Analyse: Meine CPU und GPU laufen in Fortnite nur bei ungefähr 35 Prozent und die CPU-Auslastung ist höher als die der GPU – was ist die Ursache?

Kennen Sie das Szenario? Sie starten Fortnite, freuen sich auf ein paar schnelle Runden, doch anstatt flüssiger Action sehen Sie, wie Ihre teure Gaming-Hardware scheinbar im Leerlauf dahinvegetiert. Monitoring-Tools zeigen erschreckend niedrige CPU-Auslastung und GPU-Auslastung – oft nur um die 35 Prozent – und zu allem Überfluss scheint Ihr Prozessor stärker beansprucht zu werden als Ihre Grafikkarte. Dieses Phänomen ist frustrierend und leider weit verbreitet. Es deutet auf einen Engpass hin, der nicht immer offensichtlich ist und eine tiefere Analyse erfordert. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir in die möglichen Ursachen dieses Problems ein und zeigen Ihnen, wie Sie die volle Leistung Ihres Systems in Fortnite entfesseln können.

Das Phänomen verstehen: Niedrige Auslastung und die CPU-Dominanz

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig, genau zu verstehen, was uns diese niedrigen Auslastungswerte signalisieren. Wenn sowohl die CPU als auch die GPU nur bei etwa 35 Prozent ihrer Kapazität arbeiten, bedeutet das im Grunde, dass ein anderer Faktor im System ihre volle Leistung verhindert. Sie erreichen nicht ihre „Grenzen”, weil etwas anderes im Weg steht. Die Tatsache, dass die CPU-Auslastung dabei höher ist als die der GPU, ist ein entscheidender Hinweis. Es legt nahe, dass der Prozessor der begrenzende Faktor ist – aber nicht unbedingt, weil er am Limit ist. Vielmehr ist er der primäre Flaschenhals, der die Grafikkarte nicht ausreichend mit Daten versorgen kann, um diese auszulasten.

Ein „Flaschenhals” im traditionellen Sinne tritt auf, wenn eine Komponente zu 100 Prozent ausgelastet ist und die andere Komponente auf sie warten muss. In unserem Fall ist das anders: Keine der beiden Komponenten ist voll ausgelastet, was auf einen „weichen” Flaschenhals oder ein systemweites Problem hindeutet. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hardware, Software, Treibern und Spieleinstellungen, das diese Situation hervorrufen kann. Die gute Nachricht: In vielen Fällen lässt sich das Problem mit gezielten Optimierungen beheben.

Die Hauptverdächtigen: Warum Ihre Hardware nicht ausgelastet ist

Die Ursachen für eine unzureichende Auslastung von CPU und GPU können vielfältig sein. Wir gliedern sie in verschiedene Kategorien, um die Fehlersuche zu erleichtern.

Der Flaschenhals, der kein 100%-Flaschenhals ist: Die CPU im Fokus

Die scheinbar höhere CPU-Auslastung im Vergleich zur GPU ist ein starkes Indiz dafür, dass der Prozessor der „Schuldige” ist, auch wenn er selbst nicht am Limit arbeitet. Dies kann mehrere Gründe haben:

