Leiden Sie unter wenigen FPS in Spielen? Wir zeigen, wie die AMD Software zur Bremse werden kann und wie Sie das beheben

Kennen Sie das Gefühl? Sie haben eine brandneue AMD Grafikkarte in Ihrem System, vielleicht sogar eines der Top-Modelle wie eine Radeon RX 6000er oder 7000er Serie. Sie freuen sich auf flüssiges Gaming, hohe Bildraten und ein immersives Erlebnis. Doch dann die Ernüchterung: Stottern, Ruckler und ernüchternd niedrige FPS in Spielen, selbst bei moderaten Einstellungen. Ihre teure Hardware scheint weit unter ihren Möglichkeiten zu bleiben. Frustriert durchforsten Sie Foren, passen Einstellungen im Spiel an und rätseln, wo das Problem liegen könnte.

Was viele Spieler nicht ahnen: Der Übeltäter könnte ausgerechnet die Software sein, die Ihre Grafikkarte steuert – die AMD Software Adrenalin Edition. Paradoxerweise können einige Funktionen, die eigentlich zur Optimierung oder Verbesserung des Spielerlebnisses gedacht sind, genau das Gegenteil bewirken. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Materie ein, zeigen Ihnen, welche Einstellungen Ihre Gaming Performance sabotieren können und wie Sie das volle Potenzial Ihrer AMD-Hardware entfesseln.

Das paradoxe Problem: Wie AMD Software zur Bremse wird

Die AMD Software Adrenalin Edition ist ein mächtiges Tool. Sie bietet nicht nur die notwendigen Treiber für Ihre Grafikkarte, sondern auch eine Fülle an Funktionen zur Leistungsüberwachung, Übertaktung und Bildverbesserung. Von Radeon Anti-Lag über Radeon Boost bis hin zu Radeon Chill – die Liste der Features ist lang. Die Absicht dahinter ist lobenswert: Spielern mehr Kontrolle zu geben und das Spielerlebnis zu optimieren. Doch die Realität sieht oft anders aus.

Was passiert, wenn solche Funktionen aktiviert sind? Manchmal führt die „Optimierung“ zu unerwarteten Nebeneffekten: Erhöhte Eingabeverzögerung, ungleichmäßige Frame-Times, visuelle Artefakte oder sogar direkte Konflikte mit Spielen, die zu Abstürzen oder niedrigen FPS führen. Nicht selten ist die beste Optimierung, bestimmte Funktionen einfach deaktiviert zu lassen. Es geht darum, die Balance zu finden und zu verstehen, welche Funktionen wann hilfreich sind und wann sie eher schaden.

Die Hauptverdächtigen: Welche Adrenalin-Funktionen Ihre FPS killen können

Lassen Sie uns die spezifischen Funktionen der AMD Adrenalin Software beleuchten, die bekanntermaßen zu FPS Problemen führen können:

1. Radeon Anti-Lag (und Anti-Lag+)

Was es ist: Radeon Anti-Lag soll die Eingabeverzögerung reduzieren, indem es die CPU-Arbeit mit der GPU-Arbeit synchronisiert, um die CPU nicht zu weit vor der GPU laufen zu lassen. Dies soll ein direkteres Spielgefühl ermöglichen.

Warum es Probleme macht: Während Anti-Lag in einigen Szenarien tatsächlich helfen kann, kann es in anderen zu Rucklern (Stuttering) oder einer inkonsistenten Framerate führen, insbesondere wenn die GPU-Auslastung bereits hoch ist. Bei Anti-Lag+ gab es sogar Berichte über VAC-Bans in Spielen wie Counter-Strike 2, da die Implementierung als Cheating-Software interpretiert wurde. AMD hat diese Funktion daraufhin deaktiviert und überarbeitet. Selbst in der Standardversion kann es in manchen Spielen kontraproduktiv sein.

2. Radeon Chill

Was es ist: Radeon Chill ist eine energiesparende Funktion, die die Framerate dynamisch basierend auf der Bewegung im Spiel reduziert, wenn keine intensive Aktion stattfindet. Das soll Stromverbrauch und Hitzeentwicklung senken.

