch die Realität kann manchmal anders aussehen. Aktuell klagen viele Nutzer von AMD Grafikkarten nach dem Treiber Update 24.6.1 über massive Probleme wie Laggs, Stuttering und deutlich reduzierte FPS in ihren Lieblingsspielen. Wenn Sie sich hier wiederfinden, sind Sie nicht allein. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen dieser Frustration und bietet Ihnen einen umfassenden Leitfaden, wie Sie die Kontrolle über Ihre Gaming-Erfahrung zurückgewinnen können.
Die Enttäuschung nach dem Update: Was ist passiert?
Das AMD Software: Adrenalin Edition 24.6.1 Update wurde mit der Absicht veröffentlicht, die Unterstützung für neue Spiele zu optimieren und die allgemeine Stabilität zu verbessern. Doch für eine nicht unerhebliche Anzahl von Nutzern hatte es den gegenteiligen Effekt. Statt eines reibungslosen Spielerlebnisses berichten Betroffene von drastischen Leistungseinbrüchen, Rucklern selbst in weniger anspruchsvollen Titeln und einer insgesamt schlechten Responsivität des Systems. Dies ist besonders ärgerlich, wenn man sich auf eine lange Gaming-Session gefreut hat.
Die Gründe für solche Probleme bei Treiber-Updates sind vielfältig. Manchmal liegt es an spezifischen Hardware-Konfigurationen, die der Treiber nicht optimal unterstützt. Es können aber auch Konflikte mit bestimmten Windows-Versionen, anderen Softwarekomponenten oder sogar den BIOS-Einstellungen Ihres Mainboards auftreten. Ein „schlechter” Treiber ist oft nicht universell schlecht, sondern zeigt seine Schwächen erst in der Kombination mit bestimmten Systemen. Das ist der Grund, warum eine pauschale Lösung oft nicht ausreicht und eine systematische Fehlersuche notwendig ist.
Erste Anzeichen und Symptome: Woran erkenne ich das Problem?
Die Symptome eines fehlerhaften Grafikkartentreibers sind meist eindeutig und stark spürbar, besonders beim Gaming. Dazu gehören:
- Plötzliche FPS-Einbrüche: Die Bildrate fällt ohne ersichtlichen Grund dramatisch ab, selbst in zuvor flüssig laufenden Szenen.
- Mikro-Ruckler (Stuttering): Das Bild scheint immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde einzufrieren oder zu zucken, was die Immersion stark beeinträchtigt.
- Deutliche Laggs: Verzögerungen bei der Eingabe, die das Spielen von schnellen, reaktionsbasierten Spielen nahezu unmöglich machen.
- Grafikfehler: Selten, aber möglich sind auch visuelle Artefakte, Texturfehler oder Abstürze des Spiels.
- Erhöhte Ladezeiten: Spiele laden langsamer als gewohnt.
- Audio-Stuttering: Das Audiosignal kann ebenfalls von den Performance-Problemen betroffen sein und stocken.
Bevor wir zu den tiefgreifenderen Lösungen kommen, ist es wichtig, einige grundlegende Checks durchzuführen, um andere Fehlerquellen auszuschließen.
Grundlegende Überprüfungen: Ursachenforschung jenseits des Treibers
1. Systemauslastung prüfen
Öffnen Sie den Task-Manager (Strg + Umschalt + Esc) und überprüfen Sie, welche Prozesse im Hintergrund laufen. Manchmal verursachen andere Anwendungen, wie Browser mit vielen Tabs, Streaming-Dienste oder Virenscanner, eine hohe CPU-, GPU- oder RAM-Auslastung, die zu Performance-Problemen führen kann. Beenden Sie nicht benötigte Anwendungen, bevor Sie ein Spiel starten.
2. Temperaturen überwachen
Überhitzung ist ein häufiger Grund für Leistungsprobleme. Nutzen Sie Tools wie HWMonitor, MSI Afterburner oder die in der AMD Adrenalin Software integrierte Leistungsüberwachung, um die Temperaturen Ihrer GPU und CPU zu überprüfen. Überschreiten die Temperaturen kritische Werte (z.B. über 85-90°C für GPUs unter Last), drosselt die Hardware ihre Leistung, um Schäden zu vermeiden. Reinigen Sie gegebenenfalls die Lüfter Ihrer Grafikkarte und Ihres CPU-Kühlers von Staub.
