In einer Welt, die unaufhaltsam in Richtung Apple Silicon strebt, blicken wir zurück auf eine Ära, die viele Apple-Fans mit gemischten Gefühlen betrachten: die Intel-Jahre, genauer gesagt, das MacBook Pro 15 mit Touchbar. Diese Modelle, die zwischen 2016 und 2019 auf den Markt kamen, versprachen seinerzeit High-End-Leistung und Innovation. Doch die Zeit schreitet unaufhaltsam voran. Im Jahr 2024 stellt sich die zentrale Frage: Ist ein gebrauchtes MacBook Pro 15 mit Touchbar noch eine kluge Investition, oder sollte man lieber die Finger davon lassen? Wir tauchen tief ein in die Stärken, Schwächen und die aktuelle Relevanz dieser Geräte.
Ein Blick zurück: Das MacBook Pro 15 mit Touchbar damals und heute
Als Apple das MacBook Pro mit Touchbar einführte, war es eine mutige Designentscheidung. Die physischen Funktionstasten wichen einem dynamischen OLED-Streifen, und das Gerät setzte stark auf Thunderbolt 3 (USB-C) als universellen Port. Es war ein Statement für die Zukunft, aber auch ein Bruch mit Traditionen. Viele waren begeistert von der schlanken Bauweise, dem brillanten Display und der versprochenen Leistung. Heute, im Schatten der beeindruckenden Effizienz und Performance der Apple Silicon Macs, wirken die Intel-Modelle oft wie Relikte einer vergangenen Zeit. Doch ist dieser Eindruck gerechtfertigt?
Design und Verarbeitungsqualität: Noch immer Premium?
Eines hat das MacBook Pro 15 über die Jahre hinweg bewahrt: seine exzellente Verarbeitungsqualität. Das Unibody-Gehäuse aus Aluminium fühlt sich auch heute noch wertig und robust an. Es ist ein Gerät, das Vertrauen ausstrahlt und optisch kaum gealtert ist. Mit einem Gewicht von rund 1,83 Kilogramm ist es zwar kein Leichtgewicht mehr, besonders im Vergleich zu einem aktuellen MacBook Air, aber für ein 15-Zoll-Gerät mit dieser Bauweise ist es noch immer akzeptabel. Das Design ist zeitlos, schlicht und elegant – typisch Apple. Die Anschlüsse sind symmetrisch auf beiden Seiten verteilt, was eine angenehme Haptik beim An- und Abstöpseln ermöglicht.
Performance 2024: Intel Core im Kampf gegen die Zeit
Das Herzstück der damaligen MacBook Pro 15 Modelle waren Intel Core i7 oder i9 Prozessoren der 6. bis 9. Generation. Gepaart mit 16 GB oder sogar 32 GB RAM und einer dedizierten AMD Radeon Pro Grafikkarte (555, 560, 560X, Vega 16, Vega 20) waren diese Maschinen leistungsfähig für ihre Zeit. Doch wie schlagen sie sich heute?
- CPU-Leistung: Für alltägliche Aufgaben wie Surfen, E-Mails, Textverarbeitung und Medienkonsum sind diese Intel-Prozessoren auch 2024 noch absolut ausreichend. Selbst leichtere Fotobearbeitung und Webentwicklung sind kein Problem. Sobald jedoch anspruchsvollere Anwendungen ins Spiel kommen – etwa 4K-Videobearbeitung, komplexe 3D-Modellierung, anspruchsvolle Software-Kompilationen oder modernes Gaming – zeigt sich die Grenze der Intel-Chips. Die Apple Silicon Macs überflügeln sie hier in puncto Rohleistung und vor allem Energieeffizienz um Welten. Bei länger andauernder Last neigen die Intel-Modelle zudem zum Thermal Throttling, was die Leistung spürbar drosselt, während die Lüfter auf Hochtouren laufen.