Warum es Probleme macht: Wenn Sie maximale Leistung suchen, ist Chill Ihr Feind. Es ist buchstäblich dafür gemacht, die FPS zu senken, wenn Sie sich nicht schnell bewegen. Selbst mit hohen Ziel-FPS-Werten kann die dynamische Anpassung zu einem ungleichmäßigen Gefühl führen, das Spieler als „weniger flüssig” wahrnehmen, auch wenn die absolute FPS-Zahl im Rahmen liegt.

3. Radeon Boost

Was es ist: Radeon Boost reduziert dynamisch die Renderauflösung während schneller Kamerabewegungen, um die FPS zu erhöhen und die Eingabeverzögerung zu verringern. Sobald die Bewegung stoppt, wird die ursprüngliche Auflösung wiederhergestellt.

Warum es Probleme macht: Obwohl es die rohe Framerate steigern kann, geht dies auf Kosten der Bildqualität. Die dynamische Auflösungsänderung kann während des Spiels als störend empfunden werden, da das Bild ständig unscharf wird und sich wieder schärft. Für viele Spieler ist eine konstante, wenn auch etwas niedrigere, visuelle Qualität der sprunghaften FPS-Steigerung durch Boost vorzuziehen.

4. Radeon Enhanced Sync

Was es ist: Enhanced Sync ist eine Alternative zu V-Sync, die Bildrisse (Tearing) minimieren soll, ohne die hohe Eingabeverzögerung von herkömmlichem V-Sync zu verursachen.

Warum es Probleme macht: Klingt gut in der Theorie, aber in der Praxis kann Enhanced Sync in einigen Spielen zu Stottern oder sogar zu Black-Screens führen, insbesondere wenn die Framerate stark schwankt oder die Bildausgabe nicht perfekt mit der Bildwiederholfrequenz des Monitors harmoniert. Die Ergebnisse sind oft inkonsistent und weniger zuverlässig als FreeSync oder G-Sync.

5. Radeon Image Sharpening (RIS)

Was es ist: RIS schärft das Bild nach dem Rendering, um Details hervorzuheben, insbesondere nützlich, wenn Sie eine niedrigere Renderauflösung verwenden und diese hochskaliert wird (z.B. mit FSR).

Warum es Probleme macht: Obwohl der Leistungsaufwand von RIS gering ist, kann ein zu aggressives Sharpening zu einem überzogenen, unnatürlichen Bild führen, das bei manchen Spielern Kopfschmerzen verursacht oder einfach unschön aussieht. Das kann das Gefühl einer „schlechteren Performance” vermitteln, selbst wenn die FPS stabil sind. In Kombination mit anderen Effekten kann es den Overhead erhöhen.

6. Veraltete oder korrupte Treiber

Was es ist: Die Treiber sind die Kommunikationsschnittstelle zwischen Ihrer Hardware und dem Betriebssystem/den Spielen.

Warum es Probleme macht: Dies ist der Klassiker. Veraltete Treiber bieten keine Optimierungen für neue Spiele oder beheben wichtige Bugs nicht. Korrupte Treiber (durch fehlerhafte Installation, Konflikte oder Systemprobleme) können zu Instabilität, Abstürzen und massiven Leistungsproblemen führen. Eine saubere Treiber Installation ist oft der erste Schritt zur Problemlösung.

7. Globale Einstellungen versus Spielprofile

Was es ist: Die Adrenalin Software ermöglicht es Ihnen, globale Einstellungen für alle Spiele festzulegen oder spezifische Profile für einzelne Spiele zu erstellen.

Warum es Probleme macht: Manchmal können globale Einstellungen mit Spielprofilen in Konflikt geraten, oder eine Einstellung, die in Spiel A gut funktioniert, sabotiert Spiel B. Eine unübersichtliche Konfiguration kann zu inkonsistentem Verhalten und unerwartet niedrigen FPS führen.