• Single-Core-Leistung und Spiele-Engines: Viele Spiele, einschließlich Fortnite, sind trotz moderner Multi-Core-CPUs immer noch stark von der Leistung einzelner CPU-Kerne abhängig. Eine hohe Kernanzahl ist zwar gut für Multitasking, aber wenn das Spiel hauptsächlich einen oder zwei Kerne stark beansprucht, können diese Kerne zum Engpass werden, während die Gesamt-CPU-Auslastung niedrig bleibt. Ältere oder leistungsschwächere CPUs können hier an ihre Grenzen stoßen, selbst wenn sie laut Gesamtprozentsatz nicht überfordert wirken.
• Arbeitsspeicher (RAM) – Geschwindigkeit und Latenz: Der Arbeitsspeicher spielt eine entscheidende Rolle bei der Datenlieferung an die CPU. Wenn Ihr RAM zu langsam ist oder hohe Latenzen aufweist (z.B. wenn das XMP/DOCP-Profil im BIOS nicht aktiviert ist), kann die CPU nicht schnell genug auf die benötigten Daten zugreifen. Dies führt dazu, dass der Prozessor „wartet“, was wiederum die Datenzufuhr zur GPU bremst und so beide Komponenten unterfordert bleiben.
• Chipsatz-Treiber: Die Chipsatz-Treiber auf Ihrem Motherboard sind entscheidend für die Kommunikation zwischen CPU, RAM und anderen Systemkomponenten. Veraltete oder fehlerhafte Chipsatz-Treiber können die Effizienz dieser Kommunikation drastisch reduzieren und einen Engpass verursachen.
• Hintergrundprozesse und Bloatware: Auch wenn die CPU nicht zu 100 % ausgelastet ist, können zahlreiche Hintergrundprozesse (Browser, Streaming-Dienste, Antiviren-Software, System-Updates) auf bestimmte CPU-Kerne zugreifen und deren Leistung mindern, was indirekt die Gaming-Performance beeinträchtigt.
• Thermische Drosselung (Thermal Throttling): Wenn die CPU zu heiß wird, reduziert sie automatisch ihre Taktraten, um Schäden zu vermeiden. Dies geschieht oft unbemerkt und führt zu einem erheblichen Leistungsverlust, selbst wenn die Auslastungsanzeige nicht extrem hoch ist. Eine schlecht sitzende Kühlung oder ein verstaubter Kühler können die Ursache sein.

Die Rolle der GPU und der Spieleinstellungen

Obwohl die CPU der primäre Verdächtige ist, können auch Faktoren, die die GPU betreffen, zur niedrigen Auslastung beitragen:

• V-Sync und FPS-Begrenzungen: Wenn V-Sync (vertikale Synchronisation) aktiviert ist oder eine feste FPS-Begrenzung (z.B. auf 60 oder 144 Bilder pro Sekunde) im Spiel oder im Grafikkartentreiber eingestellt ist, wird die GPU nur so viele Frames rendern, wie nötig sind, um dieses Limit zu erreichen. Wenn Ihr System die gewünschte Bildrate mühelos erreicht, wird die GPU nicht voll ausgelastet, was zu den beobachteten niedrigen Prozentwerten führt.
• Niedrige Auflösung und Grafikdetails: Das Spielen auf einer niedrigeren Auflösung (z.B. 1080p statt 1440p oder 4K) oder mit sehr niedrigen Grafikeinstellungen entlastet die GPU erheblich. Wenn die GPU die Frames in dieser Konfiguration sehr schnell berechnen kann, wartet sie anschließend auf die CPU oder das nächste Frame, was zu geringer Auslastung führt.
• Spielspezifische Optimierung: Manchmal liegt es an der Spiel-Engine selbst. Manche Spiele sind einfach nicht perfekt optimiert für jede Hardware-Konfiguration, was zu suboptimaler Ressourcennutzung führen kann.

Systemweite Faktoren, die die Leistung bremsen

Neben den spezifischen CPU- und GPU-Problemen gibt es auch allgemeine Systemfaktoren, die die Gesamtleistung beeinflussen können:

• Windows-Energieoptionen: Wenn Ihr Windows-Energieplan auf „Ausbalanciert” oder „Energiesparmodus” eingestellt ist, kann dies die CPU-Taktraten und die allgemeine Systemleistung limitieren, selbst wenn Sie spielen.
• Veraltete Treiber: Nicht nur Chipsatz-Treiber, sondern auch veraltete Grafikkartentreiber oder sogar andere Systemtreiber können zu Inkompatibilitäten und Leistungsproblemen führen.
• Speicher (HDD/SSD): Wenn Fortnite auf einer langsamen HDD installiert ist oder Ihr primäres Laufwerk überfüllt ist, kann das Nachladen von Daten zu Mikrorucklern und Wartezeiten für die CPU führen, was wiederum die Gesamtperformance beeinflusst.
• Windows Game Mode / Xbox Game Bar: Obwohl diese Funktionen zur Optimierung gedacht sind, können sie in einigen Fällen kontraproduktiv wirken und zu Leistungsverlusten führen.

