Liebe Gamer, Film-Enthusiasten und alle, die ihre **Radeon RX 5700 (XT)** Grafikkarte lieben – aber vielleicht nicht immer das, was aus ihren HDMI-Anschlüssen kommt. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, warum Ihr sorgfältig abgestimmtes Heimkino-Setup oder Ihr makelloses Gaming-Erlebnis durch plötzlich **stockenden Sound über HDMI** getrübt wird, dann sind Sie hier genau richtig. Dieses Problem ist für viele Besitzer der RX 5700 und RX 5700 XT leider ein alter Bekannter und kann eine Quelle unendlicher Frustration sein.
Wir wissen, wie es sich anfühlt: Sie starten Ihr Lieblingsspiel oder einen hochauflösenden Film, die Grafik ist atemberaubend, aber dann – ein Knistern, ein Aussetzer, der Ton hakt oder verschwindet für einen Moment komplett. Dieses Phänomen des **HDMI-Audio-Stotterers** ist nicht nur ärgerlich, sondern kann das gesamte Nutzererlebnis erheblich beeinträchtigen. Doch keine Sorge, Sie sind nicht allein! In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die möglichen Ursachen dieses hartnäckigen Problems ein und präsentieren Ihnen eine Reihe detaillierter Lösungsansätze, die Ihnen helfen können, die Klangqualität wiederherzustellen und endlich ein ungestörtes Audioerlebnis zu genießen.
### Das Problem im Detail: Was genau passiert da?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, wollen wir das Problem genauer definieren. Der **stockende Sound über HDMI** äußert sich in der Regel durch eine oder mehrere der folgenden Symptome:
* **Periodische Audio-Aussetzer**: Der Ton verschwindet für Sekundenbruchteile oder sogar mehrere Sekunden und kehrt dann zurück.
* **Knistern und Rauschen**: Begleitgeräusche, die nicht Teil der eigentlichen Audioausgabe sind.
* **Desynchronisation**: Ton und Bild laufen nicht mehr synchron, was besonders bei Filmen und Serien sehr störend ist.
* **Verzerrungen**: Der Klang wirkt dumpf, metallisch oder schlichtweg unsauber.
Diese Probleme können sowohl beim Gaming als auch bei der Wiedergabe von Videos (egal ob Streaming oder lokale Dateien) auftreten. Manche Nutzer berichten sogar von Aussetzern im normalen Desktop-Betrieb, etwa beim Abspielen von YouTube-Videos oder Systemklängen. Betroffen sind dabei verschiedenste Ausgabegeräte – von modernen 4K-Fernsehern über anspruchsvolle AV-Receiver bis hin zu Soundbars. Das wirklich Frustrierende ist, dass das Problem oft sporadisch auftritt und nicht immer reproduzierbar ist, was die Fehlersuche erschwert.
### Warum stottert der HDMI-Sound? Eine technische Tiefenanalyse
Das Problem des **HDMI-Audio-Stotterers bei Radeon RX 5700 (XT)** ist komplex und hat selten eine einzelne, einfache Ursache. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen können. Lassen Sie uns die häufigsten Verdächtigen genauer beleuchten:
1. **AMD Treiber (Adrenalin Software)**: Dies ist oft der Hauptverdächtige bei vielen Problemen mit Grafikkarten. Die **AMD Adrenalin** Software, die für die Steuerung Ihrer Grafikkarte zuständig ist, enthält auch den HDMI-Audio-Treiber. Änderungen oder Fehler in bestimmten Treiberversionen können die Kommunikation des HDMI-Audio-Controllers innerhalb der GPU stören. Manchmal behebt ein Treiberupdate das Problem, nur um es bei der nächsten Version wieder einzuführen oder zu verschlimmern.
2. **Energieverwaltung (Power Management)**: Grafikkarten der RX 5700 (XT)-Serie sind darauf ausgelegt, ihre Leistung dynamisch an die Anforderungen anzupassen. Dies beinhaltet auch das Heruntertakten in Phasen geringer Last, um Energie zu sparen und die Temperaturen zu senken. Wenn die Grafikkarte in einen niedrigeren Energiezustand wechselt, kann dies den HDMI-Audio-Controller beeinträchtigen und zu Aussetzern führen. Besonders die PCIe Link State Power Management (LPM)-Einstellungen in Windows können hier eine Rolle spielen.