Die Lösungen: So entfesseln Sie die wahre Kraft Ihrer AMD-Grafikkarte

Nachdem wir die Übeltäter identifiziert haben, ist es Zeit für die Gegenmaßnahmen. Hier ist ein Schritt-für-Schritt-Plan, um Ihre AMD Gaming Performance zu optimieren:

Schritt 1: Saubere Treiberinstallation mit DDU

Dies ist der wichtigste und oft effektivste Schritt. Eine saubere Installation entfernt alle alten, potenziell korrupten Treiberreste und stellt sicher, dass Sie eine frische Basis haben.

• Laden Sie den neuesten stabilen AMD-Treiber von der offiziellen AMD-Website herunter (nicht die optionale Version, falls vorhanden, es sei denn, Sie wissen, was Sie tun).
• Laden Sie das Display Driver Uninstaller (DDU)-Tool herunter.
• Starten Sie Ihren PC im abgesicherten Modus (Windows-Taste + R, msconfig eingeben, unter „Start” -> „Startoptionen” -> „Abgesicherter Start” aktivieren).
• Führen Sie DDU aus und wählen Sie „GPU” und „AMD”. Klicken Sie auf „Säubern und neu starten”.
• Nach dem Neustart installieren Sie den zuvor heruntergeladenen AMD-Treiber. Wählen Sie eine „Nur Treiber”-Installation oder eine „Benutzerdefinierte Installation”, um nur die Kernkomponenten zu installieren und optionale Software oder unnötige Funktionen zu vermeiden.

Schritt 2: Deaktivieren Sie unnötige Adrenalin-Funktionen (Global & Spielspezifisch)

Öffnen Sie die AMD Software Adrenalin Edition und navigieren Sie zu den Einstellungen. Wir gehen die oben genannten Problemfälle durch:

• Globale Einstellungen: Gehen Sie zu „Spiele” > „Globale Grafik”. Stellen Sie hier sicher, dass Radeon Anti-Lag, Radeon Chill, Radeon Boost und Enhanced Sync deaktiviert sind. Lassen Sie Radeon Image Sharpening ebenfalls deaktiviert, es sei denn, Sie haben FSR aktiviert und möchten eine leichte Schärfung.
• Spielprofile prüfen: Gehen Sie zu „Spiele” > „Spiele” und klicken Sie auf jedes Ihrer Spiele. Stellen Sie sicher, dass die genannten Funktionen auch in den individuellen Spielprofilen deaktiviert sind, da sie globale Einstellungen überschreiben können. Im Zweifelsfall können Sie die „Zurücksetzen”-Option verwenden, um die Profile auf Standardwerte zurückzusetzen.
• FreeSync / Adaptive Sync: Wenn Sie einen FreeSync-Monitor besitzen, stellen Sie sicher, dass FreeSync in den Adrenalin-Einstellungen und auf Ihrem Monitor aktiviert ist. Dies ist eine der wenigen „Verbesserungen”, die fast immer zu einem besseren, flüssigeren Spielerlebnis führen, ohne FPS zu kosten.

Schritt 3: Überprüfen Sie Ihre In-Game-Einstellungen

Manchmal liegt das Problem nicht bei der Treibersoftware, sondern bei den Einstellungen im Spiel selbst. Gehen Sie in jedes Spiel, das Probleme macht, und:

• Stellen Sie die Grafikvoreinstellungen auf „Hoch” oder „Mittel” und passen Sie einzelne Grafikeinstellungen schrittweise an.
• Deaktivieren Sie experimentelle Grafikfunktionen oder Beta-Features.
• Achten Sie auf V-Sync-Einstellungen. Wenn Sie FreeSync verwenden, lassen Sie V-Sync im Spiel am besten aus oder auf „Aus/Anwendung kontrolliert”.

