Mitten im Gefecht: Unerklärlicher PC Neustart nur bei Spielen? So finden Sie den Fehler

Es ist der Albtraum jedes Gamers: Sie sind mitten in einem spannenden Match, kurz vor dem Sieg oder dabei, einen kniffligen Boss zu legen – und plötzlich, ohne Vorwarnung, schaltet sich Ihr PC ab und startet neu. Keine Bluescreens, keine Fehlermeldung, einfach ein harter Neustart. Das Schlimmste daran? Es passiert nur beim Zocken. Dieses frustrierende Phänomen ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch ein Anzeichen für tiefgreifendere Probleme sein. Aber keine Sorge: Wir tauchen tief in die Materie ein und zeigen Ihnen, wie Sie systematisch den Fehler finden und Ihr System wieder stabil bekommen.

Wenn Ihr PC nur unter Last, also spezifisch beim Spielen, neu startet, deutet das auf ein Problem hin, das die Hardware an ihre Grenzen bringt. Gaming-Anwendungen fordern CPU, GPU, RAM und das Netzteil gleichzeitig und intensiv. Dies ist ein Stresstest für Ihr gesamtes System. Daher sind die potenziellen Ursachen oft in der Hardware, der Stromversorgung oder den Treibern zu suchen.

Der erste Blick: Die Ereignisanzeige – Ihr digitaler Detektiv

Bevor Sie wilde Vermutungen anstellen oder wahllos Komponenten austauschen, ist der wichtigste erste Schritt die Konsultation der Windows-Ereignisanzeige. Sie ist das Logbuch Ihres Systems und zeichnet fast alles auf, was im Hintergrund passiert – auch kritische Fehler, die zu einem Neustart führen. Öffnen Sie sie, indem Sie „Ereignisanzeige” in die Windows-Suche eingeben.

• Navigieren Sie zu „Windows-Protokolle” > „System”.
• Suchen Sie nach Einträgen, die zeitlich mit den Neustarts zusammenfallen. Achten Sie besonders auf Warnungen (gelbes Dreieck) oder Fehler (roter Kreis).
• Häufige Fehlercodes sind „Kernel-Power” (ID 41), der oft auf ein Problem mit der Stromversorgung hindeutet (aber auch ein Symptom eines nicht-identifizierten Hardwareproblems sein kann), oder Fehler im Zusammenhang mit Display-Treibern.
• Die Details dieser Einträge können Ihnen wertvolle Hinweise auf die Ursache geben. Notieren Sie sich die Fehlernummer und suchen Sie online danach.

1. Die Hitzefrage: Überhitzung als stiller Killer

Einer der häufigsten Gründe für plötzliche Neustarts unter Last ist Überhitzung. Wenn Komponenten zu heiß werden, schalten sie sich zum Schutz automatisch ab, was zu einem Neustart führt. Besonders die Grafikkarte (GPU) und der Prozessor (CPU) sind hier anfällig.

• Überwachung der Temperaturen: Nutzen Sie Tools wie HWMonitor, MSI Afterburner oder HWiNFO64, um die Temperaturen Ihrer CPU, GPU und gegebenenfalls des Chipsatzes während des Spielens zu überwachen. Typische kritische Werte liegen für GPUs oft über 85-90°C und für CPUs über 90-95°C.
• Staubentfernung: Öffnen Sie Ihr PC-Gehäuse und reinigen Sie Lüfter, Kühlkörper (insbesondere an CPU und GPU) sowie das gesamte Gehäuse gründlich von Staub. Staub wirkt wie eine Isolierschicht und behindert die Wärmeabfuhr massiv. Druckluftspray und ein kleiner Pinsel sind hier Ihre Freunde.
• Belüftung prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Gehäuse eine gute Luftzirkulation hat. Sind alle Gehäuselüfter korrekt installiert (ansaugend vorne/unten, ausblasend hinten/oben)? Steht der PC frei und nicht in einem engen Schrank?
• Wärmeleitpaste erneuern: Bei älteren Systemen kann die Wärmeleitpaste zwischen CPU/GPU und deren Kühlkörpern ausgetrocknet und ineffizient geworden sein. Das Erneuern der Wärmeleitpaste kann Wunder wirken, erfordert aber etwas Geschick.

