AMD RX 6800XT: So optimieren Sie den ULPS (Ultra Low Power State) für maximale Performance

Die **AMD Radeon RX 6800XT** ist eine beeindruckende Grafikkarte, die Spielern und Kreativen gleichermaßen exzellente Leistung bietet. Mit ihrer RDNA 2-Architektur liefert sie atemberaubende Bilder und flüssiges Gameplay in den anspruchsvollsten Titeln. Doch manchmal kann selbst die beste Hardware an ihre Grenzen stoßen, nicht aufgrund mangelnder Leistung, sondern durch unerwartete Software- oder Treiberkonfigurationen. Eine dieser Konfigurationen ist der **ULPS (Ultra Low Power State)**, ein Energiesparmodus, der in bestimmten Szenarien die volle Entfaltung Ihrer Grafikkarte behindern kann. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in das Thema ULPS ein und zeigen Ihnen, wie Sie diesen Zustand optimieren oder deaktivieren können, um die maximale Performance und Stabilität aus Ihrer **RX 6800XT** herauszuholen.

Was ist ULPS und warum gibt es ihn?

Der **Ultra Low Power State (ULPS)** ist eine Energiesparfunktion, die in vielen modernen Grafikkarten, einschließlich Ihrer **AMD RX 6800XT**, implementiert ist. Seine Hauptaufgabe ist es, den Energieverbrauch der Grafikkarte zu minimieren, wenn diese nicht unter Volllast steht. Das bedeutet, wenn Sie Ihren Computer nur für Office-Arbeiten, zum Surfen im Web oder im Leerlauf verwenden, schaltet die GPU in diesen extrem energiesparenden Zustand.

Im ULPS reduziert die Grafikkarte ihre Taktraten, ihre Spannung und kann sogar bestimmte Komponenten vorübergehend deaktivieren, um den Stromverbrauch auf ein Minimum zu senken. Die Vorteile liegen auf der Hand: geringerer Stromverbrauch, weniger Wärmeentwicklung, leisere Lüfter und potenziell eine längere Lebensdauer der Komponenten. Aus Umweltsicht und für den Alltagsgebrauch, wo nicht ständig die volle Leistung benötigt wird, ist ULPS eine sinnvolle Funktion. Es ist ein Kompromiss zwischen sofortiger, maximaler Leistung und Energieeffizienz.

Die Schattenseiten des ULPS: Wann er zum Problem wird

Obwohl ULPS prinzipiell eine gute Idee ist, kann er in bestimmten Anwendungsfällen zu unerwünschten Effekten führen und die **Performance** Ihrer **RX 6800XT** beeinträchtigen. Hier sind die häufigsten Szenarien, in denen ULPS zum Stolperstein werden kann:

1. **Multi-Monitor-Setups:** Dies ist wahrscheinlich der häufigste Auslöser für ULPS-bezogene Probleme. Wenn Sie mehrere Monitore an Ihre Grafikkarte angeschlossen haben, insbesondere solche mit unterschiedlichen Auflösungen oder Bildwiederholraten, kann der Wechsel zwischen dem ULPS und einem aktiveren Zustand zu Problemen führen. Nutzer berichten oft von Bildschirmflackern, Rucklern, zufälligen Bildaussetzern oder sogar Systemabstürzen, wenn die Grafikkarte versucht, effizient zwischen den Leistungszuständen zu wechseln, um die Last auf mehreren Displays zu verwalten. Manchmal bleibt die GPU auch in einem zu niedrigen Taktratenbereich stecken, was zu einer generell schlechteren Performance auf allen Bildschirmen führt.

2. **Schnelle Lastwechsel und Mikro-Ruckler:** In Spielen oder Anwendungen, die schnell zwischen Phasen geringer und hoher GPU-Auslastung wechseln, kann die Verzögerung beim Verlassen des ULPS zu sogenannten Mikro-Rucklern führen. Diese sind oft subtil, aber spürbar und können das Spielerlebnis trüben, selbst wenn die durchschnittliche Bildrate hoch ist. Beispielsweise beim Laden von Texturen, Wechseln von Menüs zum Gameplay oder in Szenen mit plötzlichen Effekten.

3. **Übertakten und Undervolting:** Wenn Sie Ihre **RX 6800XT** optimieren möchten, indem Sie sie übertakten oder undervolten, kann ULPS Interferenzen verursachen. Die benutzerdefinierten Leistungsprofile sind möglicherweise nicht vollständig kompatibel mit den aggressiven Energiesparmaßnahmen des ULPS, was zu Instabilität, Abstürzen oder dazu führen kann, dass Ihre Übertaktung nicht richtig angewendet wird.