- Arbeitsspeicher (RAM): Mit 16 GB RAM sind die meisten Modelle noch gut für Multitasking gerüstet. Die seltenere 32 GB-Option bietet sogar eine noch komfortablere Pufferzone. Allerdings ist der RAM in diesen Modellen langsamer als der Unified Memory der Apple Silicon Macs und nicht aufrüstbar.
- Grafikleistung (GPU): Die dedizierten AMD Radeon Pro Grafikkarten waren ein starkes Argument für das MacBook Pro 15 und bieten auch heute noch einen Vorteil gegenüber integrierten Grafiklösungen, besonders bei Aufgaben, die auf die GPU zugreifen können. Für professionelle Anwendungen wie Videoschnitt, CAD oder Grafikdesign kann diese diskrete GPU immer noch hilfreich sein, solange die Software noch für Intel-Macs optimiert ist. Dennoch erreichen sie nicht die beeindruckende Effizienz und Leistung der integrierten GPUs der M-Serie Chips.
- SSD-Geschwindigkeit: Die PCIe-basierten SSDs in diesen Modellen waren und sind extrem schnell. Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von über 2 GB/s sind auch heute noch beeindruckend und sorgen für schnelle Systemstarts und flüssiges Arbeiten.
Das umstrittene Feature: Die Touch Bar
Die Touch Bar war Apples Versuch, die Funktionsleiste zu revolutionieren. Ein schmaler OLED-Bildschirm, der je nach Anwendung kontextsensitive Bedienelemente anzeigte. Von virtuellen Funktionstasten bis hin zu Scrubbern in Videobearbeitungssoftware – die Möglichkeiten waren vielfältig. Doch die Realität sah anders aus: Viele Nutzer empfanden die Touch Bar als Spielerei, vermissten das haptische Feedback der physischen Tasten und kritisierten das Fehlen einer physischen Escape-Taste (obwohl spätere Modelle, insbesondere das 16-Zoll MacBook Pro, eine physische Escape-Taste zurückbrachten). Im Jahr 2024 ist die Touch Bar ein Symbol einer gescheiterten Innovation, da Apple sie in den neueren Pro-Modellen zugunsten physischer Tasten wieder entfernt hat. Für die meisten wird sie keine Kaufentscheidung beeinflussen – weder positiv noch negativ.
Das Display: Retina-Qualität, die noch überzeugt
Das 15,4-Zoll-Retina Display des MacBook Pro bot eine Auflösung von 2880 x 1800 Pixeln und eine Helligkeit von bis zu 500 Nits. Ab den Modellen von 2018 kam noch die True Tone-Technologie hinzu, die die Farbtemperatur des Displays an das Umgebungslicht anpasst. Auch heute noch gehört dieses Display zu den besten auf dem Markt. Die Farben sind kräftig, die Kontraste scharf und die Helligkeit mehr als ausreichend für die meisten Umgebungen. Für Foto- und Videobearbeitung bietet die P3-Farbunterstützung weiterhin eine hervorragende Grundlage. Hier gibt es auch im Jahr 2024 kaum Grund zur Klage.
Die Achillesferse: Das Butterfly-Keyboard
Wenn es ein einziges Bauteil gibt, das den Ruf dieser MacBook Pro Generation nachhaltig geschädigt hat, dann ist es die Tastatur. Die sogenannte Butterfly-Tastatur (Schmetterlingsmechanismus) war extrem flach und sollte eine präzisere und stabilere Eingabe ermöglichen. In der Praxis erwies sie sich jedoch als anfällig für Staubpartikel, die unter die Tasten gerieten und zu hängen bleibenden Tasten oder doppelten Eingaben führten. Apple reagierte mit einem kostenlosen Reparaturprogramm, das jedoch für die meisten Modelle inzwischen abgelaufen ist. Wer ein MacBook Pro mit dieser Tastatur in Betracht zieht, muss sich des Risikos bewusst sein. Eine defekte Butterfly-Tastatur kann eine teure Reparatur erfordern und ist das größte Argument gegen den Kauf dieser Generation.
