MSI MPG B70E mit 2x Samsung 990 Pro: Warum ist eine davon plötzlich zu langsam?

Stellen Sie sich vor: Sie haben Ihr System mit modernster Hardware ausgestattet – einem MSI MPG B760E EDGE WIFI Mainboard, einem leistungsstarken Prozessor und nicht nur einer, sondern gleich zwei der schnellsten Consumer-SSDs auf dem Markt, der Samsung 990 Pro. Alles läuft wie am Schnürchen, die Ladezeiten sind phänomenal, Dateitransfers rasend schnell. Und dann, aus heiterem Himmel, bemerken Sie, dass eine Ihrer SSDs plötzlich nicht mehr die erwartete Leistung bringt. Sie ist merklich langsamer geworden. Was ist passiert? Dieses Szenario ist nicht nur frustrierend, sondern auch ein echtes Rätsel für viele PC-Enthusiasten. Lassen Sie uns gemeinsam in die Welt der NVMe-SSDs eintauchen und die potenziellen Ursachen für dieses Performance-Dilemma aufschlüsseln.

Die Verlockung der Geschwindigkeit: Samsung 990 Pro und MSI B760E

Die Samsung 990 Pro ist ein Paradebeispiel für eine High-End-NVMe-SSD. Sie nutzt das PCIe 4.0 x4 Interface (und ist sogar PCIe 5.0 kompatibel, wenn auch nicht voll ausgeschöpft), liefert sequentielle Lese- und Schreibraten von über 7.000 MB/s und beeindruckende IOPS-Werte. Sie ist darauf ausgelegt, die größten und anspruchsvollsten Aufgaben mit Leichtigkeit zu bewältigen. Das MSI MPG B760E EDGE WIFI ist wiederum ein robustes Mainboard mit dem Intel B760-Chipsatz, das eine solide Basis für moderne Intel-Prozessoren bildet und in der Regel über mehrere M.2-Slots verfügt, die PCIe 4.0 unterstützen. Eine Kombination, die auf maximale Leistung ausgelegt ist. Die Erwartungshaltung an diese Komponenten ist dementsprechend hoch.

Wenn dann eine dieser blitzschnellen SSDs plötzlich stockt, fühlt es sich an, als würde ein Sportwagen im Schlamm stecken bleiben. Die Gründe dafür sind selten trivial und erfordern eine systematische Fehlersuche. Wir werden uns verschiedene Bereiche ansehen, die für eine solche Verlangsamung verantwortlich sein könnten, angefangen bei der Hardware bis hin zu Software-Optimierungen.

Der Einfluss der Hardware: Mainboard-Architektur und PCIe-Lanes

Das MSI MPG B760E EDGE WIFI bietet in der Regel drei M.2-Slots. Es ist entscheidend zu verstehen, wie diese Slots an den Rest des Systems angebunden sind:

• M.2_1 Slot: Dieser Slot ist meist direkt mit der CPU verbunden und bietet die volle PCIe 4.0 x4 Bandbreite ohne Umwege über den Chipsatz. Hier ist die Leistung am stabilsten und am wenigsten von anderen Komponenten beeinflusst.
• M.2_2 und M.2_3 Slots: Diese Slots sind in der Regel über den B760-Chipsatz angebunden. Der Chipsatz wiederum kommuniziert mit der CPU über eine DMI-Verbindung (Direct Media Interface), meist DMI 4.0 x4. Diese Verbindung teilt sich die Bandbreite mit allen anderen Chipsatz-Geräten (weitere PCIe-Slots, USB-Ports, SATA-Anschlüsse, LAN-Controller etc.).

Warum das wichtig ist: Wenn beide Samsung 990 Pro SSDs in Chipsatz-gebundenen Slots stecken oder eine CPU-gebunden und eine Chipsatz-gebunden, kann es zu Leistungsunterschieden kommen. Wenn die DMI-Verbindung durch andere Geräte stark ausgelastet ist, kann die Leistung der über den Chipsatz angebundenen SSDs beeinträchtigt werden. Allerdings würde dies eher eine *beständige* geringere Leistung bedeuten und nicht eine *plötzliche* Verlangsamung einer bereits gut funktionierenden SSD.

Eine plötzliche Verlangsamung deutet eher auf andere, dynamischere Probleme hin, wie thermische Drosselung oder Software-Interferenzen, die wir im Folgenden betrachten werden.