4. **Treiber-Inkompatibilitäten und Bugs:** Gelegentlich können Treiber-Updates Bugs einführen, die die korrekte Funktion des ULPS stören. Dies kann zu den oben genannten Problemen führen, selbst wenn Ihr Setup zuvor stabil lief. Die Deaktivierung des ULPS kann in solchen Fällen eine temporäre oder dauerhafte Lösung sein, bis ein sauberer Treiber veröffentlicht wird.

Sollten Sie ULPS deaktivieren? Eine Abwägung.

Die Entscheidung, ULPS zu deaktivieren, sollte wohlüberlegt sein. Es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile:

**Vorteile der Deaktivierung:**
* **Verbesserte Stabilität:** Besonders in Multi-Monitor-Setups kann die Deaktivierung des ULPS Flackern, Ruckler und Abstürze eliminieren.
* **Gleichmäßigere Performance:** Keine Verzögerungen mehr beim Verlassen des Energiesparmodus, was zu einem flüssigeren Gameplay ohne Mikro-Ruckler führen kann.
* **Bessere Kompatibilität:** Stabilere Plattform für Übertaktung und Undervolting.
* **Keine Leerlauf-Probleme:** Die GPU verbleibt in einem „Always-on”-Zustand, was bestimmte Idle-Probleme beheben kann, die durch aggressive Stromsparfunktionen verursacht werden.

**Nachteile der Deaktivierung:**
* **Erhöhter Energieverbrauch im Leerlauf:** Dies ist der offensichtlichste Nachteil. Ihre Grafikkarte wird im Leerlauf mehr Strom verbrauchen, da sie nicht in den tiefsten Energiesparmodus wechselt. Der Unterschied ist messbar, aber in den meisten Fällen nicht dramatisch für die Stromrechnung.
* **Leicht höhere Leerlauf-Temperaturen:** Mehr Stromverbrauch bedeutet mehr Wärmeentwicklung, selbst im Leerlauf. Die Temperaturen werden immer noch im sicheren Bereich liegen, aber sie könnten 2-5°C höher sein als mit aktiviertem ULPS.
* **Geringfügig lautere Lüfter:** Um die höheren Temperaturen auszugleichen, könnten die Lüfter Ihrer Grafikkarte bei geringer Last etwas schneller drehen, auch wenn der Unterschied oft minimal ist.

**Empfehlung:**
Wenn Sie keine der oben genannten Probleme (Flackern, Ruckler, Abstürze bei Multi-Monitor-Setups oder Mikro-Ruckler bei Lastwechseln) feststellen, ist es wahrscheinlich am besten, ULPS aktiviert zu lassen. Der ökologische und ökonomische Nutzen ist in diesem Fall höher. Wenn Sie jedoch eines dieser Probleme erleben oder ein Performance-Enthusiast sind, der das Letzte aus seiner **RX 6800XT** herausholen möchte, kann die Deaktivierung des ULPS eine sehr effektive Lösung sein. Es ist immer ratsam, die Auswirkungen nach der Änderung zu beobachten.

Anleitung: ULPS deaktivieren für maximale Performance

Die Deaktivierung des ULPS erfolgt in der Regel über die Windows-Registrierung. Es ist ein einfacher, aber wichtiger Vorgang, der mit Vorsicht durchgeführt werden sollte.

**Wichtiger Hinweis vorab:** Bevor Sie Änderungen an der Registrierung vornehmen, ist es **dringend empfohlen, ein Backup der Registrierung zu erstellen**. Gehen Sie dazu in `regedit` auf `Datei` -> `Exportieren…` und speichern Sie die gesamte Registrierung an einem sicheren Ort. Sollten Probleme auftreten, können Sie das Backup wieder importieren.

**Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Deaktivierung von ULPS:**

1. **Öffnen Sie den Registrierungseditor:**
* Drücken Sie die Tastenkombination `Win + R`, um das Ausführen-Fenster zu öffnen.
* Geben Sie `regedit` ein und drücken Sie `Enter`.
* Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung, falls sie erscheint.