Tiefenbohrung: Ursachenforschung und Diagnose

Um die genaue Ursache zu finden, müssen wir systematisch vorgehen. Hier sind die Schritte, die Sie unternehmen können:

1. Monitoring-Tools richtig einsetzen

Verwenden Sie detaillierte Monitoring-Software wie HWMonitor, MSI Afterburner (mit RivaTuner Statistics Server) oder den Task-Manager von Windows. Achten Sie nicht nur auf die Gesamt-CPU-Auslastung, sondern auch auf die Auslastung einzelner Kerne. Wenn ein oder zwei Kerne nahe 100 % laufen, während die Gesamtauslastung niedrig ist, haben Sie den Flaschenhals identifiziert. Überprüfen Sie auch die Taktraten der CPU und GPU, sowie deren Temperaturen. Niedrige Taktraten bei hohen Temperaturen deuten auf Thermal Throttling hin.

2. Treiber auf dem neuesten Stand halten

• Grafikkartentreiber: Laden Sie immer die neuesten Treiber direkt von der Website des Herstellers (NVIDIA, AMD) herunter und führen Sie eine saubere Installation durch (mithilfe der Option „Benutzerdefiniert” und „Saubere Neuinstallation”).
• Chipsatz-Treiber: Besuchen Sie die Website Ihres Motherboard-Herstellers und laden Sie die neuesten Chipsatz-Treiber für Ihr spezifisches Modell herunter. Dies ist oft ein unterschätzter Schritt, aber entscheidend für die Systemkommunikation.
• BIOS/UEFI-Update: Überprüfen Sie, ob für Ihr Motherboard ein BIOS-Update verfügbar ist. Manchmal beheben Updates Kompatibilitätsprobleme oder verbessern die Systemstabilität und -leistung. Seien Sie hierbei vorsichtig und befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers genau.

3. Hintergrundprozesse und Bloatware eliminieren

Öffnen Sie den Task-Manager (Strg+Shift+Esc) und sortieren Sie die Prozesse nach CPU-Auslastung. Schließen Sie alle unnötigen Programme und Dienste, die im Hintergrund laufen und Ressourcen verbrauchen. Deaktivieren Sie im Autostart (ebenfalls im Task-Manager) alles, was Sie nicht direkt beim Systemstart benötigen. Überprüfen Sie auch Ihre Antiviren-Software; manchmal können Echtzeit-Scans die Leistung beeinträchtigen.

4. Energieoptionen optimieren

Gehen Sie in die Windows-Systemsteuerung -> Hardware und Sound -> Energieoptionen. Stellen Sie sicher, dass „Höchstleistung” ausgewählt ist. Für Laptops gibt es oft herstellerspezifische Energieprofile – stellen Sie auch diese auf maximale Performance ein.

5. In-Game-Einstellungen anpassen

Experimentieren Sie mit den Grafikeinstellungen in Fortnite. Reduzieren Sie Einstellungen, die bekanntermaßen CPU-intensiv sind, wie z.B. die „Sichtweite” (View Distance), die Anzahl der Charaktere oder Physik-Effekte. Erhöhen Sie stattdessen GPU-intensive Einstellungen wie Texturqualität oder Anti-Aliasing. Manchmal ist es ein Balanceakt, die „richtigen” Einstellungen zu finden, die die Hardware gleichmäßig auslasten.

6. RAM-Geschwindigkeit und -Latenz überprüfen

Stellen Sie sicher, dass Ihr Arbeitsspeicher mit der beworbenen Geschwindigkeit läuft. Dies geschieht in der Regel durch die Aktivierung des XMP- (für Intel) oder DOCP-Profils (für AMD) im BIOS/UEFI. Standardmäßig laufen RAM-Module oft mit einer niedrigeren Grundgeschwindigkeit. Die richtige RAM-Geschwindigkeit kann die CPU-Leistung signifikant steigern.