3. **DPC-Latenz (Deferred Procedure Call Latency)**: Die DPC-Latenz ist ein Maß dafür, wie schnell Ihr Betriebssystem auf Hardware-Anfragen reagieren kann. Hohe DPC-Latenzen, die durch fehlerhafte oder ineffiziente Treiber (nicht nur Grafikkartentreiber, sondern auch Netzwerk-, USB- oder Audio-Treiber anderer Geräte) verursacht werden, können zu Audio- und Video-Stottern führen. Wenn das System zu lange braucht, um eine Audioanfrage zu verarbeiten, entstehen Puffer-Unterläufe, die sich als Aussetzer bemerkbar machen.
4. **HDMI-Kabelqualität und -Standard**: Obwohl oft übersehen, kann ein minderwertiges oder beschädigtes HDMI-Kabel zu Übertragungsproblemen führen. Besonders bei hohen Auflösungen (4K) und Bildwiederholraten (120Hz oder mehr) wird ein zertifiziertes **HDMI 2.0** oder besser noch **HDMI 2.1** Kabel mit ausreichender Bandbreite benötigt. Ein Kabel, das nicht den Spezifikationen entspricht oder zu lang ist, kann die Integrität des Audiosignals beeinträchtigen.
5. **Motherboard-BIOS und PCIe-Einstellungen**: Das BIOS (bzw. UEFI) Ihres Motherboards spielt eine zentrale Rolle bei der Kommunikation zwischen allen Hardwarekomponenten. Veraltete AGESA-Versionen oder ungünstige PCIe-Einstellungen (z.B. automatische Aushandlung der PCIe-Generation, die instabil sein kann) können indirekt die Stabilität der Grafikkarte und somit auch des HDMI-Audios beeinträchtigen.
6. **Software-Konflikte und Hintergrundprozesse**: Manchmal sind es nicht die Hardware oder die Haupttreiber, sondern im Hintergrund laufende Anwendungen oder andere Software, die Ressourcen monopolisieren oder Konflikte verursachen. Antivirenprogramme, Overlay-Software oder bestimmte System-Tools können hier als Störenfriede agieren.
7. **Multiplane Overlay (MPO)**: Eine Windows-Funktion, die in manchen Fällen zu Performance- und Stabilitätsproblemen führen kann, insbesondere in Verbindung mit bestimmten GPU-Treibern. Es ist bekannt, dass das Deaktivieren von MPO diverse Anzeigeprobleme beheben kann, und dies könnte sich auch auf das HDMI-Audio auswirken.
### Detaillierte Lösungsansätze: Schritt für Schritt zum klaren Sound
Nachdem wir die möglichen Ursachen identifiziert haben, ist es Zeit für die Lösungsstrategien. Da es keine Patentlösung gibt, empfehlen wir, die Schritte systematisch durchzugehen.
#### 1. Umfassendes Treiber-Management
* **Saubere Neuinstallation der AMD-Treiber (DDU)**: Dies ist der wichtigste erste Schritt. Laden Sie den **Display Driver Uninstaller (DDU)** herunter und starten Sie Windows im abgesicherten Modus. Entfernen Sie damit ALLE Grafikkartentreiber (AMD und NVIDIA, falls vorhanden). Installieren Sie anschließend die neueste stabile Version der **AMD Adrenalin** Software. Alternativ können Sie auch eine ältere, als stabil bekannte Treiberversion ausprobieren, falls die neuesten Treiber Probleme bereiten. Viele Nutzer berichten, dass bestimmte Treiberversionen besser funktionieren als andere.
* **MPO deaktivieren**: Drücken Sie `Win + R`, tippen Sie `regedit` ein und navigieren Sie zu `HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREMicrosoftDwm`. Erstellen Sie einen neuen DWORD-Wert (32-Bit) namens `OverlayTestMode` und setzen Sie dessen Wert auf `0`. Starten Sie Ihren PC neu. Achtung: Bearbeiten Sie die Registry nur, wenn Sie wissen, was Sie tun, und erstellen Sie vorher ein Backup!