2. **Navigieren Sie zum relevanten Schlüssel:**
* Im Registrierungseditor navigieren Sie zu folgendem Pfad:
`HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetControlVideo`

3. **Finden Sie Ihre AMD Grafikkarte:**
* Unter dem `Video`-Schlüssel finden Sie mehrere Ordner, deren Namen mit `{…}` beginnen (GUIDs). Jeder dieser Ordner repräsentiert eine Grafikkarten-Installation oder einen Anzeigetreiber.
* Durchsuchen Sie diese Ordner und deren Unterordner (meist `0000`) nach einem Schlüssel namens `EnableUlps` oder `EnableUlps_NA`.
* **Tipp zum schnelleren Finden:** Sie können auch `Strg + F` drücken, `EnableUlps` eingeben und die Suche starten. Drücken Sie `F3`, um zum nächsten Fund zu springen. Stellen Sie sicher, dass Sie den `EnableUlps`-Eintrag finden, der zu Ihrer **RX 6800XT** gehört. Dies erkennen Sie oft an der Nähe zu anderen AMD-spezifischen Einträgen oder durch die Prüfung der Driver-Versionen oder der Adapter-Beschreibung.

4. **Deaktivieren Sie ULPS:**
* Sobald Sie `EnableUlps` (und optional `EnableUlps_NA`, falls vorhanden) gefunden haben, doppelklicken Sie darauf.
* Das Bearbeitungsfenster öffnet sich. Ändern Sie den `Wert` von `1` (ULPS aktiviert) auf `0` (ULPS deaktiviert).
* Klicken Sie auf `OK`.
* Falls Sie `EnableUlps_NA` finden, wiederholen Sie den Vorgang und setzen Sie auch diesen Wert auf `0`.

5. **Starten Sie Ihren PC neu:**
* Die Änderungen in der Registrierung werden erst nach einem Neustart des Systems wirksam.

**Missverständnisse mit AMD Adrenalin (und verwandte Einstellungen):**
Es ist wichtig zu verstehen, dass der **AMD Adrenalin Treiber** selbst keine direkte Option bietet, den **ULPS** per Schalter zu deaktivieren. Die Deaktivierung erfolgt ausschließlich über die Registrierung. Der Adrenalin-Treiber bietet jedoch andere Energiesparoptionen, die manchmal mit ULPS verwechselt werden oder eine ähnliche Funktionalität suggerieren:
* **Zero RPM (Lüfterstopp):** Diese Funktion schaltet die Grafikkartenlüfter ab, wenn die GPU kühl genug ist. Dies ist eine Komfortfunktion für geringere Geräuschentwicklung, hat aber nichts direkt mit dem ULPS der GPU-Chipsätze zu tun.
* **Power Limit:** Im Adrenalin-Treiber können Sie das Power Limit Ihrer Grafikkarte anpassen. Das Erhöhen des Power Limits kann der Karte mehr Spielraum geben, um höhere Taktraten zu halten, und kann in Kombination mit deaktiviertem ULPS die Leistung weiter stabilisieren.
* **”Chill” oder „Anti-Lag”:** Diese Funktionen sind auf eine effizientere Nutzung der GPU oder eine Reduzierung der Eingabeverzögerung ausgelegt und beeinflussen die Leistungszustände indirekt, sind aber keine ULPS-Kontrollen.

Wenn Sie ULPS deaktiviert haben, können Sie im Adrenalin-Treiber dennoch Anpassungen an Lüfterkurven und Power Limits vornehmen, um die optimalen Bedingungen für Ihre nun voll aktiven **RX 6800XT** zu schaffen.

Nach der Deaktivierung: Was Sie beachten sollten

Nachdem Sie ULPS deaktiviert und Ihr System neu gestartet haben, ist es wichtig, einige Dinge zu überprüfen und zu beobachten:

1. **Überprüfen der Leerlauf-Taktraten:** Nutzen Sie Tools wie `GPU-Z` oder `HWiNFO64`, um die Taktraten Ihrer GPU im Leerlauf zu überwachen. Wenn ULPS erfolgreich deaktiviert wurde, sollten die GPU-Taktfrequenzen (Core Clock und Memory Clock) im Leerlauf deutlich höher sein als zuvor (z.B. nicht mehr bei 0 MHz oder sehr niedrigen Werten, sondern bei einigen hundert MHz). Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die Karte nicht mehr in den Ultra Low Power State wechselt.

2. **Beobachten des Energieverbrauchs und der Temperaturen:** Wie bereits erwähnt, wird der Leerlauf-Stromverbrauch leicht ansteigen und die Temperaturen im Idle-Betrieb werden etwas höher sein. Das ist normal und ein akzeptabler Kompromiss für die gewonnene Stabilität und Performance.

