Sie haben sich gerade einen neuen Z790 Chipsatz-basierenden PC zusammengebaut, voller Vorfreude auf die Leistung, die er verspricht. Sie haben sich sogar für DDR4-RAM entschieden, da Sie entweder noch DDR4-Module besitzen oder die höheren Kosten von DDR5 vermeiden wollten. Doch beim ersten Start stellen Sie fest: Ihr RAM läuft nur mit 1333 MHz! Ein Schock! Aber keine Panik, Sie sind nicht allein. Dieses Problem ist überraschend verbreitet und hat in der Regel eine einfache Lösung.
Die Ursache des Übels: Die JEDEC-Spezifikation
Die Standardeinstellung für RAM-Module ist die Einhaltung der JEDEC-Spezifikation (Joint Electron Device Engineering Council). JEDEC legt Industriestandards für RAM fest, um Kompatibilität zu gewährleisten. Diese Spezifikationen definieren nicht nur die physischen Abmessungen, sondern auch die Standardfrequenzen und Spannungen. Für DDR4-RAM liegt diese Standardfrequenz typischerweise bei 2133 MHz oder 2400 MHz. Warum also 1333 MHz? Nun, die angezeigte Frequenz im BIOS oder in Windows ist oft die halbe tatsächliche Taktrate, da DDR (Double Data Rate) Daten sowohl bei steigender als auch bei fallender Flanke des Taktsignals überträgt. 1333 MHz angezeigt bedeutet also tatsächlich 2666 MHz, was bereits näher an der erwarteten Geschwindigkeit liegt, aber immer noch weit von dem entfernt ist, was Ihre RAM-Module möglicherweise leisten können.
Ihr Z790 Motherboard startet also standardmäßig mit der JEDEC-Spezifikation, um maximale Kompatibilität sicherzustellen. Es geht davon aus, dass Sie möglicherweise RAM-Module mit unterschiedlichen Spezifikationen verwenden, und wählt daher den sichersten, niedrigsten gemeinsamen Nenner.
XMP: Der Schlüssel zur vollen RAM-Power
Die Lösung für dieses Problem liegt in der Aktivierung des XMP-Profils (Extreme Memory Profile) im BIOS/UEFI Ihres Motherboards. XMP ist ein von Intel entwickelter Standard, der es RAM-Herstellern ermöglicht, in ihren Modulen vordefinierte Profile zu speichern, die Informationen über die optimale Taktrate, Timings und Spannung für dieses spezifische RAM-Kit enthalten. Diese Profile sind speziell auf die Leistung optimiert und ermöglichen es Ihnen, die vom Hersteller beworbene Geschwindigkeit und Leistung Ihres RAMs zu erreichen, ohne manuell übertakten zu müssen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Aktivierung von XMP
- Starten Sie Ihren Computer neu und rufen Sie das BIOS/UEFI auf: Direkt nach dem Einschalten Ihres Computers wird eine Meldung angezeigt, die Ihnen mitteilt, welche Taste Sie drücken müssen, um das BIOS/UEFI-Setup aufzurufen. Häufig verwendete Tasten sind Del, F2, F12 oder Esc.
- Finden Sie die RAM-Einstellungen: Die genaue Position der RAM-Einstellungen variiert je nach Motherboard-Hersteller und BIOS/UEFI-Version. Suchen Sie nach Optionen wie „Memory Settings”, „DRAM Configuration”, „Overclocking” oder „AI Tweaker” (bei ASUS-Motherboards).
- Aktivieren Sie das XMP-Profil: Innerhalb der RAM-Einstellungen sollten Sie eine Option finden, die sich auf XMP bezieht. Sie könnte als „XMP”, „XMP Profile”, „DOCP” (bei ASUS-Motherboards für AMD-Systeme, aber das Konzept ist ähnlich) oder „AMP” (bei AMD-Systemen) bezeichnet werden. Wählen Sie das entsprechende Profil aus. Es gibt oft mehrere Profile; wählen Sie dasjenige, das der beworbenen Geschwindigkeit Ihres RAM entspricht. Wenn Sie nur ein Profil haben, wählen Sie dieses aus.
- Speichern Sie die Änderungen und starten Sie neu: Nachdem Sie das XMP-Profil aktiviert haben, speichern Sie die Änderungen im BIOS/UEFI und starten Sie Ihren Computer neu. Die genaue Vorgehensweise hängt von Ihrem BIOS/UEFI ab, aber in der Regel gibt es eine Option wie „Save & Exit” oder „Save Changes and Reset”.