2. Das Herzstück Ihres Systems: Das Netzteil (PSU)

Das Netzteil ist oft ein übersehener, aber kritischer Faktor. Wenn es unter Last nicht genügend stabile Leistung liefern kann, kann es zu plötzlichen Abschaltungen kommen. Die Ursachen können vielfältig sein:

• Unzureichende Leistung: Prüfen Sie, ob die Wattzahl Ihres Netzteils für Ihre Komponenten (insbesondere Grafikkarte und CPU) ausreichend ist. Online-PSU-Rechner (z.B. von Herstellern wie be quiet! oder Cooler Master) können hierbei helfen. Bei modernen, leistungsstarken Grafikkarten sind 750W oder mehr keine Seltenheit.
• Alter und Verschleiß: Netzteile verlieren mit der Zeit an Effizienz. Ein älteres Netzteil, das früher ausreichte, kann heute unter Last zu schwach sein. Kondensatoren können austrocknen.
• Defektes Netzteil: Ein teilweiser Defekt kann dazu führen, dass das Netzteil unter hoher Last (Spannungsspitzen beim Gaming) nicht mehr stabil arbeitet und die Schutzschaltung des PCs auslöst.
• Kabelverbindungen: Stellen Sie sicher, dass alle Stromkabel (insbesondere die für die Grafikkarte und das Mainboard) fest sitzen und keine Wackelkontakte haben. Verwenden Sie separate PCIe-Stromkabel für Ihre GPU, falls diese mehrere Anschlüsse benötigt, anstatt Daisy-Chain-Kabel zu verwenden.

Ein defektes Netzteil ist oft schwer zu diagnostizieren, ohne es durch ein bekannt funktionierendes Modell zu ersetzen. Dies ist jedoch ein Schritt, der, falls alle anderen Versuche fehlschlagen, in Betracht gezogen werden sollte.

3. Treiberprobleme: Die Software, die die Hardware steuert

Veraltete, fehlerhafte oder inkompatible Treiber, insbesondere Grafiktreiber, sind eine häufige Ursache für Instabilität beim Gaming.

• Grafiktreiber: Dies ist der wichtigste Punkt.
  • Neuinstallation mit DDU: Deinstallieren Sie Ihre aktuellen Grafiktreiber vollständig mit dem Tool Display Driver Uninstaller (DDU) im abgesicherten Modus. Laden Sie anschließend den neuesten stabilen Treiber von der offiziellen Website Ihres Grafikkartenherstellers (Nvidia, AMD) herunter und installieren Sie ihn. Manchmal ist auch ein etwas älterer, bewährter Treiber stabiler als der allerneueste.
  • Chipsatztreiber: Aktualisieren Sie die Chipsatztreiber Ihres Mainboards. Diese sind für die Kommunikation zwischen den Komponenten entscheidend. Sie finden sie auf der Website Ihres Mainboard-Herstellers.
  • Andere Treiber: Auch Audio-Treiber oder Netzwerk-Treiber können in seltenen Fällen Konflikte verursachen. Halten Sie diese ebenfalls aktuell.

4. Arbeitsspeicher (RAM): Das Kurzzeitgedächtnis Ihres PCs

Fehlerhafter oder instabiler Arbeitsspeicher kann ebenfalls zu willkürlichen Neustarts führen, da Games den RAM intensiv nutzen.

• XMP/DOCP-Profil prüfen: Wenn Sie ein XMP (Intel) oder DOCP (AMD) Profil im BIOS aktiviert haben, um Ihren RAM mit der beworbenen Geschwindigkeit zu betreiben, versuchen Sie, dieses zu deaktivieren und den RAM mit den Standardeinstellungen (oft 2133 MHz oder 2400 MHz) zu betreiben. Manchmal sind diese Profile auf bestimmten Mainboards oder mit bestimmten RAM-Kits instabil.
• RAM-Test: Führen Sie einen Speichertest durch. Programme wie MemTest86 (startet von einem USB-Stick) können den RAM gründlich auf Fehler prüfen. Lassen Sie den Test über Nacht laufen, da Fehler oft erst nach mehreren Durchläufen auftreten.
• Einzelmodule testen: Wenn Sie mehrere RAM-Riegel haben, versuchen Sie, sie einzeln zu testen. Nehmen Sie alle bis auf einen heraus und prüfen Sie, ob das Problem weiterhin auftritt. Wechseln Sie dann das Modul.

5. Softwarekonflikte und Hintergrundprozesse

Manchmal sind es nicht die Hardware, sondern störende Programme, die im Hintergrund laufen und mit dem Spiel oder dem System kollidieren.

• Hintergrundprogramme: Schließen Sie alle nicht benötigten Programme, Overlays (Discord, Nvidia Experience, AMD Adrenalin, Steam Overlay) und Browser-Tabs, bevor Sie ein Spiel starten.
• Antiviren-Software: Manchmal kann aggressive Antiviren-Software Konflikte verursachen. Versuchen Sie, Ihr Antivirenprogramm testweise zu deaktivieren (mit Vorsicht!) oder eine Ausnahme für das Spiel hinzuzufügen.
• Sauberer Systemstart (Clean Boot): Führen Sie einen sauberen Systemstart durch, um herauszufinden, ob ein Drittanbieterdienst oder -programm den Konflikt verursacht. Eine Anleitung finden Sie auf der Microsoft-Support-Website.
• Spieldateien überprüfen: Nutzen Sie die Integritätsprüfung der Spieledateien über Steam, Epic Games Launcher oder andere Plattformen. Beschädigte Spieldateien können ebenfalls Abstürze verursachen.