* **AMD FreeSync/VRR temporär deaktivieren**: Obwohl FreeSync ein großartiges Feature ist, kann es in seltenen Fällen zu Konflikten kommen. Testen Sie, ob das Problem verschwindet, wenn Sie FreeSync in den AMD Adrenalin Einstellungen oder an Ihrem Monitor/TV deaktivieren.
* **Enhanced Sync deaktivieren**: Eine weitere Option in den AMD Adrenalin Einstellungen, die manchmal zu Problemen führen kann. Deaktivieren Sie diese testweise.
#### 2. Optimierung der Energieverwaltung
* **Windows Energieplan auf „Höchstleistung” setzen**: Gehen Sie in die Systemsteuerung -> Energieoptionen und wählen Sie den Plan „Höchstleistung”.
* **PCIe Link State Power Management deaktivieren**: In den erweiterten Energieeinstellungen (des „Höchstleistung”-Plans) suchen Sie nach „PCI Express” -> „Verbindungszustands-Energieverwaltung” und setzen Sie diese auf „Aus”.
* **Mindestfrequenz der GPU in Adrenalin einstellen**: Innerhalb der AMD Adrenalin Software (Leistung -> Tuning) können Sie versuchen, eine minimale GPU-Frequenz (Minimum Frequency) festzulegen, die höher ist als die Standard-Leerlauffrequenz. Dies kann verhindern, dass die Karte zu aggressiv heruntertaktet und dabei den Audio-Controller stört. Experimentieren Sie hier vorsichtig, um unnötigen Stromverbrauch zu vermeiden.
#### 3. Anpassungen im BIOS/UEFI
* **PCIe-Generation festlegen**: Gehen Sie ins BIOS/UEFI Ihres Motherboards (meistens durch Drücken von Entf, F2 oder F10 beim Systemstart). Suchen Sie nach den PCIe-Einstellungen für den Steckplatz Ihrer Grafikkarte und stellen Sie die PCIe-Generation manuell auf **Gen3** ein, anstatt „Auto” oder „Gen4”. Obwohl die RX 5700 (XT) PCIe Gen4 unterstützt, kann die automatische Aushandlung manchmal instabil sein.
* **AGESA-Updates für das Motherboard-BIOS**: Überprüfen Sie die Webseite Ihres Motherboard-Herstellers auf BIOS-Updates. Neuere AGESA-Versionen können die Stabilität des Systems und die Kommunikation mit der Grafikkarte verbessern. Führen Sie ein BIOS-Update nur nach sorgfältiger Recherche und Anleitung durch!
* **CSM (Compatibility Support Module) deaktivieren**: Wenn Sie ein reines UEFI-System verwenden, kann das Deaktivieren von CSM manchmal die Systemstabilität erhöhen.
#### 4. Hardware-Checks und Peripherie
* **Hochwertiges HDMI-Kabel**: Investieren Sie in ein zertifiziertes **HDMI 2.0** oder **HDMI 2.1** Kabel, besonders wenn Sie hohe Auflösungen und Bildwiederholraten nutzen. Testen Sie auch ein kürzeres Kabel.
* **Anderes Ausgabegerät testen**: Schließen Sie Ihre Grafikkarte an einen anderen Monitor, Fernseher oder AV-Receiver an, um festzustellen, ob das Problem am Ausgabegerät liegt.
* **Firmware-Updates für TV/AV-Receiver**: Überprüfen Sie, ob für Ihren Fernseher oder AV-Receiver Firmware-Updates verfügbar sind, die die HDMI-Kompatibilität verbessern könnten.
#### 5. Windows Audio-Einstellungen
* **Exklusivmodus deaktivieren**: Gehen Sie zu den Soundeinstellungen (Rechtsklick auf das Lautsprechersymbol in der Taskleiste -> Sound-Einstellungen -> Sound-Systemsteuerung). Wählen Sie Ihr HDMI-Ausgabegerät, klicken Sie auf „Eigenschaften” -> „Erweitert”. Deaktivieren Sie die Optionen unter „Exklusivmodus”.