Konnektivität und Anschlüsse
Das MacBook Pro 15 setzte voll auf Thunderbolt 3. Mit vier USB-C-Anschlüssen (zwei auf jeder Seite) war es seiner Zeit voraus und bot enorme Flexibilität für Datenübertragung, Videoausgabe und Ladevorgänge über einen einzigen Port. Allerdings bedeutete dies auch das Ende der MagSafe-Ära und den Zwang, auf Adapter (Dongles) zurückzugreifen, um herkömmliche USB-A-Geräte, SD-Karten oder HDMI-Monitore anzuschließen. Im Jahr 2024 sind Thunderbolt 3 / USB-C-Anschlüsse weit verbreitet und das Ökosystem der Adapter und Dockingstations ist reichhaltig. Ein 3,5-mm-Kopfhöreranschluss ist ebenfalls vorhanden.
Batterielaufzeit: Ein Schatten der Vergangenheit?
Neu versprach Apple für das MacBook Pro 15 eine Akkulaufzeit von bis zu 10 Stunden. In der Realität erreichten diese Modelle selten diese Werte, und im Jahr 2024 sieht die Situation noch schlechter aus. Gebrauchtkäufe bedeuten immer, dass die Batterie bereits eine gewisse Anzahl an Ladezyklen hinter sich hat und ihre Kapazität reduziert ist. Zudem sind die Intel-Chips deutlich weniger energieeffizient als die M-Serie. Erwarten Sie eine Akkulaufzeit von 3 bis 6 Stunden, je nach Nutzung und Zustand des Akkus. Eine Batterieaustausch kann notwendig werden und kostet zusätzlich Geld.
Software-Support und Langlebigkeit: Ein entscheidender Faktor
Ein kritischer Aspekt beim Kauf eines älteren Macs ist die Frage nach der zukünftigen macOS-Unterstützung.
- Die Modelle von 2016 und 2017 wurden offiziell bis macOS Monterey unterstützt. Das bedeutet, dass sie keine neuen macOS-Versionen mehr erhalten. Sicherheitsupdates werden in der Regel noch eine Weile bereitgestellt, aber neue Features oder Kompatibilität mit zukünftiger Software könnten eingeschränkt sein.
- Die Modelle von 2018 und 2019 werden bis macOS Sonoma (die aktuelle Version) unterstützt. Dies gibt ihnen noch eine deutlich bessere Perspektive für die nächsten ein bis zwei Jahre, was große macOS-Updates angeht. Danach werden auch sie auf älteren Versionen verharren.
Diese Unterscheidung ist enorm wichtig für die Langlebigkeit und den Funktionsumfang des Gerätes. Wer langfristig plant, sollte unbedingt zu einem 2018er oder 2019er Modell greifen, um noch möglichst lange aktuelle Software nutzen zu können. Sobald keine neuen macOS-Versionen mehr installiert werden können, können auch Kompatibilitätsprobleme mit modernen Apps oder Webstandards auftreten.
Der Preis-Check 2024: Was kostet der alte Glanz?
Gebrauchte MacBook Pro 15 mit Touchbar Modelle sind auf dem Gebrauchtmarkt (eBay, Kleinanzeigen, refurbisher) zu Preisen zwischen 400 € und 1000 € zu finden, abhängig vom Baujahr, der Ausstattung und dem Zustand.
- Für 400-600 € bekommt man meist die 2016er/2017er Modelle mit 16 GB RAM und kleinerer SSD.
- Für 700-1000 € sind eher die 2018er/2019er Modelle, teils mit i9-Prozessor und 32 GB RAM, zu finden.
Vergleichen Sie dies mit einem gebrauchten M1 MacBook Air (oft ab 800-900 €) oder einem M1 Pro MacBook Pro 14 (ab 1200 € aufwärts). Die Preisspanne macht deutlich, dass das Intel MacBook Pro eine deutlich günstigere Einstiegsmöglichkeit in die Pro-Welt bietet, wenn auch mit erheblichen Kompromissen.
Für wen lohnt sich der Kauf (noch)?