3. Energieeinstellungen optimieren
Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows auf den Höchstleistungsmodus eingestellt ist. Gehen Sie zu „Systemsteuerung” > „Hardware und Sound” > „Energieoptionen” und wählen Sie „Höchstleistung”. Überprüfen Sie auch die Energieeinstellungen in der AMD Adrenalin Software unter „Gaming” > „Globale Grafikeinstellungen”, ob hier der Performance-Modus aktiv ist.
4. Ausreichend Stromversorgung
Vergewissern Sie sich, dass Ihr Netzteil (PSU) genügend Leistung für Ihre Hardware liefert, besonders wenn Sie kürzlich Komponenten aufgerüstet haben. Eine Unterversorgung kann zu Instabilitäten und Leistungseinbrüchen führen. Überprüfen Sie auch, ob alle Stromanschlüsse an der Grafikkarte korrekt und fest sitzen.
Die Kernlösung: Den Grafikkartentreiber richtig verwalten
Wenn die grundlegenden Checks keine Besserung bringen, liegt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der AMD Treiber 24.6.1 tatsächlich das Problem ist. Das Zurücksetzen auf eine stabile Treiberversion ist hier der vielversprechendste Ansatz. Dies erfordert jedoch eine sorgfältige Vorgehensweise, um alte Treiberreste vollständig zu entfernen und Konflikte zu vermeiden.
Schritt 1: Den alten Treiber vollständig deinstallieren – Die Macht von DDU
Eine einfache Deinstallation über die Windows-Systemsteuerung oder die AMD Adrenalin Software reicht oft nicht aus, da sie Reste des Treibers, wie Registry-Einträge oder Konfigurationsdateien, hinterlassen kann. Diese Reste können mit der neuen oder einer älteren Version in Konflikt geraten. Hier kommt der Display Driver Uninstaller (DDU) ins Spiel – ein unverzichtbares Tool für eine saubere Treiber-Deinstallation.
- DDU herunterladen: Besuchen Sie die offizielle Website von Wagnardsoft (suchen Sie nach „DDU Wagnardsoft”) und laden Sie die neueste Version des Tools herunter.
- AMD Treiber herunterladen: Gehen Sie auf die offizielle AMD-Support-Seite und laden Sie eine zuvor funktionierende, stabile Treiberversion herunter. Viele Nutzer berichten, dass Versionen wie 24.5.1 oder 23.11.1 (oder sogar ältere, WHQL-zertifizierte Versionen) zuverlässiger waren. Laden Sie die Version herunter, die Sie installieren möchten, und speichern Sie sie an einem leicht zugänglichen Ort, aber führen Sie sie noch nicht aus!
- Internetverbindung trennen: Dies ist entscheidend! Windows Update neigt dazu, automatisch Treiber zu installieren, sobald keine Grafikkarte erkannt wird. Trennen Sie Ihr Ethernet-Kabel oder deaktivieren Sie WLAN.
- In den abgesicherten Modus booten:
- Drücken Sie die Windows-Taste + I, um die Einstellungen zu öffnen.
- Gehen Sie zu „System” > „Wiederherstellung”.
- Klicken Sie unter „Erweiterter Start” auf „Jetzt neu starten”.
- Nach dem Neustart wählen Sie „Problembehandlung” > „Erweiterte Optionen” > „Starteinstellungen” > „Neu starten”.
- Nach einem weiteren Neustart drücken Sie die Taste 4 oder F4, um den abgesicherten Modus zu aktivieren.
- DDU ausführen:
- Entpacken Sie DDU und starten Sie die Anwendung.
- Wählen Sie im Dropdown-Menü „Gerätetyp” die Option „GPU” und darunter „AMD”.
- Klicken Sie auf „Reinigen und Neustarten (Empfohlen)”. DDU wird nun alle AMD-Grafiktreiber vollständig entfernen und Ihr System neu starten.
Ihr System sollte nun ohne Grafikkartentreiber im normalen Modus neu starten (mit einer sehr niedrigen Auflösung). Schließen Sie noch immer keine Internetverbindung an!
Schritt 2: Die stabile Treiberversion installieren
Jetzt ist es an der Zeit, den zuvor heruntergeladenen, stabilen AMD-Treiber zu installieren:
- Navigieren Sie zu der heruntergeladenen Treiberdatei und führen Sie sie als Administrator aus.
- Folgen Sie den Anweisungen des Installationsprogramms. Es ist ratsam, eine „Benutzerdefinierte Installation” zu wählen und die Option „Factory Reset” (Werksreset) anzuhaken, um sicherzustellen, dass alle alten Einstellungen überschrieben werden.