* **Audioformat ändern**: Experimentieren Sie mit verschiedenen Standardformaten. Versuchen Sie, eine niedrigere Bitrate und Samplerate einzustellen (z.B. von 24 Bit, 192 kHz auf 16 Bit, 48 kHz). Reduzieren Sie testweise die Anzahl der Kanäle (Stereo statt Surround).
* **Räumlichen Sound deaktivieren**: Falls aktiviert, deaktivieren Sie testweise Windows Sonic for Headphones oder andere räumliche Soundformate.
#### 6. DPC-Latenz-Analyse
* **LatencyMon verwenden**: Laden Sie das kostenlose Tool LatencyMon herunter. Es analysiert die DPC-Latenz Ihres Systems und zeigt an, welche Treiber die höchsten Latenzen verursachen. Wenn bestimmte Treiber (z.B. WLAN, USB, Chipsatz) hohe Werte aufweisen, versuchen Sie, diese zu aktualisieren oder testweise zu deaktivieren. Hohe DPC-Latenz ist ein sehr häufiger Grund für Audio-Stottern.
#### 7. Software-Konflikte und Hintergrundprozesse
* **Sauberer Systemstart**: Führen Sie einen sauberen Systemstart durch, um zu sehen, ob das Problem durch eine Drittanbieter-Software verursacht wird. Deaktivieren Sie alle nicht-essentiellen Startprogramme und Dienste über `msconfig`.
* **Hintergrund-Anwendungen schließen**: Schließen Sie während des Tests alle unnötigen Anwendungen, insbesondere solche mit Overlays oder hohen Systemressourcenverbrauch (z.B. Discord Overlay, GeForce Experience Overlay, Browser mit vielen Tabs).
#### 8. Workaround: Externe Soundkarte
Wenn alle Stricke reißen und das Problem ausschließlich den HDMI-Audioausgang Ihrer Grafikkarte betrifft, könnte eine temporäre oder dauerhafte Lösung darin bestehen, eine separate Audioquelle zu verwenden. Ein **USB-DAC (Digital-Analog-Wandler)** oder eine dedizierte PCIe-Soundkarte kann das Audiosignal vom HDMI-Ausgang trennen und so die Probleme umgehen. Dies ist zwar keine direkte Lösung für das HDMI-Problem, bietet aber eine funktionierende Alternative für ungestörten Klang.
### Die Rolle der Community und AMD
Es ist wichtig zu betonen, dass das Problem des **stockenden Sounds über HDMI bei Radeon RX 5700 (XT)** kein Einzelfall ist. Es wurde und wird in zahlreichen Foren, auf Reddit und in den offiziellen AMD-Foren diskutiert. Das deutet darauf hin, dass es sich um eine tief verwurzelte Herausforderung handelt, die möglicherweise mit der Architektur der Navi 10-Chips oder der Implementierung der Treiber zusammenhängt.
Wir ermutigen alle betroffenen Nutzer, das Problem weiterhin an **AMD** zu melden. Je mehr Feedback das Unternehmen erhält, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass zukünftige Treiber-Updates eine dauerhafte und umfassende Lösung bieten.
### Fazit: Geduld und Experimentierfreude sind gefragt
Der Kampf gegen den **HDMI-Audio-Stotterer** kann frustrierend sein und erfordert oft Geduld sowie eine gewisse Experimentierfreude. Es gibt leider keine „eine Größe passt für alle”-Lösung, da die Ursachen vielfältig sein können und von der individuellen Systemkonfiguration abhängen. Beginnen Sie mit den einfachsten und häufigsten Lösungen (Treiber neu installieren, Energieoptionen anpassen) und arbeiten Sie sich systematisch durch die Liste.
Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihnen nicht nur ein tieferes Verständnis für das Problem vermittelt hat, sondern auch konkrete Schritte an die Hand gibt, um den klaren, ungestörten Sound zurückzugewinnen, den Sie von Ihrer **Radeon RX 5700 (XT)** erwarten. Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mit – jede Erkenntnis kann anderen Nutzern auf ihrer Suche nach der perfekten Audiowiedergabe helfen!