- Budgetbewusste Anwender: Wer ein leistungsstarkes MacBook Pro mit großem Display sucht, aber ein sehr enges Budget hat und die Preise der Apple Silicon Macs nicht stemmen kann.
- Spezifische Software-Anforderungen: Es gibt immer noch Nischenanwendungen oder ältere Branchensoftware, die besser oder ausschließlich auf Intel-Macs läuft und noch nicht vollständig für Apple Silicon optimiert ist.
- Zweitgerät/Lern-Laptop: Als zuverlässiges Zweitgerät, für Studierende, die hauptsächlich Office-Anwendungen, Web-Browsing und leichte Medienarbeit erledigen, kann es eine gute Option sein.
- Windows via Boot Camp: Das ist der letzte Weg, Windows nativ auf einem Mac zu installieren (Apple Silicon Macs unterstützen Boot Camp nicht).
Für wen lohnt es sich NICHT?
- Leistungsintensive Nutzer: Wer beruflich 4K-Videobearbeitung, 3D-Rendering, anspruchsvolle Softwareentwicklung oder moderne Gaming-Anwendungen benötigt, wird mit den Intel-Macs schnell an seine Grenzen stoßen.
- Maximale Akkulebensdauer: Wer den ganzen Tag ohne Steckdose arbeiten möchte, wird von der mäßigen Akkulaufzeit enttäuscht sein.
- Zuverlässigkeit an erster Stelle: Das Risiko der Butterfly-Tastatur ist ein Dealbreaker für alle, die ein absolut zuverlässiges Arbeitsgerät benötigen.
- Langfristige Software-Unterstützung: Wer die neuesten macOS-Features und Sicherheitsupdates für viele Jahre erhalten möchte, sollte zu einem Apple Silicon Mac greifen.
- Nutzer, die auf geräuschlosen Betrieb Wert legen: Unter Last werden die Lüfter deutlich hörbar.
Fazit: Ein nostalgisches Risiko oder ein schlauer Deal?
Die Frage „Lohnt sich der Kauf noch?” lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Das MacBook Pro 15 mit Touchbar von 2016-2019 ist ein Gerät voller Widersprüche. Es bietet ein nach wie vor fantastisches Display, eine robuste Bauweise und für viele Alltagsaufgaben noch immer ausreichende Leistung zu einem attraktiven Gebrauchtpreis.
Doch es hat auch seine dunklen Seiten: Die notorische Butterfly-Tastatur ist ein ernstes Zuverlässigkeitsrisiko, die Akkulaufzeit ist im Vergleich zu modernen Macs enttäuschend, und die Intel-Prozessoren können mit der Effizienz und Rohleistung von Apple Silicon nicht mehr mithalten. Hinzu kommt die absehbare Endgültigkeit des macOS-Supports, besonders für die älteren Modelle.
Unsere Empfehlung: Wenn Ihr Budget extrem begrenzt ist (unter 700-800 €) und Ihr Nutzungsprofil sich auf Web-Browsing, Office, leichte Bildbearbeitung und grundlegendes Multitasking beschränkt, und Sie bereit sind, das Risiko der Tastatur und der kürzeren Software-Unterstützung (insbesondere bei 2016/2017 Modellen) einzugehen, dann kann ein MacBook Pro 15 Touchbar (idealerweise ein 2018er oder 2019er Modell) noch eine Option sein. Achten Sie auf den Zustand der Tastatur und des Akkus.
Für alle anderen, die auch nur ein wenig mehr ausgeben können, ist der Griff zu einem gebrauchten M1 MacBook Air oder einem M1 MacBook Pro die weitaus vernünftigere Wahl. Diese Geräte bieten eine deutlich bessere Performance, hervorragende Akkulaufzeit, eine zuverlässige Tastatur und eine wesentlich längere Software-Unterstützung. Das alte Intel-MacBook Pro 15 mit Touchbar mag einen gewissen nostalgischen Charme haben und war einst ein Kraftpaket, doch im Jahr 2024 ist es in den meisten Fällen ein Kompromiss, der wohl eher zu Frust als zu Freude führen wird.