- Starten Sie Ihr System nach der Installation neu.
Erst nach dem Neustart und der erfolgreichen Treiberinstallation können Sie Ihre Internetverbindung wiederherstellen.
Schritt 3: Automatische Treiber-Updates verhindern
Um zu verhindern, dass Windows Update den fehlerhaften Treiber 24.6.1 oder eine andere unerwünschte Version automatisch wieder installiert, gibt es verschiedene Methoden:
- Windows Gruppenrichtlinien-Editor (Pro-Versionen):
- Drücken Sie Windows-Taste + R, geben Sie
gpedit.mscein und drücken Sie Enter. - Navigieren Sie zu „Computerkonfiguration” > „Administrative Vorlagen” > „Windows-Komponenten” > „Windows Update” > „Von Windows Updates angebotene Treiber nicht einschließen”.
- Doppelklicken Sie darauf, wählen Sie „Aktiviert” und klicken Sie auf „Übernehmen” und „OK”.
- Drücken Sie Windows-Taste + R, geben Sie
- Registrierungs-Editor (Home-Versionen und andere):
- Drücken Sie Windows-Taste + R, geben Sie
regeditein und drücken Sie Enter. - Navigieren Sie zu
HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREPoliciesMicrosoftWindowsWindowsUpdate. - Erstellen Sie, falls nicht vorhanden, einen neuen DWORD-Wert (32-Bit) mit dem Namen
ExcludeWUDriversInQualityUpdateund setzen Sie seinen Wert auf1.
- Drücken Sie Windows-Taste + R, geben Sie
- Microsoft Show or Hide Updates-Tool: Microsoft bietet ein Tool namens „wushowhide.diagcab” an, mit dem Sie bestimmte Updates ausblenden können. Suchen Sie online nach „Microsoft Show or Hide Updates Tool” und laden Sie es herunter. Führen Sie es aus und verstecken Sie den Grafikkartentreiber.
Diese Schritte stellen sicher, dass Ihre stabile Treiberversion nicht ohne Ihr Zutun überschrieben wird.
Optimierung der In-Game- und Systemeinstellungen
Selbst mit einem stabilen Treiber können Feineinstellungen die Performance erheblich beeinflussen.
1. Grafikeinstellungen im Spiel
Experimentieren Sie mit den Grafikeinstellungen Ihrer Spiele. Reduzieren Sie Einstellungen wie „Schattenqualität”, „Texturfilterung”, „Anti-Aliasing” oder „Post-Processing-Effekte”. Oftmals bringen nur kleine Reduzierungen einen deutlichen FPS-Gewinn, ohne die visuelle Qualität stark zu mindern.
2. VSync und FreeSync/Adaptive Sync
VSync kann Ruckler (Screen Tearing) beseitigen, aber gleichzeitig Input Lag verursachen oder die FPS auf die Bildwiederholrate Ihres Monitors begrenzen. Wenn Sie einen Monitor mit FreeSync oder Adaptive Sync besitzen, aktivieren Sie dies sowohl im Monitor-OSD als auch in der AMD Adrenalin Software. Dies ist in der Regel die beste Lösung für ein ruckelfreies Erlebnis ohne starken Input Lag.
3. DirectX-Version
Manche Spiele bieten die Wahl zwischen verschiedenen DirectX-Versionen (z.B. DX11, DX12, Vulkan). Probieren Sie aus, ob eine andere API-Version eine bessere Leistung auf Ihrem System liefert. Nicht immer ist die neueste Version auch die schnellste.
Weitere Systemoptimierungen für mehr Performance
1. Windows-Spielmodus aktivieren
Windows 10 und 11 verfügen über einen Spielmodus, der Systemressourcen priorisiert, wenn ein Spiel erkannt wird. Aktivieren Sie ihn unter „Einstellungen” > „Gaming” > „Spielmodus”.
2. Festplattenoptimierung
Stellen Sie sicher, dass Ihre Spiele auf einer SSD installiert sind. HDDs können Ladezeiten und manchmal sogar Mikro-Ruckler verursachen, wenn Texturen nicht schnell genug nachgeladen werden können. Führen Sie für HDDs eine Defragmentierung durch; für SSDs ist dies nicht nötig und sogar schädlich. Prüfen Sie lediglich den freien Speicherplatz.
3. Windows-Updates
Obwohl Sie die automatische Treiberinstallation verhindern sollten, ist es wichtig, dass Ihr Betriebssystem (Windows) auf dem neuesten Stand ist. System-Updates enthalten oft Performance-Verbesserungen und Fehlerbehebungen, die die Gesamtstabilität beeinflussen können.