3. **Testen der Stabilität:** Spielen Sie Ihre Lieblingsspiele, nutzen Sie Ihre Multi-Monitor-Setups und beobachten Sie, ob die vorherigen Probleme (Flackern, Ruckler, Abstürze) verschwunden sind.

4. **Treiber-Updates:** Beachten Sie, dass **AMD Treiber-Updates** manchmal Registrierungseinträge zurücksetzen können. Nach einem größeren Treiber-Update sollten Sie daher überprüfen, ob `EnableUlps` wieder auf `1` gesetzt wurde, und es bei Bedarf erneut auf `0` ändern.

5. **Wiederherstellung:** Sollten Sie feststellen, dass die Deaktivierung des ULPS für Ihr System nicht vorteilhaft ist oder zu unerwünschten Nebeneffekten führt, können Sie den `EnableUlps`-Wert in der Registrierung jederzeit wieder auf `1` setzen und Ihr System neu starten, um ULPS erneut zu aktivieren.

Weitere Optimierungstipps für Ihre RX 6800XT

Die Deaktivierung des ULPS ist nur ein Schritt auf dem Weg zur optimalen Leistung. Hier sind weitere Tipps, um das Beste aus Ihrer **AMD RX 6800XT** herauszuholen:

* **Aktuelle Treiber:** Stellen Sie immer sicher, dass Sie die neuesten **AMD Adrenalin Treiber** installiert haben. Diese enthalten oft Performance-Optimierungen und Bugfixes.
* **Smart Access Memory (SAM) / Resizable BAR:** Wenn Sie eine kompatible Ryzen-CPU (Ryzen 3000-Serie oder neuer) und ein passendes Motherboard besitzen, aktivieren Sie SAM (Smart Access Memory) im BIOS. Dies kann einen signifikanten **Performance**-Boost in vielen Spielen bewirken.
* **Undervolting / Overclocking:** Mit dem AMD Adrenalin Treiber oder Tools wie MSI Afterburner können Sie Ihre GPU undervolten (Spannung senken) oder übertakten. Undervolting kann die Effizienz verbessern, während Overclocking die reine Leistung steigert. Gehen Sie dabei schrittweise vor und testen Sie die Stabilität.
* **Benutzerdefinierte Lüfterkurven:** Erstellen Sie im Adrenalin-Treiber oder in Tools wie MSI Afterburner benutzerdefinierte Lüfterkurven. Dies ermöglicht eine bessere Kontrolle über Temperaturen und Lautstärke, besonders wenn Sie ULPS deaktiviert haben.
* **Windows Energieplan:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows-Energieplan auf „Höchstleistung” eingestellt ist, um sicherzustellen, dass das Betriebssystem Ihre GPU nicht unnötig einschränkt.
* **Hintergrundprozesse:** Minimieren Sie unnötige Hintergrundprozesse und Anwendungen, die Systemressourcen verbrauchen und die **Performance** Ihrer **RX 6800XT** beeinträchtigen könnten.
* **BIOS-Einstellungen:** Überprüfen Sie Ihr Motherboard-BIOS auf relevante Einstellungen wie PCIe Gen4-Modus und **Resizable BAR** (oft unter „Above 4G Decoding” und „Re-Size BAR Support” zu finden).

Fazit

Der **Ultra Low Power State (ULPS)** ist eine nützliche Energiesparfunktion, die jedoch in bestimmten Szenarien, insbesondere bei Multi-Monitor-Setups oder bei anspruchsvollen Gamern, die höchste **Performance** und Stabilität suchen, kontraproduktiv wirken kann. Durch die gezielte Deaktivierung des ULPS über die Windows-Registrierung können Sie potenzielle Probleme wie Flackern oder Mikro-Ruckler eliminieren und die volle Leistungsfähigkeit Ihrer **AMD RX 6800XT** freisetzen.

Es ist eine einfache, aber effektive Optimierungsmaßnahme, die Ihnen helfen kann, ein reibungsloseres und zuverlässigeres Erlebnis mit Ihrer Grafikkarte zu erzielen. Denken Sie daran, die Änderungen sorgfältig vorzunehmen und die Auswirkungen auf Ihr System zu beobachten. Mit diesen Tipps und der Optimierung des ULPS sind Sie bestens gerüstet, um das volle Potenzial Ihrer **AMD RX 6800XT** auszuschöpfen und ein erstklassiges Gaming- oder Arbeitserlebnis zu genießen.