7. Temperaturen und Throttling überprüfen

Nutzen Sie Ihre Monitoring-Tools, um die Temperaturen von CPU und GPU während des Spiels zu überwachen. Wenn die CPU-Temperatur regelmäßig über 85-90 Grad Celsius steigt, ist Thermal Throttling wahrscheinlich. Reinigen Sie den Kühler, erneuern Sie gegebenenfalls die Wärmeleitpaste oder erwägen Sie ein Upgrade der Kühlung.

8. V-Sync und FPS-Begrenzungen deaktivieren/anpassen

Deaktivieren Sie V-Sync in den Spieleinstellungen und in den Treibereinstellungen Ihrer Grafikkarte. Entfernen Sie auch eventuelle FPS-Begrenzungen, um zu sehen, ob Ihre Hardware dann höher ausgelastet wird. Wenn die Frames pro Sekunde (FPS) dann signifikant steigen und die Auslastung sich erhöht, war dies der limitierende Faktor. Danach können Sie eine FPS-Begrenzung knapp unter der maximal erreichbaren Rate oder der Bildwiederholfrequenz Ihres Monitors einstellen, um konstante FPS zu gewährleisten.

9. Speicherplatz und Laufwerksleistung

Stellen Sie sicher, dass Fortnite auf einer schnellen SSD installiert ist. Überprüfen Sie auch, ob genügend freier Speicherplatz auf Ihrem Systemlaufwerk vorhanden ist, da ein überfülltes Laufwerk die Lese-/Schreibgeschwindigkeit beeinträchtigen kann.

10. BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen

Neben XMP/DOCP gibt es weitere Einstellungen, die relevant sein könnten. Prüfen Sie, ob „Resizable BAR” (oder AMD Smart Access Memory) aktiviert ist, sofern Ihre Hardware dies unterstützt. Dies kann die Kommunikation zwischen CPU und GPU verbessern. Achten Sie auch auf Energiesparoptionen im BIOS, die eventuell die Leistung drosseln könnten.

Praktische Lösungsansätze und Schritte zur Optimierung

Fassen wir die wichtigsten Schritte zusammen, die Sie nacheinander ausprobieren sollten:

1. Detailliertes Monitoring starten (insbesondere Einzelkern-Auslastung und Taktraten).
2. Alle Treiber aktualisieren (Grafikkarte, Chipsatz, eventuell BIOS).
3. Unnötige Hintergrundprozesse schließen und Autostart bereinigen.
4. Windows Energieoptionen auf „Höchstleistung” stellen.
5. In-Game-Grafikeinstellungen überprüfen und CPU-intensive Optionen reduzieren.
6. RAM auf korrekte Geschwindigkeit (XMP/DOCP) einstellen.
7. Temperaturen von CPU und GPU überwachen und ggf. Kühlung optimieren.
8. V-Sync und FPS-Begrenzungen testweise deaktivieren.
9. Sicherstellen, dass Fortnite auf einer SSD installiert ist.

Fazit

Das Phänomen, dass CPU und GPU in Fortnite nur bei geringer Auslastung laufen und die CPU-Auslastung höher ist, ist ein klares Zeichen dafür, dass Ihr Gaming-PC nicht sein volles Potenzial ausschöpft. Es ist ein komplexes Problem, das selten eine einzige Ursache hat. Durch eine systematische Fehlersuche, beginnend mit detailliertem Monitoring und der Überprüfung aller relevanten Hardware- und Software-Komponenten, können Sie den Engpass identifizieren. Oft sind es die scheinbar kleinen Dinge – ein veralteter Treiber, ein falsches Energieprofil oder eine übersehene BIOS-Einstellung – die den Unterschied zwischen einer frustrierenden Spielerfahrung und flüssigen Frames pro Sekunde (FPS) ausmachen. Haben Sie Geduld und gehen Sie die Schritte sorgfältig durch. Ihre Hardware wird es Ihnen mit der gewünschten Performance danken!