6. BIOS/UEFI-Einstellungen

Die Einstellungen im BIOS/UEFI können ebenfalls eine Rolle spielen.

• Übertaktung: Haben Sie Ihre CPU, GPU oder RAM manuell übertaktet? Setzen Sie alle Übertaktungseinstellungen auf die Standardwerte zurück. Auch wenn sie vorher stabil liefen, können kleine Instabilitäten unter extremster Last sichtbar werden.
• BIOS-Update: Überprüfen Sie, ob ein neueres BIOS/UEFI für Ihr Mainboard verfügbar ist. Updates können die Systemstabilität verbessern und Kompatibilitätsprobleme beheben. Seien Sie hierbei vorsichtig, da ein fehlgeschlagenes Update das Mainboard beschädigen kann.
• Werkseinstellungen: Laden Sie die Standardeinstellungen im BIOS/UEFI.

7. Windows-Integrität und Speichermedium

Ein beschädigtes Betriebssystem oder Probleme mit der Festplatte/SSD können ebenfalls zu Abstürzen führen.

• Systemdateiprüfung (SFC & DISM): Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und führen Sie folgende Befehle aus:
  • sfc /scannow (prüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien)
  • DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth (repariert das Windows-Image)
• Speichermedium prüfen: Obwohl seltener, kann eine sterbende SSD oder HDD, auf der das Spiel oder Windows installiert ist, zu Problemen führen. Überprüfen Sie den Zustand Ihrer Laufwerke mit Tools wie CrystalDiskInfo.
• Windows Neuinstallation: Als letzter Ausweg bei hartnäckigen Softwareproblemen kann eine Neuinstallation von Windows oft Wunder wirken, um alle potenziellen Softwarekonflikte zu eliminieren.

8. Hardware-Defekte – Der letzte Ausweg

Wenn alle oben genannten Schritte fehlschlagen, müssen Sie leider mit dem Schlimmsten rechnen: Ein Hardware-Defekt. Die häufigsten Übeltäter sind:

• Grafikkarte (GPU): Defekte Grafikkarten können unter Last instabil werden. Dies ist oft schwer zu diagnostizieren, ohne die GPU in einem anderen System zu testen oder eine andere GPU im eigenen System zu verwenden. Artefakte auf dem Bildschirm sind ein deutliches Zeichen, aber ein harter Neustart kann auch auftreten.
• Mainboard: Ein seltenes, aber mögliches Szenario ist ein defektes Mainboard. Probleme mit der Spannungsversorgung auf dem Board oder defekte Komponenten können zu Instabilität führen.

Für diese Art von Fehlersuche benötigen Sie in der Regel Ersatzteile oder Zugang zu einem erfahrenen Techniker.

Nützliche Tools für Ihre Fehlersuche

• HWMonitor/HWiNFO64: Für die Überwachung von Temperaturen, Spannungen und Lüftergeschwindigkeiten.
• MSI Afterburner (mit RivaTuner Statistics Server): Für GPU-Überwachung, Übertaktung (für Tests deaktivieren!) und On-Screen-Display von Werten.
• FurMark/Heaven Benchmark/3DMark: Zum Stresstest Ihrer Grafikkarte. Wenn der PC hier abstürzt, deutet das stark auf GPU- oder Netzteilprobleme hin.
• Prime95/Cinebench: Zum Stresstest Ihrer CPU.
• MemTest86: Zum Testen Ihres RAMs.

Fazit: Systematisch zum Erfolg

Die Fehlersuche bei einem PC-Neustart unter Last erfordert Geduld und eine systematische Herangehensweise. Ändern Sie immer nur eine Sache auf einmal und testen Sie danach gründlich, ob das Problem behoben ist. Führen Sie die Tests durch, indem Sie das Spiel spielen, bei dem der Neustart auftritt. Beginnen Sie mit den einfachsten und wahrscheinlichsten Ursachen wie der Ereignisanzeige, Temperaturkontrolle und Treibern, bevor Sie sich komplexeren oder teureren Schritten widmen.

Es mag frustrierend sein, aber mit Hartnäckigkeit und den richtigen Schritten werden Sie den Übeltäter finden und bald wieder ungestört in Ihre Gaming-Welten eintauchen können. Viel Erfolg bei der Fehlersuche!