Hauptverdächtiger Nr. 1: Thermische Drosselung (Thermal Throttling)

Hochleistungs-NVMe-SSDs wie die Samsung 990 Pro generieren unter Last eine beträchtliche Menge an Wärme. Obwohl die 990 Pro eine exzellente Leistung bietet, kann sie auch sehr heiß werden. Wenn die interne Temperatur der SSD einen kritischen Wert erreicht, aktiviert die Firmware der SSD einen Schutzmechanismus: das Thermal Throttling. Dies bedeutet, dass die SSD ihre Leistung reduziert, um eine Überhitzung und potenzielle Beschädigung der Komponenten zu verhindern.

Mögliche Ursachen für Thermal Throttling:

1. Unzureichende Kühlung: Obwohl das MSI MPG B760E in der Regel M.2-Kühler bietet, kann deren Effektivität variieren. Vielleicht sitzt der Kühler auf einer der SSDs nicht richtig, oder das Wärmeleitpad ist nicht korrekt angebracht.
2. Schlechte Gehäusebelüftung: Wenn der Luftstrom im PC-Gehäuse allgemein schlecht ist, kann sich die Wärme stauen und die SSD-Temperaturen in die Höhe treiben.
3. Platzierung hinter einer heißen Grafikkarte: Eine der SSDs könnte direkt hinter einer leistungsstarken Grafikkarte platziert sein, die selbst viel Wärme abgibt und die Umgebungstemperatur der SSD erhöht.
4. Anhaltende hohe Last: Wenn die betroffene SSD über längere Zeiträume hinweg intensive Schreib- oder Lesevorgänge ausführt (z.B. große Dateiübertragungen, Gaming mit häufigen Ladevorgängen, Videobearbeitung), kann die Temperatur schneller ansteigen.

Diagnose und Abhilfe:

Verwenden Sie Tools wie HWiNFO64, CrystalDiskInfo oder Samsungs eigenes Tool Samsung Magician, um die Temperatur Ihrer SSDs zu überwachen. Wenn Sie während Leistungstests Temperaturen über 70-80°C feststellen und gleichzeitig einen Leistungsabfall bemerken, ist Thermal Throttling höchstwahrscheinlich die Ursache.

Lösungen: Überprüfen Sie den Sitz der M.2-Kühler, stellen Sie sicher, dass die Wärmeleitpads korrekt angebracht sind. Verbessern Sie die Gehäusebelüftung durch zusätzliche Lüfter oder eine optimierte Lüfterkonfiguration. Falls verfügbar, können Sie auch hochwertigere Aftermarket-M.2-Kühler in Betracht ziehen.

Hauptverdächtiger Nr. 2: Drive-Gesundheit und Firmware-Probleme

Die Samsung 990 Pro hatte in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht, da einige Modelle unter einem Firmware-Problem litten, das zu einer ungewöhnlich schnellen Abnahme der SSD-Gesundheit (Wear-Leveling Count) führte. Obwohl Samsung Updates bereitgestellt hat, um dieses Problem zu beheben, könnte eine betroffene SSD mit älterer Firmware immer noch unter den Langzeitfolgen leiden oder die Firmware nicht korrekt angewendet worden sein. Eine rapide sinkende Gesundheit oder übermäßiger NAND-Verschleiß kann die Leistung der SSD erheblich beeinträchtigen, da das Laufwerk mehr Aufwand betreiben muss, um Daten zu speichern und abzurufen.

Weitere drive-spezifische Probleme:

1. NAND-Verschleiß und Füllstand: SSDs werden langsamer, wenn sie fast voll sind (z.B. über 80-90% Kapazität). Dies liegt daran, dass das Laufwerk weniger leeren Speicher für interne Aufgaben wie Garbage Collection und Wear-Leveling zur Verfügung hat. Der Controller muss bestehende Datenblöcke verschieben, um Platz zu schaffen, was den Schreibvorgang verlangsamt.
2. Fehlerhafte NAND-Zellen: Obwohl selten bei neuen Laufwerken, können einzelne NAND-Zellen mit der Zeit ausfallen oder fehlerhaft werden. Der Controller muss dann mehr Fehlerkorrekturcode (ECC) anwenden oder Daten auf andere Blöcke umleiten, was die Leistung reduziert.