- Überprüfen Sie die RAM-Geschwindigkeit: Nach dem Neustart können Sie die tatsächliche RAM-Geschwindigkeit in Windows überprüfen. Verwenden Sie den Task-Manager (Strg+Umschalt+Esc) unter dem Reiter „Leistung” und dann „Arbeitsspeicher”. Alternativ können Sie Software wie CPU-Z verwenden, die detailliertere Informationen über Ihre Hardware liefert.
Was tun, wenn XMP nicht funktioniert?
Obwohl XMP in den meisten Fällen problemlos funktioniert, kann es gelegentlich zu Problemen kommen. Hier sind einige mögliche Ursachen und Lösungen:
- Inkompatibilität: Es ist möglich, dass Ihr RAM und Ihr Motherboard nicht vollständig kompatibel sind, insbesondere wenn Sie RAM mit sehr hohen Geschwindigkeiten verwenden. Überprüfen Sie die QVL (Qualified Vendor List) Ihres Motherboards. Die QVL ist eine Liste von RAM-Modulen, die vom Motherboard-Hersteller getestet und als kompatibel bestätigt wurden.
- BIOS/UEFI-Version: Eine veraltete BIOS/UEFI-Version kann ebenfalls zu Inkompatibilität führen. Aktualisieren Sie Ihr BIOS/UEFI auf die neueste Version von der Website des Motherboard-Herstellers. Seien Sie bei einem BIOS-Update immer vorsichtig und befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers genau, da ein fehlerhaftes Update Ihr Motherboard beschädigen kann.
- Instabiles System: Wenn das Aktivieren des XMP-Profils zu Instabilität führt (z. B. Abstürze, Bluescreens), kann dies bedeuten, dass Ihr System die höheren Geschwindigkeiten und Spannungen nicht stabil bewältigen kann. Versuchen Sie, das XMP-Profil manuell anzupassen, indem Sie die Frequenz oder die Spannungen leicht reduzieren.
- RAM-Fehler: In seltenen Fällen kann ein defektes RAM-Modul die Ursache sein. Führen Sie einen RAM-Test mit Tools wie Memtest86 durch, um die Integrität Ihres RAMs zu überprüfen.
- CPU Memory Controller: Manchmal kann die CPU selbst der limitierende Faktor sein, insbesondere bei älteren CPUs. Die CPU-Speichersteuerung ist dafür verantwortlich, mit dem RAM zu kommunizieren. Bei bestimmten Konfigurationen oder einer „schlechten CPU” kann es zu Problemen kommen, die beworbene RAM-Geschwindigkeiten zu erreichen.
Z790 und DDR4: Besonderheiten
Obwohl der Z790 Chipsatz primär für DDR5-RAM entwickelt wurde, gibt es Motherboards, die auch DDR4 unterstützen. Dies ist eine Option für Benutzer, die entweder noch DDR4-RAM besitzen oder die höheren Kosten von DDR5 vermeiden möchten. Allerdings gibt es einige Dinge zu beachten:
- Leistungsunterschied: DDR5 bietet in der Regel eine deutlich höhere Bandbreite und Leistung als DDR4. Selbst wenn Sie Ihre DDR4-Module auf ihre maximale Geschwindigkeit übertakten, werden Sie wahrscheinlich nicht die gleiche Leistung wie mit DDR5 erreichen.
- Motherboard-Auswahl: Achten Sie bei der Auswahl eines Z790-Motherboards darauf, dass es tatsächlich DDR4 unterstützt. Nicht alle Z790-Motherboards sind abwärtskompatibel.
- XMP-Kompatibilität: Überprüfen Sie, ob die XMP-Profile Ihrer DDR4-Module mit dem Z790-Motherboard kompatibel sind.
Fazit
Das Problem, dass Ihr DDR4-RAM auf einem Z790-System nur mit 1333 MHz läuft, ist in der Regel leicht zu beheben. Die Aktivierung des XMP-Profils im BIOS/UEFI ist in den meisten Fällen die Lösung. Wenn dies nicht funktioniert, sollten Sie die Kompatibilität, die BIOS/UEFI-Version und die Stabilität Ihres Systems überprüfen. Obwohl DDR5 auf dem Z790-Chipsatz im Vorteil ist, kann DDR4 eine kostengünstige Option sein, solange Sie die potenziellen Leistungsunterschiede berücksichtigen. Mit ein wenig Geduld und den richtigen Schritten können Sie die volle Leistung Ihres RAMs freisetzen und das Beste aus Ihrem neuen PC herausholen.