Schritt 4: Systemüberwachung und Temperaturkontrolle

Hohe Temperaturen führen zu Thermal Throttling (Drosselung der Leistung), was direkt zu FPS Drops führt. Die AMD Software bietet ein hervorragendes Überlay zur Überwachung:

• Aktivieren Sie das Leistungs-Overlay (Standardmäßig ALT+R, dann auf das Zahnrad-Symbol klicken und die gewünschten Metriken auswählen).
• Überwachen Sie während des Spiels GPU-Temperatur, GPU-Auslastung, Taktraten und CPU-Temperatur/Auslastung.
• Wenn Ihre GPU oder CPU zu heiß wird (oft über 85-90°C bei GPUs, 90-95°C bei CPUs), könnte das Problem an einer unzureichenden Kühlung liegen. Reinigen Sie Lüfter, verbessern Sie den Airflow im Gehäuse oder passen Sie die Lüfterkurve in der Adrenalin Software an (Performance -> Tuning -> Erweiterte Steuerung -> Lüfterabstimmung).
• Überprüfen Sie auch die Taktraten. Wenn diese während des Spiels stark schwanken oder unter den Basistaktraten liegen, könnte ebenfalls eine thermische Drosselung oder ein anderes Leistungsproblem vorliegen.

Schritt 5: BIOS/UEFI-Einstellungen prüfen (Smart Access Memory / ReBAR)

Wenn Sie eine Ryzen CPU und eine Radeon RX 6000er oder 7000er GPU besitzen, sollten Sie sicherstellen, dass Smart Access Memory (SAM), auch bekannt als Resizable BAR (ReBAR), aktiviert ist. Dies kann die Gaming Performance in vielen Titeln deutlich steigern:

• Starten Sie Ihren PC neu und rufen Sie das BIOS/UEFI auf (oft durch Drücken von DEL oder F2 beim Start).
• Suchen Sie nach Optionen wie „Re-Size BAR Support”, „Smart Access Memory” oder „Above 4G Decoding” und aktivieren Sie diese. Speichern Sie die Änderungen und starten Sie neu.

Schritt 6: Windows-Optimierung

Einige grundlegende Windows-Einstellungen können ebenfalls Ihre FPS beeinflussen:

• Energieoptionen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows-Energieplan auf „Höchstleistung” oder „AMD Ryzen High Performance” eingestellt ist.
• Spielemodus: Überprüfen Sie in den Windows-Einstellungen (Einstellungen > Gaming > Spielemodus), ob der Spielemodus aktiviert ist.
• Hintergrund-Apps: Schließen Sie unnötige Hintergrundanwendungen, die Ressourcen verbrauchen könnten.
• Grafikeinstellungen (Windows): Unter „Einstellungen > System > Anzeige > Grafik” können Sie bestimmten Apps/Spielen „Hohe Leistung” zuweisen, um sicherzustellen, dass die dedizierte Grafikkarte verwendet wird.

Fazit: Weniger ist oft mehr für optimale FPS

Die AMD Software Adrenalin Edition ist ein zweischneidiges Schwert. Sie bietet potenziell leistungsstarke Optimierungs-Tools, kann aber durch überambitionierte oder fehlkonfigurierte Funktionen auch zum größten Feind Ihrer Gaming Performance werden. Die gute Nachricht ist, dass Sie mit dem richtigen Wissen und ein paar einfachen Schritten die Kontrolle zurückgewinnen können.

Die goldene Regel lautet oft: Beginnen Sie mit einem sauberen Treiber und deaktivieren Sie alle „Verbesserungs”-Funktionen in der Adrenalin Software. Testen Sie die Spieleleistung. Wenn alles läuft, können Sie bei Bedarf einzelne Funktionen (wie FreeSync oder vielleicht eine leichte Schärfung) schrittweise wieder aktivieren und deren Wirkung überprüfen. So finden Sie die perfekte Balance für Ihr System und können endlich das flüssige, hoch-FPS-Gaming genießen, das Ihre AMD Grafikkarte verspricht.

Lassen Sie sich nicht von Software-Fehlkonfigurationen ausbremsen. Holen Sie sich Ihre FPS zurück!