Diagnose und Abhilfe:

Verwenden Sie Samsung Magician, um den „Drive Health” oder „Drive Endurance” Status Ihrer 990 Pro zu überprüfen. Dieses Tool zeigt Ihnen auch die aktuelle Firmware-Version an und ermöglicht Ihnen, diese zu aktualisieren. Stellen Sie sicher, dass beide SSDs die neueste Firmware verwenden.

Lösungen: Führen Sie ein Firmware-Update durch, falls verfügbar. Versuchen Sie, die betroffene SSD nicht bis zum Anschlag zu füllen. Halten Sie idealerweise 10-20% der Kapazität frei. Wenn die SSD-Gesundheit trotz aller Maßnahmen rapide abnimmt, könnte ein Hardware-Defekt vorliegen und ein Garantieaustausch notwendig sein.

Software- und Treiber-Faktoren: Der stille Saboteur

Manchmal liegt das Problem nicht direkt an der Hardware, sondern an der Software, die mit ihr interagiert. Eine scheinbar plötzliche Verlangsamung kann oft auf Änderungen in der Software-Umgebung zurückzuführen sein.

Mögliche Software-Probleme:

1. Veraltete oder korrupte Treiber: Veraltete Chipsatz-Treiber oder NVMe-Treiber (z.B. Intel Rapid Storage Technology / RST-Treiber) können die Kommunikation zwischen der SSD und dem System beeinträchtigen.
2. Betriebssystem-Optimierungen: Windows kann Hintergrundaufgaben wie die Indizierung von Dateien, Defragmentierung (obwohl für SSDs nicht sinnvoll, kann es dennoch vorkommen) oder automatische Wartungsaufgaben durchführen, die die Leistung einer SSD temporär beeinträchtigen.
3. Fehlende TRIM-Unterstützung: TRIM ist ein Befehl, der dem Betriebssystem hilft, ungenutzte Datenblöcke auf einer SSD zu markieren, damit der SSD-Controller sie für zukünftige Schreibvorgänge löschen kann. Wenn TRIM nicht ordnungsgemäß funktioniert, kann die SSD mit der Zeit langsamer werden.
4. Antiviren- und Sicherheitsprogramme: Echtzeit-Scanner von Antivirenprogrammen können jede Datei, die gelesen oder geschrieben wird, scannen, was zu einer erheblichen Verlangsamung führen kann, insbesondere bei großen Transfers.
5. Hintergrundanwendungen: Andere Programme, die im Hintergrund laufen und intensiven Speicherzugriff benötigen (z.B. Cloud-Synchronisation, Backup-Software, Gaming-Launcher, Torrent-Clients), können die Leistung beeinträchtigen.
6. Fehlkonfigurierte Energieoptionen: Im Windows-Energiemanagement können bestimmte PCIe-Stromsparfunktionen aktiviert sein, die die SSD in einen niedrigeren Leistungszustand versetzen, um Energie zu sparen.

Diagnose und Abhilfe:

Treiber-Updates: Stellen Sie sicher, dass Sie die neuesten Chipsatz-Treiber von der MSI-Website und die neuesten NVMe-Treiber (oft von Intel oder generische Microsoft-Treiber) installiert haben. Manchmal kann auch ein Wechsel vom generischen Microsoft NVMe-Treiber zu einem herstellerspezifischen Treiber (falls von Samsung angeboten, was aber meist nicht der Fall ist) oder umgekehrt helfen.

Betriebssystem-Einstellungen: Überprüfen Sie, ob TRIM aktiviert ist (fsutil behavior query disabledeletenotify in der Eingabeaufforderung als Administrator). Überprüfen Sie die Energieoptionen im Windows-Kontrollfeld und stellen Sie sicher, dass das „High Performance”-Schema ausgewählt ist und PCIe-Energiesparfunktionen deaktiviert sind.

Software-Konflikte: Versuchen Sie testweise, Antivirenprogramme oder andere ressourcenintensive Hintergrundanwendungen zu deaktivieren, um zu sehen, ob sich die Leistung verbessert. Führen Sie einen Clean Boot durch, um festzustellen, ob eine Drittanbieter-Software das Problem verursacht.