4. BIOS/UEFI-Update
Ein aktualisiertes BIOS/UEFI kann die Kompatibilität und Leistung Ihrer Hardware verbessern, insbesondere nach der Installation neuer Komponenten oder großer Treiber-Updates. Gehen Sie dabei jedoch mit größter Vorsicht vor und folgen Sie exakt den Anweisungen des Mainboard-Herstellers, da ein fehlerhaftes BIOS-Update das System unbrauchbar machen kann.
5. Arbeitsspeicher (RAM) prüfen
Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsspeicher korrekt erkannt wird und mit der richtigen Geschwindigkeit (XMP/DOCP-Profil im BIOS) läuft. Ein defekter oder falsch konfigurierter RAM kann zu Abstürzen und Stottern führen.
Monitoring und Diagnose: Probleme aufspüren
Um die Auswirkungen Ihrer Änderungen zu messen und potenzielle Engpässe zu identifizieren, sind Monitoring-Tools unerlässlich:
- AMD Adrenalin Software: Bietet eine detaillierte Leistungsüberwachung (FPS, GPU-Auslastung, Temperaturen, Taktraten) direkt im Overlay oder in der Software.
- MSI Afterburner & RivaTuner Statistics Server (RTSS): Eine beliebte Kombination zur Überwachung und Anzeige von Systemdaten (FPS, GPU-Auslastung, Temperaturen, etc.) direkt im Spiel.
- HWMonitor: Zum Überwachen von Temperaturen und Spannungen aller relevanten Komponenten.
Beobachten Sie GPU-Auslastung und Taktraten. Ist die GPU-Auslastung nicht bei oder nahe 100%, während die FPS niedrig sind, deutet dies auf ein CPU-Bottleneck oder ein Treiberproblem hin, das die GPU nicht voll auslastet.
Wenn alles nichts hilft: Weiterführende Schritte und Support
1. Problem an AMD melden
Wenn trotz aller Bemühungen keine Besserung eintritt, ist es wichtig, das Problem an AMD zu melden. Nutzen Sie das Feedback-Tool in der AMD Adrenalin Software oder besuchen Sie die offizielle AMD-Support-Website, um einen Bug-Report einzureichen. Je mehr Nutzer detaillierte Berichte einreichen, desto wahrscheinlicher ist es, dass AMD in zukünftigen Updates eine Lösung bereitstellt.
2. Community und Foren
Suchen Sie in Online-Foren wie Reddit (z.B. r/AMD, r/AMDHelp), Tech-Foren oder den offiziellen AMD-Foren nach ähnlichen Problemen. Oftmals finden sich dort Workarounds oder weitere Lösungsansätze von anderen Betroffenen, die spezifisch auf Ihr Hardware-Setup zutreffen könnten.
3. Überprüfung der Hardware
Im unwahrscheinlichsten Fall könnte auch ein Hardware-Defekt vorliegen. Dies ist jedoch meist nicht der Fall direkt nach einem Treiber-Update. Sollten Sie aber wirklich alle Software-Optionen ausgeschöpft haben, könnten Sie die Grafikkarte in einem anderen System testen oder umgekehrt eine andere Grafikkarte in Ihrem System, um einen Hardware-Defekt auszuschließen.
Fazit: Geduld und systematisches Vorgehen zahlen sich aus
Es ist verständlich, wenn ein fehlerhaftes Treiber-Update große Frustration hervorruft. Doch wie dieser Leitfaden zeigt, gibt es zahlreiche Schritte, die Sie unternehmen können, um Ihre Gaming-Performance zurückzugewinnen. Die Kernbotschaft ist: Saubere Deinstallation des Treibers mit DDU und die Rückkehr zu einer bekanntermaßen stabilen Version ist oft der Schlüssel zum Erfolg. Ergänzt durch systemische Optimierungen und eine konsequente Überwachung können Sie die meisten Probleme in den Griff bekommen.
Bleiben Sie geduldig, gehen Sie systematisch vor und scheuen Sie sich nicht, die verfügbaren Ressourcen (AMD Support, Community) zu nutzen. In den meisten Fällen lässt sich das Problem beheben, und Sie können sich schon bald wieder ohne Laggs und Stuttering in Ihre Lieblingsspiele stürzen. Behalten Sie zukünftige Treiber-Updates im Auge und warten Sie gegebenenfalls ab, bis andere Nutzer positive Rückmeldungen geben, bevor Sie sofort aktualisieren.