Fehlerbehebung: Schritt für Schritt zur Diagnose

Um das Problem präzise einzugrenzen, ist ein systematischer Ansatz unerlässlich:

1. SSD-Swap: Tauschen Sie die beiden Samsung 990 Pro SSDs physisch in den M.2-Slots. Wenn die „langsame” SSD im anderen Slot plötzlich wieder schnell ist und die vormals „schnelle” SSD im ursprünglichen Slot langsam wird, liegt das Problem wahrscheinlich am Slot oder der Mainboard-Konfiguration (trotzdem eher unwahrscheinlich, dass ein Slot plötzlich schlechter wird). Wenn die langsame SSD auch im anderen Slot langsam bleibt, liegt das Problem definitiv an der SSD selbst.
2. Monitoring: Nutzen Sie die bereits erwähnten Tools (HWiNFO64, CrystalDiskInfo, Samsung Magician) zur Überwachung von Temperaturen, Gesundheitszustand und PCIe-Verbindungsgeschwindigkeit (z.B. „PCIe Link Width” und „PCIe Link Speed” in HWiNFO64). Eine Verringerung der Link-Geschwindigkeit oder -Breite (z.B. von x4 auf x2 oder von PCIe 4.0 auf 3.0) würde eine massive Verlangsamung erklären.
3. Benchmarking: Verwenden Sie CrystalDiskMark oder AS SSD Benchmark, um die Leistung beider SSDs zu messen und zu vergleichen. Führen Sie die Tests mehrmals durch, um konsistente Ergebnisse zu erhalten.
4. BIOS/UEFI-Einstellungen: Überprüfen Sie im BIOS/UEFI Ihres MSI MPG B760E, ob alle M.2-Slots auf den optimalen PCIe-Modus (Auto oder Gen4) eingestellt sind und ob es spezifische Einstellungen gibt, die die Bandbreite teilen oder einschränken könnten.
5. Datenträgerbereinigung/Optimierung: Führen Sie unter Windows die Datenträgerbereinigung durch und nutzen Sie die Option „Laufwerke optimieren”, um sicherzustellen, dass TRIM ordnungsgemäß ausgeführt wird.
6. Sauberer Systemstart: Deaktivieren Sie alle nicht notwendigen Startprogramme und Dienste über den Task-Manager und msconfig, um Software-Konflikte auszuschließen.

Präventive Maßnahmen und Best Practices

Um zukünftige Probleme zu vermeiden und die Leistung Ihrer Samsung 990 Pro SSDs auf dem MSI MPG B760E langfristig zu sichern, beachten Sie folgende Ratschläge:

• Regelmäßige Firmware-Updates: Überprüfen Sie regelmäßig mit Samsung Magician, ob neue Firmware für Ihre SSDs verfügbar ist, und installieren Sie diese.
• Temperaturüberwachung: Behalten Sie die Temperaturen Ihrer SSDs im Auge, besonders bei intensiver Nutzung. Achten Sie auf eine gute Gehäusebelüftung.
• Ausreichende Freifläche: Halten Sie stets 10-20% der SSD-Kapazität frei, um die Leistung und Lebensdauer des Laufwerks zu optimieren.
• Aktuelle Treiber: Halten Sie Chipsatz- und alle relevanten Systemtreiber stets auf dem neuesten Stand.
• Sinnvolle Slot-Belegung: Platzieren Sie Ihre primäre oder am stärksten genutzte SSD im direkt an die CPU angebundenen M.2-Slot.
• Regelmäßige Systemwartung: Führen Sie regelmäßig Windows-Updates durch und stellen Sie sicher, dass TRIM korrekt funktioniert.

Fazit: Das Rätsel lösen

Eine plötzlich verlangsamte Samsung 990 Pro auf einem MSI MPG B760E ist ein Phänomen, das verschiedene Ursachen haben kann. Von der tückischen thermischen Drosselung über kritische Firmware-Probleme bis hin zu unterschätzten Software-Konflikten – der Weg zur Lösung erfordert Geduld und eine systematische Herangehensweise. Beginnen Sie immer mit der Überprüfung der Temperaturen und des Firmware-Status, da dies oft die häufigsten Übeltäter sind.

In den meisten Fällen lässt sich das Problem mit den richtigen Diagnosetools und ein paar Anpassungen beheben. Sollten alle Stricke reißen, und die SSD weiterhin eine deutlich reduzierte Leistung zeigt, könnte ein Hardware-Defekt vorliegen, und ein Austausch wäre in Betracht zu ziehen. Doch bevor Sie diesen Schritt gehen, arbeiten Sie die genannten Prüfpunkte gewissenhaft ab. Ihre High-End-SSDs verdienen es, ihr volles Potenzial zu entfalten!